Читать книгу Du kannst ihm nicht vertrauen... - Irene Dorfner - Страница 8

3.

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„Wenn Sie es noch ein einziges Mal wagen sollten, meine Verlobte zu beleidigen, werden Sie mich von einer sehr unangenehmen Seite kennenlernen“, drohte Leo Schwartz dem Staatsanwalt Eberwein und war dabei sehr laut geworden. „Mich können Sie angreifen, damit habe ich kein Problem, aber meine Verlobte lassen Sie gefälligst in Ruhe!“ Der fünfundfünfzigjährige gebürtige Schwabe war außer sich.

„Ich würde Ihre Verlobte niemals persönlich beleidigen, das verbitte ich mir!“ Der Staatsanwalt war sehr aufgebracht. Er hatte darauf bestanden, eine Besprechung der Kriminalpolizei Mühldorf einzuberufen und persönlich daran teilzunehmen, worauf keiner scharf war und das wusste er auch. Aber das war ihm egal. Seit einigen Tagen wurde er von zwei Journalisten bedrängt, die an der Kobalt-Sache des letzten Falles dran waren. Auf Schritt und Tritt wurde er von den beiden belästigt – und eine davon war Sabine Kofler, die Verlobte von Hauptkommissar Leo Schwartz. Eberwein hatte gehofft, Schwartz auf seine Seite ziehen zu können und ihn dazu zu bringen, auf Frau Kofler soweit einzuwirken, ihn endlich in Ruhe zu lassen. Aber das ging völlig in die Hose. Dieser sture Schwartz hatte das Anliegen in den falschen Hals bekommen und die Unterhaltung war in einen handfesten Streit ausgeartet.

Dass Leo und seine Sabine bereits mehrfach wegen der Recherchen und der in seinen Augen überzogenen Bericht-erstattung aneinandergeraten waren, wusste außer Hans niemand. Warum sollte Leo damit hausieren gehen? Der Fall in Gars lag längst bei den Akten, auch wenn der Mörder des Toten in der Gefriertruhe noch nicht gefunden wurde. Das war einer der seltenen ungelösten Fälle, mit denen man leben musste. Anstatt zum Alltag zurückzukehren und den Kobalt-Fall, der schluss-endlich gelöst wurde, endlich ruhen zu lassen, wühlte Sabine mit ihrem Kollegen Silvio Bernhardt die Sache immer wieder auf und sie wurde in den Medien breitgetreten. Es wurden die ersten Stimmen von Seiten der Bevölkerung laut, die die Herausgabe aller Informationen bezüglich des Kobalt-Falles und den Hintergründen forderten, was Rudolf Krohmer, der Chef der Mühldorfer Polizei, natürlich nicht zulassen konnte. Wo käme man denn hin, wenn man auf Verlangen Unbeteiligter jede Kleinigkeit preisgeben würde? Nein, die Akte Gars war vorerst zu, dafür würde er persönlich sorgen. Die Verantwortlichen waren längst den Behörden zugeführt worden und um alles andere kümmerten sich jetzt die Gerichte. Krohmer hörte dem Streitgespräch zwischen Schwartz und Eberwein zu, wobei er immer wütender wurde. Er verstand beide Männer, aber langsam war es auch genug. Es wäre ihm auch lieber, wenn die Journalisten endlich Ruhe geben würden, aber darauf hatte er keinen Einfluss. Jegliche Anfragen, die auf seinem Tisch landeten, hatte er abgeschmettert, wofür auch seine Sekretärin sorgte. Dass es sich bei einer der Journalisten um Schwartz‘ Verlobte handelte, war ihm zwar unangenehm, aber das änderte nichts an seiner Entscheidung. Es gab einen Todesfall, der heute früh gemeldet wurde und der jetzt im Vordergrund stand.

Die beiden Streithähne waren kurz davor, aufeinander loszugehen. Jetzt war das Maß voll.

„Ruhe, verdammt nochmal! Setzen Sie sich, und zwar beide! Was ist denn los mit Ihnen? Können Sie sich nicht wie Erwachsene benehmen?“

„Was erlauben Sie sich?“, rief Eberwein, während sich Leo wieder setzte.

