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Gelenke
ОглавлениеAn einem Gelenk treffen jeweils zwei Knochen aufeinander. Die Knochenenden sind von Knorpelgewebe umgeben, das für eine weiche Gelenkbewegung sorgt. Jahrelanges Tanzen und Überbeanspruchung der Gelenke können diese Knorpelschicht schädigen, was zu chronischen Entzündungen führt. Wird der Knorpel in einem Gelenk jedoch dünner, dann nutzt der Körper zum Ausgleich andere Gelenke. Mit der Zeit entsteht dadurch ein Ungleichgewicht.
Um Verletzungen vorzubeugen (und die Balance zu verbessern), ist es für Tänzer vor allem wichtig, die Muskelkraft zu erhalten, um die Gelenke zu stützen. Es ist aber ebenso wichtig, auf ausreichend Entspannungsphasen und Schlaf zu achten, damit sich die Muskeln regenerieren können. Die Gelenke sollten überdies nicht durch zu hohes Körpergewicht belastet werden.
Da einem Tänzer in der Regel die Funktion der unterschiedlichen Gelenke bekannt ist, gehen wir im Folgenden nur kurz auf Scharnier-, Gleit- und Kugelgelenke ein. Die verschiedenen Bewegungsrichtungen der Gelenke sind in der unten stehenden Tabelle 1.1 aufgeführt. Sie werden als Flexion (Beugung) und Extension (Streckung), Abduktion (Abspreizung) und Adduktion (Heranführung) sowie als Rotation (Drehung) bezeichnet und beschreiben meist eine Bewegung auf derselben Ebene, arbeiten dabei jedoch in unterschiedliche Richtungen.
Bei einem Scharniergelenk handelt es sich um zwei Knochen, die an einem Ende leicht konkav bzw. konvex geformt sind, wie zum Beispiel das Knie. Bei der Beugung und Streckung des Knies ist hauptsächlich die Bewegung auf einer Ebene möglich. Im Knie repräsentiert die Flexion das Anwinkeln des Unterschenkels, die Extension das Durchstrecken des Beins (Tab. 1.1). Das gebeugte Standbein und das gestreckte Spielbein sind in Abbildung 1.1 zu sehen.
TABELLE 1.1Gelenkbewegungen
Aktion | Bewegung | Beispiel für den Einsatz im Tanz |
Flexion | Beugung eines Gelenks | Beugung des Hüftgelenks beim Grand Battement Devant |
Extension | Streckung eines Gelenks | Streckung des Ellbogens in einer Push-up-Position |
Abduktion | Abspreizen | Arme in zweiter Position; Arme seitlich vom Körper |
Adduktion | Heranführen | Assemblé; Zusammenführen der Beine |
Außenrotation | Auswärtsdrehung | Turnout; Grand Plié in zweiter Position |
Innenrotation | Einwärtsdrehung | Innenrotation des Schultergelenks (Hand auf die Hüfte legen) |
Plantarflexion | Streckung des Fußes | Relevé; Spitze |
Dorsalflexion | Beugung des Fußes | Anheben des Vorderfußes |
Pronation | Einwärtsdrehung des Fußes | Senkfuß oder Plattfuß |
Supination | Auswärtsdrehung des Fußes | Hohlfuß |
Gleitgelenke bestehen aus Knochen mit abgeflachten Enden. Sie ermöglichen nur eine eingeschränkte Bewegung. Diese Gelenkart befindet sich zum Beispiel an der Stelle, an der die Rippen mit den Wirbeln verbunden sind (Abb. 1.3), was auch die geringe Flexibilität im Brustbereich erklärt (mehr dazu in Kap. 4).
Kugelgelenke, deren Knochen an einem Ende kugel- bzw. pfannenförmig ausgebildet sind, finden sich an Hüfte und Schulter. Für Tänzer ist diese Art von Gelenk für die Ausdrehung des Oberschenkels (Turnout) und das Développé von Bedeutung. Wir werden in Kapitel 8 und 9 noch genauer darauf eingehen.
Beim Tanzen leisten Hüfte und Schulter schwere Arbeit. Das Hüftgelenk besitzt eine tiefere Pfanne als das Schultergelenk. Die Bewegungsmöglichkeiten in diesem Gelenk sind Flexion und Extension, Abduktion und Adduktion sowie Rotation. Wie sich der Oberschenkelkopf des Standbeins in die Gelenkpfanne des Hüftgelenks einpasst, zeigt Abbildung 1.2.
ABBILDUNG 1.2 Attitude derrière
Die Hüftgelenke müssen bei Pliés, Sprung- und Beinübungen das Körpergewicht tragen. Chronische Hüftschäden lassen sich hier vermeiden, wenn das Becken stabil gehalten wird und für ein gesundes Gleichgewicht der stützenden Muskeln gesorgt wird (mehr dazu in Kap. 8).
Was die Schulter angeht, so kann sie beim Tanzen auch auskugeln, weil die Schultergelenkpfanne flach ist. Um das zu vermeiden, müssen die Schultergelenke gekräftigt werden (eine nähere Beschreibung hierzu in Kap. 7).