Читать книгу To Make Your Heart Remember Me - Isabella Stone - Страница 8
Kapitel V - Hayley
ОглавлениеDie kleine Bar, zu der Logan uns fährt, liegt im Zentrum von New Jersey. Es ist ein kleiner Pub, die Wände sind dunkel getäfelt, die Stühle und Bänke sind gepolstert und mit rotem Samt bezogen. Wir setzen uns an eine große Tischgruppe, die offenbar von unseren Freunden bereits zusammengeschoben wurden. Logans Freunde, die auch für uns schon mehr als nur Bekannte sind, begrüßen uns mit Umarmungen und Schulterklopfen.
Kasia lässt sich mir gegenüber nieder, ständig mit den Fingern an ihrem Handy. Hin und wieder schleicht sich ein Lächeln auf ihre Lippen, was auch mich schmunzeln lässt.
„Wem schreibst du?“, frage ich. Während Logan unsere Getränke ordert.
„Wie bitte?“ Entschuldigend blickt meine Freundin von ihrem Smartphone auf. „Ach, nur einem Bekannten.“ An ihrem Blick erkenne ich, dass sie lügt.
„Welcher Bekannte? Du bist meine beste Freundin, meine Schwester, ich kenne alle deine Bekannten“, grinse ich, muss laut lachen, als sich ihre Wangen leicht rot färben.
„Du kennst nicht alle meine bekannten“, versucht Kasia sich mit hochrotem Kopf heraus zu reden. Für den Moment lasse ich sie in Ruhe. Das letzte, was ich will, ist sie in Verlegenheit zu bringen. Vielleicht hat sie jemanden kennengelernt, den sie mir noch nicht vorgestellt hat. Unwahrscheinlich, da wir mehr oder weniger unzertrennlich sind, aber durchaus möglich.
Als Logan mit einem Tablett zurück zu Tisch kommt, greift sich Kasia ihre Cola und trinkt einen großen Schluck. Logan stellt eine zweite Cola vor mich, einen Pitcher Bier und ein Glas an seinen Platz. Er sitzt, wie immer, neben mir, rückt ein wenig mehr zu mir auf, als ich ihm eigentlich Platz machen möchte.
Obwohl Kasia ihr Glas schon zur Hälfte geleert hat, stoßen wir an und trinken auf einen schönen Abend. In der Öffentlichkeit trinken meine beste Freundin und ich eigentlich nie Alkohol. Auch wenn Logan uns das ein oder andere Mal versucht hat zu überzeugen, dass der Besitzer des Pubs es eher europäisch hält – Volljährigkeit mit achtzehn. Daher dürfte man sich bei ihm schon mal ein Bier genehmigen. Auch, wenn es verlockend ist, mögen wir Max, den Besitzer, zu sehr, als das wir seine Schanklizenz aufs Spiel setzen würden.
Nach und nach füllt sich der Pub, es wird laut, wodurch auch wir immer lauter reden müssen. Mittlerweile gehören Kasia und ich schon mit zu der riesigen Clique rund um Logan und Vince. Einige unserer Bekannten aus der Schule gehören auch schon dazu. Wir quatschen, diskutieren und lachen alle miteinander.
Der Platz neben Logan wird von Tessa, seiner Exfreundin, besetzt. Sie sind schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr zusammen, lange, bevor ich Logan kennengelernt habe. Dennoch ist es merkwürdig, die beiden so vertraut miteinander zu sehen. Es geht mich natürlich rein gar nichts an. Irgendwann erzählte Logan mir, dass sie eine Art Vorzüge-Abmachung hätten. Ich wollte keine Details hören. Besonders nicht, nachdem er mit mir ausgehen wollte. Angeblich haben sie nur miteinander geschlafen, wenn sie beiden niemanden hatten. Ich kenne Logan jetzt schon zwei Jahre. In dieser Zeit war er meines Wissens nach mit niemanden liiert.
„Wo habt ihr Vince denn heute gelassen?“, will John wissen, der neben Kasia sitzt. John ist Musiker, lebt schon lange nicht mehr in New York. Momentan hat er Urlaub, denn die nächste Tour steht vor der Tür. Er und seine zwei Kumpels bringen einen Hit nach dem anderen raus. Sie waren schon überall. Beneidenswert.
