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4. Kapitel Flug in den Zauberwald

Kühler Nachtwind wehte Anna und Isabell um die Nasen, als sie auf Tintenfranse hoch über den Häusern der Stadt dahinflogen.

Ein Glück, dass der Teppich genug Platz für die Mädchen und alle ihre neuen Freunde bot.

Direkt neben Isabell saß Trullo. Sein Körper glänzte seidig im Mondlicht und er hielt wegen des Windes vorsichtshalber seinen Strohhut an der breiten Krempe fest. Da fiel sein Blick auf die Anhänger der afrikanischen Ketten, die die Mädchen um ihre Hälse trugen.

„Jetzt weiß ich, warum ihr uns sehen könnt!“, rief er und begutachtete den schwarzen Stein.

„Warum?“ Anna und Isabell schauten ihn fragend an.

„Ist euch nicht aufgefallen, was mit den Ketten passiert, wenn ein Geist in eurer Nähe ist?“

„Moment, der Stein ist warm geworden!“, rief Anna.

Isabell stimmte ihr zu: „Ja, das erste Mal haben wir es vor dem alten Laden gemerkt, als wir Blaukronus beobachtet haben.“

Die beiden berührten die Steine und spürten die wohlige Wärme, die von ihnen ausging. „Die Steine hatte ich wegen der ganzen Aufregung schon fast vergessen.“

„Das solltet ihr aber nicht. Der Stein des Zumbador ist der Schlüssel zu unserer Welt. Vor vielen Jahren, fast einer Ewigkeit, führte der weise und gute Zauberer Zumbador Menschen und Geister zusammen. Er erschuf den schwarzen Stein, der die Menschen die Geisterwelt sehen lässt, wenn sie ihn tragen. Die Hexe Lelila, zu der wir unterwegs sind, ist übrigens eine seiner Nachfahren.“

„Ja, sie kann uns bestimmt helfen, Blaukronus loszuwerden. Smiley hat erzählt, dass sie ein Mittel gegen solche Eindringlinge gefunden haben soll“, meldete sich Banambam zu Wort.

Mittlerweile lagen die Lichter der Stadt weit zurück und sie flogen über eine grüne Ebene. Ab und an sah man einen Bauernhof und ein paar schlafende Kühe und Schafe.

„Wie weit ist es denn zu diesem Zauberwald? Warum habe ich davon noch nie etwas gehört?“, fragte Anna schließlich und blickte sich um.

Schleimi lachte: „Menschen sollen auch möglichst nichts davon wissen. Es wurden einige magische Schwellen errichtet, um unsere Welt abzuschirmen.“

„Magische Barrieren? Wie sollen Anna und ich sie passieren?“, wunderte sich Isabell.


„Ihr habt schließlich uns!“, grinste Smiley. „Habt keine Angst, ihr beiden!“

Mit einem Mal tauchten vor ihnen hohe Bergkämme auf. Der Teppich flog über ein dunkles Gebirge hinweg. Hier wuchsen keine Pflanzen, alles war grau und karg. Auf den Bergspitzen lag kein Schnee, stattdessen umgab sie Nebel, der langsam immer dichter wurde und auch die Täler ausfüllte.

Irrlicht kreiste vor Annas und Isabells Gesichtern. „Wundert euch nicht, Mädchen, der Nebel wird euch müde machen. Wahrscheinlich werdet ihr sogar einschlafen“, informierte es sie. „Pulpa Odem, die Wolkengeisterin, leistet ganze Arbeit mit ihrem Vanilleschlaf.“

Langsam wurde der Nebel immer undurchsichtiger und er roch nun tatsächlich angenehm nach Vanille. Schon nach ein paar Atemzügen sackten die Kinder in sich zusammen. Sie schliefen tief und fest auf Tintenfranses Rücken, der sie sicher durch den Dunst trug.

Anna blinzelte und schaute sich um. Sie lag immer noch auf Tintenfranse, doch etwas war anders. Sie waren gelandet.

