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DIE GROSSE HITZE

Die Sonne hat es sich mit uns schon eine Weile verscherzt.

Genauer gesagt die SOMMERSONNE.

Die ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühling oder milde, herbstliche Sonnentage, bevor der Winter kommt, mögen wir sehr.

Auch gegen die Wintersonne ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Unbehagen bereiten uns sommerliche Höchsttemperaturen, zunehmende Hitzewellen, Nächte ohne Abkühlung und Tage, an denen uns die heiße Luft den Atem raubt.

GLOBAL GESEHEN SIND DIE TEMPERATUREN HEUTE HÖHER ALS WÄHREND DER LETZTEN 2000 JAHRE.

Unsere Sommer waren früher „schön warm“, wir genossen das prachtvolle Wetter, liebten es, bei Badeausflügen in der Sonne zu braten. Endlich Sommer! Es zog uns in südliche Länder, um ordentlich Wärme und Sonne zu tanken. Nie oder ganz selten fanden wir es zu heiß. Heiß war es in Afrika, Indien oder den Wüstenstaaten. Das hat sich geändert. Durch die Klimaveränderung erwärmt sich die Erde stetig. Warm ist es nun in isländischen Sommern, Alaska, Sibirien und, im Vergleich zu früher, sogar in der Antarktis. In den mittleren Breiten hingegen messen wir im Sommer Hitzerekorde.


HEISS, HEISSER


AM HEISSESTEN

„Es ist heiß!“ – was bedeutet das eigentlich genau? Das lässt sich unmöglich einheitlich festlegen. Es ist nicht nur die auf dem Thermometer angezeigte Temperatur. Neben ihr spielen auch Wind, Luftfeuchtigkeit und Sonnenstrahlung dabei mit, als wie heiß wir einen Tag empfinden. Bei Wetterprognosen wird daher oft die faktische wie auch die gefühlte Temperatur angegeben.

Die Meteorologie nennt einen Tag, an dem die durchschnittliche Temperatur 25 Grad erreicht oder überschreitet, einen Sommertag. Ab 30 Grad spricht sie von einem heißen oder Hitzetag, ab 35 Grad von einem Wüstentag. Das ist nicht überall gleich: In Großbritannien zum Beispiel wird eine mittlere Temperatur von mehr als 20 Grad bereits als „hot day“ bezeichnet. Tropennacht heißt durchwegs eine Nacht, in der die Temperatur nicht auf unter 20 Grad sinkt.

AM HEISSESTEN ist es nicht in der Mittagssonne, sondern etwa um 16 bis 17 Uhr. Zwar steht die Sonne zu Mittag am höchsten, heizt aber die Luft erst dann richtig auf.

Für den Begriff Hitzewelle gibt es keine allgemeingültige Definition. Üblicherweise wird eine längere Phase von aufeinanderfolgenden heißen Tagen so bezeichnet. In unseren Breitengraden spricht man meist ab einer Temperatur von 30 Grad an mindestens drei Tagen in Folge von einer Hitzewelle. Dauert die ununterbrochene Hitze mehr als 14 Tage, spricht man von einer langen und extremen Hitzewelle.

Fast jedes Land definiert den Begriff Hitzewelle ein wenig anders. Die Schweiz kombiniert zum Beispiel die Lufttemperatur mit der Feuchtigkeit und berechnet einen Hitzeindex. Erst wenn der Hitzeindex für drei bzw. fünf Tage einen festen Wert überschreitet, sprechen die dortigen Wetterfrösche von einer Hitzewelle bzw. einer extremen Hitzewelle.

DIE METEOROLOGIE in Deutschland und Österreich verwendet heute die Bezeichnungheißer Tag“, in der Schweiz istHitzetag“ verbreiteter. Auch die ältere Bezeichnung Tropentag ist noch gebräuchlich.

WIEN SO HEISS


WIE SKOPJE

Diese Schlagzeile war im Juli 2019 der Aufreger in den österreichischen Gazetten. Ein Forschungsteam der ETH Zürich fand in einer viel beachteten Studie heraus, dass die Erderwärmung das Klima in etwa 80 Prozent der weltweit größten Städte drastisch verändern wird. In europäischen Metropolen werden die sommerlichen Temperaturen voraussichtlich im Schnitt um 3,5 Grad, im Winter um 4,7 Grad steigen. Die Höchsttemperaturen im heißesten Monat des Jahres sollen bis zu etwa 8 Grad zulegen – mit Spitzenwerten in Belgrad und Wien. Im Jahr 2050 könnten in London Temperaturen wie derzeit in Barcelona herrschen. In Wien könnte es so heiß sein wie im nordmazedonischen Skopje, in Madrid wie in Marrakesch oder Fez, in Berlin wie im australischen Canberra.

SPIELT DAS


KLIMA VERRÜCKT?

Studien zeigen, dass unser Temperatur-Klima nicht unbedingt verrückter ist als am Ende des 19. Jahrhunderts. Neu ist, dass heiße Wetterabschnitte zu- und kalte Phasen abgenommen haben. Dieser Trend zeichnete sich in den vergangenen vier Jahrzehnten klar und deutlich ab.

Es gibt beträchtlich mehr tropische Nächte, außergewöhnlich warme Tage, länger andauernde Hitzeperioden als früher, die Jahreshöchsttemperaturen haben zugelegt. In Sachen Kälte ist es genau umgekehrt: Die Extreme haben sich abgeschwächt.

In jüngster Vergangenheit wurden in Deutschland, Österreich und der Schweiz fast durchwegs Hitzerekorde gebrochen. Die drei heißesten jemals gemessenen Sommertemperaturen gab es in den 2000er- und 2010er-Jahren.

Die Zahl der heißen Tage mit mindestens 30 Grad ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen, selbst in Lagen über 1000 Metern Seehöhe.

KEINE GUTEN


AUSSICHTEN

„Diese Entwicklung setzt sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten fort. Bei weltweit unverändertem Ausstoß von Treibhausgasen werden Sommer, die heute extrem heiß sind, Ende des Jahrhunderts der Normalfall sein. Einzelne Hitzesommer werden dann noch extremer sein als heute“, sagt die Wissenschaft .

Darauf müssen wir uns einstellen. Bei konsequentem Klimaschutz könnte sich die Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten auf dem aktuell hohen Niveau stabilisieren, längerfristig verlangsamen. Im Worst-Case-Szenario der Wissenschaft sind bis Ende unseres Jahrhunderts durchschnittlich etwa 30 bis 70 Hitzetage in Wien, 30 bis 60 in Bern und 20 bis 35 in Berlin nicht ausgeschlossen. Die meisten von uns werden das wohl nicht mehr erleben. Aber bereits jetzt stellt sich für uns die Frage: Wie können wir möglichst hitzefest werden?


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