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Die ersten Tage

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Wir hatten bemerkt, dass unser Dingo einen Platz auf PVC bevorzugte. Seine kurzen Schlafpausen hatte er in unserer Küche verbracht. Aber außer in der Küche und im Bad hatten wir in der ganzen Wohnung nur Teppichboden. Daher fuhren wir los zu unserem Morgenspaziergang, in der Absicht auch noch ein paar Reste PVC zu besorgen.


Direkt neben dem Teppichgeschäft machten wir unseren ersten richtigen Spaziergang. Dort beginnt hinter einem kleinen Bach das freie Feld. Unser Hund benahm sich mustergültig. Er kam, wenn wir nach ihm riefen und er lief nie zu weit weg. Wir hatten wirklich glückliche 15 Minuten. Doch dann tat er etwas, was wir noch bei keinem Hund gesehen hatten. Aus einer Laune heraus fing er plötzlich an zu rennen und Kreise um uns zu ziehen. Erst enge Kreise, dann immer weitere. Wir fanden das sehr lustig und Dingo schien es auch große Freude zu machen. Er spielte offensichtlich mit uns und wir taten unser bestes um mitzuspielen.


Doch bei unserem Spiel hatte keiner bedacht, wie nah wir schon dem Bach gekommen waren und Dingo zog weiterhin seine Kreise um uns. Er tobte mit riesigen Sprüngen durch das hohe Gras, bis wir ihn mitten in einem Sprung aufheulen hörten. Dann kam nur noch das Geräusch von spritzendem Wasser und wir wussten, wo unser Hund lag. Anscheinend hatte Dingo vorher noch keinen Kontakt mit Wasser gehabt, zumindest nicht in dieser Form. Er versuchte als erstes den Bach auszutrinken. Aber nachdem er eine Weile geschlabbert hatte, schien er einzusehen, dass es so nicht funktionieren würde. Also fing er an jämmerlich zu heulen. Der Bach hatte ein ziemlich steiles Ufer und Dieter kam nicht an Dingo heran. Wir redeten beruhigend auf unseren Hund ein, aber er wollte nicht länger im Wasser bleiben. Er versuchte heraus zu springen. Aber so sprunggewaltig war er noch nicht. Wir wollten ihn bei einem Sprungversuch zu fassen kriegen. Nach mehreren Anläufen schafften wir es dann auch. Dieter lag bäuchlings in Gras am Bachrand. Ich hielt so gut ich eben konnte seinen Hosenbund fest. Es dauerte lange. Dann bekam Dieter Dingo am Halsband zu fassen und wir zogen ihn an Land.


Vor uns stand ein zitterndes Häufchen Hund, das so aussah, als würde es nie wieder ins Wasser gehen. Aber wir hatten uns geirrt. Nach ein paar Streicheleinheiten, stürmte unser Hund auf das Wasser zu und verbellte es. Aber er machte keinen Versuch hineinzuspringen. Wir trockneten ihn notdürftig mit meinem Pullover ab und nahmen uns vor, ab sofort immer ein Handtuch im Auto zu haben. Ich blieb bei Dingo am Auto, während Dieter schnell die PVC-Reste holte. Die Heimfahrt verlief sehr ruhig, es sah aus als stünde Dingo jetzt rückwirkend unter Schock.


Diese ersten gemeinsamen Tage mit Dingo waren für uns ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten uns das Leben mit einem Hund spannend und interessant vorgestellt. Wir hatten beide noch keinen eigenen Hund und wussten über Hundeerziehung, Nahrung, Gewohnheiten, Krankheiten und Pflege nicht viel. Es kam einiges auf uns zu, das merkten wir schon beim Einkaufen. Die freundlichen Leute aus dem Fachgeschäft gaben uns viele nützliche Tipps mit. Wir mussten erfahren, dass junge Hunde beschäftigt sein wollen. Sie brauchen etwas auf dem sie herum nagen können, sonst suchen sie sich etwas aus der Wohnung, wie in der ersten Nacht meinen Schuhe.


Dingo hatte sie nicht aus Zerstörungswut gefressen, sondern aus Langeweile. Also kauften wir Dinge, von denen ich vorher nie gehört hatte. Getrocknete Schweineohren, Ochsenziemer, Kaustangen und nicht zu vergessen die verschiedenen Spielzeuge, wie einen Echtholzknochen, quietschende Plastikfiguren und ähnliches. Ein Shampoo und eine Bürste hatten wir schon. Jetzt brauchten wir die sonstigen Pflegeutensilien. Da gab es eine Riesenauswahl an Bürsten, Kämmen und ähnlichem. Wir entschieden uns für eine zweite Bürste mit einer Weichen- und einer Drahtseite.


Eine stabile Leine brauchten wir auch noch, denn unser Welpe war so groß, wie wir uns fast den ausgewachsenen Hund vorgestellt hatten. Wir entschieden uns für eine in der Länge verstellbare Lederleine mit einem dazu passenden Halsband. Wir kauften noch eine Hundepfeife, weil man uns sagte, wir könnten unseren Hund daran gewöhnen, solange er noch jung sei. Alles in allem gaben wir ziemlich viel Geld für Dinge aus, von denen wir nicht einmal gewusst hatten, dass sie existierten.


Dann kam noch die Sache mit dem Futter. Man erklärte uns, ein gutes und ausgewogenes Futter sei wichtig, gerade für einen Welpen, also nahmen wir von den besten Futtersorten Proben mit und kauften vom allerbesten Futter, das auch das teuerste war, ein kleines Päckchen. Außerdem sollten wir immer eine kleine Belohnung dabei haben. Auch hier war die Auswahl riesig. Wir nahmen eine Mischung an Knabbersachen mit. Die Vitamintabletten wollten wir dann doch nicht. Es wurde eine ziemlich teure Angelegenheit. Aber wir fühlten uns gut.