„Das hier ist meine Polizei und hier bestimme ich die Regeln! Wenn Sie sich ruhig verhalten und anständig benehmen, können Sie bleiben. Wenn nicht – dort ist die Tür!“

„So können Sie nicht mit mir umgehen! Ich bin der Staatsanwalt!“

„Auch als Staatsanwalt müssen Sie sich zusammenreißen! Setzen Sie sich endlich, damit wir weitermachen können. Falls Sie es vergessen haben: Wir haben eine Tote, um die wir uns kümmern müssen. Wenn Sie private Diskrepanzen mit der Verlobten des Kollegen Schwartz haben, gehört das hier nicht her. Klären Sie das bitte im privaten Rahmen.“ Krohmer war stinksauer und musste tief durchatmen. Der Tod des Mädchens ging ihm sehr nahe, denn es handelte sich um eine ehemalige Schulkameradin seines Ziehsohnes. Mason war jetzt siebzehn Jahre alt und besuchte die elfte Klasse des König-Karlmann-Gymnasiums in Altötting, auf das er nach der Hauptschule gewechselt hatte – und da waren er und Katharina in einer Klasse gewesen. Während Mason das musische Gymnasium bevorzugte, blieb Katharina in Mühldorf und ging auf das hiesige Gymnasium. Obwohl Mason in seinem jungen Leben bereits viel hatte durchmachen müssen, waren seine schulischen Leistungen immer hervorragend gewesen. Er gehörte zu den Besten seiner Jahrgangsstufe und wusste genau, was er wollte – und das machte Krohmer sehr stolz. Der Junge war nach einer schwierigen Phase umgänglicher geworden, was das Familienleben deutlich entspannte. Krohmers Frau Luise und Mason hatten inzwischen ein sehr herzliches Verhältnis, worauf er oft neidisch war, denn er selbst spürte die Distanz zwischen ihm und dem Jungen ganz deutlich. Als die schreckliche Nachricht eintraf, dass sich das achtzehnjährige Opfer Katharina Oberwinkler vom Dach der Turnhalle der Schule gestürzt hatte, war Krohmer schockiert. Er kannte das Mädchen zwar nur flüchtig, aber er war tief getroffen von dem Selbstmord. Es war selbstverständlich, dass die Umstände völlig aufgeklärt werden mussten, auch wenn der Staatsanwalt nicht seiner Meinung war. Für Eberwein war das ein Selbstmord, der zwar tragisch war, die Mordkommission aber nicht zu interessieren hatte. Krohmer war anderer Meinung und hatte die Ermittlungen auf seine Kappe genommen. So lange die genauen Umstände des Selbstmordes nicht geklärt waren, fühlte er sich verpflichtet, sich darum zu kümmern – und niemand widersprach ihm. Es lag kein weiterer Mordfall an, weshalb nichts dagegen sprach, sich um die Sache zu kümmern. Krohmer hatte es übernommen, sofort mit seinem Ziehsohn zu sprechen, was für beide nicht leicht war und dem Chef der Mühldorfer Polizei immer noch in den Knochen steckte. Mason und Katharina waren keine engen Freunde gewesen, trotzdem war der Junge sehr bestürzt – so wie alle anderen auch.

„Sie haben mit den Eltern gesprochen?“, wandte sich Krohmer an Hans Hiebler, nachdem der Staatsanwalt endlich Ruhe gab und sich gesetzt hatte.

Hans nickte und schluckte, denn das war kein einfaches Gespräch gewesen. Auch Leo war immer noch sehr betroffen. Die Kriminalkommissare hatten beide Elternteile zuhause angetroffen. Als die verstanden, dass ihre Tochter nie wiederkommen würde, war der Vater am Boden zerstört. Er schrie und weinte, während die Mutter nichts sagte und keine Miene verzog. Diese Reaktion erschreckte vor allem Hans, denn das verhieß nichts Gutes. Hans forderte einen Arzt und einen Seelsorger an, mehr konnte er für beide nicht tun. Als die Kommissare gehen wollten, tauchte der Bruder des Opfers auf. Auch er war fassungslos, aber ansprechbar.

„Den Eltern und dem Bruder geht es natürlich nicht gut, das ist logisch. Soweit wir verstanden haben, ist Katharina Oberwinkler kurz nach ihrem achtzehnten Geburtstag bei Nacht und Nebel von zuhause ausgezogen, das war im letzten Jahr im August. Wo sie lebte, konnten uns die Eltern nicht sagen, der Bruder weiß auch nichts. Die Eltern waren völlig durch den Wind, weshalb wir sie vorerst in Ruhe gelassen haben. Wir stehen mit dem Arzt in Kontakt. Der sechzehnjährige Bruder hatte nach seinen Aussagen nur flüchtigen Kontakt zu seiner Schwester. Warum das so war, hatte er nicht erklärt. Er sagte aber, dass es in seinen Augen keine Anzeichen für einen Suizid gab. Das Opfer war eine gute Schülerin und hatte offenbar einen akzeptablen Freundeskreis.“

