Читать книгу Das Hashimoto-Programm - Izabella Wentz - Страница 19
Endlich eine Diagnose
ОглавлениеSchließlich erfuhr ich, dass ich die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis und dadurch eine subklinische Schilddrüsenunterfunktion hatte, die auch als leichte Störung der Schilddrüse bezeichnet wird. Endlich gab es einen Grund für meinen Haarausfall, meine Gefühlsschwankungen, die Angstzustände, die Müdigkeit und die meisten anderen Symptome. Ich war zwar erleichtert über die Diagnose, doch gleichzeitig auch sehr enttäuscht. Ich war eine junge Fachfrau im Gesundheitswesen, die nach besten Kräften versuchte, gesund zu sein, und trotzdem hinterging mich mein Körper. Immerhin war es nach schulmedizinischem Wissen mein eigener Körper, der sich selbst angriff, nicht irgendein rätselhafter Erreger, und man konnte nichts tun, um den Angriff zu stoppen.
Die ersten Wochen waren von Kummer erfüllt. Ich weinte mich bei meinem Mann, meiner Mutter und meiner besten Freundin aus, äußerte meine Sorgen, dass es mir nie wieder besser gehen würde, ich nie Kinder haben oder mich je wieder hübsch fühlen könnte. (Ich hatte mehr als ein Drittel meiner Haare verloren, färbte sie schließlich blond und ließ mir einen Bob schneiden, um die „Löcher“ dazwischen zu überdecken, aber ich sah sie trotzdem).
Doch dann wachte ich eines Morgens auf und dachte an meine Klienten. Wenn sie mit all ihren Einschränkungen glücklich sein und weitermachen konnten, dann konnte ich das auch. Wenn ich schon ein Mensch mit Hashimoto war, dann wollte ich wenigstens der möglichst gesündeste Mensch mit Hashimoto sein.
Damals verbrachte ich viel Zeit mit Surfen auf der Internetseite von PubMed, der größten amerikanischen Datenbank von klinischen Studien und medizinischen Forschungsartikeln. Viele meiner Klienten hatten seltene Störungen, für die es kein klar definiertes medizinisches Standard-Konzept gab, und das hieß oft, dass man nur aus Fallstudien und Forschungsartikeln hilfreiche Informationen gewinnen konnte. Genauso ging ich vor, um zu finden, was es alles zum Thema Hashimoto und Autoimmunerkrankungen gab.
Ich fing auch an, in Diskussionsforen von Patienten mitzulesen, denn sie sind oft die Ersten, die über positive und negative Erfahrungen mit verschiedenen Behandlungsmethoden von Krankheiten berichten. Ich wusste aus erster Hand, dass Patienten immer die wertvollsten Erkenntnisse hatten, manchmal bereits mehrere Jahre, bevor die Informationen als medizinische Tatsache akzeptiert wurden.
Dankbar für die Erfahrungen, die andere Patienten mit ihrer Krankheit hatten, begann ich meine Recherche über Hashimoto. Zwischen PubMed und Patientenforen hoffte ich, Informationen über innovative Behandlungsoptionen sowie Maßnahmen bezüglich der Lebensweise zu finden. Während meines Pharmaziestudiums betonten die Professoren immer wieder, dass bei chronischen Krankheiten in leichten Fällen vor der Einnahme von Medikamenten immer zuerst Maßnahmen bezüglich der Lebensweise getroffen werden und Medikamente begleitend in fortgeschrittenen Stadien eingesetzt werden sollten. Mit diesem Ansatz arbeitete ich als beratende Apothekerin auch. Mein Team fragte immer erst nach der Lebensweise, bevor wir eine Verordnung von Medikamenten in Betracht zogen.
Bei Depressionen fragten wir vor der Verschreibung von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) immer, wie es denn mit einer Beratung oder Therapie wäre. Und ob jemand von einer Psychotherapie profitieren würde, wenn er schon Medikamente bekam. Vor der Verschreibung von Metformin bei Diabetes vom Typ 2 fragten wir, ob der Betroffene eine Ernährungsberatung bekommen hatte.
Sie verstehen, was ich meine. Für praktisch jede häufige Krankheit gab es eine Empfehlung bezüglich der Lebensweise, doch damals konnte ich für Hashimoto und Autoimmunerkrankungen keine finden. Ich versuchte sogar, wieder meine verlässlichen medizinischen Fachbücher und Texte zum Thema zurate zu ziehen, doch auch sie waren keine Hilfe. Genauso wenig waren es meine Kollegen, meine Ärzte, nicht einmal der Endokrinologe, den ich aufsuchte.
Die Reaktion der meisten Mediziner lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: „Wenn Sie aufgrund von Hashimoto eine Hypothyreose haben, nehmen Sie synthetische Schilddrüsenhormone ein und ersetzen damit die Hormone, die Ihr Körper nicht mehr selbst bildet. Mit zunehmender Schädigung Ihrer Schilddrüse erhöhen wir dann die Dosis. Da Sie jetzt ein höheres Risiko haben, an anderen Autoimmunerkrankungen zu erkranken, werden wir Sie entsprechend überwachen. Wenn Sie eine Autoimmunerkrankung haben, steigt die Wahrscheinlichkeit, von einer weiteren betroffen zu sein.“
Auch wenn sie es sehr gut gemeint haben (manche waren liebe Freunde und Kollegen von mir), klaffte bei ihnen in Bezug auf die Lebensweise bei Hashimoto eine riesige Wissenslücke. Das war der Grund, warum ich mir vornahm, das System zu verändern.