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Kapitel 1

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Christine Marker lief beschwingt den letzten Treppenabsatz hinauf und betrat die Wohnung im ersten Stock der Altbauvilla, in der die 'Beratung für Technisches Umweltmanagement und Ökotoxikologie' untergebracht war.

„Gut, dass du schon wieder zurück bist! Ich muss heute ganz pünktlich weg und Felix eine Stunde früher von der Tagesmutter abholen. Wir haben am Nachmittag einen Termin beim Kinderarzt!“ Sabine Meier, die seit der Geburt ihres Sohnes nur noch halbtags arbeitete, wirkte etwas gestresst.

„Das Faxgerät hatte schon wieder einen Papierstau, aber jetzt müsste es funktionieren! Das Fax liegt auf deinem Schreibtisch. Gaaaanz dringend ...!“ Sie grinste und drehte die Augen über. „Ich wünsch' dir, dass der Nachmittag etwas ruhiger wird ... Tschüss!“ Und schon war sie aus der Tür.

Ja, das hoffe ich auch, dachte Christine. Eigentlich war es ein angenehmer Job: gerade so viel zu tun, dass es gut bewältigbar war und Spaß machte. Aber heute war wieder einmal einer dieser 'besonderen' Tage: Der PC streikte, das Telefon klingelte viel zu oft und ständig bekamen sie irgendwelche Zusatzaufgaben, die bevorzugt abgearbeitet werden mussten. Dabei waren sie noch nicht einmal dazu gekommen, die heutige Post zu öffnen. Sie schlüpfte aus ihrer Jacke und verstaute sie in ihrem Spind.

„Jetzt haben Sie dieses Fax noch immer nicht geschickt!“, hörte sie die zornige Stimme ihres Chefs hinter sich. „Ich habe Ihnen doch gesagt ...!“ Erst als Christine hinter der Schranktür zum Vorschein kam, merkte er, dass er die falsche Bürokraft angeschnauzt hatte.

„Ach, Sie sind das, Frau Marker!“ Schlagartig wurde seine Miene freundlicher. „Ist Frau Meier schon weg?“

„Ja. Das Faxgerät machte wieder Probleme“, erwiderte Christine erklärend. „Vielleicht sollten wir doch einmal ein neues anschaffen?“

„Aah, ja, ... das ist wirklich lästig ... Suchen Sie bei Gelegenheit passende Geräte heraus und zeigen Sie sie mir dann.“ Er trat zu ihrem Schreibtisch und griff nach dem mehrseitigen Dokument, auf das sie Sabine schon hingewiesen hatte.

„Würden Sie sich das bitte gleich als Erstes vornehmen? Der Kunde wartet darauf!“ Damit verschwand er wieder in seinem Büro.

Zwei Stunden später kam er erneut ins Sekretariat und legte ihr ein Diktierband und zwei weitere Offerte hin.

„Ich fahre jetzt zur Firma Blum und komme heute nicht mehr ins Büro. Telefonate stellen Sie zu Herrn Kost durch, er müsste jeden Moment von seinem Termin zurück sein. Morgen früh bin ich wieder erreichbar. Die Offerte sind dringend.“

„Ja, natürlich, ich erledige sie gleich! Auf Wiedersehen, Herr Haller!“, grüßte Christine. Er nickte ihr mit einem kleinen Lächeln zu, dann war er draußen.

Kaum hatte sie sich wieder dem Bildschirm zugewandt, hörte sie, wie sich die Tür erneut öffnete. Mit einem lässigen Grinsen trat Konrad Kost ein und lehnte sich gegen ihren Schreibtisch. „Hallo, Christine, wie geht’s? Viel zu tun?“

Er mochte seine Kollegin. Sie war fast immer gut aufgelegt, und ihre frische, fröhliche Art verbreitete gute Laune. Außerdem war sie ein hübscher Anblick, was ja auch kein Fehler war. Wohlwollend musterte er sie: „Gut siehst du heute wieder aus!“

„Danke, mir geht’s auch gut!“, erwiderte sie lächelnd. „Sag, was war denn los, während ich Mittagspause war? Hat Sabine was angestellt?“ Konrad zuckte mit den Schultern.

