Читать книгу Der Plot H. Heine 2 - Irene Pietsch - Страница 7
ОглавлениеIch habe nachgedacht. Mir kam das personelle und sachliche Inventar bekannt vor. Es war noch nicht einmal Rosenmontag. Die Vorfastenzeit war voll im Gang. Trotzdem – irgendetwas stimmte nicht. Von Monheim kam ein Umzugswagen mit Sarotti Huckepack, hielt aber nicht auf der „Kö“ Hof. Es gab den einen oder anderen, der aus dem Fenster guckte wie Elsie Strafmann. Wie es dahinter aussah, war egal. Man lebte und lebt in der Altstadt in kleinen Wohnungen, was relativ zu sehen ist. Von ihren Freunden erwartete Prinzessin Gütermann aus Monheim Diskretion. Das ist Düsseldorfisch. Von Geburt an. Heine hieß ohne wenn und aber – die deutsche Streitkultur hatte noch keine entsprechende Diktion wie heute in der Blüte ihres Parlamentarismus – Heine. Einfach Heine. Nicht Haine, Heyne oder Hayne, was dem nahe gelegenen „keine“ oder „Beine“ einen zarten Strich durch die Reimrechnung gemacht hätte, wie die Ameise der Heuschrecke oder die Cigale der Fourmi.
…ayant chanté.
Chantré. Nur Asbach war weniger weich. Dafür uralt.
Unser Heine macht uns wieder reine wäre statt der Meysel eine Möglichkeit gewesen, wurde nur nicht dran gedacht und er konnte nicht intervenieren, was er so gerne tat, um allen zu zeigen, dass ein Journalist und Schriftsteller ganz alleine vor dem Kadi Kadingsda wehrhaft bis zu seinen Nasenhaaren sein kann.
Mir würde jetzt ein Soloapplaus genügen.
Noch sind wir nicht wieder in Aachen. Der Karlspreis wird erst später verliehen. Die „Assembly der Honourable 25 (Twentyfive)“ tritt wider den tierischen Ernst an. Wie sagte Sexualguru Giese schon Mitte des letzten Jahrhunderts: Üben! Üben! Üben!
Hüben wie drüben. Als König Carlos von Spanien ihn bekam, waren wir noch nicht so weit.
Harry, wie Heine mit Geburtsnamen hieß, fand es unerhört popelig, Harry zu heißen. Harry hieß man nicht, Harry war man.
Täteräteräterä!
Er nahm statt des charmanten Rufnamens auch noch den historischen und litarischen „Heinrich“ ins Vorwort zu seiner Ahnentafel. Nicht, dass er prahlen wollte, der Cherusker hieß schließlich Hermann, aber mit einem Heinrich machte er sich ganz England zur Verwandtschaft. Heinrich VIII. zum Beispiel. Der Habachte. Der mit der Anna von Kleve statt Kalorienkompass. Wie der bloß auf den Dampfer und dann zum Sauerampfer gekommen ist!?
Täterätäterä.
Habe ich was falsch gesagt oder warum die Kurzform des Gebläses?
Ne? Dann halte ich es mal weiter mit Heinrich. Er fand über die Umbenennung hinaus noch mehr als eine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, was ihm mühelos gelang, so dass es bald andere Heines gab, die gewünscht hätten, nicht mit ihm namens- oder sonstwie verwandt zu sein. Eigentlich war das nicht typisch für Jecken.
Der väterliche Stamm von Heine kam aus Bückeburg im Lippeschen mit einer Schaumburg und einem Schloss und einem Mausoleum und einer Reitschule, die sich an Wien messen wollte.
Seine Mutter war eine geborene van Geldern, was sich nach Hochfinanz anhörte und auch in Hamburg was hermachte. Geldernadel.
Die Grafschaft Geldern gehörte zu den wohlhabendsten. Ihr Zentrum: Nijmegen (übersetzt: „neue Wege“), eine uralte Hansestadt mit Wasser- und Landwegen in alle Himmelsrichtungen, auch nach Hamburg und weiter an die Ostsee. Der Haupttransportweg bis nach dem Zweiten Weltkrieg: die Waal.
Wal da was oder machst du den Dingelstedt mit seiner Laute?
Eine Variante von „lassen wir das“.
Also auch später.
Nicht alle, die sitzen, haben es mit Dingelstedt, aber vielleicht mit Rinteln. Niederländisch „Rintelen“. Auch eine alte Hansestadt. Und wenn sie selber keine gewesen wäre, dann wenigstens Lemgo, Nachrevolutionsheimat des Fürsten Orlov. Den Peter kannte man ja als Schlagerbarden. Seit der Perestroika kümmert er sich mehr um Vor- als Nachfahren. Sein berühmtester Ahne hatte das Herz seiner angebeteten Zarin – die Anhalt-Zerbsterin, die eigentlich nur jung und unbedarft sein sollte, als sie nach Russland verheiratet wurde - mit einem Dildo beglückt, der seinem eigenen besten Teil nachmodelliert worden sein soll. Bergkristall. Heute sagt man dazu Orlow Diamant.
Man tut, was man kann und was man nicht kann, sollte man besser auch nicht tun. In Wien gab es eine Ausstellung. Jahre her, aber nachhaltig in Erinnerung. Bergkristall, wohin man blickte. Das ist Wien. Nennen es Naturhistorisches Museum und schon ist alles erlaubt, was sich unter und über Tage in Rohform oder verarbeitet fördern ließ. Die größten Fossile sind manchmal die Künstler.
Das war wohl so. Auch in Zarskoje Zelo, der Sommerresidenz Katharina der Großen bei St. Petersburg. Sie war wirklich groß, auch ohne die obligatorischen hohen Absätze. Da musste Orlow schon mal eine Schippe drauflegen. Man stelle sich den bulgarischen Präsidenten und unsere Kanzlerin vor. Er war ganz entflammt von Angelas Lächeln. Und was passierte vor aller Kamera Augen? Nichts wäre noch zu hoch gegriffen. Sie hat ihm so unverblümt den Marsch geblasen, dass erbald darauf in Quarantäne musste.
Das kommt auf einen Umzugswagen!
Dazu muss man auch noch wissen, dass man sich in Lemgo statt der Klinke die Hanse in die Hand gab. Das hatte System. Die Zugehörigkeit zur Hanse war ein Handelsfreibrief. Sie kennen doch den Luxusbollerwagen der Kriegs- und Nachkriegsjahre, auch Holländer genannt, obwohl er außer der Deichsel keine Anzeichen einer Draisine hatte. Die Deichsel konnte man allerdings hochklappen, mit einigem Geschick bergab fahren und mit den Füßen lenken und stoppen.
Klasse in Stolberg. Stolberg-Stolberg: fürstlich und gräflich, kein Karnevalsorden.
Einer war in dänischen Diensten und schrieb das „A“ und „O“ mal so, mal so. Je nachdem, an wen die Elaborate gerichtet waren. Manches auf Befehl, etliches auf Zuruf. Bei Stolberg - Stolberg mehr „A“, bei Heine mehr „O“.
Auf Norderney steht ein Heinrich Heine Denkmal. Man kann es beim schlechtesten Willen nicht mit der Musikmuschel am Kurhaus verwechseln.
Das will was heißen bei den Klimaeinwirkungen! Wie lange steht denn das hehre Denkmal dort schon?
Die Ostsee soll partiell sogar salziger sein.
Und der Plattensee?
Der liegt am Brahmskontor in Hamburg und ist die Wetterscheide zwischen Althamburg und Althamburgs Neustadt. Wenn es soweit ist, kommen wir auch darauf zurück.