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Der Experte blickte missbilligend das zerrissene Flatterband an, mit dem die Fundstelle von Ronnies Kopf abgegrenzt gewesen war. »Warum ist die Absperrung beschädigt?«, fragte er. »Habt ihr keine Wachen aufgestellt?«

»Doch«, sagte Seyat. »Aber etwas ist schief gegangen. Einer der Kollegen, der hier Wache stand, ist in das Loch eingesunken.«

Der Experte schaute ihn verblüfft an. »Wie hat er denn das geschafft?«

»Ihm wurde übel.«

Der Experte schüttelte den Kopf. »Was soll ich hier eigentlich?«

»Sie sollen uns helfen, die Spuren zu bestimmen.«

»Spuren!«, sagte der Experte. »Welche Spuren? Ihr seht doch selbst, dass hier eine Horde Elefanten rumgetrampelt hat!« An seiner Unterlippe klebte eine selbst gedrehte Zigarette, die sich beim Sprechen kaum bewegte.

»Gibt es außer den Elefanten noch andere Hinweise, die von Bedeutung sein könnten?«, fragte Seyat höflich.

»Wollen wir mal sehen«, sagte der Experte und hockte sich neben das Loch. »Ein Kopf, ein Pferd und jetzt auch noch ein kranker Polizist. Du hattest aber was auszuhalten.« Er klopfte auf den Boden. Sein Knie gab ein lautes, trockenes Knacken von sich. »Gicht und Ischiasbeschwerden kriegt man in diesem Beruf. Könnte einer von euch mir meine Tasche aus dem Auto holen?«

Schilder ging zum Auto und kehrte mit einem altmodischen Koffer zurück.

»Ich nehme an, das ist sie?«

»Ja. Merci.« Der Experte öffnete die Tasche und breitete eine Reihe Tiegelchen, Pinsel, Schäufelchen und Pinzetten aus. Er arbeitete, wie es sich für einen Experten gehörte: gründlich und effizient. Er kroch in der Grube herum, sammelte Tannennadeln, Zweige und Sand in verschiedenen Tiegeln, roch, fühlte, probierte, untersuchte alles mit einer Lupe und beschrieb seine Funde in einem Notizbuch. Er vermaß sämtliche Fußspuren rund um das Loch. Es waren viele. Er schüttelte den Kopf. »Jetzt mal im Ernst, hat man euch denn nie beigebracht, dass man sich von allem, ich wiederhole, von allem fern halten muss, wenn eine Leiche gefunden wurde?«

»Wir sind ja vorsichtig gewesen«, sagte Seyat. »Aber ...«

»Vorsichtig!«, wiederholte der Experte verächtlich. »Vorsichtig! Grundgütiger!«

»Es war eine unglückliche Verkettung der Umstände«, erklärte Schilder.

»Belassen wir’s dabei«, sagte der Experte. »Hilf mir mal raus.«

Schilder zog ihn hoch. Der Experte klopfte sich die Erde von der Hose.

»Was haben Sie gefunden?«, fragte Schilder neugierig.

Der Experte drehte sich eine Zigarette. »Möchte jemand?«

»Gern«, sagte Seyat.

Der Experte spuckte einen Krümel Tabak aus. »Die meisten Fußspuren sind frisch, höchstens zwölf Stunden alt. Der Blödmann, der in das Loch gefallen ist, hat Schuhgröße 45. Mindestens.«

»Spruit«, grinste Schilder.

»Heißt er wirklich so?«, fragte der Experte. »Rosenkohl, wie das Gemüse?«

»Ja«, antwortete Schilder. »Das ist in dieser Gegend ein geläufiger Name.«

»Dann kann er ja nichts dafür«, sagte der Experte. »Gut, Größe 45 in dem Loch und außerhalb eurer früheren Absperrung, aber innerhalb davon sind die Spuren kleiner. Jemand mit Größe 41 hat vor gut zwei Tagen in der Hocke an dieser Grube gesessen. Er trug Schuhe mit Noppenprofil. Kann sein, dass er vorher in einem anderen Wald gewesen ist, denn ich habe in dem tiefsten Abdruck geringe Spuren von Lehm gefunden. Der stammt nicht von hier, glaube ich.«

»Hier haben wir Torfboden«, sagte Schilder, sichtlich beeindruckt.