„Nö, der Haller war heute grundsätzlich schlecht drauf. In der Besprechung am Vormittag hab ich auch mein Fett abgekriegt.“ Dann zwinkerte er Christine zu, als er bedeutungsvoll meinte: „Naja, aber kaum warst du da, hat sich seine Stimmung ja schlagartig gebessert!“ Amüsiert beobachtete er, dass sie ein wenig rot wurde. Wenn da nicht was im Busch war ... „Trinken wir einen Kaffee zusammen?“ Christine ließ den Blick über die Arbeit schweifen, die noch auf sie wartete.

„Ich schreibe vorher die beiden Offerte noch, ok?“

„Immer pflichtbewusst, so ist´s brav!“, grinste Konrad. „Sag mir Bescheid, wenn du soweit bist!“

Ihr Kollege saß, den Kopf auf eine Hand gestützt, an seinem Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft, als sie mit den beiden vollen Kaffeebechern zu ihm ins Büro kam.

„Na, du hast heute aber nicht viel zu tun, oder wie sehe ich das?“, lachte sie ihn an.

„Doch, aber ich habe Angst, dass mir die Augen zufallen, wenn ich hinunter schaue“, antwortete er. „Ich hoffe, ein bisschen Koffein bringt mich wieder auf Trab!“

„Was hast du denn letzte Nacht gemacht, dass du so müde bist? Oder ist das eine indiskrete Frage?“, witzelte sie.

„Oh, leider nicht das was du denkst“, verzog Konrad das Gesicht zu einer schmerzlichen Grimasse. „Jakob zahnt und hat uns die halbe Nacht wachgehalten!“ Er griff zu seinem Mobiltelefon: „Schau mal, das sind die neuesten Fotos!“ Ganz der stolze Vater, hielt er seiner Kollegin das Gerät unter die Nase.

„Er ist sooo süß ... und er wächst so schnell!“ Christine wischte zum nächsten Bild. „Hat er jetzt wirklich so blitzblaue Augen oder sieht das nur auf diesem Foto so aus?“, fragte sie interessiert.

„Ja, sie sind dunkler geworden. Scheint so, als ob sich meine Gene durchgesetzt haben.“ Konrad freute sich sichtlich und seine blauen Augen blitzten richtig auf, wie um seine Worte zu bestätigen.

„Der wird mal ein richtiger Herzensbrecher werden!“ Sie lächelte und reichte ihm das Telefon zurück. Beide nippten an ihrem Kaffee und eine kurze Gesprächspause trat ein.

„Ach ja, übrigens“, fiel da ihrem Kollegen ein, „unser lieber Chef hat am Freitag Geburtstag. Ich hab mir gedacht, wir organisieren heuer vielleicht mal eine kleine Feier? Er ist ja echt ein angenehmer Chef, normalerweise ...“

„Ich könnte eine Torte backen“, schlug Christine bereitwillig vor. Konrad nickte zustimmend.

„Ich bringe Sekt mit.“

„Und Sabine soll sich um die Deko kümmern, Tischdecke, Servietten usw.“, teilten sie die abwesende Kollegin ein.

„Das wird nett. Nur schade, dass Manfred nicht dabei sein kann. Seine humorvolle Art und seine Witze fehlen mir. Hoffentlich wird er wieder ganz der Alte! Er ist noch nicht wieder aus dem Krankenhaus zurück, oder?“ Ihr Kollege Manfred Seifter hatte einen schweren Motorrad-Unfall und war schon seit fünf Wochen im Krankenstand.

