Читать книгу Lieber lange lieben - Ines Daun - Страница 6
Machen Sie sich einen Plan!
ОглавлениеZufrieden schiebt Katarina Wedel den Hermès-Karton ins Regal. Sie tritt einen Schritt zurück und betrachtet die 14 orangefarbenen Boxen beinahe mit Ehrfurcht. Jede Tasche hat zwischen 8.000 und 30.000 Euro gekostet. Andere Leute kaufen sich für den Wert dieser Handtaschen Wohnungen oder sogar Häuser. Bei diesem Gedanken bekommt Katarina fast einen warmen Bauch. Diese Kartons sind so etwas wie ihre Lebensversicherung. Denn auch gebraucht lassen sich Birkin Bags noch für horrende Summen verkaufen. Ein Verkäufer hat mal zu ihr gesagt, so eine Birkin Bag sei eine sicherere Geldanlage als Gold oder Immobilien. Und Katarina weiß, wie wichtig Geld ist. Als Kind war nämlich nie welches da. Ihre Mutter hatte auch so schon Schwierigkeiten, alleine mit zwei Kindern finanziell über die Runden zu kommen. Katarina musste immer die Klamotten ihrer älteren Cousins und Cousinen auftragen. In der Schule wurde sie deshalb verspottet. Ihre ganze Kindheit über war sie überzeugt davon, dass die großen Playmobil-Packungen in den Spielzeuggeschäften nur von Kindergärten oder Königsfamilien gekauft wurden. Das hatte nämlich ihre Mutter behauptet. Katarina und ihre Schwester bekamen allenfalls mal eine kleine Packung. Zu Weihnachten.
Auch Urlaubsreisen haben sie nie unternommen. Die Klassenfahrt nach Berlin war das Spektakulärste, was Katarina bis zu ihrem Abitur erleben durfte. Als sie gerade mit ein paar Klassenkameradinnen über den Ku’damm bummelte, wurde sie dann von einem Mann angesprochen, der ihr die Visitenkarte einer Modelagentur in die Hand drückte. Fortan träumte Katarina von der großen Modelkarriere. Von New York und Paris. Doch leider wurde sie nur ein paarmal für irgendwelche Modenschauen von kleineren Kaufhäusern gebucht. Bis sie Jörg kennenlernte. Erst da kam ihr Durchbruch – wenn auch nicht als Model. Jörg lud Katarina nach Florida ein. Nach Mauritius. Auf die Malediven. Er überschüttete sie mit Geschenken. Zahlte ihr ein großzügiges Taschengeld. Unterstütze sogar Katarinas Mutter und half ihrer jüngeren Schwester Paula, einen Job in der Stadt zu finden, in der auch Katarina lebte.
Ihr Handy klingelt. Es ist Jörg: »Alles okay bei dir?«, will er wissen.
»Natürlich!«, flötet Katarina in den Hörer. Dass die Haushälterin soeben gekündigt und Katarina außerdem einen Steinschlag auf der Frontscheibe ihres Minis entdeckt hat, erzählt sie nicht. Auch nicht, dass sie noch immer unschlüssig ist wegen ihres Brautkleids.
Denn das hat Katarina inzwischen verstanden: Sie ist ausschließlich für die positiven Nachrichten da. So lautet der Deal. »Dann ist es ja gut«, redet ihr zukünftiger Mann gleich weiter. »Was ich dir sagen wollte: Ich habe heute Abend noch einen Termin und melde mich, sobald ich von dort losfahre.«
»Alles klar! Ich freue mich auf dich!«, ruft Katarina noch einmal. Dann legt sie auf. Sie ist am frühen Abend mit ihrer Schwester Paula verabredet – umso besser, wenn Jörg später nach Hause kommt. Dann muss sie sich gleich im Fitnessstudio und später mit Paula nicht so hetzen. Denn auch das gehört selbstverständlich zu ihren Pflichten: ihren Körper in Schuss zu halten. Auch wenn das bei ihr nicht – wie bei vielen ihrer neuen Bekannten – explizit im Ehevertrag steht. Es wäre Katarina ein Gräuel gewesen, mit einer Waage unter dem Arm beim Notar zu erscheinen, um genau festzuhalten, wie viel Gewicht sie maximal zunehmen dürfte. Grundsätzlich haben Jörg und sie natürlich schon einen Ehevertrag. Als Inhaber einer größeren Bäckereikette würde Jörg sie sonst nicht heiraten. »Schließlich habe ich Verantwortung meinen Mitarbeitern gegenüber!«, betont er gern.
