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DER MENSCHLICHE THERMOSTAT

Unsere inneren Organe und das Gehirn funktionieren am besten, wenn ihre Temperatur, die Körperkerntemperatur, möglichst konstant auf 36 bis 37 Grad gehalten wird. Der Körper setzt alles daran, sie auch bei Hitze UNTER KONTROLLE zu behalten.

Das schafft er bei durchschnittlichen Außentemperaturen spielend mithilfe des Blutkreislaufs. In einem ausgeklügelten Kühlsystem fließt das Blut zur Kühlung an die Hautoberfläche und gekühlt wieder retour. So reguliert der Körper den Wärmehaushalt. Bei hohen Temperaturen müssen Herz und Kreislauf auf Hochtouren laufen, um den Organismus vor Überhitzung zu schützen. Bei einer anhaltenden Hitzewelle können sie auch einmal an ihre Grenzen geraten. Dann drohen gesundheitliche Probleme. Um dem vorzubeugen, müssen wir den Körper bei der Wärmeregulierung unterstützen.

IM KÖRPER GIBT ES ZWEI VERSCHIEDENE TEMPERATUR-ZONEN. IN KOPF UND RUMPF, WO SICH DAS GEHIRN UND DIE WICHTIGSTEN ORGANE BEFINDEN, DIE KÖRPERKERN-TEMPERATUR. IN DEN GLIEDMASSEN UND AN DER KÖRPER-OBERFLÄCHE DIE KÖRPERSCHALENTEMPERATUR, AUCH ALS OBERFLÄCHENTEMPERATUR BEZEICHNET.

EIN CLEVERES


KÜHLSYSTEM

Die Schaltzentrale für die körpereigene Wärmeregulierung ist unser Gehirn. Sensoren, die überall im Körper verteilt sind, messen laufend die Temperatur und melden sie nach oben. Die Zentrale vergleicht sie mit dem Sollwert des Körperkerns von 36 bis 37 Grad. Droht Überhitzung, setzt das Gehirn die körpereigenen Kühlmechanismen in Gang. Als Erstes weist es das vegetative Nervensystem an, die Blutgefäße zu erweitern und die Haut stärker zu durchbluten, also das Blut vermehrt an die Körperoberfläche zu leiten.

Das vegetative Nervensystem steuert viele lebenswichtige Körperfunktionen. Es wird durch übergeordnete Gehirnzentren und Hormone kontrolliert. Vom Willen lässt es sich nicht beeinflussen, deshalb nennen wir es auch autonomes Nervensystem.

An der Oberfläche wird der Körper die Wärme leichter los. Damit die Umverteilung möglichst perfekt funktioniert, pumpt das Herz das erwärmte Blut rascher durch den Körper, statt fünf bis zu 15 Liter pro Minute. Mit dieser Strategie leitet das System immer wieder erwärmtes Blut von innen nach außen, dort kühlt es ab und fließt im stetigen Kreislauf wieder ins Körperinnere zurück.

Normalerweise fließen nur maximal 10 Prozent des Blutes durch die Haut, bei höheren Temperaturen bis zu 80 Prozent. Wir merken es etwa daran, dass sich ein Ring schlechter vom Finger ziehen lässt oder uns die Schuhe plötzlich drücken.

Das funktioniert nur, solange die Umgebungstemperatur unter der Körpertemperatur liegt. Kritisch wird es auch dann, wenn es draußen selbst nachts nicht deutlich kühler wird. Dann muss das Herz rund um die Uhr auf höherem Niveau arbeiten. Vor allem bei Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung kann das lebensgefährlich werden.

KÜHLENDES


SCHWITZEN

Je weiter die Außentemperatur nach oben klettert, desto schlechter funktioniert die Wärmeabgabe über die Haut. Die Umverteilung des Blutes reicht nicht mehr aus, um den Körper auf seine Idealtemperatur einzupendeln. Dann muss geschwitzt werden. Sobald der Schweiß auf der Haut verdunstet, wird dem Körper Wärme entzogen, er kühlt durch die sogenannte VERDUNSTUNGSKÄLTE ab. Schweiß auf der Haut sollten wir daher möglichst nicht abtrocknen. Wir brauchen ihn noch. Wenn er für unseren Geschmack zu stark fließt, am besten die Arme in der Luft leicht bewegen, um ihn ein wenig abzuschütteln. Das kühlt sogar noch zusätzlich.

Aber auch die Schweißproduktion hat Grenzen: Ein Erwachsener kann im Schnitt nur zwei Liter pro Stunde schwitzen. Trainierte Sportler oder Hitzegewohnte deutlich mehr. Wenn wir der Hitze öfter ausgesetzt sind, passt sich das Regulierungssystem relativ rasch daran an. Die erste Hitzewelle des Jahres, wenn wir an die Hitze noch nicht angepasst sind, trifft uns deshalb meist am härtesten. Liegt die relative Luftfeuchtigkeit über 75 Prozent, hilft selbst Schwitzen nicht mehr.

WENN DAS


KÜHLSYSTEM STREIKT

Funktioniert das Kühlsystem nicht mehr ausreichend, kann das ernste gesundheitliche Probleme auslösen. Schon eine leicht erhöhte Körperkerntemperatur kann zum HITZEKOLLAPS führen. Wenn wir beispielsweise lange in der Hitze stehen, wenig getrunken haben und der Körper es nicht mehr schafft, den Blutdruck zu regulieren, fällt dieser fast ins Bodenlose. Das Blut versackt förmlich in den Beinen. Unsere Haut wird blass, feucht und kühl, es schwindelt uns, das Herz beginnt heftig zu klopfen. Unternehmen wir nichts dagegen, kann es passieren, dass wir in eine kurze Ohnmacht sinken.

Bis an die Grenzen ihrer Kapazität und manchmal darüber hinaus gefordert wird die körpereigene Wärmeregulierung, wenn die Außentemperatur gleich hoch ist wie die Körpertemperatur oder sie übersteigt. Oder wenn der Schweiß nicht mehr verdunsten kann, weil es feuchtheiß ist. Dann staut sich die Hitze im Körper, ein lebensbedrohlicher HITZSCHLAG kann die Folge sein. Die Körpertemperatur steigt auf über 40 Grad, der Puls schlägt schwach, die Haut ist heiß, trocken und rot.

Ein SONNENSTICH hingegen hat mit der Wärmeregulierung des Körpers nicht direkt zu tun. Er entsteht durch intensive Sonnenbestrahlung des Kopfes, was dort zu einem Wärmestau und einer Reizung der Hirnhäute führt. Meist macht er sich erst Stunden nach dem Aufenthalt in der Sonne bemerkbar, zumeist mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

WERDEN WIR


HITZEFEST

Hitze ist immer anstrengend. Sie wirkt sich auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus, auf unseren Antrieb und unsere Laune. Manche von uns werden lethargisch, manche gereizt oder sogar aggressiv. Stichwort: Straßenverkehr. Manche kommen bei Hitze erst so richtig in Schwung, manche erleben sogar einen Höhenflug in ihrem Sexleben.

Der Körper muss Schwerarbeit leisten, um die Körpertemperatur auf dem optimalen Level von 36 bis 37 Grad zu halten. Besonders schwierig ist das, wenn die Umgebungstemperatur darüberliegt. Wir können unserem Organismus aber mit verschiedenen Mitteln zur Seite springen. Im Grunde signalisiert er uns, was zu tun ist.


Hitzefest

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