„Was ist denn das für eine Aussage?“, mischte sich der Staatsanwalt ein, der nach dem Rüffel beleidigt war. „Was ist denn ein akzeptabler Freundeskreis?“

„Keine Chaoten oder Spinner. Einfach ganz normale, junge Leute, die ihre Freizeit gemeinsam verbracht haben. Das ist die Aussage des Bruders und selbstverständlich werden wir das noch überprüfen.“

„Und niemand weiß, wo das Opfer gelebt hat? Das kann ich mir nicht vorstellen!“ Krohmer war schockiert von diesen Familienverhältnissen.

„Wir kümmern uns darum und werden es herausfinden“, sagte Leo, der ähnlich dachte wie der Chef.

„Irgendwelche Hinweise auf dem Handy oder Laptop?“

„Das ist etwas, was wir nicht verstehen“, sagte Leo. „Wir haben kein Handy, Tablet und keinen Laptop gefunden. Die Eltern sagten, dass ihre Tochter nichts davon besaß, was der Bruder bestätigte. Die Eltern legten immer großen Wert darauf, dass ihre Kinder ohne schädlichen Einfluss aufwuchsen, was Handys, Fernsehen und Computer einschloss.“

„In der heutigen Zeit schwer vorstellbar“, murmelte Krohmer. „Allerdings wissen wir nicht, ob es Laptop und Handy nach dem Auszug gab.“

„Wir konnten einige wenige Mitschüler befragen, die alle aussagten, dass Katharina Oberwinkler sehr wohl ein Handy besaß. Wir haben es aber nicht gefunden.“

„Wieso wurden nur einige und nicht alle Mitschüler befragt?“, wollte der Staatsanwalt wissen und alle spürten den vorwurfsvollen Unterton.

„Weil wir hier sitzen, anstatt unserer Arbeit nachzugehen“, maulte Leo, ohne den Staatsanwalt oder den Chef dabei anzusehen. Leo hielt die Besprechung für reine Zeitverschwendung, denn noch waren sie nicht wirklich weit gekommen. Er spürte, dass bei dem Suizid etwas nicht stimmte und wollte herausfinden, ob er richtig lag.

„Das hätten Sie alles längst erledigen können“, pampte Eberwein zurück. „Es wäre genug Zeit gewesen, alle Mitschüler, Lehrer und Freunde aufzusuchen und zu befragen.“

„Die Tote wurde heute früh um sechs Uhr gefunden. Der Leichenfund hatte sich herumgesprochen und es hatten sich trotz der Kontaktbeschränkungen durch das Corona-Virus einige Leute eingefunden, die wir alle befragt haben. Als wir damit durch waren, mussten wir erst die Eltern verständigen, womit Sie hoffentlich einverstanden waren. Wir mussten verhindern, dass die Todesnachricht zu den Eltern durchdringt, bevor wir sie selbst überbringen konnten. Wir haben uns erst um elf Uhr von den Eltern verabschiedet. Jetzt ist es kurz nach dreizehn Uhr und diese Besprechung zieht sich unnötig in die Länge. Wann hätten wir mit den Mitschülern und Lehrern sprechen sollen?“ Leo war außer sich. Diesen Vorwurf musste er sich vom Staatsanwalt nicht gefallen lassen, das war eine bodenlose Frechheit. Während der von allen Kriminalbeamten Unmögliches erwartete, saß er hier und hielt alle nur auf.

„Es wäre Ihr Job gewesen,…“

„Jetzt kommen Sie mal runter!“, schritt Krohmer jetzt ein, der immer wütender wurde. Die heutige Laune des Staatsanwaltes war für ihn nur schwer zu ertragen. „Versuchen Sie, das Handy des Opfers zu finden“, sagte Krohmer so ruhig wie möglich zu Leo.

„Wir sind dabei.“

„Wie gehen Sie jetzt vor?“

„Wir werden alle Schüler und Lehrer befragen. Man wartet auf uns in der Schule.“

„Gut. Versuchen Sie, nochmals mit den Eltern zu sprechen.“

„Selbstverständlich.“

„Gibt es von Ihrer Seite noch etwas?“ Krohmer sah seine Leute an. Ihm war klar, dass der Fall allen an die Nieren ging.