„Der hat noch ein Date“, erklärt Logan. Früher, so haben sie es erzählt, waren Logan, Vince und John die besten Freunde. Bis sie ans College und damit in verschiedene Bundesstaaten gingen. Naja, John zog weg, Vince und der tätowierte Muskelmann neben mir blieben in Jersey.
„Mit wem?“ Johns Neugierde ist unverhohlen. Er neigt sich über den Tisch, rempelt Kasia ein wenig dabei an, die so aussieht, als würde das Gespräch sie nichts angehen. „Erzähl mir alles!“
„Er hat mir nichts erzählt! Ist das zu glauben? Ich hatte keine Ahnung, dass Vince überhaupt jemanden kennengelernt hat.“ Auch Logan beugt sich über den Tisch, trotzdem müssen die Männer sich fast anschreien, so laut ist es in dem Pub.
„Ihr seid schlimmer als Waschweiber“, lache ich und trinke einen Schluck von meiner bereits warmen Cola.
„Hayley hat Recht“, mischt sich Tessa nun ist das Gespräch ein. „Lasst ihm den spaß. Vince war schon ewig nicht aus.“ Eigentlich kann ich Tessa ganz gut leiden, aber ihre ständigen Annäherungsversuche gegenüber Logan nerven mich schon eine ganze Weile. Versuche, seine Aufmerksamkeit auf sie zu richten. Wie jetzt. Ihr Hand landet, wie zufällig, auf seinem Oberschenkel, gefährlich nahe seinem Schritt. Zu allem Überfluss beginnt sie auch noch, kleine Kreise auf sein Bein zu zeichnen.
Unbeabsichtigt schnaufe ich, rücke ein wenig von Logan ab. Ich revidiere meine Aussage, ich kann Tessa kein Stück leiden. Ich meine, die beiden können machen, was sie wollen, sie sind ungebunden. Soll er doch Spaß mit ihr haben, mir egal.
Logan sucht meinen Blick, seine Augen fragen gefühlt tausend Dinge auf einmal. Ich wende mich ab, widme mich meiner Freundin, die schon wieder auf ihr Handy schaut.
„Es muss dich schwer erwischt haben“, stelle ich grinsend fest.
„Ja, ich meine, nein, natürlich nicht.“ Schnell verstaut sie ihr Handy wieder in ihrer Tasche. „Hayls, wärst du mir sehr böse, wenn ich mich jetzt vom Acker machen würde? Ich … also ich hätte da noch eine Verabredung.“
„Es ist natürlich okay. Du hast es vorhin gar nicht erwähnt.“
„Ja, es stand vorhin noch nicht fest. Deshalb haben wir die ganze Zeit geschrieben. Es ist doch okay? Ich werde nach Haus gebracht, du musst dir keine Sorgen machen.“ Während meine beste Freundin sich um Kopf und Kragen redet, leuchten ihre Augen, wie sie es schon lange nicht mehr getan haben. Scheinbar freut sie sich auf dieses Date. Wie könnte ich es ihr dann verwehren? Nach all der Zeit, die sie schon auf den einen wartet.
„Natürlich ist es okay. Los, ab mit dir und hab ganz viel Spaß! Morgen will ich alles wissen!“ Kasia springt auf, kommt zu mir herüber und drückt mich fest an sich. Auch ich stehe auf, begleite sie noch zu Tür. Wir geben uns noch einen Kuss auf die Wange und schon ist sie verschwunden.
„Wo geht sie hin?“, will Logan wissen, als ich wieder an den Tisch trete. Tessa ist noch näher an ihn gerutscht, sie sitzt praktisch auf seinem Schoss.
„Sie ist verabredet. Entschuldigt mich bitte kurz.“ Ich drehe mich wieder um, gehe zur Toilette. Ich würde zu gern gehen, den Abend auch für mich als beendet erklären. Doch Logan hat extra auf uns gewartet, hat Überstunden gemacht, weil wir mal wieder zu spät waren. Bin ich es ihm da nicht schuldig, noch eine Weile zu bleiben?
