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Die 3. Scena.

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Cenodoxus der Doctor.

Philautia die aigen Lieb.

Cenodoxus der Doctor berühmbt sich seiner schönen von Gott empfangnen Gaben / verachtet andere neben sich. Darzu blast jhm die aigne Lieb vil hoffärtige Gedancken ein.

Doct. Offt mancher kan nit ruhen wol /

Dieweil er ist der Sorgen voll.

Ein anderer der kan nit schlaffen /

[26]Weil jhm sein vnfall gibt zu schaffen /

455Ich / hab kein Rhue vor lauter Glick /

Das mir zustreicht so offt vnd dick.

Ja mennigklichen halt darfür /

All Gnad vnd Gab sey nur in mir.

Daher man stets nach mir thut fragen /

460Nur mich will man auff Händen tragen.

Phil. Recht billich man dich also ehrt /

Die Tugent ist diß alles werth.

Doct. Wo ich nur geh / wendt mennigklich

Die Augen allenthalb auff mich:

465So wol das Alter als die Jugendt.

Phil. Ja gwißlich auff dein hohe Tugendt.

[18]Doct. Mit Fingern zaiget man auff mich /

Vnd jederman verwundert sich.

Ey / sagen sie / ist das der Mann /

470Den die gantz Statt schier bettet an.

Phil. Nit nur die Statt; die gantze Welt.

Doct. Den man fürs Haupt der Glehrten helt.

Phil. Man helts nit nur / man waiß es gwiß.

Doct. Was sag ich noch? Auch vber diß

475So sucht man bey mir hülff vnd rath /

Ja mennigklich bawt auff mein Gnad.

Phil. Du bist halt der fürtrefflich Mann /

Der jederman wol helffen kan.

Doct. All Heiligkeit die scheint auß mir.

480Phil. Der Heiligkeit selbst bist ein Zier.

Doct. Das helle Liecht im Königreich.

Phil. Ja dessen glantz der Sonnen gleich.

Doct. Deß Königs Hertz / Sinn vnd Gemüt.

Phil. Der das gantz Königreich behüt.

485Doct. Nun dises vnd dergleichen mehr

Redt man mir alls zu Lob vnd Ehr /

[27]Das gfällt mir auß der massen wol /

Drumb mich kein Mühe nit tauren soll /

Damit ich nur diß Lob behalt /

490Das mir im Landt gibt jung vnd alt.

Phil. Recht schön ist es vnd steht gar fein /

Bey mennigklich hoch angsehen seyn /

Wem soliches das Glück beschert /

Kost was es wöll / ists alles werth.

495Doct. Zu disem Endt halt ich mein Wacht /

Schier stets in Büchern Tag vnd Nacht.

[19]Phil. Was wird durch Menschen Lob bekannt /

Kan nit vergehn / es hat bestandt.

Doct. Dannoch wie mit so schlechter Mühe

500Wie grosse Würdigkeit allhie

Wie groß Ansehen / Herrlichkait /

Hab ich erlangt sehr weit vnd brait.

Fürs rechte Leben halte ich /

Daß meine Werck vnd Thaten mich

505Versterben lassen nimmermehr /

Diß ist allein das ich begehr.

Phil. Wann es schon wär der Willen dein /

So konds doch nit verborgen seyn.

Die Tugent ist dir eingepflantzt /

510Die allenthalben an dir glantzt.

Du wöllest oder wöllest nicht /

Groß Lob vnd Preiß man dir doch spricht.

Doct. O höchster Gott im Himmel droben /

Mit höchstem Danck thue ich dich loben /

515Das mich dein Göttlich Majestat

Mit solchen Gnaden zieret hat /

Das mich drumb neydet mennigklich

Vnd doch bin keinem neydig ich.

Phil. Diß Glücks ist dises Hertz wol werth /

520Dem Glück ist solches Hertz beschert.

Doct. Die armen Leut mich lauffen an

Als Vattern der jhn helffen kan:

Sie bitten mich demütigklich /

Sie preisen / loben / lieben mich.

525Damit ich jhnn zu hilffe kumb /

Spendier ich Gelts ein grosse Summ.

[20]Ich laß mich gar nit bitten / ja /

Mit gebender Hand bin ich gleich da /

Ehe das mich spricht ein Armer an /

530Hab ich jhm offt gegeben schon.

Phil. Die Tugendt der Barmhertzigkait

Hat sich schon gantz in dich verklaidt.

Doct. So leb ich auch gar mässigklich /

Mit schlechtem laß ich gnügen mich.

535Vil köstlicher seltzamer Trachten

Thue ich mich gar mit nichten achten.

So brich ich mir auch ab an Wein /

So bhutsamblich als müst es seyn.

Möchte einer kaum mein Mahlzeit kennen /

540Vnd es nur ein Collatzen nennen.

Man halt / der billigkeit gemeß /

Ich sey der mässig Socrates.

Phil. Ja wol auß / auß mit Socraten,

Wann man dir wolt vergleichen den /

545Vnd man jhn gegn dir halten soll /

Ein Fresser / Sauffer war er wol.

Doct. Wie ist nun auch so schöne Weiß

Bey solchem hohen Lob vnd Preiß

Nichts vbermütigs an sich haben /

550Diß seynd ja trefflich schöne Gaben.

Seins Glücks sich vbernemmen nicht /

Gedencken / Glaß vnd Glück bald bricht /

[29]Der guten Wolfahrt also gniessen /

Als möcht mans noch entrathen müssen.

555Das hab in acht genommen ich

Zu jederzeit gantz fleissigklich /

[21]Samb hett ich all mein gantzes Leben

Auff jede Tugend gantz ergeben.

Phil. Ein solches Lob ist selten fail /

560Wird dennoch manchem auch zu thail

Ders nit verdient; hie ist es wahr /

Vnd wär noch vil warhaffter zwar

Solch jetzt erzehltes Lob vnd Ehr /

Wanns wär noch grösser vnd noch mehr.

565Doct. Durch also löblich ehrlich Mittl

Hab ich getracht nach Ehrentittl /

Vnd ist sich zuverwundern nicht /

Das man mir drumb vil Lobes spricht /

Vnd mich hat lieb vnd schön die Welt /

570Dieweil es auch Gott selber gfelt.

Phil. Ja freylich / diß kein zweifel hat /

Doct. Vor Arbeit bin ich müd vnd matt.

Derwegen will in Garten ich /

Im Schatten zuerquicken mich.

Cenodoxus

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