»Sand auf Torf«, verbesserte der Experte. »Was hat der Pathologe von Fliegenpilzen erzählt?«

»Das Opfer scheint Fliegenpilze als Droge genommen zu haben.«

»Na ja, jedem das seine.«

»Ich esse wahnsinnig gern Champignonsuppe«, erklärte Schilder.

»Bleib dabei. Iss immer schön normal, dann müssen wir dich später auch nicht aus so einem Loch ausgraben.«

Schilder erschauerte. »Damit sollte man nicht scherzen.«

»Sorry«, sagte der Experte. »Berufskrankheit. Du solltest kein Experte werden. Wir sehen zu viele Leichen, denke ich manchmal.«

»Was haben Sie sonst noch festgestellt?«, fragte Seyat.

»Mehr kann ich erst sagen, wenn ich mir die Proben angeschaut habe.«

»Wann sind Sie fertig?«

»Morgen. Ich fahre gleich wieder zurück nach Den Haag. Wenn ich vor vier Uhr ankomme, kann ich vielleicht noch ein paar Tests durchführen.«

»Könnten Sie heute Nachmittag noch anrufen, falls Sie etwas Wichtiges entdecken?«

»Nein. Aber gleich morgen früh. Soll es Regen geben?«

»Erst am Sonntag«, sagte Schilder. »Sagt unser Stadtwetterfrosch.«

»Gut. Deckt alles mit den Zweigen da ab und räumt das Flatterband weg. Wenn ich mir noch etwas anschauen möchte, komme ich vor Sonntag noch einmal vorbei.«

»Alle reden ständig vom Regen«, klagte Vermeer. »Dabei regnet es nie. Entweder es herrscht Brummochsenhitze oder Bärenarschkälte, aber Regen - vergiss es! Heute zum Beispiel. Stadtfest! IjsselmondergottverdammtesSTADTfest! Im Oktober, wenn alle längst wieder zu Hause in ihrem eigenen Nest sitzen sollten! Was Neues! Gut für den Mittelstand! Diese ganzen Knallköpfe glauben tatsächlich, in der reichsten Miststadt der ganzen Niederlande kämen sie um fünfundzwanzig Cent billiger weg als auf der Kirmes in ihrem eigenen Kaff. Haltet die Stadt sauber! Soll sich der Mittelstand doch diesmal selbst drum kümmern! Aber nein! Zählen eifrig ihr Kleingeld, aber machen keinen Finger krumm, um die Schalen und den Frittendreck selbst wegzuräumen. Nein, Meneer. Und ich rutsche auf so einer Mistschale aus und falle in eine Frikandel, mitten auf dem Turfmarkt, während alle die Kuh anglotzen, die Barend Kuil der Folklore zuliebe in den Turm raufzieht! Das blöde Ding war sogar noch warm! Bin der Länge nach hingeschlagen! Ich habe ihnen allen einen Strafzettel verpasst. Allen! Jedem, der keinen Abfalleimer vor seiner Bude hatte, habe ich ein Bußgeld wegen Verschmutzung des öffentlichen Straßenraums aufgebrummt. Und wenn es heute Nachmittag nicht schüttet, lasse ich die Feuerwehr anrücken.«

»Ganz ruhig, Jaap. Liegt die Frikandel noch da?«

»Nein. Hat das Kalb von der Kuh aufgefressen. Was für eine Stadt! Was für eine Scheißstadt! Alles, was ich will, ist ein bisschen Regen.«

»Am Sonntag gibt’s Regen.«

»Und was habe ich davon? Am Sonntag hockt die ganze Truppe in der Kirche. Heute ist erst Donnerstag, verdammt nochmal.«

»Zieh dir mal eine saubere Hose an«, riet van Arkel. »Du stinkst nach Mayonnaise.«

Vermeer sah ihn wütend an. »Und du? Weißt du, dass schon seit Tagen Verwesungsgeruch an dir hängt?«

»Ich wohne im Leichenhaus. Hast du schon mal gesehen, wie die Haut abgezogen wird? So: krrr!«

»Hör auf!« Vermeer war der einzige Adjutant in den ganzen Niederlanden, der noch nie eine Obduktion miterlebt hatte. »Was willst du hier eigentlich? Du bist doch an diesem Mordfall dran?«

