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Unser Fühl- und Liebeszentrum

Aus gutem Grund möchte ich dieses Thema für uns Männer so früh als möglich aufgreifen. Ich finde es sehr wichtig, dass du die einzelnen Kapitel dieses Buches nicht nur mit deinem Verstand verstehst. Ich möchte, dass du dich in die beschriebenen Situationen einfühlst. Vielleicht hast du selbst schon einige oder zumindest ähnliche erlebt. Diese emotionale Ebene hilft dir, dich über deine eigenen Erfahrungen hinaus auf deine emotionale Reise zu begeben.

Denke immer daran: Wir sind hauptsächlich fühlende Wesen, die diese großartige Gabe, Gefühle und Emotionen zu empfinden, in unserer verkopften und emotional gebeutelten Gesellschaft leider verlernt haben. Nun finden wir wieder auf den richtigen Pfad zurück. Wir dürfen uns heute erlauben, wieder mehr zu dem zu stehen, was wir fühlen. Wir dürfen für uns erkennen, was wir fühlen und vielleicht noch, warum wir so fühlen. Wir fühlen immer richtig, denn so etwas wie falsche Gefühle gibt es nicht. Gefühle sind immer richtig, wie auch wir immer richtig sind. Wir dürfen lediglich herausfinden, was uns die jeweiligen Gefühle mitteilen wollen und diese Information ernst nehmen. Ganz egal, ob wir sie sofort verstehen oder sie für uns vorerst ein Rätsel bleiben. Wenn wir nach den Bedeutungen unserer Gefühle suchen, werden wir sie finden.

Oft reden wir darüber, wie sicher wir sind, eine bestimmte Vorgehensweise sei in dieser oder jener Situation die richtige. Oder wie wir schon vor Reiseantritt wissen, dass wir uns im Urlaub gut erholen werden. Auf die Frage hin, warum wir das denken, geben wir meistens keine klare und verständliche Antwort. In einem solchen Fall können wir auch keine Antwort haben, die von unserem Verstand verstanden wird, denn es fühlt sich in uns einfach so, einfach richtig an.

Wir fühlen, dass diese bestimmte Vorgehensweise die richtige ist. Wir fühlen, dass wir uns im Urlaub gut erholen werden, da wir uns auf das warme Wasser, das gute Essen und das kühle Bier am Strand freuen. Unsere Gedanken an diese Situationen lösen in uns bereits Gefühle aus. Wir dürfen damit beginnen, die Kinder beim Namen zu nennen. Wir dürfen damit beginnen, unserer Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen und nicht unsere Gedankenwelt den Gefühlen stets vorzuschieben.

In der Kommunikation auf der Verstandesebene gibt es Tausend und ein Missverständnis. Das zeigen mir die vielen Besprechungen, die ich in meinem bisherigen Berufsleben abgehalten habe. Sie haben oft zu lange gedauert und waren nicht wirklich effizient. Mit dem Resultat, dass viele Teilnehmende der Meetings nicht verstanden haben, worum es wirklich ging. Abmachungen wurden nicht eingehalten und viele Ideen wurde mehrfach diskutiert und schließlich doch verworfen.

Wir selbst und auch alle anderen verstehen uns besser, wenn wir über das Fühl- und Liebeszentrum kommunizieren. Falls das bei dir noch nicht sofort geht oder das Gefühl dafür noch nicht so richtig in dir ankommt, lass dir ruhig Zeit damit. Öffne dich erst einmal für dich selbst und sei ab jetzt und heute achtsam im Umgang mit dir, deinem Denken und Fühlen. Dein neuer Begleiter in deinem Kopf ist von nun an der Gedanke: Ich bin es wert!

Wir können die Fähigkeit unseres Fühl- und Liebeszentrums wie einen Kompass nutzen. Er führt uns sicher durch die stürmischen Gewässer des Lebens. Zu Beginn werden diese richtungsweisenden Signale aus unserem emotionalen Zentrum sehr leise sein. Doch wenn wir beginnen, diese in unseren Alltag zu integrieren und zu kultivieren, werden sie bald als fester Bestandteil zu uns gehören und irgendwann möchten wir sie nicht mehr missen.

