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2014 - Tal von Zarifa - Effektive Notlüge

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Carina war in den hinteren Garten gegangen, nachdem Julie sich ohne Erklärung entschuldigt hatte und sie hatte stehen lassen.

Sie setzte sich in den Pavillon und beobachtete die Fische in dem kleinen Teich. Diese Stelle war zu ihrem Lieblingsplatz geworden.

Rayan zögerte einen Moment, bevor er aus dem Schatten des Hauses trat. „So will ich sie in Erinnerung behalten.“ Sein Herz krampfte sich zusammen, als ihm auffiel, dass sie fast an der gleichen Stelle saß, wo sie vor so wenigen Tagen endlich zusammengekommen waren.

Dann rief er sich ins Gedächtnis, dass es hier um mehr ging als seine persönlichen Belange und Empfindungen. Tahsin war in Gefahr! Und Jassim ebenfalls. Der Leibwächter hatte in den vergangenen Jahren so viele Male mit ihm Seite an Seite gekämpft und schon so viele Stunden vor seinem Zelt Wache gestanden, dass es für ihn einfach nicht vorstellbar war, wenn er nicht mehr da wäre. Er musste beide finden und das schnell.

Und so holte er nochmals tief Luft, setzte sein Pokerface auf, bei dem sich Carina schon so oft ratlos gefragt hatte, was in ihm vorging und trat zu ihr.

Sie lächelte ihn an, war aber verwirrt, dass er ihr Lächeln nicht erwiderte. Etwas stimmte nicht, das merkte sie sofort. Er wirkte auf einmal wieder unnahbar.

„Ist etwas passiert?“, fragte sie unsicher.

„Aber nein, was soll passiert sein?“, fragte er sie mit dem ironischen Unterton, den er so perfekt beherrschte. Carina hatte das Gefühl, als treibe er ihr einen eiskalten Dolch in ihr Herz. Sie hatte so gehofft, sie hätten diese Phase der Ironie für immer hinter sich gebracht. Aber gnadenlos fuhr Rayan fort: „Obwohl doch, äh ich hoffe, du verstehst das jetzt nicht falsch, aber ich habe eine Nachricht erhalten ...“, er hielt einen Moment kunstvoll inne, damit die nächsten Worte ihre volle Wirkung entfalten konnte. „Naja, weißt du, Leila hat mich angerufen. Sie ist auf dem Weg hierher …“

Bei der Erwähnung von Leilas Namen verdunkelte sich Carinas Gesicht und sie zog die Brauen zusammen. Rayan wusste sofort, dass er ins Schwarze getroffen hatte und seine Idee richtig gewesen war.

„Und was soll das heißen …?“, fragte Carina langsam, als wolle sie jedes Wort in die Länge ziehen.

„Naja, es wäre doch etwas geschmacklos, wenn du noch hier bist, wenn die Frau des Hauses zurückkehrt, meinst du nicht?“

Carina wurde blass, ihre Stimme zitterte, als sie ungläubig fragte: „Die Frau des … des Hauses?!“

Innerlich meinte Rayan zu verbrennen, als er sah, wie sehr er sie mit seinen Worten verletzte, doch äußerlich zeigte er einen erstaunten Ausdruck: „Aber ja. Naja und du weißt ja, dass das Innere eines Zeltes, in diesem Falle natürlich das Innere eines Hauses – DIESES Hauses, das Revier der Frau ist. Leila wäre bestimmt nicht erfreut, wenn du ihr das streitig machst.“ Er hielt kurz inne, um seine Worte wirken zu lassen. Dann setzte er zum Dolchstoß an und hatte das Gefühl sich dabei selbst das Herz herauszureißen:

„Du schaust so überrascht. Was denn? Du hattest doch nicht etwa gedacht, DU würdest hier die Frau des Hauses werden? – Nein, so naiv kannst du nicht sein, oder?“, er schaute sie mit schief gelegtem Kopf an, um dann fortzufahren. „Nein, natürlich nicht. Du wolltest ja in zwei Wochen ohnehin wieder gehen. Macht doch nicht viel Unterschied, wenn du jetzt schon abreist, oder?“

Sie schaute ihn nach wie vor erschüttert an, doch dann siegte ihr Stolz und sie sagte eisig: „Aber nein, kein Problem. Wann kommt die Dame denn an?“

Und mit einem gespielt fröhlichen Unterton, der ihm so perfekt gelang, dass er sich selbst dafür hasste, erwiderte er: „Übermorgen Abend kommt sie in der Oase an.“

Und wie er vermutet hatte, antwortete die stolze Carina prompt: „Dann werde ich wohl besser gleich morgen früh aufbrechen.“

Er tat verlegen: „Naja, also weißt du, dann würdet ihr euch unterwegs ja noch treffen. Es wäre am besten, wenn du sofort packst und noch heute losreitest. Nihat wird dich mit einigen Männern nach Alessia bringen. Ok?“, er ließ ihr keine Zeit zu antworten und fuhr fort: „Prima, dass wir uns einig sind. Ich wusste doch, dass du eine moderne Frau bist, die Verständnis hat.“ – Dann stand er auf und ließ sie stehen. Es war eines der schwersten Dinge, die er je in seinem Leben hatte tun müssen, denn alles in ihm schrie danach, sie in den Arm zu nehmen und zurückzuhalten.

Wenn er ehrlich war, war er auch enttäuscht, wie leicht es ihm gefallen war, sie von seiner erfundenen Geschichte zu überzeugen. Obwohl es im Hinblick auf die Erpresser nicht hilfreich gewesen wäre, hatte er irgendwie gehofft, sie hätte mehr Vertrauen in ihn. Aber sie hatte die Geschichte sofort für bare Münze genommen, als hätte sie bereits auf ein derartiges Ende gewartet.

Carina starrte ihm sprachlos hinterher – was war da gerade passiert? Hatte er wirklich mit ihr Schluss gemacht und warf sie quasi raus?

Und dann kam die Wut. Zum Teufel mit ihm! Sie hatte ja von Anfang an gewusst, dass er nicht gut für sie war …

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)

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