Katarina betrachtet ihre makellos manikürten Fingernägel. Sie muss dringend noch einen Termin bei ihrer Nageldesignerin vereinbaren.
Als sie später im Restaurant ihr Handy auf den Tisch legt, wobei der Diamant ihres Verlobungsrings funkelt, bemerkt sie die interessierten Blicke der Männer an den Nachbartischen. Bei dem Kellner, der sich ebenfalls intensiv um Blickkontakt bemüht, bestellt Katarina einen Salat ohne Dressing. Ihre Schwester Paula schüttelt den Kopf.
»Dass dir das schmeckt!«, wundert sie sich. Katarina lächelt. Sie möchte ihrer Schwester nicht erklären, dass sie für ihre Figur auf das Dressing verzichtet. Noch immer genießt sie es, wie sehr ihre »kleine« Schwester sie bewundert. Katarina war immer die Hübschere der beiden. Ein Hingucker. Mit grünen Augen und dunklem Teint, eine exotische Dorfschönheit. Sie schielt auf ihr Handy. Sie darf Jörgs Anruf nicht verpassen.
»Ach, Kati«, seufzt ihre Schwester und erzählt von dem Ärger mit der neuen Erzieherin im Kindergarten und ihrem Verdacht, dass ihr Mann ein Auge auf seine neue Kollegin geworfen haben könnte. Paula hat dunkle Ringe unter den Augen, weil der kleine Johann in der Nacht plötzlich Magen-Darm bekommen hat. Und nach dem zweiten Glas Wein fängt sie mit einem Thema an, über das Katarina nicht gern redet. »Was ich noch immer nicht verstehe: Bist du nicht unglücklich, wenn du einen Mann heiratest, den du gar nicht richtig liebst?«
Paula selbst hat ihre Jugendliebe geheiratet. Katarina legt ihren Kopf schief, schlägt dann elegant ihre gertenschlanken Beine übereinander und beugt sich zu ihrer Schwester vor. »Bist du denn glücklich mit einem Mann, der sich für seine Kollegin interessiert und nachts weiterschläft, während du die Betten der Kinder neu beziehst?«
Paula guckt zerknirscht. Trotzdem ist sie noch nicht bereit, das Thema zu wechseln. »Aber ist Jörg nicht unglücklich, wenn er weiß, dass du ihn vor allem wegen des Geldes heiratest?«
Katarina zuckt mit den Schultern. »Ich glaube, Jörg ist eher stolz, dass er sich eine Frau wie mich leisten kann«, erklärt sie. »Der Deal ist ein anderer. Und wir verstehen uns ja gut.«
Als Jörg schließlich anruft, springt Katarina sofort auf. »Ich muss los, Süße!«, sagt sie und winkt hektisch nach dem Kellner, der prompt reagiert. Bei der Verabschiedung gähnt Paula.
»Ich bin jetzt auch wirklich hundemüde.«
Und Katarina weiß: Wenn ihre Schwester schlafen geht, beginnt für sie die Arbeit. Dann muss sie »mit sämtlichen Körperöffnungen zur Verfügung stehen« – wie es die angetrunkene Ehefrau eines Geschäftspartners von Jörg einmal so treffend formuliert hat. Man bekommt eben nichts geschenkt im Leben …
Solche Beziehungen kann man beurteilen, wie man möchte. Fest steht: Katarina hat einen Plan. Sie ist eine auffallend schöne und begehrte Frau – und sich ihrer Vorzüge bewusst. Sie möchte nicht arbeiten, sich aber alles leisten können. Da ist es nur konsequent, sich einen Mann wie Jörg zu suchen, der eine Frau zum Vorzeigen haben möchte, die nicht herummault und schlechte Laune verbreitet, sondern ihm einen schönen Feierabend garantiert. Das passt!
Wenn diese Frauen früher als Mandantinnen vor mir saßen, habe ich mir häufig Sorgen gemacht, wie es für sie denn nun weitergehen könnte. »Sie haben gar keine abgeschlossene Berufsausbildung. Wie wollen Sie denn nun Ihren Lebensunterhalt finanzieren? Mit welcher Art von Arbeit?«, habe ich sie gefragt. Und diese Frauen haben mich angeschaut, als wäre ich verrückt geworden. Weil ich dieses schlimme Wort in den Mund genommen habe: Arbeit. Heute weiß ich: Diese Frauen sitzen vor mir und haben viel eher Mitleid mit mir. Denn sie denken: Diese arme Anwältin ist so unattraktiv, dass sie leider arbeiten muss.
