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2014 - Tal von Zarifa - Fragen über Fragen

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Julie war zwar erschrocken über das Foto und wütend über die Drohung, die jemand ihrer Familie gegenüber aussprach, doch bewahrte sie einen kühlen Kopf. Sie war lange genug die Frau eines Generals der amerikanischen Armee gewesen und auch der Job ihres Mannes nach Beendigung seiner Dienstzeit war nicht ungefährlich gewesen.

Es war ihre Idee, Cho zu bitten, herauszufinden, wo genau sich Jassims Satellitentelefon befand. Es hatte, wie bei ihnen allen, ebenfalls einen eingebauten GPS Sender.

Und dann stellte sie eine andere entscheidende Frage: Woher sollten die Erpresser eigentlich wissen, ob er wirklich Carina nach Hause gesendet hatte? Woher wussten sie überhaupt von Carina? Und wie wollten sie wissen, ob er wirklich wie angeordnet hier blieb und sich nicht auf den Weg nach England machte?

Beide überlegten und kamen zu dem gleichen Schluss, aber keiner wollte es aussprechen. Dann räusperte sich Rayan: „Also gut – so unglaublich es klingt, aber sie müssen einen Spion hier haben. Woher sollten sie sonst diese Informationen haben?“

Außerdem war nun klar, dass der Fürst, der zwar der Auftraggeber des Attentäters Ashraf gewesen war, nicht auf eigene Rechnung gehandelt hatte. Es hatte Rayan ohnehin gewundert, wieso der Khalid Raisuli auf einmal so feindselig war. Sie waren nie Freunde gewesen, aber einen Anschlag zu planen, hätte er ihm nie zugetraut. Dazu war er eigentlich viel zu feige. Außerdem musste ihm klar gewesen sein, dass dies Krieg bedeutete und Rayans Männer die überlegenen Waffen hatten.

Nachdem der Fürst ihn und seine Leute bei ihrem Herannahen sofort angegriffen hatte, war keine Zeit mehr geblieben, ihn zu fragen. Als er Raisuli in der Menge der Kämpfenden schließlich entdeckte, war er bereits tot. Vermutlich war er auch nicht durch einen von Rayans Männern gestorben, wie er geglaubt hatte, sondern ebenfalls durch diese Hintermänner. So hatte er nicht mehr reden können, wie praktisch.

Und Amina! Bei Allah, war das der Grund gewesen, warum sie sich so verändert hatte? Hatte man sie womöglich auch erpresst? Aber warum hatte sie nichts gesagt? War sie wirklich ermordet worden?

Das brachte ihn gedanklich zu Tahsin – stimmte es, dass jemand in seiner Nähe war, der ihn bedrohte? Oder blufften die Unbekannten?

Und wo war Jassim? Er war ein guter Kämpfer, wer konnte ihn so leicht überwinden?

Außer Julie konnte und wollte er hier im Tal nur Hanif vertrauen und daher rief er ihn zu sich und weihte ihn ein.

Die drei diskutierten eine Weile alle Fakten und vereinbarten die weitere Vorgehensweise.

Wenn sie aktiv werden wollten, mussten sie schnell sein.

Alles hing davon ab, ob es ihnen gelang, den Spion zu entlarven.

Anfangs weigerte sich Rayan, auch nur in Erwägung zu ziehen, Carina einfach fortzuschicken, doch wie sie es drehten und wendeten, sie wäre in Gefahr, wenn er sie hier behielt. Sie würde sicher sofort zustimmen, abzureisen, wenn er sie einweihte, aber das würde sie erst recht gefährden. Aus diesem Grund fasste er den schweren Entschluss, ihr eine Geschichte aufzutischen, um sie zum Gehen zu bewegen.

