Читать книгу Right in your heart - Isabella Kniest - Страница 12
ОглавлениеTheo konnte es noch immer kaum fassen. Das heiße Fahrgestell vom Wiener Flughafen! Und wie heiß! Verdammt heiß! Einem solchermaßen durchtrainierten Körper begegnete man äußerst selten. Und erst der sexy dunkelrote knappgeschnittene Bikini … ein einziger Männertraum. Konnte das tatsächlich Zufall sein? Oder war sie etwa ein Spion, den man auf ihn angesetzt hatte? Die letzte Aktion hatte ihm nicht eben Freunde eingebracht – weder in Dubai noch in anderen von Terroristennetzwerken umsponnenen Großstädten der Welt.
Wie Wien.
Diese Hauptstadt stellte – unmittelbar nach Berlin – eine inoffizielle Hochburg dar. Brüssel lag zwar an erster Stelle, wenn es um Terrorangriffe und Terroristendichte in Europa ging. Dessen ungeachtet wurde von allen Herren Ländern aus koordiniert.
War das Vollblutsweib womöglich ein Spitzel? War sie auf ihn angesetzt worden? Hatte sie ihn bereits von Wien aus verfolgt?
Nein.
Dann hätte sie nach ihm eintreffen müssen. Des Weiteren wusste niemand Bescheid über seinen Urlaub auf den Malediven – bis vor wenigen Stunden nicht einmal er selbst. Kurzfristiger hätte seine Auszeit niemals ausfallen können.
Er schüttelte den Kopf.
Was dachte er da überhaupt?
Hier gab es keine Terroristen!
Es wurde wirklich Zeit, auf andere Gedanken zu kommen und den Stresspegel abzubauen – die Seele baumeln lassen, schlafen, sich von einer hübschen, vollbusigen Schönheit massieren lassen …
Außerdem: Eine mauerverbeißende Zicke wie diese war niemals Agent, Spitzel oder Terrorist. Die war günstigstenfalls sexuell frustriert oder frisch geschieden.
Aber falls dies zutraf, was machte sie dann, in Gottes Willen, hier auf den Malediven?
Und was zum Henker tat er eigentlich hier?
Er blickte sich um.
Verliebte Pärchen und alte Säcke, wohin man sah …
Dabei wollte er Party und Sex!
Scheiße.
Und die einzige Möglichkeit eines One-Night-Stands musste selbstverständlich in Form dieser Furie daherkommen!
Fuck.
Weshalb musste das Leben stets derartig grausame Züge annehmen?
Seufzend machte er es sich auf seiner Liege bequem.
Mehr konnte er jetzt ohnehin nicht tun.
Doch!
Beten.
Beten, dass diese Frustrierte sich nicht jeden Tag auf dem Strand herumtrieb.
Da würde nämlich er liegen. Den ganzen Tag – und zur Abwechslung ein wenig Schwimmen und ein paar Eigengewichtsübungen absolvieren.
Hoffentlich liebte sie es zu tauchen und zu schnorcheln. Schließlich gab es genügend Möglichkeiten, wie sie ihre Freizeit verbringen konnte. Nur bitte nicht neben ihm am Strand liegen!
Bitte Gott!
Bis zum Abendessen vertrieb er sich die Zeit mit Schlafen. Dementsprechend gering fiel sein Appetit aus. Gemütlich schlenderte er in das aus hellem Holz gefertigte Restaurant, dessen Innenräume von der untergehenden Sonne nahezu betörend erleuchtet wurden. Ein wahrhaftig perfekter Anblick, um diesen ersten Urlaubstag gebührend ausklingen zu lassen.
O ja, er liebte das – romantische Farbenspiele der Sonne, Schneegestöber, das weiche graubläuliche Licht eines langen Regentags, üppig gedeihende Pflanzen oder puristische Architektur.
Innerlich verzog er das Gesicht.
Das klang jetzt doch etwas zu schwul … zumal er nichts von Liebesgeständnissen oder Heiratsanträgen vor einem atemberaubenden Sonnenuntergang hielt. Vielmehr ging es ihm um den Genuss des Augenblicks. Diese wenigen Sekunden, die dich mit reiner Glückseligkeit beschenken – vom Sex einmal abgesehen. Wie die eben durch die schneeweißen, bodenlangen Vorhänge dringenden orangefarbenen Strahlen der untergehenden Maledivensonne vermengt mir dem Geruch köstlicher Fressereien …
Und mit einem Schlag war all die Romantik verflogen.
Da stand sie, die Zicke des Monats – mit einem weißen im Wind wehenden Strandkleid, welches ihre ewig langen Beine, die trainierten Oberarme und den Schwanenhals selbstredend perfekt in Szene setzte. Getoppt wurde ihr Erscheinen durch die lockigen sich wie ein Wasserfall über ihre Schultern bis zu ihren Hüften ergießenden Haare.
Verdammt noch mal!
Weshalb musste ausgerechnet sie dermaßen betörend aussehen?! Konnte sie nicht klein, fett und verrunzelt sein? Oder überhaupt auf einer anderen Insel urlauben?