Als ich aus den Toilettenräumen trete, glaube ich einen kurzen Moment, dass Logan mich hier abfangen wird. Kurz erlaube ich meiner Fantasie, sich auszumalen, wie es wohl wäre, wenn er mich an die Wand presst, sein Bein zwischen die meinen schiebt und mich küsst, als wäre ich die einzige Frau für ihn auf der ganzen Welt. Ich würde in sein Haar greifen, ihn fester an mich ziehen. Seine Zunge würde über meine Lippen streichen, mich um Einlass bitten. Natürlich würde ich ihn gewähren lassen, ein wenig an seinem Haar ziehen, er würde leicht aufstöhnen. Seine Härte würde sich an mein Bein drücken, vielleicht sogar gegen meine pochende Mitte, je nachdem, wie er mich halten würde. Dann würden wir uns tief in die Augen schauen und im stummen Einvernehmen den Pub verlassen und auf schnellsten Weg in seine Wohnung fahren.
Doch solche Momente gibt es nur in Büchern oder Filmen, nicht in der Realität. Natürlich wartet niemand mich auf dem kleinen Flur. Ich gehe zurück zu den anderen, versuche keine Miene zu verziehen. Natürlich hat sich Tessa nicht von Logan wegbewegt, aber das geht mich nichts an. Ich habe ihm einen Korb gegeben, wollte nicht mit ihm ausgehen. Es. Geht. Mich. Nichts. An.
Ich beschließe, ihn den restlichen Abend zu ignorieren. Was ganz gut funktioniert, John ist ein netter Typ, wir unterhalten uns gut und können miteinander lachen. Im Augenwinkel nehme ich immer wieder wahr, wie Logan mich unverhohlen mustert. Seine Miene ist ernst, fast wirkt sie sauer. Irgendwann hat er Tessas Arm weggeschoben, sich anders auf seinen Stuhl gesetzt. Man könnte fast meinen, ihn würde es stören, dass John und ich uns so gut unterhalten.
Zwei Stunden später, ich habe mir mittlerweile doch noch ein Bier erlaubt, wollen die anderen noch weiterziehen.
„Hayley, wie sieht es bei dir aus? Du kommst doch noch mit?“, will John von mir wissen.
„Nein, ich habe für heute genug und werde mich auf den Heimweg machen“, erkläre ich und werfe meinen Anteil für die Getränke auf den Tisch.
„ich bring dich“, bietet John an. Doch seine Stimme zeugt deutlich von dem Alkohol, den er schon getrunken hat. Tessa wird immer lauter, dass wir uns endlich entscheiden sollen, als Logan sich auch noch in unser Gespräch einmischt.
„Ich bringe sie nach Hause“, sagt er bestimmt. John mustert erst mich, dann Logan, dann wieder mich. Zweifelns zieht er eine Augenbraue nach oben, als wolle er von mir wissen, ob das in Ordnung geht. Ich will ablehnen, will Logan sagen, dass John mich bringt, als mein tätowierter Freund ganz nah an mich herantritt. „Ich sagte, ich bringe dich.“ Seine Stimme ist rau, mir wird schlagartig klar, dass er keine Widerrede dulden wird. Und, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, will ich ihm gar nicht widersprechen.
„Leute, ich klinke mich aus. Hayls hat getrunken, ich werde sie bringen“, wendet er sich an unsere Clique. John zieht sich zurück und schließlich verlassen alle den Pub. Als alle weg sind, dreht er sich fragend zu mir.
„Was?“, zicke ich ihn an. Warum weiß ich selbst nicht so genau, wahrscheinlich, weil er mich nicht gefragt hat, ob er mich überhaupt begleiten soll.
„Können wir?“
„Logan, ernsthaft, ich habe ein Bier getrunken, ich bin durchaus in der Lage, selbst nach Hause zu fahren.“ Ich will meinen Autoschlüssel aus der Tasche holen, kann ihn aber nicht finden. Ich gerate in Panik, glaube schon, mir hätte jemand meine Wagenschlüssel geklaut.