Unser Hund war versorgt, zumindest fürs erste. Wir fuhren heim und stellten fest, dass wir für diese ganzen Hundesachen einen Lagerplatz brauchten. Es half nichts. Im Gästezimmer musste ein Schränkchen ausgeräumt werden. Neben den eben gekauften Dingen hatte ich die inzwischen trockenen Handtücher offiziell zu Hunde-Pfoten-Tüchern ernannt.


Jetzt kam der organisatorische Teil. Wir meldeten unseren Hund bei der Gemeinde an. Wir hatten mit einem astronomischen Betrag gerechnet und waren sehr überrascht als man für ein ganzes Jahr nur 18 DM verlangte.


Der nächste Besuch führte uns zu einer Tierärztin. Unser Hund benahm sich großartig. Leider begoss er fast die ganze Praxis. Die Tierärztin stellte als erstes fest, dass wir ein sehr schönes Exemplar bekommen hatten. Die Impfungen schienen soweit gemacht, mussten also nur noch aufgefrischt werden. Die Untersuchung nach Flöhen verlief glatt. Dingo hatte nicht einen Mitreisenden. Wir bekamen Entwurmungstabletten mit, die wir Dingo geben mussten und nach einer Woche sollten wir zum Auffrischen der Impfungen vorbeikommen. Dann sah sich die Tierärztin Dingos Gebiss an und fragte in gleicher Sekunde, ob wir eine gute Versicherung hätten. Darüber hatten wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wir beschlossen, gleich am nächsten Tag mit einer Versicherungsgesellschaft einen Termin ausmachen.


Damit hatten wir organisatorisch ziemlich alles hinter uns gebracht und konnten uns wieder ganz den Schönheiten des Lebens als Hundebesitzer zuwenden. Wir gingen mit unserem Hund wieder ins freie Feld und probierten die Hundepfeife aus. Der Erfolg war verschwindend gering. Aber Dingo folgte bei fast jedem Rufen und kam er wirklich mal nicht, drehten wir uns einfach um und liefen in die andere Richtung, dann rannte er sofort hinter uns her. Aber schon bei diesen ersten Spaziergängen fiel uns etwas sehr beunruhigendes auf: Unser Dingo war ein Rüde, aber er hob seine Beinchen nicht. Wir machten uns zwar Gedanken, aber wir wollten ihn erst mal weiter beobachten.


Das Leben mit Hund fing an Spaß zu machen. Wir mussten zwar noch einiges lernen, aber es würde schon werden. Die Sache mit den Wurmtabletten war das erste Hindernis – wie bekommt man diese Tabletten in den Hund? Wir probierten es auf die direkte Weise. Es funktionierte nicht. Wir probierten es mit Tricks. Leckerbissen und Tablette übereinander und ab in den Mund – erstaunlich, auch Hunde können Tabletten ausspucken. Dieter kam auf die Idee mit der Leberwurst. Wir machten ein schönes Leberwurstbällchen und drückten die Tablette tief hinein. Das funktionierte endlich.


Fast noch problematischer war die Sache mit der Beschäftigung für einen Welpen. Wir hatten Dingo am Abend den Ochsenziemer gegeben, um sich damit zu beschäftigen. Er kaute daran herum, leckte ihn ab und legte sich drauf. Das alles dauerte keine 15 Minuten – und dann fing es an in der Wohnung bestialisch zu stinken. Wir hatten erst Dingo in Verdacht, aber als wir uns dem Ochsenziemer näherten hatten wir den Übeltäter. Wir packten das Ding luftdicht ein und legten es auf die Außenfensterbank. Dingo beobachtete sehr genau, was wir mit diesem Leckerbissen machten und setzte sich vor das Fenster. Kein Mensch hatte uns gesagt, wie sehr Ochsenziemer stinken, wenn sie nass und weich werden.


Wir probierten es mit den deutlich kleineren Schweineohren – in der Hoffnung, dass diese nicht so stinken würden und dass Dingo sie schneller gekaut hat. Am Anfang liebte er diese kleinen Leckerbissen auch: Pro Tag verschwanden 2 Schweineohren in seinem Magen. Sie beschäftigten ihn zwar wirklich nicht lange, aber er konnte seine Zähne trainieren und wir hatten keine Probleme mit der Geruchsbelästigung. Leider währte dieses Glück nicht lange und er fand Schweineohren nicht mehr so interessant. Er schnupperte zwar daran, leckte sie auch ab, aber dann waren sie schon wieder uninteressant.


Wir blieben hart – einen Ochsenziemer konnte er leider in unserer Wohnung nicht essen. Der Holzknochen und das andere Spielzeug interessierte Dingo nicht. Es lag ihm nur im Weg rum. Wenn er sich hinstreckte, schob er mit den Pfoten oder dem Körper irgendein Teil weiter Richtung Wand. Irgendwann lagen alle Sachen direkt an der Wand und wurden nur vor dem Einstauben bewahrt, weil ich nach einer Woche alles in Dingos Schrank räumte.


Wir machten uns auf die Suche nach anderen Knabbersachen und landeten bei echten Knochen. Unsere Tierärztin hatte keine Einwände erhoben, aber uns empfohlen mit großen Knorpelstücken zu beginnen, um eventuellen Magen-Darm-Problemen vorzubeugen. Diese Leckerbissen waren ganz nach dem Geschmack unseres Hundes. Er konnte nicht genug von frischem Knorpel bekommen. Für uns besonders erfreulich: die Knorpelstücke beschäftigten ihn ganztägig und rochen überhaupt nicht. Im Lauf der Zeit wechselten wir zu richtigen Knochen.

Überraschungspaket Hund

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