Читать книгу Die letzten Farben - Jan Corvin Schneyder - Страница 7

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2 ǂ ROT: Vom Herzen

Die Bank vorm Haus modert. Das Gras ertrinkt. Das Baugerüst rattert im Sturm. Es ist Herbst. Der Graue. Und wen interessiert das? Wenn Du Gründe hast, glücklich zu sein. Wie traurig war jeder Sommertag? Es gibt Jahreszeiten. Am Ende doch nur in uns.

Wer nichts in den Social-Media postet, lebt zu viel? Zu wenig? Hat technische Probleme? Hirnflaute? Mooskugeln und Garnelen im Kopf? Sammelt Herbstlaub und kaputte Blumentöpfe? Schreibt? Nimmt sich eine Auszeit? Woher soll ich das wissen?

Äußerlichkeiten sind unwichtig, heißt es. Nun ja, das ist sehr idealistisch, aber sie spielen sicher eine geringere Rolle als uns allenthalben vermittelt wird. Verwundert muss ich allerdings auch diejenigen betrachten, die nichts einbringen – weder Optik noch Gepflegtheit noch Klugheit noch Freundlichkeit – und höchste Ehren und Liebesbezeugungen einfordern. Irgendetwas Gutes, Positives muss man schon zeigen, sonst kann man auch nichts bekommen. Ich komme jetzt nicht wieder mit dem „Jeder Mensch hat ein Talent, man muss es nur finden“ – Gerede. Talent ist nicht nur Singen und Tanzen. Jeder hat eines, aber es ist vielleicht nicht immer etwas Vorzeigbares. Irgendeine gute Farbe in die Welt mag jeder setzen, auf seine Weise. Aber sie spielen alle auf derselben Hochzeit. Singen, tanzen, schreiben, bloggen – obwohl das Talent irgendwo anders liegt. Und sie akzeptieren keine Kritik. Dennoch bekommen sie welche. Da leidet das Herz, und mag finster werden. Man muss es klug aus der Schusslinie nehmen. Rechtzeitig. Wir müssen uns aufraffen und ein bisschen Leistung zeigen. Einfach auf Liebe und Anerkennung warten, ist ein bisschen wenig. Ganz davon abgesehen, sind manche verfinsterten Herz-Finsterlinge äußerst ansehnlich, manche Gutmenschlein eher unansehnlich. Gutmenschlein sind allerdings nicht das Bonbon auf dieser Waage. Sie ist beidseitig mit Unrat belastet. Was vom Herz in die Hände tropft und zu Handlung wird, ist entscheidend. Herz… Wie heißt es noch gleich? Herzhaft ist nun Mal eine Wurst. Und der mit dunklem Herzen im Regen Verlassene ist eine arme Wurst. Herzförmige Würste aufgetaucht? Liebe geht durch den Magen? Sind Regeln dazu da, um gebrochen zu werden? Diese Frage geistert wie ein Mantra durch die kommunikativen Sphären, und natürlich ist sie längst beantwortet. Rhetorische Frage eben. Natürlich sollen sie das. Behaupten zumindest viele, die damit Geld verdienen oder jemand anderen unglücklich machen wollen, um sich selbst glücklicher zu machen. Hör auf Dein Herz… ja, so sagt man. Das stimmt, aber nicht so, wie es heute vielfach gemeint ist. Da bedeutet das Herz nur noch ein egoistisches Ding, das dir vorschreibt, was du anzustellen hast. Die Quelle des Negativen. Das soll unser Herz sein? Welche Farbe hat es? Schwarz muss es wohl sein. Hör auf dein böses Herz also. Geschickt gemacht. Herr Teufel?

Brauchst Du wirklich Anerkennung? Wichtiger ist die Blume, die in Deinem Herzen erblüht ist. Was ist schon äußere Anerkennung? Nichts mehr. Illusion und Selbstbetrug. Man muss sich im realen Leben Menschen suchen, die ehrlich sind. Nicht 24 Stunden am Tag, Bitte nicht. Aber ehrlich und geerdet, keine Eventis, keine 21st Century Postfaktoten. Anerkennung kriegst du, wenn du das Richtige tust. Etwas Gutes. Uneigennützig. Kennt das Wort noch jemand? Und was ist mit Großmut statt Hochmut? Das wäre mal wieder etwas. Erklären sie mir mal Großmut. Ist das etwa auch schon vergessen worden? Demut. Eines der wichtigsten Worte.