„Suchst du diesen?“, fragt Logan, lässt dabei meinen gesuchten Schlüssel vor meiner Nase tanzen. „Ich werde dich fahren. Punkt.“
Ich möchte einem Impuls folgen, ihm widersprechen, meine Schlüssel nehmen und gehen. Doch ich kann es nicht. Aus unerfindlichen Gründen kann ich mich ihm nicht widerstehen. Seine Augen strotzen nur so vor Entschlossenheit, jedes Argument meinerseits würde er abschmettern. Seufzend nicke ich, gebe mich meinem Schicksal hin. Gemeinsam gehen wir zu meinem Wagen. Logan hält mir die Beifahrertür auf, steigt selbst hinters Steuer und manövriert den Wagen durch die Stadt.
„Wo fährst du eigentlich hin? Nach New York hättest du schon längst mal abbiegen müssen.“ Ich kenne die Gegend, durch die er fährt, denn sie führt direkt zu seinem Studio.
„Gut erkannt, Sherlock.“ Sein Grinsen könnte ansteckend sein, wäre ich nicht bis aufs Äußerste angespannt. Wieso wollte er nicht, dass John mich fährt? Er hätte sicher mit Tessa eine tolle Zeit haben können. „Wir haben einiges zu besprechen, deshalb lade ich dich ein, meine Wohnung kennenzulernen.“ Mit einem Nicken deutet Logan zu meinem Fenster.
„Wir stehen vor deinem Studio“, stelle ich nüchtern fest.
„Richtig. Aber die Wohnung darüber gehört ebenfalls mir. Komm.“ Logan steigt aus, bleibt neben der Beifahrertür stehen und wartet auf mich. Als ich aussteige greift Logan nach meiner Hand, streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken, ehe er mich mit sich zieht. Ich bin von seiner bestimmenden Art so verwirrt, dass ich nur stumm folge. Noch nie hat er mir eine Entscheidung abgenommen, hat sich zurückgehalten, wenn ich mal wieder meinen Kopf durchsetzen wollte. Heute verhält er sich so völlig anders.
Wir gehen an seinem Studio vorbei, durch eine Einfahrt. Hinter dem Haus ist eine Garage zu sehen, davor steht Logans Mustang. Sein hellblauer Lack glitzert in dem schummrigen Licht der kleinen Lampe über dem Garagentor. Hinter dem Haus führt eine Treppe aus Metall in die obere Etage. Ich hatte, obwohl ich Logan jetzt schon zwei Jahre kenne, keine Ahnung, dass er über seinem Studio wohnt. Es macht irgendwie Sinn, denn so kann er auch spät noch Kunden annehmen, ohne sich Gedanken über den Heimweg machen zu müssen.
Hand in Hand gehen wir die Treppe hinauf, Logan zückt ein Schlüsselbund und öffnet die Tür. Er lässt mich zuerst eintreten, tritt dicht hinter mich und betätigt einen Schalter rechts neben dem Eingang. Der Flur erleuchtet in einem sanften Gelblicht, die Decke sieht aus, als würden tausende Sterne funkeln. Links von mir ist ein großes Schuhregal an die Wandgebaut, es scheint über den Boden zu schweben. Darin finden sich neben den schwarzen Boots, die Logan für gewöhnlich trägt, auch schwarze Zehentreter sowie ein paar Sneaker und Slipper. Logan trägt Slipper? Scheinbar weiß ich weniger über meinen guten Freund, als ich dachte. Neben dem Schuhregal hängt eine schlichte Stange aus glänzendem Metall, daran mehrere Bügel.
Logan zieht seine Schuhe aus, verstaut sie ordentlich im Regal und nimmt mir meine leichte Jacke ab. Auch ich schlüpfe aus meinen Stiefeletten, lasse meinen Blick weiter durch den Flur wandern. An den Wänden findet man keine Bilder, aber vielleicht will Logan einfach nur nicht, dass jeder Post- oder Pizzabote gleich etwas Privates von ihm sieht.
Wie gebannt mache ich einige Schritte, stehe sogleich in einer offenen Wohnküche. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der riesigen Fensterfront, die man von außen gar nicht erkennen kann. Es kann aber auch sein, dass ich noch wirklich darauf geachtet habe. Diese Fenster sind doch unmöglich zu übersehen.
