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Das bin ich

Sternfisch

Im Märzen vor Jahren da bin ich geboren

den freundlichen Monat hab ich mir erkoren

als Fischlein befreit von Be-Engung und Zucht,

im Strom frei mich tummeln, das ist auch mal Flucht.

Wenn Vorschrift diktiert, was ich darf, was ich soll,

dann hab ich ganz schnell meine Nase zu voll,

ich find meinen Weg wie der schlängelnde Aal,

und prüf, was mir wichtig ist - von Fall zu Fall.

Mach ich Kompromisse, tu ich´s mit Bedacht,

den Kopf durch die Wand meistens Schmerzen nur macht,

doch geb ich dem Chef, was so wichtig für IHN,

erreiche ich oft, was für MICH macht den Sinn.

Wenn Nachgeben oft wird als Schwäche gesehn,

Ihr lieben Leute, das müsst ihr verstehn,

für andere Wichtigkeit anderswo liegt,

wenn ihr das versteht, immer wieder ihr siegt.

1.3.2019

Ich bin ich

Ich bin ich, und sagt man mir

so gehört es sich doch hier

Widerspruch wird mir geweckt

was denn wohl dahinter steckt.

Schon als Kind ich eckte an,

wenn ich stellte Fragen dann.

Warum muß ich Kleider tragen

auch im Winter, wenn es kalt,

nur weil ich ein Mädchen bin,

"Das gehört sich so," es schallt.

Lederhosen hätt ich gern

das ist nichts für eine Deern,

doch mein Bruder hatte eine,

ich verstohlen zog sie an,

Streit bekam ich mit ihm dann.

Sonntags ist man immer fein,

einfach spielen darf nicht sein.

Nachbarurteil ist so wichtig,

doch ich finde das nicht richtig,

was geht es die Leute an,

wenn ich richtig spielen kann.

Manches hat sich doch geändert,

andre Regeln gibt es jetzt,

doch tanzt jemand aus der Reihe,

immer noch wird da gehetzt.

Wer heut außerhalb der Normen

sich bewegt, das wird gesehn,

viele finden es so furchtbar,

doch ich finde Vielfalt schön.

Ingrid Rathje-Kohn

26.11.20

Kriegsgeburt

Dor weer eenmal, lang is dat her,

dat rummst un donnert öbert Feld,

as ik noch in den Froschdiek weer,

ik dacht, ik will se sehn, de Welt.

Dat kracht und dröönt, wat is dor los,

ik kann´t vun hier nich seen,

de Froschdiek is min Moders Buuk,

mien Drängeln geef ehr Wehn.

Denn steek ik rut mien Näs und luur,

und möök de Oogen wedder to.

Ik hang mi an de Nabelschnur,

wull doch noch leber miene Roh.

Dat weer to laat, ik kunn nich trüch,

se holt mi an dat Licht !

Wenn man erst so wiet kamen is,

denn röppt de nächste Schicht.

Und ik keem rut, und dor weer Krieg,

uns Naabersfru mi denn vertellt:

"Dat segg ik di, du lüttje Deern, -

kümmst in ne bitterböse Welt!"

24.11.200

Anderswelt

Am 12. März um Mitternacht,

hab ich es mir so ausgedacht,

will nicht mehr geistern eine Stunde,

mit Körper ich die Welt erkunde

und schlüpfe nicht nur so zum Schein

ins neugeborne Kind hinein.

Und gleich mein Dasein ändert sich,

die Menschen plötzlich SEHEN mich,

voll Freude lächeln sie so warm

und halten schützend mich im Arm.

Ins Wärmebett ich komm hinein,

ich bin ja noch so furchtbar klein.

Ich seh die Welt mit Menschenaugen,

doch Anderswelt ist auch noch da,

woran die Leute nicht mehr glauben,

das meinem Herzen ist so nah,

ich spüre sie, die alten Freunde,

sie schenken, was man Zufall nennt,

ich sende dankbar euch Gedanken.

Ihr zeigt mir, daß ihr mich noch kennt.

8.4.2019

Profifotograf

War neulich beim Profi-Fotografen,

hat ein Bild von mir gemacht,

gibt nur wenig Foto-Bilder, wo die Ingrid gar nicht lacht.

Alles ist naturgewachsen, nur die Brille ist gekauft,

und ein bisschen Lippenstift was die Ingrid sonst nicht braucht.

Locken kommen nicht von Wicklern,

Haare strubbeln selbstgewollt

Bin, wie ich nun einmal bin,

hab darüber nie geschmollt.

18.10.20

Lyrischer Regenbogen

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