Da prallen zwei Welten aufeinander. Deshalb hat es auch eine Weile gedauert, bis ich das Prinzip dieser Frauen verstanden habe: Ihr Problem ist es niemals, eine Arbeit zu finden, die sie finanzieren würde, sondern es geht ausschließlich darum, sich möglichst schnell den nächsten Mann zu angeln, der diese Aufgabe übernimmt.
Wenn ich also heute vor einer solchen Mandantin sitze und sage: »Sie gehen jetzt auf die 40 zu, da müssen Sie sich aber ganz schön ranhalten, noch einen Mann zu finden, der Sie finanziert.« Dann sind diese Frauen nicht beleidigt. Diese Frauen fühlen sich von mir angenommen und gut verstanden. Ich finde das faszinierend. Denn neben ihrer Schönheit sind sie ihren Geschlechtsgenossinnen noch in einem weiteren Punkt deutlich überlegen: Diese Frauen haben sich nämlich genau überlegt, wie sie leben wollen. Danach suchen sie sich den passenden Mann aus. Und das ist nicht der, der mit den Kleinen beim Laternenumzug »Sonne, Mond und Sterne« singt …
Deshalb kann ich allen Frauen nur raten, sich an den Katarinas dieser Welt ein Beispiel zu nehmen: Jede sollte sich beim ersten Date genau darüber im Klaren sein, was sie denn eigentlich will. Will sie Kinder? So sollte sie sich den Mann genau anschauen, ob er denn als Familienvater überhaupt geeignet ist. Die erste wichtige Frage muss also lauten: Welchen Typ von Mann will ich?
Wenn der Lebensentwurf einer Frau beispielsweise so aussieht: Haus, Kinder, halbtags arbeiten und so weiter. Dann rate ich ihr dringend von dem smarten Typen ab, der die Welt bereisen will, gern mit seinen Kumpels um die Häuser zieht und selbstverliebt seinen – auch wenn sie ihn noch so attraktiv findet – Astralkörper mit dem Sixpack im Fitnessstudio schindet. Diese Frau sollte dann lieber den vielleicht auf den ersten Blick nicht so hippen, aber zuverlässigen und soliden Typen nehmen, der sich um ihren kaputten Computer kümmert und dessen ganze Welt sich nur um sie dreht, anstatt in der angesagten Szenekneipe abzuhängen.
Aber Vorsicht! Auch in der soliden Ecke kann es ungemütlich werden. Die Frau muss sich fragen, ob sie einen Mann an ihrer Seite haben möchte, der wahnsinnig viel Verständnis für sie hat und deutlich mehr Wert auf sein Privat- als auf sein Berufsleben legt. Oder möchte sie nicht doch lieber einen Partner, der – sollte sie wegen der Betreuung der gemeinsamen Kinder zwei bis drei Jahre zu Hause bleiben wollen – in der Lage ist, die Familie zu ernähren, weil er ausgesprochen karrierebewusst ist? Erstaunlicherweise stellen sich meiner Meinung nach die wenigsten Frauen diese entscheidende Frage: Was genau will ich überhaupt?
Und da sollten Frauen grenzenlos ehrlich zu sich selbst sein, auch wenn das vielleicht ein wenig unbequem ist. Denn unter Umständen entspricht dieser Lebenswunsch gar nicht dem Bild, das man selbst von sich hat. Zum Beispiel halten sich doch die meisten Frauen für einigermaßen emanzipiert und selbstbestimmt. Immerhin leben wir inzwischen im 21. Jahrhundert. Bedauerlicherweise haben sich aber die Grundstrukturen zwischen Frauen und Männern kaum verändert. Dementsprechend findet eine Frau, die beruflich sehr erfolgreich ist, eher keinen Mann sexy, der nur zu Hause bleibt und – Entschuldigung, wenn ich es so burschikos ausdrücke – das kotzende Kind wickelt. Leider gilt noch immer der Satz: Macht macht sexy. Auch wenn das unmodern klingt und den heute gängigen Regeln widerspricht. Also auch wenn es vielleicht ein wenig weh tut: Seien Sie unbedingt ehrlich zu sich selbst! Überlegen Sie sich nicht, welches Leben zu Ihrem Selbstbild passt, sondern wirklich zu Ihren intimsten Wünschen und Überzeugungen. Damit ist schon einmal die Grundvoraussetzung für eine erfüllte und erfüllende Lebensbeziehung geschaffen.
Wenn Sie nun also wissen, wie Sie sich Ihr künftiges Leben vorstellen, sollten Sie sich unbedingt auch diese zweite Frage ebenso ehrlich beantworten: Wie bin ich selbst?