„Nein, er ist noch stationär untergebracht und muss sicherlich auch zur Reha“, erwiderte Konrad, der mit Manfred befreundet war. Christine nickte bedrückt, kehrte dann aber zum ursprünglichen Thema zurück: „Du, sag mal, wie alt wird der Chef denn eigentlich?“

„Das weißt du nicht?“, wunderte sich Konrad. „Ach ja, die Personalakte fallen in Sabines Bereich. Und letztes Jahr warst du ja auch noch gar nicht bei uns. Vierunddreißig wird er.“ Wieder trat Stille ein, die Becher waren schon fast leer.

Soll ich ihn noch ein bisschen ausfragen?, überlegte sie. Eigentlich wollte sie sich nicht unbedingt zu sehr outen, aber die Neugierde siegte doch. „Du kennst den Haller doch ganz gut, oder? Wie ist er denn so privat?“

„Naja, gut kennen ist übertrieben“, wehrte Konrad ab. „Ich arbeite jetzt seit drei Jahren da und wir waren in der Zeit zwei oder drei Mal ein Bierchen trinken nach der Arbeit“, zählte Konrad auf. „Eigentlich ist er ein ganz lässiger Typ, auch wenn er den im Büro nicht unbedingt 'raus hängen lässt.“ Er grinste seine junge Kollegin verschmitzt an: „Wie er sich Frauen gegenüber verhält, kann ich dir leider nicht sagen, falls es das ist, was dich interessiert. Ich weiß nur, dass er schon länger geschieden ist und keine Kinder hat. Er hält sich ziemlich bedeckt über sein Privatleben. Hätte nichts mitgekriegt, dass irgendetwas läuft bei ihm...!“

Die junge Frau zuckte scheinbar gleichgültig die Schultern.

„Ach, tu doch nicht so!“ Konrad grinste über das ganze Gesicht. „Ich hab schon längst gemerkt, dass er dich interessiert. Warum auch nicht? Soweit ich das als Mann beurteilen kann, sieht er ja noch ganz gut aus für sein Alter! Wenn man auf reifere Männer steht ...“ Konrad zwinkerte ihr zu. Er war gerade 26 geworden.

„Na, soo alt ist er ja gar nicht!“, fuhr Christine auf und bemerkte zu spät, dass sie sich damit verraten hatte. „Ist ohnehin egal“, meinte sie dann leichthin. „Er bemerkt mich ja nicht einmal!“

„Also, ganz so würde ich das nicht sehen.“ Konrad grinste vielsagend. „Es ist ihm wahrscheinlich nicht einmal bewusst, aber er reagiert schon eindeutig positiv, sobald du auf der Bildfläche erscheinst.“

„Meinst du wirklich?“ In ihrem Gesicht hielten sich Zweifel und Hoffnung die Waage. Naja, wenn ich da an vorhin denke ... So unrecht hat Konrad vielleicht doch nicht!

****

Am Freitag kamen Christine, Sabine und Konrad etwas früher ins Büro, um alles für die kleine Geburtstagsfeier vorzubereiten.

Der Besprechungstisch im Chefbüro sah ungewohnt festlich aus mit dem weißen Tischtuch, den bunt gemusterten Servietten und der kleinen, schön verzierten Schokoladencremetorte, mit der sich Christine besonders viel Mühe gegeben hatte. Konrads Frau Sylvia hatte sogar an Sektgläser gedacht, damit alles perfekt war. Da hörten sie auch schon ihren Chef an der Tür zum Gang. Christine zündete schnell die Kerze an, die sie in die Torte gesteckt hatte.

Stefan Haller betrat sein Büro und blieb abrupt stehen. „Ja, was ist denn hier los? Also, damit hab ich nicht gerechnet!“ Man sah ihm an, dass ihnen die freudige Überraschung gelungen war.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Haller!“ Sabine Meier als Dienstälteste trat als erste vor und reichte ihm förmlich die Hand.

„Alles Gute, Stefan!“, schloss sich Konrad an.

