Читать книгу Streiche im Doppelpack - Irina Kostić - Страница 11
ОглавлениеVom Kern zur Blume
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„Jetzt sind meine Hände schwarz!“, ruft Anna.
„Und deine Nase“, ergänzt Jule lachend. Sie nimmt ein wenig schwarze Blumenerde vom Tisch. Damit malt sie Anna zwei Streifen ins Gesicht: links und rechts auf die Wange. „Hübsch“, strahlt Jule.
Mama möchte heute mit ihren Mädchen Blumen pflanzen. Dafür brauchen Anna und Jule einen Topf.
„Ich möchte den schwarzen Topf“, sagt Anna.
„Und ich möchte den anderen schwarzen Topf“, sagt Jule. Sie greift zu. Dann fragt sie erschrocken: „Aber wie halten wir denn unsere Töpfe auseinander?“
„Oh, stimmt.“ Anna versteht. „Wenn du einen schwarzen hast und ich einen schwarzen, dann wissen wir ja gar nicht, wem welcher Topf gehört.“
„Ich habe bunte Untersetzer für euch. Anna kann den blauen Untersetzer nehmen und Jule den grünen. Dann wisst ihr ganz sicher, welche Blume wem gehört.“
Anna seufzt erleichtert. „Was wird das überhaupt für eine Blume, Mama?“, will sie wissen.
„Ja, was wird das für eine Blume? Nicht, dass es Salat wird. Den mag ich gar nicht“, sagt Jule und schüttelt sich dabei.
„Ich möchte mit euch eine Sonnenblume pflanzen“, erklärt Mama. „Dafür müsst ihr zuerst ganz vorsichtig diese Blumenerde in eure Töpfe füllen.“
Jules Hände sind schon im Beutel mit der Blumenerde verschwunden. Irgendwie kommen sie da aber gar nicht wieder raus.
„Beeil dich! Ich will auch“, drängelt Anna.
„Es fühlt sich ganz kalt und nass an“, überlegt Jule. „Und schwarz.“
„Schwarz kann man doch nicht fühlen“, lacht Mama. „Schwarz kann man nur sehen. Na, los! Nimm ein wenig Erde und fülle sie in deinen Topf.“
Jule kann sich immer noch nicht von der Erde um ihre Hände trennen. Erst als Mama mit einer kleinen Tüte raschelt, wird sie neugierig und beeilt sich. Auch Anna füllt flink Erde in ihren Topf. Sie kleckert nur ein ganz kleines bisschen.
„Das hier sind Sonnenblumenkerne“, erklärt Mama. Sie hat die kleine Tüte aufgerissen. Vorsichtig kippt sie zwei Kerne auf ihre Hand. Anna und Jule sehen sich die Kerne an.
„Die haben ja gar keine Farbe“, fällt Jule auf. „Darf ich sie anmalen?“
Mama schüttelt den Kopf: „Wir müssen sehr vorsichtig damit umgehen, wisst ihr? Sonst könnte der Kern Schaden nehmen. Dann kann keine Blume mehr daraus wachsen.“
„Aber woher bekommen wir nun die gelben Blätter und den grünen Stängel? Und wo ist die Klebe zum Drankleben?“, fragt Anna.
„Warum sorgst du dich denn um Dinge, die schon geregelt sind?“, schmunzelt Mama. „Unsere Aufgabe ist es nur, den Kern in die Erde zu stecken, die Erde ein wenig anzudrücken und dann ein bisschen Wasser darüber zu kippen.“ Sie drückt die Erde der beiden Mädchen etwas tiefer in den Topf. „Die Menschen versuchen oft, alles zu regeln und für alles zuständig zu sein.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Aber alles kann man gar nicht kontrollieren. Und wisst ihr, was schön ist? Man muss es auch gar nicht. Gott passt auf uns auf. Er sorgt für uns. Und er wird auch dafür sorgen, dass diese Sonnenblume zu leben beginnt.“
„Hilfe! Eine lebende Sonnenblume!“, kreischt Jule albern.
„Sei leise!“, schimpft Anna und zu Mama sagt sie: „Kümmert sich Gott auch wirklich um mich, wenn er sich sogar um diese Blume kümmert? Nicht, dass er mich vergisst, weil er keine Zeit hat.“
Mama streichelt Anna über den Kopf. An der Hand hat sie noch Erde kleben, deshalb streichelt sie mit dem Unterarm. „Sieh dir die Vögel an: Sie brauchen nicht einzukaufen, sie müssen kein Geld verdienen. Trotzdem geht es ihnen gut. Und weil Gott dich noch viel lieber hat als einen kleinen Piepmatz, kannst du ganz sicher sein, dass er dich nicht vergessen wird.“
Anna strahlt.
Jule hält die Hände auf. „Einen Kern … hätte ich gern“, dichtet sie.
„Ich möchte auch einen Kern“, sagt Anna nachdenklich. „Und dann will ich mal abwarten, wie Gott das macht mit der Blume. Ohne Stifte und ohne Klebe.“