»Deshalb komme ich zu dir. Aber wie ich sehe, hast du größere Probleme als ich, also gehe ich mal wieder.«

Vermeer setzte sich. »Erzähl.«

»Das ist es ja. Es gibt nichts zu erzählen«, sagte van Arkel bedrückt. »Dabei kriegen wir heute Nachmittag Besuch von der Presse. Was in Gottes Namen soll ich denen erzählen?«

»Das Einzige, worin diese Stadt schon seit Jahrhunderten glänzt, ist der Spruch ›in Gottes Namen‹«, erwiderte Vermeer. »Bruno ist heiser, habe ich gehört, also schickt er bestimmt Hendrik Visser. Überlass das ruhig ihm.«

»Der Bürgermeister lässt sich entschuldigen«, sagte der Beigeordnete Visser. »Er hat keine Stimme mehr.«

»Na wunderbar«, murmelte van Arkel.

»So ist es nun mal.« Visser hatte einen Riesenbauch und sprach Ijsselmonder Dialekt. »Was sollen wir der Presse erzählen, meine Herren?«

»Ich befürchte, wir haben nicht viel zu erzählen«, sagte van Arkel.

»Sie haben ja auch gerade erst angefangen«, erwiderte Visser seelenruhig.

Van Arkel schaute ihn überrascht an. Der Beigeordnete wirkte vollkommen gelassen. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Er berichtete von den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden. Visser hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen.

»Dann ist ja alles sonnenklar«, sagte er, nachdem van Arkel ausgeredet hatte. »Wie wollen wir es anpacken? Soll ich ein paar einleitende Worte sprechen und den Reportern am Ende Gelegenheit geben, Fragen zu stellen? Und würden Sie über den Fall berichten?«

»Ja, ich glaube, es wäre gut, wenn Sie den Anfang übernähmen«, sagte van Arkel.

»Auch einverstanden, Jaap?«, fragte der Beigeordnete.

Vermeer nickte. »Absolut.«

Visser stand auf. »Dann los. Allons enfants de la patrie.«

Van Arkel zwinkerte Vermeer zu. Visser mochte fließend Dialekt sprechen, sein Französisch war grottenschlecht.

Der Saal war zur Hälfte mit Journalisten gefüllt. Sie blickten kaum auf, als die drei Männer hereinkamen, und setzten ungestört ihre Unterhaltungen fort.

Visser griff zum Mikrofon. »Meine Damen und Herren.«

Einige Journalisten schauten sich grinsend an, als sie Vissers starken Dialekt hörten. Das konnte ja lustig werden.

»Willkommen in Ijsselmonde. Sie sind bei uns, weil Sie über eine traurige Angelegenheit berichten wollen.« Visser gab sich nicht die geringste Mühe, Hochniederländisch zu sprechen. Hinten im Saal wurde offen gekichert. »Wir sind hier, um Sie darüber zu informieren«, fuhr Visser fort. »Und das werden wir nach bestem Wissen und Gewissen tun.« Er räusperte sich. »Ich bitte Sie, im Saal nicht zu fotografieren. Im Anschluss werden wir Ihnen die Stelle zeigen, wo der Kopf gefunden wurde. Ich übergebe jetzt an Inspecteur van Arkel, den Leiter der Ermittlungen.«

Van Arkel trat an die Leinwand. »Vielen Dank.« Er gab jemandem hinten im Saal ein Zeichen. »Licht aus, bitte. Können wir mit der ersten Serie beginnen?«

Bunschoten schaltete den Projektor ein und zeigte die erste Serie der Fotos vom Haafterveen: idyllische Aufnahmen von einem Wald im Spätherbst.

»Dies ist das Haafterveen«, begann van Arkel. »Vierhundertvierundachtzig Hektar Kulturwald auf Torfboden drei Kilometer außerhalb der Stadt. Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte in der Zeit der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hat der Wald nie eine angemessene Wertschätzung bei den Stadtbewohnern erfahren, was aus mehreren Gründen bedauerlich ist. Man findet dort seltene Pilze, Schleiereulen, Dachse, Füchse und bewohnte Habichthorste. Die Stadt beabsichtigt, die Nutzung von Maschinen bei der Bewirtschaftung einzuschränken, und setzt Rückepferde ein, um Bäume aus dem Wald zu schleppen.«

Bunschoten zeigte eine ganze Reihe von Bildern mit Westerhof und seinem Pferd bei der Arbeit. Im Saal wurde es zunehmend unruhig.