„Ich wünsche Ihnen auch alles Gute!“, kam nun Christine an die Reihe und sah ihn an, als sie ihm die Hand schüttelte. Obwohl der Augenkontakt nur ein paar Sekunden dauerte, ging ihr der Blick aus seinen goldbraunen Augen durch und durch. Verlegen senkte sie den Kopf und trat beiseite. Konrad lockerte den Korken der Sektflasche, der mit einem lauten Knall an die Decke sauste. Vorsichtig ließ er die perlende, schäumende Flüssigkeit in die Gläser rinnen. Das feine Glas klirrte leise, als sie mit dem Geburtstagskind anstießen.

„Sie müssen Ihre Kerze noch ausblasen!“, erinnerte Christine ihren Chef.

„Und vergiss nicht, dir etwas zu wünschen“, meinte Konrad schmunzelnd.

Stefan lächelte und meinte: „Also, eine Torte mit Kerze hatte ich noch nie. Wer hatte denn diese nette Idee?“

„Frau Marker hat sie für dich gebacken“, erwiderte Konrad und zwinkerte ihr hinter Stefans Rücken zu.

„Dankeschön!“ Er strahlte sie an. „Na, dann werde ich mal pusten!“

Sabine Meier reichte ihm das Tortenmesser, aber Stefan drehte sich wieder zu Christine um und meinte: „Wollen Sie das nicht für mich übernehmen? Sie sind da bestimmt geschickter als ich und ich will Ihr Werk ja nicht unnötig verstümmeln.“

Wieder lächelte er sie an und sie bemerkte, dass ihre Hände zitterten, als sie die Torte zerteilte. Sie reichte ihm den Teller mit dem ersten Stück. Ihre Fingerspitzen berührten sich auf der Unterseite und im selben Moment begegneten sich ihre Blicke. Ihr Herz machte einen kleinen Satz und sie wäre fast zurück gezuckt. Sch ... eibenkleister ... Was soll denn das? Wo kommen denn auf einmal die 'Schmetterlinge' her? Hoffentlich hat keiner was gemerkt.

Die Unterhaltung plätscherte zwischen den Kollegen dahin und als die letzten Krümel verputzt waren, meinte Herr Haller: „Ich möchte mich nochmals ganz herzlich für die schöne Überraschung bedanken! Außerdem schlage ich zu diesem Anlass vor, dass wir uns in Zukunft alle duzen! Wäre das in Ihrem Sinne, meine Damen?“

Sein Blick wanderte zuerst zu Christine, verharrte da für einen Moment, glitt dann zu Frau Meier, die freundlich dazu nickte und ihm die Hand entgegenstreckte: „Sabine.“ „Stefan.“

Dann wandte er sich an seine jüngste Mitarbeiterin und sah sie abwartend an. „Ja, natürlich Stefan, ... gerne!“ Sein Händedruck war fest und warm und er lächelte als er sagte: „Christine, nicht wahr?“ Sie nickte stumm und ihr Herz klopfte heftig.

****

Stefan Haller starrte gedankenverloren auf die Topfpflanze mit den leuchtend roten, orangefarbenen und gelben Blüten, die rechts von ihm an der Ecke seines Schreibtisches stand. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und massierte seinen Nacken. Schon wieder komplett verspannt, dachte er seufzend. Ich werde mal wieder einen Termin bei Martina ausmachen. Martina war eine Jugendfreundin, die eine Ausbildung zur Energetikerin und Shiatsu-Therapeutin gemacht und ihn schon durch so manche Krise begleitet hatte.

Ja, das ist eine gute Idee!, dachte Stefan nun und griff zu seinem Mobiltelefon um sie sofort in die Tat umzusetzen. Nachdem er überraschend schnell einen Termin für den übernächsten Abend bekommen hatte, weil jemand ausgefallen war, lehnte er sich nun etwas entspannter wieder zurück. Aus Erfahrung konnte er davon ausgehen, dass die Sitzung sowohl seinem körperlichen Wohlbefinden als auch seinem seelischen Gleichgewicht förderlich sein würde.