Zerstört. Gesprengt. Und würde ich jetzt von Barmherzigkeit und Nächstenliebe anfangen, wäre ich wohl in einem Paralleluniversum gelandet. So soll es zumindest aussehen. So ist es medial vermittelt. Die Welt aus Ironie, Zynismus und Sarkasmus, die sie „die Welt“ nennen, die es aber gar nicht ist. In jedem unserer Herzen ist mehr Welt als im gesamten TV-Abendprogramm. Wecken wir es. Sie. Die Welt in uns.

Das Herz der Dinge ist die Finsternis. Das mag leider so sein. Aber ist mein Herz mitnichten das Herz der Dinge. Deines auch nicht. Was soll uns das schon sagen? Wir wissen es und leben nicht danach. Willst du nicht finster sein, sei nicht finster. Kein Herz wird geboren mit dem Willen zur Finsternis. Schwarze Herzen werden gemacht - und zu wenig bekämpft, eher abgefeiert.

Es ist dort drin. In Deinem Hirn. Schönheit? Haut und Haar? Fallen. Trugbilder. Und wo ist das Herz? Ein Symbol ohne Leben, das Du nicht mehr füllst. Niemand nimmt Dir alles ab. Das Geschenk ist, das Du entscheiden darfst. Entscheide Dich richtig. Allein. Das kann uns niemand abnehmen. Wie wir diese Satellitenschüssel gen Himmel ausrichten. Kein Online-Quiz, keine App, keine Facebook-Freunde. Du entscheidest das, auch über den Kitschfaktor.

Viele um uns her meinen, alles besser zu wissen, um uns auf ihren falschen Weg zu lenken. Wir mögen manchmal schwach oder verzweifelt sein, aber weder dumm noch kalt im Herzen sollten wir sein. Sie werden verlieren. Das dürfen wir nie vergessen.

Jeder Schritt so schwer, doch das Herz so warm. Trage robuste Stiefel, wickle warme Decken um die Brust. Wir sollen, müssen und wollen voranschreiten, doch ohne Nähe, ohne Liebe, was wäre es für ein trauriger Weg? Wieder der Weg. Er wird sich nicht durchs ganze Büchlein ziehen.

Wenn Du dein Zuhause mit allen Menschen, die dazu gehören, so sehr liebst, dass Dein Herz bei jeder Sekunde fern des Zuhauses schmerzt, dann hast Du wohl doch einiges richtiggemacht. Das ist kein Grund für Jammer, das ist Freude. Schmerzvolle Freude mit Erlösung als Finale. Und das bauen sich viele nicht aus mangelndem Vertrauen, aus Furcht vor Enttäuschung? Sie verzichten. Gegen den Willen ihres Herzens. Sie verfärben es. Sich. Ihre Seele. Zu einer Farbenwelle des Unglücks. Da strampelst Du dich ab, trampelst andere nieder, boxt sie aus dem Weg, um auf den Gipfel zu kommen, um etwas zu erreichen. Und dann erreichst Du den Gipfel und erkennst, dass Du einsam bist, dass Du alles Gute hinter Dir gelassen hast, und Du schaust auf die erfrorenen und versteinerten Leichen Deiner Vorgänger, die in Größe, Schönheit und endloser Trauer auf dem Dach der Welt vor sich hin litten, um erbärmlicher und unglücklicher als jeder kleine Arbeiter drunten im Tal zugrunde zu gehen. Ist Dein Herz kalt, kann Deine Seele nicht mehr leuchten. Vielleicht ist es ja doch noch nicht zu spät für Dich. Unsere Probezeit hier unten ist endlich. Es heißt, man lernt aus seinen Fehlern und kann quasi unendlich viele davon aneinanderreihen, ohne dass es letztlich Konsequenzen hätte. Ach ja? Nein. Da sind Ebenen, die uns sehen und bewerten. Und lieben. Oder nicht so sehr lieben. Es ist erlaubt, Fehler zu machen, aber vorsätzlich und immer wieder? Unsere Entscheidungen sind bedeutsamer als wir es wünschen, um sie abzuwerten, um den Fehler zu minimieren. Nicht alles ist egal. Ist dein Herz dir egal? Dein Leben? Na eben.