Ich möchte Sie jetzt auf gar keinen Fall aus Ihrem frischgebauten Wolkenschloss schubsen. Aber eines sollte Ihnen dennoch klar sein: Möchte eine Frau zum Beispiel einen reichen Unternehmer heiraten, lautet eine Grundvoraussetzung hierfür, dass sie Konfektionsgröße 34 bis maximal 36 trägt – und das bis ins hohe Alter. Außerdem sollte sie blond sein. Klingt nach Klischee? Dann schauen Sie sich mal in der Boulevardpresse oder in Ihrem Umfeld Unternehmer an: Da sind mindestens 95 Prozent der Ehefrauen blond, ihre Frisur vorzugsweise der Mode unterworfen, aber häufig auch ganz klassisch langhaarig, gern auch mit einem schicken Bob. Diese Männer wollen und müssen repräsentieren, da passt eine Frau, die den gängigen Schönheitsidealen entspricht, besser in sein Lebensbild, sprich: in seinen Plan.
Außerdem habe ich festgestellt: Diese Damen sind ausgesprochen raffiniert. Sie lassen ihre Männer tanzen wie die Tanzbären. Einfach dadurch, weil sie ihnen das Gefühl geben, großartig zu sein. Sie reden den Herren ständig nach dem Mund. Sagt er: »Ich bin viel älter als du. Aber wenn ich sterbe, wirst du gut versorgt sein.« Dann antwortet sie: »Wenn du stirbst, will ich auch sterben.« Die Frauen nennen das »weibliche Raffinesse«. Ganz ehrlich: Dagegen sind wir Waisenkinder. Diesen Damen geht es ausschließlich um den Status. Und darum, sich perfekt um die Kinder zu kümmern. Das verlangt der Mann dann aber auch! Da werden Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit das Kind in den angesagten Tanzkurs kommt, die beste Privatschule besucht und mindestens Ballett, Klavier und Chinesisch lernt. Das ist dann der Job der Frau. Daraus wird ein Affentanz gemacht.
Kennen Sie den Film Blondinen bevorzugt mit Marilyn Monroe? Da findet folgender Dialog statt: Ihr künftiger Schwiegervater stellt überrascht fest: »Wie ich sehe, haben Sie sogar Verstand!«
Und Marilyn entgegnet mit ihrem typischen sexy Schmollmund: »Ja, aber nur wenn es brenzlig ist, benutze ich ihn. Die meisten Männer mögen es nicht.«
Das trifft es! Denn diese Männer möchten ausschließlich bejubelt werden. Und da können sie keine Frau gebrauchen, die abends ebenso erschöpft wie sie von der Arbeit kommt und dann noch herumnörgelt, weil die Schuhe im Weg stehen. Stattdessen erwarten diese Männer eine perfekt gestylte Frau, die ihnen die Jacke abnimmt und dann auf ihren High Heels in die Küche tippelt, um sein Abendessen zu holen. Diese Frauen werden Sie niemals schlunzig sehen! In flachen braunen Schnürstiefeln, mit denen in Berlins hippen Szenevierteln mindestens jede zweite Frau herumläuft, würden diese Damen nicht einmal den Müll rausbringen.
Wenn Sie nun aber zu den Frauen gehören, die ihre Schnürstiefel lieben, selbstständig und eher kritisch sind – seien Sie nicht traurig. So ein Leben als Unternehmer-Gattin ist ja nicht für jede erstrebenswert. Ich habe sehr, sehr viele wohlhabende bis superreiche Unternehmer als Mandanten begleitet und festgestellt: Die meisten (!) dieser Männer denken überhaupt nicht daran, ihren Frauen ein verrücktes Luxusleben zu finanzieren. Natürlich gibt es ein paar dieser Superreichen, die sich einen sexy Vamp wie Katarina leisten, weil sie es genießen, wenn im Restaurant sämtliche Männer von den Nachbartischen neidisch zu ihnen herüberstarren, denen dabei beinahe der Speichel aus dem Mund tropft. Während sie diejenigen sind, die diese Frau mit nach Hause nehmen. Weil sie es sich leisten können. Das sind dann allerdings auch oft diese Ausnahmefrauen, die selbst ich als Frau dafür bewundere, wie elegant sie ihre Haare in den Nacken werfen und wie verführerisch sie lächeln können, ehe sie auf ihren langen, megaschlanken Beinen an uns vorbeischreiten …
Und selbst die kriegen, wenn sie einen Multimillionär zum Ehemann haben möchten, zunächst einmal einen entsprechenden Ehevertrag vorgelegt. In dem ist dann genau geregelt, dass sämtliche Vermögenswerte im Falle einer Scheidung außen vor bleiben. Im besten Fall bekommt die Frau für einige Jahre etwas Ehegattenunterhalt und vielleicht noch eine kleine – und ich meine wirklich sehr kleine – Abfindungssumme. Das war’s dann.
