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Die Linzer Torte

Es soll ja Leute geben, die behaupten, sie könnten keine Linzer Torte essen, weil die ihnen zu süß und zu pappig sei. Alles bleibe einem da zwischen den Zähnen hängen, ist zu hören. Vom Kaloriengehalt dieses Gebäcks ganz zu schweigen. Ich muss sagen, dass ich davon nichts bemerkte, als ich damals eine Linzer Torte futterte. Sie schmeckte einfach wunderbar und war gar nicht so schwer aufzutreiben. Als Inge eines Nachmittags, frei nach dem Motto: „Ist dein Haus nicht mehr zu sehen, musst du mal den Rasen mähen!“ beim Mähen und ich somit einigermaßen unbeobachtet war, machte ich mich zu einer kleinen Erkundungstour in die Nachbarschaft auf. Man will ja schließlich wissen, wo man wohnt und welche Leute einen so tagtäglich umgeben. Ein bisschen kannte ich mich schon aus, weil Inge ja öfters den Rasen mähte. Und interessanterweise sah sie immer dann viel schlechter, wenn sie - wegen des Lärms des Rasenmähers - nichts hörte. Sie war dann vollkommen fixiert auf diese lärmende Maschine, die sie vor sich her schob. Jedenfalls: An jenem Samstagnachmittag hatte ich ganz ohne Frage einen ausgezeichneten Riecher! War im richtigen Moment am richtigen Ort! In einem der Nachbarhäuser stand doch zu meiner großen Verblüffung tatsächlich die Kellertür sperrangelweit offen, und auf einem kleinen Tischchen in der Mitte des Keller-Raumes sah ich sie stehen: Eine frisch gebackene Linzer Torte! Schwer zu sagen, was mich mehr beeindruckte: Der bloße Anblick des großen, runden Gebäcks oder der süßliche Geruch, der mir ja schon in unserem Garten hauchzart durch die Nase gezogen war. Praktischerweise stand neben dem Tischchen ein Stuhl, so dass das Erklimmen des Tisches ein Kinderspiel für mich war. Eine etwas halbherzig angebrachte Folie über der Torte störte mich auch nicht im Mindesten, und mit ein paar herzhaften Bissen war ich vorgedrungen in den göttlichen Kuchen-Olymp! Man darf in solchen Situationen ja nicht zimperlich oder zögerlich sein. „Bloß nix anbrennen lassen!“, pflegte Uwe da zu sagen. Ein wenig war das gute Stück sogar noch warm! Und so süß! Diese himmlische Geschmacksrichtung wird einem Hund dämlicher weise ja ständig vorenthalten. Vielleicht war sie ja auch ein wenig klebrig, aber das störte mich nicht die Bohne. Es ging dann aber alles doch ganz schnell, als der Herr Nachbar urplötzlich im Keller stand. Da blieb mir nichts anderes übrig, als ohne große Formalitäten und vollkommen übereilt das Weite zu suchen, denn der Herr schaute nicht unbedingt freundlich aus der Wäsche. Nicht dass ich dafür kein Verständnis gehabt hätte, aber ich fragte mich dann ja doch, warum die Leute ihre Kellertüren nicht zusperren, wenn sie derartige Kostbarkeiten dort unten verwahren. Die Antwort auf diese Frage hörte ich erst dann heraus, als die Nachbarin und 1a-Kuchenbäckerin sich äußerst angeregt, aber mit durchaus heiterer Miene mit Inge im Garten unterhielt. Warum die sich ständig die Hand auf den Mund schlug und „Nein!“, „Nein!“ rief, habe ich nicht verstanden, denn eigentlich machte sie das nur, wenn sie über etwas vollkommen entsetzt war. Dazu gab es ja eigentlich keinen Anlass. Kuchen ist ja schließlich dazu da, vertilgt zu werden, früher oder später. Bei Linzer Torten, bekam ich mit, sei das eher später. Die müsse man gut auslüften und ein paar Tage lagern. Und nur deshalb sei sie in den Keller gestellt und die Tür geöffnet worden. Na, so was hätte einem doch gesagt werden müssen!

Friede, Freude, Hundekuchen

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