Читать книгу "In der Klapse" - Inge Müller-Keck - Страница 7

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Ein Märchen

„In der Klapse“ oder „Die Knallerbergklinik im Auenland“

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, eine fröhliche, sich im Frühherbst des Lebens befindende Frau, die alle Erdlinge in ihrem Umfeld liebenswert fand. Aus heiterem Himmel widerfuhr ihr eine riesengroße Enttäuschung von den Menschen die ihr Nahe waren.

Neidische, engherzige Amöbenhirne verursachten diese herbe Enttäuschung - gemeinsam mit einem Jahrmarktskrämer, der bis zum heutigen Tag unfähig ist, mit einer Krisensituation angemessen umzugehen. Es versteht sich fast schon von selbst, dass weder Loyalität, Verständnis, ja nicht einmal verstehende Worte, der ganz normalen irritierten Frau in diesem Moment zukamen. Ganz im Sinne eines machiavellistischen Gedankens „der Zweck heiligt die Mittel“ wurde sie phrasendreschend und völlig sinnlos an des Krämers Lieblingsmöbelstück, den Pranger, gestellt. Er liebte dieses Schmierentheater sehr, so wunderte es niemanden, dass der Pranger während der „Krämeramtszeit“ immer in Gebrauch war. Dies war eine gute Gelegenheit von wirklich wichtigen Themen und Fehlern abzulenken und er konnte ganz nebenbei moralinsauer seinen Heiligenschein nachjustieren.

Ein im wohlverdienten Ruhestand und dennoch tätiger Hausarzt, der den Jungbrunnen gefunden hatte, erkannte die Not der Frau, die mit sich gebrachte Verwirrung, das Unrecht und sah, dass sie in Tränen schwimmend, Hilfe brauchte. Viel, viel später einmal sagte der Arzt zu der Frau, es sei ihm damals schon klar gewesen, dass sie weder zum Krämer noch zu den anderen Schießbudenfiguren zurückkehren würde.

Der Jungbrunnenarzt schickte die betrübte, angeprangerte Frau klugerweise an die Psychotherapeutin Frau Grawz, die sowohl brillant in ihrem Beruf, als auch auf dem Golfplatz war. Nun, das Letztere war der verwirrten Frau egal, doch es gelang ihr, sich zu öffnen. Frau Grawz packte die Sorgen der Frau aus, wie ein Mannequin den neuen Victoria's Secret Fantasy-Bra. Als die geschockte Seele so matt vor ihr lag, päppelte die Psychotherapeutin sie liebevoll wieder auf und schenkte ihr neuen Lebenswillen. Sie war es auch, die der traurigen Frau vorschlug, einen Aufenthalt im schönen Auenland anzutreten. Dies würde ihr sicher guttun. Die Frau indes brauchte noch viel Zuspruch, ehe sie bereit war, diesen Schritt in dieses unbekannte Land mit den heißen Quellen zu gehen. Doch sie tat ihn.

Das Märchen trägt sich in einer psychosomatischen Klinik im schönen Auenland zu.

Und von nun an, liebe Leser, wandelt sich in dem Märchen die traurige, bestürzte, von Menschen enttäuschte, fassungslose Frau in die Erzählerin.


Auf dem Weg nach Emmaus

Die Ankunft im Auenland

Eingebettet zwischen Riesenbäumen, heißen Quellen und einem asiatischen Laden steht eine psychosomatische Reha-Klinik. Es ist eine Welt für sich und für kurze Zeit war es auch meine Welt. Zu Beginn meines Aufenthaltes beschränkten sich meine Vorinformationen auf Erinnerungen aus dem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ und dem Lesen der Homepage und Bewertungen über die Klinik.

Die Tür öffnete sich und ich stand mit meinen Koffern und schnell klopfendem Herzen am Empfang. Dort waren alle Damen emsig und fachkundig bei ihrer Arbeit. Später wurde Frau Huck meine auserkorene Lieblingsempfangsdame. Immer ein Lächeln oder eine humorige Bemerkung auf den Lippen, fühlte man sich gleich zu Beginn wohl und angenommen. Man vergisst leicht, dass es eine Klinik und kein Hotel ist. Frau Huck wurde jedoch nicht müde, auf diese Kleinigkeit bei allerlei Begebenheiten hinzuweisen. Ob der hübsche Hausmeister im Hintergrund allerdings immer nach dem Rechten oder der Rechten schaute, war nicht herauszubekommen. Lästigerweise hatte ich unendlich viel Arbeit mit mir selbst.

Die Zimmer hatten eine gute Größe und meines einen wunderschönen Panoramablick auf die Berge. Das Bad war mit Allem ausgestattet, was man zur Standardhygiene brauchte. Dies ist aber nur meine persönliche Meinung, Klo-Fritze sah das sicher anders. Sein großer Auftritt in meiner Erzählung kommt noch. Der Teppichboden war schlicht und einfach fertig. Die alten Flecken brillierten in den unterschiedlichsten Farbschattierungen. Er ähnelte sehr dem Befinden der Patienten in den ersten zwei Wochen ihres Aufenthaltes. So war es auch bei mir. Ich heulte unendlich viel, ich kübelte, ich war ebenso fertig wie mein Zimmerboden. Nur ihm ging es noch ein wenig schlechter als mir.



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