So manch einer mag dummes Zeug. Wie schließt man da die Schere, wenn man dummes Zeug liefern muss, um wahrgenommen zu werden? Na leicht. Interessant sind nicht die verträumten Naivchen, die inhaltsleeren Clowns oder die gewalttätigen Barbaren. Interessant ist die Mischung. Das Prisma einer komplexen Seele. Mir waren die albernen Intellektuellen immer lieber als die eiskalten Zyniker, ebenso die einfacheren Menschen mit goldenem Herz als die prolligen Egomanen. Das Gute mag nicht lauter oder beeindruckender sein als die allseits beliebte coole Finsternis – aber es hat seinen Trotz und die besondere Kraft, die daraus resultiert, dass es das Richtige will und dafür jedes Opfer zu bringen bereit ist. Ob das reicht, wird man sehen. Aber das ist kein Grund, keinen Spaß zu haben. Pflege nicht nur ein kluges Herz, sondern vor allem ein warmes, freudvolles. Wir züchten keine Eisklumpen aus dem Logik-Labor.

„Ich hab da mal was vorbereitet …“ Eskapismus ist der neue Pazifismus? „Du bist die Insel im Meer der Sehnsucht?“ Also hin da, Literatur! Meine, unser aller Muse. Ich sitze unter Deinem Baum, und alle laben sich an Deinen Früchten. So spült das Meer die Wahrheiten weniger in die Herzen vieler. Ein schöner Kosmos. Und da sagen manche, das sei nicht real.

Im Herzen der Berge, im Herzen der Welt, in den Seelen der Menschen – überall lodert ein geheimes Feuer. Hitze kann retten, Hitze kann vernichten. Dennoch, das ist kein Grund, alles mit Eis zu überziehen, alles zu ersticken. Lasst die Flammen lodern, versucht sie zu kontrollieren, und akzeptiert, dass Ihr scheitern könnt. Wir sind nicht allmächtig, aber wir müssen versuchen, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen. Das sind wir dem Geschenk des Lebens schuldig.

Da kann noch so viel Undank von außen sein. In uns spüren wir, ob wir stolz sein sollten. Dort wohnen Herz und Seele. Unmoralische Angebote abzulehnen, ist beispielsweise ein verdammt guter Grund für gerechten Stolz. Wir müssen oder dürfen eben nicht alles. Da sind die Meinungsführer und Weltveränderer der vergangenen ein, zwei Jahrhunderte doch ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Und es ist übrigens oft sehr viel befriedigender, sich zu bremsen, als einfach alles geschehen zu lassen.

Da sind Sphären, die uns trennen, die schmerzen, die uns quälen. Manche davon sind zwar aus Glas, aber hart wie Panzerstahl. Andere könnten wir zerstören, wenn wir es nur leidenschaftlich genug versuchen würden. Zwei Herzen in jeder Brust. Sphären, die höher und tiefer reichen als alles, was wir je gespürt haben. Erkenntnis sei der Pfad zum Licht? Erkenntnis ist Wissen, aber Wissen ist nicht immer Macht.

Wissen kann so qualvoll sein. Wir müssen entscheiden, wie viel Herz, wie viel Hirn und wie viel Bauch handlungsbestimmend für uns sind. Wir. Niemand anders.

Natürlich kann ich neue Ufer auch blind entdecken, neue Länder blind erobern. Was nützen mir schon meine Augen, wenn das Herz doch alles weiß? Und seit wann hat die Mehrheit den besten Geschmack? Andere Meinungen achten, tolerant sein, aber einen Standpunkt haben und vertreten – das ist angesagt. In aller Heimlichkeit. Herz und Verstand. Nicht nur eines davon.