Anna rappelte sich auf. Auch Isabell kam langsam zu sich und musterte ihren Landeplatz.

„Die Mädchen sind wach! Endlich!“, quietschte Banambam. „Alles in Ordnung bei euch?“

Benommen richtete sich Isabell auf. „Wo sind wir? Sind wir schon da?“

„Ist das der Zauberwald, von dem ihr gesprochen habt?“, fragte Anna und blickte etwas ängstlich auf die riesigen, dunklen Bäume, die sie umringten. Tintenfranse war auf einer kleinen Lichtung gelandet.

„Ja, ihr zwei. Willkommen im Zauberwald!“, gähnte Tintenfranse und streckte sich. Der fliegende Teppich schien von der langen Reise und der großen Last seiner Fluggäste erschöpft zu sein.

„Wir sollten langsam hier verschwinden. Auf der Lichtung sind wir viel zu leicht zu sehen. Wir sollten den Schutz der Bäume aufsuchen!“, erklärte Trullo und fuchtelte mit seinen Ärmchen. So machten sich alle auf in Richtung der Bäume.

Isabell schaute sich immer wieder nervös um.

„Was gibt's denn hier, wovor wir uns fürchten müssten?“, fragte Anna und versuchte mit Irrlicht Schritt zu halten.

„Es gehen Gerüchte um von fliegenden Spionen, die man am Abendhimmel beobachten kann. Immer mehr seltsame Gestalten tauchen auf. Wesen, die wir hier früher nie gesehen haben“, berichtete Tintenfranse.

„Spione?“ Anna blickte sofort zum Himmel.

„Psssst! Ich muss mich auf den Weg konzentrieren“, wetterte Smiley und begutachtete die nächste Abzweigung. Es wurde immer dunkler und die Freunde rückten enger zusammen. Irrlicht leuchtete ihnen.

Die Truppe bahnte sich den Weg durch Gestrüpp, das über den Wegrand wucherte. Ringsherum gab es eine Vielzahl Pflanzen, die die Mädchen nicht kannten. Blaue Flechten schmückten schimmernd die mächtigen Baumstämme und am Boden standen Pilzgruppen, die aussahen, als habe man sie mit Goldfarbe überzogen. Rundherum bedeckte türkisfarbenes Moos, gespickt mit roten Farnsträuchern, den Waldboden.

Die Luft war erfüllt von seltsamen Geräuschen. Es zirpte, summte und raschelte aus dem Unterholz, und ungewohnte Vogelstimmen schallten von den Baumkronen herab. Aus den Augenwinkeln schien es, als würden sich die Bäume sanft im Rhythmus der Nacht hin und her wiegen. Sobald die Mädchen jedoch die Bäume näher betrachteten, bewegten sie sich nicht mehr.

Banambam meldete sich zu Wort. „Es dauert nicht mehr lange, dann haben wir unser Nachtquartier erreicht.“

Tintenfranse flüsterte: „Ihr müsst wissen, Anna und Isabell, zu diesen Zeiten ist es nicht ratsam, sich nachts im Zauberwald aufzuhalten. Smiley und ich haben bei unserem letzten Besuch einige finstere Gesellen gesehen. Wer weiß, was sie vorhaben?“

Anna und Isabell fassten sich an den Händen. Ihnen war kalt geworden. Fröstelnd und wachsam blickten sie in alle Richtungen. Was sich um sie herum wohl alles im Wald verbarg? Vielleicht beobachtete sie sogar jemand oder etwas und verfolgte sie. Was, wenn sich jemand durch die Dunkelheit an sie heranschlich?

Ein aufkommender Wind ließ die Büsche ringsumher erzittern.

„Es wird ein Unwetter geben!“, grummelte Schleimi und schüttelte sich. „Das spüre ich genau. Wir sollten einen Zahn zulegen!“

Schon fielen die ersten Regentropfen und in der Ferne war ein Donnergrollen zu hören.

Der alte Laden

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