»Ich dachte, hier geht es um Mord!«, rief jemand.

»Und Totschlag!«, fügte ein anderer hinzu.

»Und nicht um Gequatsche über die Umwelt«, rief jemand mit schriller Stimme. »Ist das eine Pressekonferenz für Kriminalreporter oder ein Kaffeekränzchen für Umweltschützer?«

»Am 10. Oktober um 15.30 Uhr trat das Pferd des Holzrückers in ein mit Zweigen abgedecktes Loch«, fuhr van Arkel unbeirrt fort. »Das Pferd kämpfte sich heraus und lief zu seinem Anhänger. Es schien an einem Vorderbein verletzt zu sein, doch der Fuhrmann erkannte, dass das Blut und die andere Substanz nicht von dem Tier stammten. Er ging zu dem Loch zurück und fing an zu graben.«

Dias von einem grabenden Westerhof.

»Ihm stieg derselbe Gestank in die Nase, den er an dem Pferdebein gerochen hatte. Er dachte zunächst, es handle sich um eine illegale Stinkgrube zum Anlocken von Füchsen, doch für einen Fuchs war das Loch zu tief. Unten in der Grube fand er dann ... die Ursache für den Gestank.«

Bunschoten zeigte in schneller Folge eine Fotoserie von Ronnies Kopf, sodass es schien, als würde er von unsichtbarer Hand auf der Leinwand gedreht. Im Saal herrschte Totenstille. Dann brach ein Tumult aus.

»Anhalten! Lasst uns Fotos machen, verdammt, Fotos!«

Irgendjemand versuchte verzweifelt, ein Blitzgerät an seiner Kamera anzubringen. Als der Blitz losging, wurde augenblicklich das Licht eingeschaltet. Der Mann mit der Kamera warf verstörte Blicke um sich.

»Die Anweisung lautete: keine Fotos!«, sagte van Arkel eisig. Zwei kräftige Polizisten gingen auf den Sünder zu und nahmen ihm die Kamera ab. Der Fotograf wehrte sich heftig, während seine Kollegen amüsiert zuschauten.

»Lasst das! Mistkerle! Ihr ruiniert meine Kamera!«

Sie hielten ihn fest und er musste machtlos mit ansehen, wie einer der Beamten die Kamera öffnete und den Film herausholte. Dann erst ließ der andere den Fotografen los, der sich heftig die Schultern rieb. Er hob seinen Apparat auf, kontrollierte ihn und zeigte auf die Männer am Tisch.

»Das kommt an die Öffentlichkeit!«, brüllte er. »Ihr verdammten Faschisten!«

Im Saal wurden anfeuernde Rufe laut. »Weiter so, Joop!«, rief ein Reporter und richtete die Kamera auf seinen wütenden Kollegen.

Der Fotograf stampfte aus dem Saal. Auf der Schwelle drehte er sich um, schrie drei Mal »Verdammt!« und knallte die Tür hinter sich zu.

»Der ist weg«, meinte Visser, der den Zwischenfall ungerührt beobachtet hatte. »In Anbetracht dieser Störung halte ich es für besser, den Diavortrag zu beenden. Wer von Ihnen hat noch Fragen?«

»Ich will den Rest der Dias sehen!«, rief jemand vorne im Saal. »Ihre Geschichte können Sie für sich behalten, aber die Bilder sind gut.«

»Das waren alle Dias«, erklärte van Arkel.

»Können wir Abzüge bekommen?«, fragte der Mann im Vordergrund.

»Nein.«

»Das war deutlich«, sagte der Mann. Er drehte sich um. »He, Leute, wo ist der Film von Joop? Oder haben die den kaputtgemacht?«

»Die Sache läuft aus dem Ruder«, flüsterte Vermeer, hatte aber vergessen, dass das Mikrofon eingeschaltet war. Der Mann vorne im Saal fing an zu lachen. »Alles in Ordnung, Leute, so läuft das doch immer. He, Inspecteur, was die Fotos angeht ...«

»Die Antwort lautet Nein«, wiederholte van Arkel.

»Nur eins«, quengelte der Mann.