Alsbald sie ihm gewahr wurde, schleuderte sie ihm einen tödlichen Blick zu und setzte sich zu einem der letzten freien Tische.
Ganz klasse!
Dabei hätten sie miteinander ein paar unvergessliche Nächte verbringen können. Bei einem trainierten Körper wie dem ihren wäre ein One-Night-Stand tausendmal schöner ausgefallen als mit irgendwelchen notgeilen Thekenweibern, die man am nächsten Morgen nicht einmal mehr recht wiedererkannte. Ergo: Bei ihr hätte er das Licht nicht auszuschalten brauchen.
Scheiße.
Aber andererseits …
Womöglich sollte er es trotzdem versuchen? Womöglich hatte sie einen schlechten Tag? Womöglich konnte noch etwas daraus werden, wenn er seine, zugegebenermaßen derben, dafür in der Vergangenheit durchgehend erfolgreichen Machosprüche beiseitestellte?
Offensichtlich stand sie nicht auf Großspurigkeit – womit er überhaupt kein Problem hatte. Falls es ihm gelang, sie mit ein paar schleimigen Komplimenten und etwas Charme um den Finger zu wickeln, würde er es eben auf diese Weise versuchen.
Was hatte er großartig zu verlieren?
Es lockte eine geile Nacht. Und mehr als eine Abfuhr konnte er sowieso nicht kassieren.
Außerdem: Was sollte er sonst tun? Neben seinen Nickerchen und Trainingseinheiten blieb viel Zeit, um sie zu umwerben – oder sie zu verarschen.
Er trat zu ihr, die Hände in die Hosentaschen seiner naturfarbenen Strandhose gesteckt. »Ist der Tisch noch frei?«
Ihre gesamte Körperhaltung brachte Abweisung zum Ausdruck. »Nein. Ich sitze hier, falls Sie das noch nicht bemerkt haben.«
»Deshalb frage ich ja.«
Sie wirkte ungleich angepisster. »Ein ganzer Saal gefüllt mit Tischen und Sie wollen sich ausgerechnet zu mir setzen? Weshalb? Um mich erneut blöd von der Seite anzumachen?«
Das war der Beweis. Sie stand tatsächlich nicht auf billige Sprüche.
Diese Erkenntnis reizte ihn wesentlich mehr. »Nein. Ich wollte mich zu dir setzen, weil es hier vor Pärchen wimmelt und ich mich schlecht zu diesen setzen kann.«
Sie nickte nach links. »Da hinten ist noch ein freier Tisch. Nehmen Sie den.«
»Ich möchte mich aber mit jemandem unterhalten.«
»Dann hätten Sie nicht alleine auf Urlaub gehen sollen. Erst recht nicht auf die Malediven.«
O Mann!
Die war ein echt harter Brocken.
Dann eben auf die andere Art.
Ohne weiter nachzufragen, ließ er sich auf den Holzstuhl mit der Bastsitzfläche ihr gegenüber nieder.
»Hallo?! Geht’s noch?« Nun wirkte sie richtig angefressen. »Was tun Sie da?«
»Ich setze mich zu dir.«
»Na, das hätte ich jetzt nicht für möglich gehalten.«
»Du hast gefragt.« Er konnte sich ein abschließendes Lächeln nicht verkneifen, worauf sie ihm am liebsten einen Stuhl über den Schädel gezogen hätte – solchermaßen fuchsteufelswild wie sie ihn anfunkelte.
Hach, wie er es liebte, Weiber mit derlei Aussagen auf die Palme zu bringen!
»Sie kommen aus Berlin, oder?«
Anscheinend hatte ihn sein Dialekt verraten.
»Ja.«
Dabei hatte er durch das viele Reisen und Kennenlernen verschiedenster Kulturen einen erheblichen Teil seiner typisch deutschen Art und Sprechweise verloren.
»Dann verstehen Sie bestimmt Deutsch, nehme ich an?«
Okay … jetzt erhielt er die Retourkutsche, die er ihr jedoch sogleich zurückschickte. »Ja, neben Französisch, Italienisch und Englisch.«
Für eine Millisekunde huschte etwas Ähnliches wie Überraschung über ihre eleganten, feinen Gesichtszüge, ehe frische Wut in Erscheinung trat. »Dann noch einmal, damit Sie es kapieren: Ich möchte alleine sitzen. I want to sit here on my own. Ci siamo capiti?«
Es wurde ihm heiß.
Wow.
Dass sie mehrere Fremdsprachen beherrschte, damit hatte er – zugegebenermaßen – nicht gerechnet. Englisch, okay – aber Italienisch? Womöglich sprach sie sogar Französisch …
Eine Gänsehaut überrannte ihn, ausgelöst durch reine sexuelle Vorfreude.
Sich auf Französisch gegenseitig schmutzige Worte zuraunen, während er es mit ihr trieb – hemmungslos, bedenkenlos, zügellos.