„Ich hätte einen Vorschlag“, sagte Anton Graumaier mit einem Lächeln. Anton, genannt Toni, war zur Aushilfe in Mühldorf. Eigentlich hätte er längst wieder gehen können, aber Krohmer nutzte dessen Anwesenheit aus, um seinen eigenen Leuten Urlaub gewähren zu können. Nachdem die Kollegin Diana Nußbaumer aus Thailand zurück war und auch der Kollege Schwartz einige Tage Urlaub genossen hatte, war jetzt die Leiterin der Mordkommission Tatjana Struck dran, die gemeinsam mit ihrem Freund zwei Wochen in Italien verbrachte. Aufgrund der dortigen Corona-Situation saßen Frau Struck und ihr Begleiter immer noch in Italien fest, da beide immer noch Anzeichen einer Erkrankung zeigten und die Ärzte sie noch nicht entließen. Krohmer hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, beide nach Hause zu bringen, was ihm aber bisher nicht gelang. Wenn Frau Struck wieder zurück war, musste sie sehr wahrscheinlich zwei Wochen in Quarantäne verbringen, was deren Einsatz weiter hinausschob. Nach ihrer Rückkehr war auch für Graumaier die Zeit in Mühldorf vorbei, das wussten alle. Trotzdem mussten sich alle mit der momentanen Situation zurechtfinden, an der sich so schnell nichts ändern würde.

„Bitte, wir hören“, stöhnte Krohmer, der den Neuen nicht wirklich mochte. Er selbst hatte ihn mehrfach dabei erwischt, als er mit Zeuginnen und auch Kolleginnen flirtete, was er nicht guthieß. Graumaier brachte zu viel Unruhe in seine Mordkommission und in die ganze Polizei, was ihm mehr und mehr auf die Nerven ging. Wenn dieser verdammte Corona-Mist endlich vorbei wäre, könnte alles wieder so laufen wie vorher – aber noch war es nicht so weit. Die Lockerungen in Bayern kamen nur zaghaft und es würde noch lange dauern, bis ein einigermaßen normales Leben wieder möglich war.

Auch die anderen stöhnten darüber, dass die Besprechung durch Tonis Unterbrechung noch mehr in die Länge gezogen wurde. Konnte der Typ nicht einfach die Klappe halten?

„Wenn wir keine ausreichenden Informationen bekommen, sollten wir jemanden Undercover in die Schule einschleusen, der sich dann dort umhören könnte.“ Toni sah in die Runde und war gespannt, wie sein Vorschlag aufgenommen wurde. Er dachte natürlich an sich selbst, denn einen Undercover-Einsatz hatte er noch nie machen dürfen und das reizte ihn. Außerdem wäre er dafür geradezu perfekt, denn immer wieder wurde ihm bestätigt, dass er für seine zweiunddreißig Jahre noch sehr, sehr jung aussah.

Leo und Hans lächelten nur, sie nahmen den Vorschlag nicht ernst. Diana sagte nichts dazu. Sie war von dem Anblick des Opfers immer noch geschockt, denn so etwas hatte die Neunundzwanzigjährige noch niemals vorher gesehen. Das junge Mädchen lag völlig verdreht auf dem Pflaster. Das viele Blut hatte sie erschreckt, aber auch die weit aufgerissenen Augen des Opfers, die sie anzustarren schienen, würden sie noch lange verfolgen.

„Das ist doch Schwachsinn!“, rief der Staatsanwalt, noch bevor Krohmer etwas sagen konnte. „Der Suizid des Mädchens ist tragisch und ich bin trotz anderer Ansicht damit einverstanden, dass wir uns um die Umstände kümmern. Das sind wir nicht nur den Eltern, sondern auch der Bevölkerung schuldig. Allerdings handelt sich immer noch um einen Selbstmord und nicht um Mord, das dürfen wir nicht vergessen! Dazu sind wir alle noch mittendrin in der Corona-Krise, aus der wir auch nicht so schnell herauskommen. Wie sollte Ihr Vorschlag in der Praxis aussehen? Es werden vorerst nur die Schüler unterrichtet, die kurz vor dem Abschluss oder einem Übertritt stehen – wie würde da ein Außenstehender dazu passen? Nein, Kollege Graumaier, es wird hier keinen Undercover-Einsatz geben! Ihr Vorschlag in allen Ehren, aber das ist dann doch zu viel des Guten! Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Sie sehen zu viele Krimis und Actionfilme.“ Eberwein lachte über seinen eigenen Witz, aber außer ihm lachte niemand.

Krohmer dachte ähnlich, war aber auch wütend über die Art und Weise, wie der Staatsanwalt mit dem Vorschlag umging.