Dein Fühl- und Liebeszentrum liegt leicht unterhalb deiner Brust. Dort befindet sich auch der sogenannte Solarplexus, unser Sonnengeflecht. Das ist unser Konnektor zu allem, was ist. Wo es genau liegt, kannst du ganz einfach herausfinden. Du fühlst es, wenn du einen Moment bewusst ruhig und entspannt atmest und an ein schönes Erlebnis, wie das Wiedersehen mit einem geliebten Menschen in deiner Kindheit, denkst. Wenn du magst, kannst du das Fühlen verstärken, indem du deine Augen schliesst. So hast du keine optischen Ablenkungen und kannst deine Gedankenbilder besser wahrnehmen. Unser Fühl- und Liebeszentrum ruft dann freudig „JA!“. Es springt, singt und lacht, wenn es sich stimmig anfühlt. Wir sagen dann, uns gehe bei diesem schönen Gedanken das Herz auf. Genauso ist es! Unser Herz darf immer mehr aufgehen. Unser Fühl- und Liebeszentrum öffnet sich und lädt alle Emotionen, Erfahrungen und Informationen ein, ihm beizuwohnen. Dem Gedanken folgt ein schönes Gefühl und das wiederum verleiht unserem Gefühl diese Stimmigkeit.

Im Gegenzug gibt es Ereignisse, die sich für uns nicht stimmig anfühlen. So wie ein Jobwechsel, bei dem du dir einfach nicht sicher bist, ob er die Lösung für dein aktuelles Problem ist. Einen etwas überstürzten Wohnsitzwechsel oder einen anderen faulen Kompromiss teilt uns unser Fühl- und Liebeszentrum ebenfalls mit. Doch oft verstehen wir dieses Signal nicht und wir übergehen es. Wir geben dieser Stimme in uns kein Gewicht. Wir entscheiden uns für die neue Stelle und etwas mehr Geld und gegen unser ungutes Gefühl, in diesem neuen Team zu arbeiten.

Wir entscheiden aus der Vernunft heraus, was sich später dann als Irrtum erweist. Doch oft werden auch die Erkenntnisse eines solchen Irrtums überhört und wir treffen stets die gleichen Entscheidungen. Unser Leben wiederholt sich alle paar Jahre. Wir kreieren in unserer Gegenwart aus unserer Vergangenheit unsere Zukunft. Das wird weiterhin so bleiben, wenn wir nicht bereit sind, unserem Fühl- und Liebeszentrum eine Stimme zu schenken. Die zentrale Stimme, die ihm zusteht. Denn bei unserem Fühl- und Liebeszentrum handelt es sich um eine sehr zuverlässige Schaltzentrale, die ganz exakt ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ signalisiert. Wenn du diese direkte Entscheidung zwischen ‚Ja‘ und ‚Nein‘ in dir nicht kennst, probiere sie am besten in einer deiner Erholungsphasen aus.

Schaue darauf, dass es innerhalb der nächsten zehn Minuten keine Ablenkungen gibt. Wir verharren sonst zu sehr in unserem Kopf, wo bekannter Weise unser Verstand beheimatet ist, der Fragen ausschließlich rational und aus dem Gedanken der Vernunft heraus beantwortet. Bedenke, dass alle großartigen Veränderungen nicht aus der Vernunft und dem Erhalt des Status quo entstanden sind. Großartige Veränderungen für uns gibt es, wenn wir beginnen, neue Wege zu beschreiten und Entscheidungen anders treffen als bisher. Auf diese Weise lassen wir Wunder geschehen.

Unsere jahrzehntelange Konditionierung durch die Gesellschaft hat uns gelehrt, was sinnvoll ist, um in dieser Gesellschaft erfolgreich zu bestehen. Seit ich denken kann, wurde mir gesagt, was gut für mich sei. Das sagten mir Menschen, denen wiederum jahrzehntelang gesagt wurde, was gut für sie sei. Durch diese systematische Entmündigung der Menschen durch Menschen unserer Gesellschaft habe ich lange nicht gelernt, für mich einzustehen und zu entscheiden, was wirklich gut für mich ist. Die Trennung von meinem inneren Kompass währte lange Zeit.

Die Schere zwischen dem, was für uns sinnvoll ist und dem, was uns wirklich guttut, geht in unserer Gesellschaft immer weiter auseinander. Das Ergebnis ist ein immer länger anhaltendes Erkranken. Wir sterben an Krebs, an einem Herzinfarkt, werden süchtig oder bringen uns auf eine andere sozialisierte Art um. Vieles wollen wir gar nicht, doch wir haben es trotzdem. Grund dafür ist unsere eigene Unbewusstheit für das, was alles in uns selbst passiert. Wir tragen unsere Wut, unsere Trauer und unsere Ängste stets nach Außen und vergiften damit nicht nur unsere Mitmenschen, sondern auch die Erde. Genau da stehen wir. Wir haben das, was wir nicht wollen und fragen uns dauernd „Warum?“. Da, wo wir die Antwort empfangen könnten, da haben wir nie gelernt hinzuhören. In uns selbst. Wir dürfen es ab heute anders machen.