Scheiße, ja!
Das hatte er sich ständig mit seiner Ex gewünscht. Diese sprach nämlich fließend Französisch und Spanisch. Aber nein, die Dame wollte nie. Die verschiedensten Stellungen, ja. Ein paar unanständige Meldungen in den Raum werfen, nein.
Theo blickte dem Vollblutsweib tief in die mit ewig langen Wimpern umsäumten blaugrauen Augen. Augen, die ihn sekündlich abstoßender musterten.
Sie konnte so verbissen dreinschauen, wie sie wollte, nun ließ er sich nicht mehr verjagen. Denn offenbar war sie keine reine angeberische Tusse mit Sexfrust, sondern eine intelligente Tusse mit Sexfrust! Und falls die Sache mit dem Sexfrust tatsächlich zutraf, konnte es des nächtens wahnsinnig heiß hergehen. Falls sie es dermaßen nötig hatte, müsste sie ziemlich schnell kommen … das wiederum bedeutete weniger Rücksicht, mehr Genuss – geilster Sex überhaupt!
»Ma chérie –«
»Ich spreche kein Französisch, also ersparen Sie mir das schwülstige Gelaber und gehen Sie einfach.«
Scheiße, nein!
Damit konnte er die Französischnummer abhaken.
Verfluchte Scheiße!
Andererseits … drauf geschissen auf französisches Geraune! Im Endeffekt konnten sie es dennoch hemmungslos miteinander machen.
»Nope. Du hast mich neugierig gemacht.« Er lehnte sich auf die Tischplatte – und sie wich blitzartig zurück.
Interessante Körperreaktion.
War sie womöglich schüchtern, und keifte aus diesem Grund übertrieben laut?
»Weshalb so abweisend? Bloß wegen der Aussage am Nachmittag?«
Genervt schaute sie Richtung Bar. »Unter anderem.«
»Und sonst?«
Sie drehte sich zu ihm zurück und taxierte ihn – wie konnte es anders sein – abschätzig und abstoßend. »Lassen Sie es einfach. Ich bin nicht auf einen One-Night-Stand aus.«
Es traf ihn.
Gewaltig.
Dabei sollte es das nicht!
Mein Gott, Theo, dann will sie eben keinen Fick. Weswegen reagierst du derart kindisch?
Scheiße noch mal!
Hatte er etwa ein leichtes Burn-out? Oder irgendwelche anderen psychischen Probleme? Bisher hatte ihn eine Abfuhr nicht im Geringsten gekratzt!
Er schob die bescheuerten Gedanken zur Seite.
»Bist du verheiratet?«
Ein vernichtender Blick war Antwort genug.
Diese Aussage durfte er wohl als einen weiteren Griff ins Klo bezeichnen.
»Sehe ich etwa aus, dass ich auf diesen altmodischen Kram stehe?«, zischte sie. »Außerdem: Hätte ich einen Partner, würde ich bestimmt nicht alleine auf Urlaub gehen, oder?«
Sein Zorn, ob ihrer Abweisung, der Kaltschnäuzigkeit und der Arroganz, begann zu wachsen.
Na gut!
Wenn die freundliche Schiene nicht funktionierte, dann eben auf die altbekannte Harte.
»Sexfrust.«
Vor Wut fingen ihre Wangen zu glühen an. »Was?!«
»Sex-frust«, wiederholte er bewusst langsam und eine jede Silbe betonend. »Du leidest offensichtlich an Sexfrust. Und glaub mir – da hilft alleine eines: Wilder Sex mit einem Unbekannten.«
Ja genau, mit ihm!
Darauf antwortete sie gar nicht mehr. Stattdessen lief ihr Gesicht knallrot an.
Er musste sich eingestehen, sie sah dadurch richtig niedlich aus.
»Wir könnten echt viel Spaß haben.«
Ihre Augen weiteten sich.
Theo deutete zu den Wasserbungalows. »Mein Zimmer ist dort hinten. Falls du Lust hast, können wir uns einen schönen Abend machen. Mit Sex in der Badewanne oder im Pool. Im Bett ist aber genauso in Ordnung. Oder in der Regendusche … ist mir alles recht.«
»Geht’s noch?« Ihre Stimme hatte einen überraschend rauen Klang.
Machte sein Vorschlag sie etwa dermaßen an, oder fühlte sie sich einfach vor den Kopf gestoßen?
Egal woran es lag, er musste sie weiter anstacheln. Womöglich hatte er noch Chancen. Chancen auf eine relaxende Nacht mit einem oder unter Umständen sogar zwei Höhepunkten, die seinen Verstand für eine kurze Zeit außer Gefecht setzen würden.
»Über uns der Sternenhimmel«, raunte er. »Und du unter mir. Das würde mir gefallen.«
Ohne etwas Weiteres zu verlauten, erhob sie sich und eilte davon – das dichte Haar wehte elegant hinter ihr her.
Fuck.
Irgendwie hatte er sich den Ausgang dieses Gespräches anders vorgestellt.