„Vielen Dank, Kollege Graumaier. Ich habe mir Notizen gemacht und wir kommen eventuell auf Ihren Vorschlag zurück. Bis dahin bitte ich, dass Sie sich alle im Umfeld des Opfers umhören. Ich muss nicht betonen, dass Sie so behutsam wie möglich vorgehen.“

Alle nickten, denn den Kriminalbeamten war klar, dass man besonders bei einem jungen Opfer sehr umsichtig vorgehen musste.

Krohmer stand auf und gab somit das Zeichen, dass die Besprechung zu Ende war.

Die Kriminalbeamten waren froh darüber und konnten endlich wieder an die Arbeit gehen, auch wenn die sehr unangenehm werden würde.

„Ist es okay für dich, wenn ich mit Leo zur Schule des Opfers fahre? Toni und du könntet nochmals die Eltern und den Bruder befragen“, sagte Hans zu Diana und zeigte dabei auf Graumaier.

„Das geht für mich in Ordnung. Und Toni ist für mich kein Problem, mit dem werde ich fertig.“

„Wenn er frech wird, sagst du es mir, einverstanden?“

„Wenn er frech wird, wird er es sehr bereuen, das kannst du mir glauben.“

„Es wird Zeit, dass der Kollege Graumaier wieder geht“, sagte Eberwein zu Krohmer, als sie allein waren. „Er passt einfach nicht nach Mühldorf.“

„Ich möchte nicht, dass Sie sich nochmals in die interne Arbeit der Polizei einmischen“, sagte Krohmer, ohne auf das Gesagte des Staatsanwaltes einzugehen.

„Ich habe mich eingemischt? Was habe ich denn gesagt?“

„Bei mir dürfen alle Kollegen vorbehaltlos alles sagen und brauchen sich nicht dumm anreden zu lassen. Ich schätze einen offenen Umgang untereinander, den ich mir von niemandem kaputtmachen lasse, auch nicht von Ihnen!“

„Sie meinen diesen Undercover-Einsatz? Das war äußerst dämlich, das müssen Sie zugeben!“

„Das zu bewerten gehört nicht zu Ihren Aufgaben und das steht Ihnen auch nicht zu. Sie dürfen gerne Anregungen geben und wir werden Sie umfassend informieren, aber in unsere Arbeit werden Sie sich nicht mehr einmischen. Haben wir uns verstanden?“

„Was sind Sie denn heute so gereizt?“

„Ich bin gereizt? Sie haben hier während der von Ihnen einberufenen Besprechung zum Tod eines jungen Mädchens mit dem Kollegen Schwartz einen Streit angezettelt und massiv auf ihn eingewirkt – und das zu einem Thema, das nicht hierhergehört. Das war sehr unprofessionell, Herr Doktor Eberwein!“

„Ich fühle mich von den Journalisten in die Ecke gedrängt, vor allem von Frau Kofler. Diese Frau ist echt die Pest! Hatten Sie schon einmal mit ihr zu tun? Ich denke nicht, sonst würden Sie mich verstehen. Sie taucht überall auf und stellt mir die unverschämtesten Fragen. Denken Sie, dass sie mir auch nur einen Schritt entgegenkommt? Nein! Sie belästigt nicht nur mich, sondern auch meine Mitarbeiter. Sie hat es gestern sogar gewagt, bei mir zuhause aufzutauchen und mit meiner Frau zu sprechen. Es besteht immer noch eine Kontaktbeschränkung aufgrund des Corona-Virus. Meine Frau und ich gehören zur Risikogruppe und diese unangenehme Person taucht einfach bei mir zuhause auf! Ich finde es geradezu unverschämt, was sich Frau Kofler erlaubt! Zum Glück kam ich rechtzeitig nach Hause und konnte Schlimmeres verhindern. Frau Kofler muss gebremst werden!“

„Dann sagen Sie das ihr und nicht dem Kollegen Schwartz!“

„Sie haben gut Reden...“

„Gut, dann werde ich jetzt zu Ihrer Frau gehen und auf sie einwirken, dass sie Sie zur Vernunft bringt!“

„Was hat denn meine Frau…“

„Wenn Sie sich das ganz in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, werden Sie verstehen, was ich damit sagen möchte. Sie haben eben betont, dass Sie zur Risikogruppe gehören. Sehen Sie zu, dass Sie sich in Sicherheit bringen. Guten Tag, Doktor Eberwein!“

Du kannst ihm nicht vertrauen...

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