Und noch etwas zur Beruhigung: Auch die meisten dieser reichen Männer bekommen geradezu Schnappatmung, wenn eine Frau mit ihnen in der Münchner Maximilianstraße vor den entsprechenden Labelgeschäften stehenbleibt und den Wunsch äußert, sie hätte gern eine Handtasche für 2.000 Euro …
Aus meiner Erfahrung läuft es in der Praxis meist wie folgt ab: Die Villa ist Eigentum des Mannes. Die reizende Gattin ist selbstverständlich pro forma in der Firma angestellt, damit sie bei der gesetzlichen Krankenkasse versichert ist. Bilden Sie sich ja nicht ein, dass sie privat versichert wäre! Dieses Privileg genießt nämlich nur der Ehemann in dieser Beziehung. Außerdem darf die Frau ein Auto fahren, das aber nicht ihr gehört und das sie sich auch nicht mehr leisten kann, wenn sich der Ehemann ihrer erst einmal entledigt hat. Immerhin bekommt sie die obligatorischen 1.500 Euro monatliches Haushaltsgeld. Und wenn sie damit recht sparsam ist, reicht es vielleicht sogar irgendwann für eine hübsche Kopie der Hermès Birkin Bag, die Frauen wie Katarina in ihrem Ankleidezimmer stapeln. Dass diese Unternehmer-Gattin selbstverständlich immer schlank sein und Sport treiben muss und deshalb nichts essen darf, versteht sich für diese Männer von selbst. Wenn Sie, liebe Leserin, zu den Frauen gehören, die sich ein solches Leben wünschen, und erkennen, dass Ihnen beim ersten Date ein entsprechendes Prachtexemplar gegenübersitzt: So greifen Sie zu! Ansonsten nehmen Sie bitte schnell Reißaus.
Frauen, die einen Plan haben, scheitern nach meiner Erfahrung seltener. Zumindest habe ich sie nicht besonders häufig in meiner Kanzlei sitzen – und das spricht zweifelsfrei für ihren Erfolg. Und selbst wenn diese Frauen scheitern, dann weniger schlimm. Weil sie nicht ratlos vor mir sitzen und fragen: »Wie habe ich mich nur so sehr irren können?«
Interessanterweise höre ich genau das auch von Männern sehr selten. Und das nicht nur deshalb, weil sie sich gut darstellen wollen. Die meisten Männer haben ebenfalls einen Plan. Von den absoluten Alphatieren zum Beispiel habe ich schon oft gehört, wie umwerfend sie beruflich erfolgreiche Frauen finden. Trotzdem würden nur die wenigsten eine solche Frau heiraten oder mit ihr eine dauerhafte Beziehung führen. Denn, wie ich immer zu sagen pflege: Es denkt, es spricht und – der Albtraum für solche Männer – es widerspricht und kritisiert obendrein auch noch. Deshalb sind solche Frauen für das erfolgreiche Alphamännchen zwar ganz unterhaltsam und es reizt natürlich auch die Herausforderung, »dieses Wild zu jagen und zu erlegen«. Auf Dauer sind solche Frauen für diese Alphatierchen aber viel zu anstrengend, aufregend und – am allerschlimmsten – mit der Gefahr verbunden, sie könnten ihn womöglich noch übertrumpfen, beruflich wie privat. Stattdessen suchen sich solche Männer lieber eine Frau, die ihnen zuverlässig unterlegen ist.
Männer wählen ihre Frauen zumeist nach ganz rationalen Gesichtspunkten. Frage ich zum Beispiel männliche Mandanten, warum sie sich damals für ihre Frau entschieden haben, so klingt das meistens nicht besonders romantisch. Dafür müssen sie aber auch nicht so lange nachdenken wie meine Mandantinnen. Meist erzählen sie mir ganz nüchtern: Sie wollten eine sportliche und attraktive Frau, ihre jetzige Ehefrau hätte diese Voraussetzungen erfüllt. Außerdem wollten sie sich ganz ihrer Karriere widmen und aus diesem Grunde eine Frau, die daheimbleibt und sich um Haus, Hof und Küche kümmert.
So einfach ist das.