Seine Gedanken wanderten zu seinem Geburtstag vor einigen Wochen zurück. Kurz nach Mittag, nachdem die anderen Kollegen schon gegangen waren, betrat Christine plötzlich sein Büro und sprach ihn an. Allein, wie sie seinen Vornamen ausgesprochen hatte ... Verlegen lächelnd hatte sie ihm die Pflanze überreicht und ihm erzählt, dass sie sie selbst aus Stecklingen gezogen hatte. Seither stand die Kalanhoe hier auf seinem Schreibtisch, auf einem 'Ehrenplatz' sozusagen, und immer bereit, ihn an ihre Erzeugerin zu erinnern.

Christine ... Wie oft ich an sie denke ist ja schon nicht mehr normal! Bei der kleinen Feier damals war ihm wieder so richtig bewusst geworden, wie attraktiv er seine junge Mitarbeiterin fand: Die langen, kastanienbraunen Haare trug sie locker hochgesteckt, was ihren zarten, schlanken Nacken betonte.

Er dachte an das ovale Gesicht mit den feinen Sommersprossen auf der frechen, kleinen Nase, an ihre klare Haut, die blitzenden, dunkelbraunen Augen und den rosigen, hübschen Kussmund der üblicherweise zumindest die Andeutung eines Lächelns zeigte... So weit er das beurteilen konnte, war sie nahezu ungeschminkt, nur ihre ausdrucksvollen Augen hatte sie geschickt betont.

Alles in allem ein äußerst ansprechendes Bild ... ja, sie war für ihn tatsächlich ein Traum von einer Frau ... eines jungen, gesunden, natürlichen Mädchens mit einer zierlichen Figur, einem knackigen Po und festen runden Brüsten ... obwohl man(n) sich da ja mit Push-ups und Ultra-Push-ups nie so ganz sicher sein konnte.

Teils amüsiert, teils schockiert, registrierte Stefan, dass sich während seiner Gedankengänge das Blut in seinen unteren Regionen gesammelt hatte und sich eine deutlich sichtbare Beule in seiner Hose abzeichnete. Mann, bin ich wirklich schon so ausgehungert, dass ich mich an dem alltäglich und gewohnten Anblick einer Mitarbeiterin aufgeile? MEINER Mitarbeiterin ...! Das geht ja GAR NICHT!! - Genau an diesem Punkt seiner inneren Strafpredigt betrat das Objekt seiner Begierde das Büro.

„Entschuldige bitte, Stefan, hast du einen Augenblick Zeit für ein paar Unterschriften?“

Auf sein Nicken hin legte sie die Fächermappe mit den Schreiben, die sie vom Diktierband abgetippt hatte, vor ihn hin und blieb abwartend neben ihm stehen. Unwillkürlich war er mit seinem Stuhl weiter unter den Schreibtisch gerollt. Nicht auszudenken, wenn sie einen Blick auf seinen Schoß werfen würde. Während er die Schriftstücke überflog, nahm er ihren leichten, anregenden Duft wahr. Irgendwie blumig, frisch, wie Frühling ...

„Welches Parfum benutzt du?“, rutschte ihm heraus und er hob den Kopf um sie anzusehen. Was ein Fehler war. Ihre Augen weiteten sich für einen Moment überrascht und eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht.

„Oh, ich habe es mir erst gestern gekauft, mir fällt der Name jetzt nicht ein!“ Sie erschien ein wenig verwirrt. „Ich hoffe, es ist nicht zu aufdringlich?“

„Nein gar nicht!“ Jetzt war auch Stefan verlegen. „Es duftet sehr angenehm und passt gut zu dir! Sehr zart und weiblich ...!“ Shit, was red ich denn da??, fragte er sich und wandte sich schnell wieder zu seiner Mappe. Das hört sich ja an, als ob ich sie anbaggern wollte!

Dann war sie endlich wieder draußen und er mit seinen Gedanken alleine. Sie hat sich das Parfum selbst gekauft, nicht ihr Freund ... Was interessiert mich das überhaupt?? Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.

****

„Ach Nicki, schön, dass du so spontan Zeit hattest! Ich weiß einfach nicht mehr weiter“, seufzte Christine, als sie sich neben ihre Freundin auf einen leeren Stuhl in ihrer Lieblings-Konditorei fallen ließ.