Van Arkel ignorierte ihn. »Gibt es noch weitere Fragen?«

»Jede Menge«, brummte ein außergewöhnlich dicker Mann in einem auberginefarbenen Jackett. »Das ist die größte Sauerei, die ich seit Jahren erlebt habe. Wie steht es mit euren Ermittlungen? Verlaufen die genauso chaotisch?«

»Nein«, antwortete van Arkel. »Aus einem einfachen Grund: Wir haben nichts in der Hand.«

»Jetzt hören Sie aber auf!«, sagte der dicke Mann. »Sie meinen, Sie haben uns für nichts und wieder nichts hier anrücken lassen?«

»Sie sind auf Einladung der Stadtverwaltung hier«, erwiderte van Arkel. »Was uns angeht, hielten wir diese Pressekonferenz für ziemlich voreilig.«

»Aber Sie sind doch für die Informationen verant wortlich.«

»Wenn es nach mir ginge, hätten wir noch gewartet«, entgegnete van Arkel. »Der Kopf wurde vor vierundzwanzig Stunden gefunden. Wir können unmöglich jetzt schon mit einer Lösung des Falls aufwarten.«

Der dicke Mann brummte etwas Unverständliches. Van Arkel legte die Hand ans Ohr. Der dicke Mann antwortete mit einer abwehrenden Geste. »Schon gut. Wo Joop wohl sein mag? Ich könnte jetzt ein Pils vertragen.«

»Im Anschluss an die Konferenz werden Erfrischungen gereicht«, sagte Vermeer.

»Das ist anständig«, sagte der dicke Mann. »Dann bleibe ich noch einen Augenblick. Wenn es nicht zu lange dauert. Wenn man nichts zu sagen hat, sollte man sich kurz fassen.«

Visser und van Arkel schauten sich an. Vermeer zeigte auf eine Frau mit einem grünen Hut, die die Hand hob.

»Mevrouw?«

»Wo ist denn eigentlich der Staatsanwalt?«, fragte sie spitz. Van Arkel und Vermeer schauten sich an.

»Der Staatsanwalt ist verhindert«, antwortete Vermeer.

Sie grinste. »Ach so.«

Van Arkel blickte sie ausdruckslos an. »Was möchten Sie wissen?«

»Ist wirklich nichts weiter bekannt?«, fragte die Frau mit dem Jägerhut. »Kein einziges Indiz? Keine Spur? Hat die Autopsie nichts ergeben? Keine Hinweise aus dem Vorleben des Opfers? Kommen Sie, meine Herren. Sie haben doch nicht die letzten vierundzwanzig Stunden verschlafen.«

»Ich habe heute Nacht ganze vier Stunden geschlafen«, erwiderte van Arkel. »Und manche von uns sind die ganze Nacht wach geblieben.«

»Was haben Sie denn die ganze Zeit gemacht? In der langen Zeit, in der Sie nicht geschlafen haben.«

»Wir haben uns beraten«, antwortete Vermeer.

Die Frau erstickte beinahe vor Lachen. »Dann hätten Sie genauso gut schlafen können!«, brachte sie mühsam hervor. »Mein Gott, was für ein Verein! Warum haben Sie keine Sonderkommission auf die Beine gestellt?«

»Haben wir erwogen«, sagte van Arkel, »aber in gemeinsamer Überlegung mit dem Staatsanwalt davon abgesehen.«

»Ach, darüber mussten Sie so viele Stunden beraten«, sagte die Frau mit dem Jägerhut. »Wenn ich mal jemanden ermorden will, weiß ich schon, wo ich es am besten tue.«

»In Ijsselmonde!«, brüllten ihre Kollegen im Chor. Der dicke Mann blickte mit einem skeptischen Lachen zu den drei Männern am Tisch hinüber.

Vermeer wandte den Blick ab. Visser starrte mit den Händen auf dem Bauch in den Saal: ein dicker, stoischer Buddha im Viehhändleranzug. Van Arkel blickte die Frau im Jägerhut mit strenger Miene an.

»Sie brauchen mich nicht gleich aufzufressen«, sagte sie in versöhnlichem Ton.

Van Arkel schaute in den Saal. »Hat noch jemand Fragen oder möchte etwas zu diesem heiteren Nachmittag beitragen?«

Der dicke Mann stand auf. »Lasst uns jetzt lieber den versprochenen Schnaps trinken gehen.«

Der Kopf von Ijsselmonde

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