„Hanif, ich möchte, dass du Carina nach Alessia begleitest. Wir können uns nicht sicher sein, ob diese Irren wirklich ihr Wort halten. Womöglich warten sie bloß darauf, dass Carina den Schutz von Zarifa verlässt …“

Zu Rayans Überraschung sah Hanif statt einer direkten Antwort Julie an: „Würdest du uns kurz alleine lassen?“

Sie wollte gerade aufstehen und gehen, als Rayan sie zurückhielt und Hanif fragte: „Was soll das? Sie ist meine Mutter. Und somit direkt betroffen. Es geht auch um ihre Familie und gerade deshalb kann und soll sie in diesem Fall ruhig alles hören.“

Hanif zögerte einen Moment, dann sah er Rayan ruhig direkt in die Augen und sagte. „Also gut - Ihr wollt, dass ich mit Carina nach Alessia gehe? Nein. Das werde ich nicht tun. Ich werde nicht mit ihr reiten. Ich werde hier bleiben, bei Euch.“

Rayan glaubte, sich verhört zu haben. Dass Hanif ihm direkt widersprach, war etwas ganz Neues. Fassungslos brachte er nur „Was zum Teufel …?“, heraus.

Er war noch nicht einmal wütend, zu sehr war er über die sachliche Feststellung verblüfft.

Hanif fuhr fort: „Meine Aufgabe ist es EUER Leben zu schützen. Nicht das von Carina. Und gerade jetzt, wo Jassim verschwunden ist, weiche ich Euch keinen Millimeter mehr von der Seite. Wenn es sein muss, schlafe ich auf dem Boden neben Eurem Bett. “

Rayan versuchte ruhig zu bleiben: „Das war eben keine Bitte, es war ein Befehl.“

Doch Hanif zuckte noch nicht einmal mit der Wimper – Rayan hatte ihn noch nie so entschlossen gesehen. „Dann müsst Ihr mich töten. Aber gehen werde ich nicht. Ich habe Eurem Vater damals in der Oase und nochmals auf seinem Totenbett geschworen, Euer Leben zu schützen. Ihr habt die E-Mail gelesen: sie wollen Euch – nicht Carina.“

Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, schaltete sich Julie ein: „Junge, es tut mir leid, dass auch ich dir widersprechen muss, aber er hat recht! Gegen diese Gegner kommst du nicht alleine zurecht. Du musst alle Hilfe nutzen, die du bekommen kannst. Schon um Tahsin zu retten! Du hast auch andere fähige Männer, die sich um Carina kümmern können.“

Die Erwähnung des Namens seines Sohnes brachte den Ausschlag. Rayan schaute noch einmal von einem zum anderen, schüttelte den Kopf und meinte: „Ja, verbündet euch nur alle gegen mich - ihr seid sturer als eine Herde Esel!“ er schüttelte nochmals ungläubig den Kopf. „Also gut, aber wer bringt dann Carina nach Alessia?“

Auch hier hatte Hanif schon eine Antwort parat: „Nihat. Zusammen mit Halef und einigen weiteren Männern. Halef ist noch immer Euer größter Fan, nach so vielen Jahren kann er Euren Auftritt in der Oase von Farah nicht vergessen und würde alles für Euch tun.“ Er grinste und war froh zu sehen, dass Rayan ihm mit einem kurzen Lächeln antwortete.

Rayan seufze tief: „Also gut, dann gehe ich jetzt mal los und bringe die Frau, die ich liebe dazu, mich für immer zu hassen!“ Während er die Worte sprach, hatte er sich von seinem Stuhl erhoben, aber dann erstarrte er mitten in der Bewegung und auch die beiden anderen schauten ihn mit offenem Mund an. Was hatte er da gerade so beiläufig gesagt? Die Frau „die er liebte“?

Und auf einmal begann Julie zu lächeln, während sich auf Hanifs Gesicht ein breites Grinsen breitmachte.

Verlegen überlegte Rayan, was er sagen sollte, dann beließ er es bei einem knappen: „Ach was soll‘s“, und verließ das Büro.

Er ging hinunter in den Garten und fragte sich, wie er ihre sofortige Abreise klar machen sollte. Er musste sie quasi verjagen, aber wie? Und auf einmal kam ihm eine Idee.

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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