Die Verleugnung unseres Fühl- und Liebeszentrums hat einen sehr hohen Reifegrad erreicht. Unser Herz ist nicht mehr der Ort, an dem unsere Göttlichkeit und Liebe innewohnt. Wir sind Geknechtete unseres Verstandes und unseres Egos und somit auch unserer Ängste. Sie haben uns und damit auch unsere Herzen fest im Würgegriff.

Das Herz ist nur noch ein Sklave und Arbeiter, an dem Raubbau betrieben wird und der zu funktionieren hat. Wenn es nicht mehr richtig pumpt, dann ist das eine Krankheit, die wir chemisch mit Medikamenten aus der Welt schaffen wollen. Wir haben eine einfache Ursache im Außen und mit den entsprechenden Tabletten auch eine einfache Lösung im Außen gefunden.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vor allem bei Männern, nehmen immer mehr zu. Ein klares Zeichen dafür, wie weit wir uns von unserem Herzzentrum entfernt haben und unserem Verstand unbewusst erlauben, sich allein zu verwirklichen. Koste es, was es wolle! Jeder Hilferuf des Herzens und alle Hinweise auf unser emotionales Abkoppeln werden weggedrückt. Der Verstand kann nun seine geplante Mission erfüllen. Doch diese Mission ist eine Reise in die Sackgasse, denn wir haben unser Herz nicht auf diese Reise mitgenommen. Viele Männer spüren das jetzt und sie werden ausgebremst.

Mit einer bewussten Entscheidung können wir uns unserem Herzzentrum wieder annähern. Wir dürfen uns mit dem Gedanken anfreunden, dass unser Herz nicht nur unsere Pumpe, sondern dass diese Region auch das Zentrum unserer Liebeswahrnehmung ist.

Es war nie eine bewusste Entscheidung von uns Männern, wie wir mit unserem Fühl- und Liebeszentrum umgehen und welcheBeziehung wir zu ihm haben möchten. Dieses Ideenkonstrukt wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Wir dürfen diese Frage nun mit Herz und Verstand bewusst anschauen und auf Stimmigkeit für uns beantworten. Wir entscheiden bewusst neu. So, wie es sich für uns stimmig anfühlt.

Lieber Mann. Du beginnst heute damit, für dich richtige Entscheidungen zu treffen, weil du das aus deiner inneren Mitte heraus tust. Dein Leben wird mit dieser Entscheidung eine dir heute vielleicht noch unvorstellbare Leichtigkeit erfahren. Zudem bleibst du gesund, denn du respektierst dein Herz als das, was es ist: das Zentrum deines Seins und das Zentrum deines Fühlens.

Übung

Halte deine rechte Hand mit leicht gespreizten Fingern auf die Position des Solarplexus. Atme einmal ganz tief und behutsam Lebensenergie in deinen Bauch ein. Deinen Bauch drückt es dabei richtig raus. Gehe gleichzeitig mit deiner Aufmerksamkeit in dein Fühl- und Liebeszentrum, das sich unter deiner rechten Hand befindet. Nimm wahr, was du fühlst. Atme wieder aus und begleite gedanklich den Weg deines Atems. Wiederhole diese Übung mehrmals. Atme in deinem Rhythmus. Wenn du dir unsicher bist, wie lange du den Atem anhalten sollst, nimm 2 Sekunden als Richtwert. Doch besser wäre es, gar nicht erst auf Zahlen zu hören, sondern direkt auf dein Gefühl. Dabei ist jedes zeitliche Intervall richtig.

Fühle bei jedem Atemzug in dich hinein und spüre, welch wunderbar göttliches Wesen du bist und sei gewahr, dass du mit allem untrennbar verbunden bist. Du fühlst Licht und die Wärme in deinem Solarplexus unter deiner Hand. Mit dem Gewahrsein dieser Liebe in dir ist alles möglich. Glaube daran und werde zu dem, was du tatsächlich bist. Das Ebenbild der Schöpferkraft des Universums, die auch uns Menschen erschaffen hat.

Wir haben uns von diesem fühlenden Teil in uns schon vor vielen Generationen getrennt. Die verratenen und abgestoßenen Herzen von uns Männern haben sich vor Schmerz und Einsamkeit zusammengezogen. Wenn wir uns dazu entscheiden, diesen abgespaltenen Anteil wieder anzunehmen und ihn in unser Ganz-Sein zu integrieren, kann es gelegentlich zu Spannung und Druck in der Brust kommen. In diesem Prozess nimmt unser Herz nun seinen gebührenden Platz wieder ein und heilt sich selbst. Die Empfindungen im Brustraum können dich ein wenig verunsichern. Doch hab keine Angst, diese übermäßigen Aktivitäten gehen wieder vorbei, wenn du dich an diese Umstellung gewöhnt hast.

MANN SEIN

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