Zu meiner rechten erstreckt sich eine große Küche. Die Oberflächen der Schränke sind matt grau, an keiner der Türen ist ein Griff befestigt. Die Arbeitsplatte, die rechts und links von seinem mittig eingebauten Gasherd verläuft, ist glänzend schwarz, wirken fast wie verspiegelt. Ganz rechts in der Ecke steht ein Monster eines Kühlschranks. Es ist einer dieser mega modernen doppeltürigen Dinger, wie jeder sie aus Filmen kennt und immer einen haben will. Gegenüber an der Fensterfront steht ein Tisch mit zwei Stühlen. Im Vergleich zur Küche ist dieser unscheinbar weiß.
Logan drückt an der Wand wieder einen Knopf, das Licht im Flur erlischt, die kleinen Spots der Küche leuchten auf, spenden dem Wohnzimmer auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmer Licht. Ich stehe wie angewurzelt, beobachte, wie Logan zum Kühlschrank geht und zwei Bier herausholt. Ich nehme eine der Flaschen entgegen, als er sie geöffnet hat, danke ihm und wende mich dem Wohnzimmer zu. Kaum zu glauben, dass ich noch nie hier oben gewesen bin. Die rohen Backsteinwände berühren mich, insgeheim stelle ich mir vor, wie ich ein riesiges Bücherregal davorstellen würde, samt einer kleinen Couch, die nur für mich zum Lesen gemacht ist.
In der Realität hängt ein gigantischer Fernseher in der Mitte der Wand, davor steht eine riesige Wohnlandschaft mit zwei Ottomanen und unzähligen Kissen. Der Fernsehtisch besteht aus Holzklötzen mit einer Marmorplatte darauf.
An der Wand gegenüber der Fensterfront befindet sich eine Tür, die vermutlich zum Bad und ins Schlafzimmer führt. Zu gern würde ich mir den Rest der Wohnung genauso intensiv anschauen, jedes Detail in mich aufnehmen, immerhin weiß keiner, wann ich wieder die Gelegenheit bekomme, hierher eingeladen zu werden.
Logan geht an mir vorbei, setzt sich auf die Couch und klopft neben sich.
„Komm, setzt dich bitte zu mir.“ Beim Klang seiner Stimme schrecke ich leicht auf. Mir war nicht bewusst, wie sehr ich in meine Gedanken vertieft war. Ich komme seiner Aufforderung, besser gesagt seiner Bitte, nach und warte schweigend darauf, dass er etwas sagt.
„Es hat dich vorhin gestört, als Tessa mich berührt hat“, stellt er grinsend fest. Seine direkte Art gehört zu den vielen Kleinigkeiten, warum ich immer wohl in seiner Nähe gefühlt habe. Doch in diesem Augenblick lassen seine Worte mich hart schlucken.
„Es hat mich kein bisschen gestört. Ich weiß ja, welche Vereinbarung ihr beide habt“, entgegne ich. Meine Stimme droht zu versagen, denn mein Herzschlag rutscht bis in den Hals hinauf.
Natürlich hat es mich gestört, aber das muss ich ihm gegenüber ja nicht zugeben. Ich habe ihn letztes Jahr abgewiesen, wollte nicht, dass er weiter um mich wirbt. Damit habe ich jedes Recht auf Eifersucht oder sonstiges verwirkt. Oder?
„Soll ich dir etwas sagen, Hayls?“ Sein Blick bohrt sich in meinen, ich kann nicht wegschauen, wie ein Hase, der von einer Schlange fixiert wird. „Du belügst dich schon eine ganze Zeit, denn ich sehe, wie du mich ansiehst. Ich habe gesehen, wie du Tessa angeschaut hast. Und das nicht erst heute. Vielleicht solltest du endlich ehrlich zu dir selbst sein. Ich war ehrlich zu dir, letzten Sommer. Und ich wiederhole meine Worte nur zu gern: Ich will dich, nicht nur als Freund. Ich will, dass du mein Mädchen bist, will es alles zeigen. Scheiß drauf, was die Gesellschaft darüber denken könnte! Ich werde nicht mehr ewig warten.“