Читать книгу Überraschungspaket Hund - Isabella Staudt-Millmann - Страница 7

Ein Spiegel

Оглавление

Unser aufregender erster Tag mit Dingo sollte noch lange nicht zu Ende sein. Da wir beim Abholen schon mit ihm spazieren waren und auch vor seinem Bad, dachten wir, eine gewisse Zeit könnte er noch warten, bis er wieder Gassi müsste. Zumindest sollte er trocken sein. Aber unser Hund lief nach seinem Mittagsschläfchen zur Tür, was wir für ein sicheres Zeichen hielten.


Wir schnappten uns die Leine und den Hund und gingen zum Auto. Da wir immer noch nicht sicher waren, ob er die Autofahrt mochte, setzte ich mich wieder zu Dingo auf die Rückbank. Er trampelte wieder auf mir herum und das schien ihm richtig Spaß zu machen. Im freien Feld angekommen, hielten wir uns an die Ratschläge der Fachliteratur: So früh wie möglich den Hund ohne Leine laufen lassen und das „Komm“ trainieren. Nachdem wir sicher waren, alleine im Feld zu sein, machten wir unseren Hund von der Leine ab und ließen ihm freie Hand. Es klappte alles wunderbar, er kam, wenn wir riefen, blieb in unserer Nähe. Kurz und gut er benahm sich mustergültig.


Allerdings steuerte er bald wieder auf unser Auto zu, er hatte wohl alles erledigt, er wollte heim. Da wir für den Abend eigentlich verabredet waren, ging Dieter aus und ich verbrachte den Rest des Abends sehr ruhig mit unserem Hund. Er beobachtete mich und ich beobachtete ihn. Er folgte mir ins Bad. Er ging mit in die Küche. Ich zeigte ihm, wo sein Futter und sein Wasser standen, aber er machte keine Anstalten zu essen oder zu trinken. Wir waren übereingekommen, an diesem ersten Abend alles zu beobachten und dem Hund nichts zu verbieten. Es schien auch gut zu funktionieren.

Dingo suchte meine Nähe. Er kletterte auf die Couch und legte sich dicht an mich. Dabei kraulte ich ihn etwas und er schlief ein. Doch dann wurde auch ich müde.


Dingo sollte sich an einen Schlafplatz in unserem Schlafzimmer gewöhnen. Außerdem hatten wir abgesprochen, Dingo in dieser ersten Nacht auch den Sprung ins Bett nicht zu verweigern, falls er das wollte, damit er sich schneller eingewöhnt.


Er schaute interessiert zu, was Menschen alles machen, bevor Sie ins Bett gehen. Ich war dafür auch ein geeignetes Exemplar: Gesichtsreinigung, Zähne putzen, duschen, Haare kämmen – alles interessante Tätigkeiten. Dann folgte er mir ins Schlafzimmer. Kurz saß er unschlüssig vor dem Bett, dann kletterte er mühsam hinein. Es dauerte lange, bis er sich durch das halbe Bett in Richtung Kopfende gearbeitet hatte, denn es gab überall etwas zu entdecken. Den Zipfel einer Bettdecke, ein seltsames Geräusch im Freien, meine Füße und vieles mehr.


Doch plötzlich blieb er stehen und stimmte ein lautes Gebell an. Er starrte etwas an. Ich konnte in dieser Richtung nichts erkennen, dort stand nur unser Spiegel. Da fiel es mir ein, er sah das erste Mal sein Spiegelbild. Alles Gute zureden half nichts. Er bewegte sich nicht vorwärts und nicht rückwärts. Ich zog ihn mit sanfter Gewalt nach oben und drückte ihn auf das Kopfkissen, er lag eine Zeitlang auch ruhig da. Ich kraulte ihn sanft und versuchte zu schlafen. Aber es wurde Dingo zu warm oder zu ungemütlich. Im Halbschlaf merkte ich, wie er weiter runter kroch...und alles fing von vorne an. Er sah sein Spiegelbild, fing an zu bellen und zu knurren. Diesmal ließ er sich auch nicht einfach wegziehen, im Gegenteil, er griff seinen Feind an. Irgendetwas störte ihn, die Schnauze an den Spiegel gedrückt knurrte er weiter. Ich klopfte an den Spiegel und versuchte ihn dadurch zu beruhigen, aber das regte ihn nur noch mehr auf. Da es mittlerweile spät war und ich den Nachbarn nicht noch länger das Gebell und Geknurre zumuten wollte, hängte ich den Spiegel zu. Endlich hatte ich es geschafft. Der Hund beruhigte sich und legte sich neben mein Bett. Ich schlief selig, als Dieter heimkam.


Der Hund lief zu ihm, Dieter machte das Licht an. Ich brummelte vor mich hin, da ich Störungen im Schlaf hasse. Durch das Brummeln fühlte sich der Hund angesprochen und kletterte wieder ins Bett. Dieter, mittlerweile im Schlafzimmer, wunderte sich über den zugehängten Spiegel. Also zog er die Decke darüber weg, unser Hund sah wieder sein Spiegelbild und ich wachte schlagartig auf. Während ich den Spiegel wieder zuhängte, erzählte ich, was unseren Hund so erschreckt hatte und wir beschlossen, den Spiegel eine Zeitlang sicher im Keller unterzubringen.


Den Rest der Nacht verbrachte unser Hund damit, umher zu wandern und wir versuchten zu hören, was er machte. Nur von kurzen Schlafpausen unterbrochen, durchforstete er jedes Zimmer, ohne uns lästige Zuschauer, die ihm alle Spielzeuge vor der Nase weggeräumt hatten. Wir hörten ihn tapsen und wir hörten ihn fressen. Irgendwann schliefen wir beide ein. Wie wir am nächsten Morgen merkten, hatten wir noch ein paar Blumentöpfe vergessen und leider auch ein Paar Schuhe. Die Pflanzen und die traurigen Überreste der Schuhe wanderten sofort in den Müll.

Überraschungspaket Hund

Подняться наверх