In den Gipfeln kargen Steins, in den Wipfeln verästelten Stahls brennt die Zukunft, brennt Vergeltung. Vergangenheit neu geboren und verschüttete Gefühle brechen Dämme. Morast begräbt Hochmut und der Menschheit falsches Spiel, ihre Illusionen aus Glas, und sichtbar wird, was vergessen und verdrängt. Das Herz der Dinge schlägt nicht im Takt der digitalen Welt.

Auch wenn man fesselt und verwundet, ändert man nichts an der Kernsubstanz, wenn sie ein gutes Herz ist. Die Kernsubstanz freilich nennen manche Seele, aber die Naturwissenschaftler – „die“ ist freilich eine unzulässige Schublade an dieser Stelle – dürfen gerne bei Kernsubstanz oder metaphysischer Materie bleiben.

Wie viel Zeit die Menschen darauf verwenden, zu erklären was sie alles nicht glauben und warum. Es muss sie sehr quälen. Nicht der fehlende Glaube an etwas oder jemanden erfordert Mut und Kraft. Dazu braucht es nur Feigheit, Egoismus, Misstrauen und Größenwahn. Davon haben wir alle genug in uns. Nur wer ganz bei sich ist, wer mutig und demütig ist, und wer loslassen kann, der kann glauben. An das Gute im Menschen, an die Liebe des Partners, an die Loyalität von Freunden, oder auch an etwas Größeres. Bei Enttäuschungen alles fallen zu lassen und sich in die zynische Ecke zu setzen, ist viel zu einfach. Hilft niemandem. Dazu haben wir nicht Herz und Seele, um sie in Dreck zu tauchen und verrotten zu lassen. Nicht nur der Wind ist kalt da draußen. So viele lebende Tote. Bringen wir Farben, Licht und Wärme zurück. Es quält sie, und es tröstet die ängstlich Verlorenen. Solange wir atmen, können wir umkehren. Und nichts macht einen glücklicher, als sein wahres Selbst zu finden. Also Kopf hoch, Brust raus, Nase in den Wind, trotziges Lächeln ins Gesicht und vorwärts. Wir lachen all den finsteren, egomanischen, ungerechten Gestalten frech ins Gesicht. Sie spüren es.

Sie können nicht gewinnen. Nicht wirklich.

Manche wollen keinen Glitzer, keinen Rausch, keinen Kitsch, keine verordneten Gefühle. Aber sie haben nicht verstanden, was es im Kern bedeutet, das momentan vor sich geht. Die mit Kitsch und Glitzer ebenso wenig. Erkenntnis und Zufriedenheit erwachsen nicht im Deko-Store, sich vergrämt abzukehren und für besonders alternativ zu halten, führt allerdings auch nicht an gute Orte. Was wir alle brauchen, ist etwas Einfaches, Klares, Persönliches. Das finden wir aber weder im Event noch in der Anti-Ecke. Nur in unserem Herzen. Und wir müssen klug wählen, wer oder was dort Zugang hat.

Feier, was Du verstehst. Feier, wohinter Du stehst. Feier es richtig. Wie es war, ist und immer sein wird. Feier keine besoffene, bunte, entseelte Plastikversion davon. Dann feiere lieber Dich und Deine Variante vom Universum. Aber anders. Laiendarsteller ist ein unwürdiger Beruf. Tu es aus Überzeugung oder sei endlich überzeugt genug, es nicht zu tun. Wir, die es aus ganzem Herzen tun, werden durch all das Plastik verwundet. Lasst es einfach weg.

Intellektuelle Tiefe oder spannende Story? Oder doch Rückzug ins Glück? Was sind wir ohne Herz und Seele? Der intellektuell kalte Mensch ist ein Ärgernis. Und ist es nicht Verstellung und Lüge? Man möchte sagen: Nein, soziale Intelligenz. Ein kaltes Konstrukt. Nein, es ist Herzintelligenz. Seelenwärme. Seid Ihr selbst. Und seid gut zueinander. Das muss sich nicht ausschließen. Die Finsternis gelangt nun mal nicht in jedes Herz.

Nicht der König unter dem Berg oder der Welt, aber ein Feuer in den Herzen können wir stets sein. Wer will uns verbieten, zu leben wie wir es wünschen? Die Finsternis siegt niemals, wenn wir lieben.