„Gibt´s was Neues von deinem Stefan?“, erkundigte sich Nicole vorsichtig. Sie kannten sich schon seit frühester Kindheit und hatten schon so manche Tage und Nächte damit verbracht, miteinander in ihren 'Beziehungskisten' zu wühlen, Liebeskummer zu trösten, sich über Erfahrungen mit Jungs - und später mit Männern – auszutauschen oder über sie zu lästern.

„Ich wollte, er wäre MEIN Stefan“, seufzte Christine erneut. „Manchmal hab ich das Gefühl, er versucht mit mir zu flirten, dann wieder blockt er total ab. Aber wenn er mich ansieht, mich mal RICHTIG ansieht mein ich, dann krieg ich Herzklopfen und Schweißausbrüche und hab nur noch Watte im Kopf! Voll peinlich! Das letzte was ich will ist, dass er glaubt, ich wäre eine hohle Nuss! Ich brauch jetzt einen süßen Trost“, erklärte sie entschlossen und griff nach der Eiskarte.

„Was meinst du mit 'er versucht zu flirten'?“, hakte Nicki nach. „Tut er oder tut er nicht?“

Christine erzählte ihr von der Frage nach ihrem neuen Parfum und noch einigen anderen Situationen, die sie verwirrt hatten.

„Du, ich glaub, der ist schüchtern! Hältst du das für möglich?“, fragte Nicole erstaunt.

„Ich weiß es wirklich nicht. Also, der Aufreißer-Typ ist er nicht gerade, da bin ich sicher. Aber ein Mann in seiner Position? Bei geschäftlichen Verhandlungen ist er es jedenfalls nicht, das steht fest. Allerdings sind in unserer Branche die Geschäftspartner doch zu 90 Prozent männlich“, überlegte Christine.

„Vielleicht solltest du ihm ein bisschen mehr einheizen?“, schlug Nicki vor, während sie sich ihre Eisbecher schmecken ließen. „Minirock, tiefer Ausschnitt, High-Heels, das volle Programm halt!“ Christine schüttelte den Kopf.

„Nein, das kann ich nicht machen! Erstens passt das nicht zu mir, und außerdem denkt er dann, ich bin ein Flittchen und will ihn verführen!“

„Willst du nicht genau das?“, kicherte Nicki.

Ihre Freundin zögerte, schüttelte langsam den Kopf und meinte mit einem leichten, verträumten Lächeln: „Naja, vordergründig schon, aber eigentlich will ich mehr ..., ich will alles. Du kennst mich ja: Ehemann, Kinder, Haus mit Garten waren immer schon meine Träume. Daran hat sich nichts geändert.“

Nicki senkte nachdenklich den Kopf und betrachtete eingehend ihren Löffel mit der Cocktail-Kirsche, die ihr Eis geziert hatte. „Und du meinst, ausgerechnet Stefan Haller ist der richtige dafür, und der den du willst?“

„Ich weiß, es hört sich seltsam an, ich kenne ihn ja in Wirklichkeit kaum, weiß nicht viel über ihn. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, er könnte es tatsächlich sein ... Zumindest hätte ich gerne die Chance es herauszufinden, auch wenn ich mir vielleicht fürchterlich die Finger dabei verbrenne! - Aber jetzt erzähl mir, wie es dir geht! Hat Silvio sich endlich bei dir gemeldet?“

Nicki schüttelte den Kopf: „Ich hab nichts mehr von ihm gehört, kein Anruf, kein SMS, er stellt sich einfach tot. Es ist wirklich erbärmlich, dass er nicht einmal den Mut hatte, ordentlich Schluss zu machen, sondern einfach abgehauen ist. Naja, eigentlich ist es kein großer Verlust, in letzter Zeit war es ohnehin nicht mehr so toll mit ihm ...“, meinte sie dann leichthin. Und er war ja nicht der erste, der die Flucht ergriffen hat, dachte sie bitter.

„Also, dein Herz hat er dir nicht gebrochen“, stellte Christine fest, obwohl sie nicht so ganz überzeugt war.

„Du kennst mich, Chrissi, ich verschenke mein Herz nicht, das gehört ganz alleine mir, und deshalb kann's mir auch keiner brechen!“

Später am Abend lag Christine in ihrem Bett, bereits fertig zum Schlafen unter ihre Decke gekuschelt, und dachte noch einmal über das Gespräch mit ihrer Freundin nach. Stefan verführen? Ja, das hätte schon was ...

Sie dachte an ihn, wie sehr ihr seine Körpersprache, seine Gestik gefiel ... Seine Stimme geht mir durch und durch ..., wenn er lacht blitzen seine Augen ..., und wenn er mich anschaut krieg ich Herzklopfen ... Ja, ich will ihn spüren, überall ... Wie sich seine Haare wohl anfühlen, wenn ich mit den Fingern durchfahre? Seine kurzen, dichten Locken schauen so weich aus ...

Sie wollte von ihm geküsst werden, seine gepflegten Hände mit den langen, schlanken Fingern auf ihrer Haut fühlen ... Ihre eigenen Finger glitten über ihren Körper, an all die Stellen, wo sie seine gerne spüren würde. Sie stellte sich vor, wie sich sein Körper, seine Haut an sie schmiegen würden, fest, heiß, sinnlich, zärtlich ...

****

Keuchend und verschwitzt erwachte Stefan. Er brauchte einen Augenblick um sich zu orientieren, dann fiel ihm sein Traum wieder ein. Er stöhnte auf und versuchte sich aus seiner Bettdecke zu befreien, in die er sich verstrickt hatte wie in einen Ganzkörper-Zwangsanzug. Christine ... Sie war in seinem Traum gewesen. Sie hatten Sex miteinander gehabt, er glaubte sie noch zu spüren ... und dann ... Er stöhnte noch einmal gequält auf, als er sich an die Demütigung in seinem Albtraum erinnerte.

Ein Blick auf den Wecker zeigte ihm, dass es zu spät war, um noch einen Versuch zu machen, ein wenig zu schlafen. Statt dessen bemühte er sich, etwas zu entspannen und seine Gedanken zu ordnen, so weit das möglich war.

Was hat sie nur nur an sich, das mich so durcheinander bringt? Ich bin doch sonst keiner, der mit seinem Schwanz denkt.

Dass Christine irgendein Interesse an ihm haben dürfte, war offensichtlich. Die Geburtstags-Blume war nur der Anfang gewesen. Sie suchte seine Nähe, kam öfter in sein Büro als nötig gewesen wäre, bemühte sich, mit ihm ins Gespräch zu kommen ... Er versuchte meistens, sie abzublocken, aber sie war überraschend hartnäckig und es wurde zunehmend schwieriger für ihn, sie zu ignorieren.

Er spürte ihre Präsenz bevor er sie sah, roch sie noch, wenn sie schon lange aus dem Zimmer gegangen war ... Und jetzt verfolgte sie ihn auch noch bis in den Schlaf! Schon lange hatte er keine so erotischen Träume mehr gehabt. Zum letzten Mal wohl in der Pubertät ... Ich bin so verflucht heiß auf sie ...

Aber was zum Henker will das Küken bloß von mir? Sie ist gut zwölf Jahre jünger als ich. Vielleicht ist das Ganze ja eine Art Spiel, oder eine Wette mit ihren Freundinnen, ob sie es schafft, mich zu verführen? Und dann hätte sie mich am Arsch. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ... das Worst-Case-Szenario schlechthin! Aber irgendwie trau' ich ihr das nicht zu.

Wieder sah er sie vor sich: Ihre freundliche, herzliche Art, ihre fröhliche Stimme, die Art wie sie sprach und lachte und dabei ein wenig den Kopf in den Nacken warf ...

Entschlossen warf er die Bettdecke ab und stellte sich unter die Dusche um einen klaren Kopf zu bekommen.

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