Über den Wiesen steigt der Silberreif, der Milan zieht Bahnen, am knorrigen Fuß des Wiesenwächters nagt der Zahn des Winters. Der farbenfrohe Himmel zieht eisige Schlieren mit fernem Feuer durch die Sphären, Rabenvögel zeichnen Konturen in die auffrischenden Brisen, und von fern erklingt ein Glockenschlag. Ich schließe die Augen, die Kühle lässt die Stirn erstarren, Sauerstoff rast durch die Lunge, und die letzten Gänse verlassen uns. In der Dunkelheit werden sich unzählige Lichter erheben. Nur Mut, Schönheit findet sich überall, wenn Herz und Seele der Liebe offen entgegenblicken. Uns ängstigt auch der Winter nicht.

Einsamkeit, am Gipfel der Welt, hat nicht immer erfreut, doch immer gestählt. Du gehst Deine Wege, Du kämpfst und leidest, und niemand sieht Dir zu, niemand weiß, was Du geleistet hast. Brauchst Du wirklich Anerkennung? Wichtiger ist die Blume, die dabei in Deinem Herzen erblüht ist. Dein Wissen um Deine Stärke. Unterschätze sie nicht, bleibe konzentriert und hoffnungsfroh, auch wenn Du allein den Elementen trotzen musst. Es lohnt sich. Dein innerer Schatz wird anwachsen. Sanftheit und Verletzlichkeit sollten das Herz noch anrühren, sonst ist es nur noch ein felsiger Brocken.

Draußen das Grau, in uns das Licht. Aber wie lange noch? Jedes aufrichtige Herz, jeder wache Verstand, jede starke Hand wird helfen.

Kerngeschäft.

Ihr sollt die Stirn frei bekommen für das Schöne. Nicht billiger Rausch, sondern das substantiell Schöne. Das kann lustig sein, das kann ernst sein, aber immer soll man sich lebendig fühlen.

Bewusst seiner Werte und offen im Herzen. Manchen wird das leichtfallen, anderen schwer. Hauptsache, man bemüht sich. Perfektion ist sowieso eine Illusion. Worte also sollen es sein, Worte der Veränderung. Woher nehmen? Wie sollen sie jeden berühren? Warum sollten sie? Wozu die Unberührbaren berühren? All der Aufwand, alle Mühe, nur um kalten Stein zu erwärmen, Seelen, die nicht schwingen wollen, Herzen, die nicht lieben wollen. Worte mögen trösten, Probleme aufzeigen, manchmal auch Lösungen, aber selten, zu selten, verändern sie jene, die der Veränderung am meisten bedürften.

In uns allen brennen Sehnsüchte. Wir vergraben sie. Wenn sie aber niemandem wirklich schaden, warum haben wir sie zum Tabu erklärt?

Nur Theorie kann niemandem wirklich helfen. Träume und Alpträume. Annehmen, verstehen, verfolgen, bekämpfen, ertragen … und überleben. Stärker als zuvor. Zentriert im eigenen Selbst. Wissend, was wahrhaft Bedeutung hat – und vor allem, was alles keine hat.

Stärke und Verletzlichkeit. Ist diese Ambivalenz nicht in jedem von uns? Manche wirken stark und sind schwach, manche schauen missmutig und lethargisch drein, doch stecken voller Mut. Achte nicht zu sehr auf die Äußerlichkeiten. Es steckt immer mehr dahinter, als Dein Auge erkennen kann. Sieh auch mit dem Verstand hin, auch mit dem Bauchgefühl, auch mit dem Herzen. Und es fällt nicht leicht, dies zu formulieren, nachdem es jemand anders schon sehr viel prägnanter getan hat. Recht hatte er. Herzen füllen sich mit vielem. Auch mit Buchstaben. Was ich oder Du von Dir oder mir im Herzen tragen, ist die Wahrheit, nicht das, was die Leute sagen. Und sie nennen es Kitsch. Sie nennen unsere Gefühle falsch und albern. Sie nennen Leidenschaft unvernünftig. Sie sehen nur die Dinge, die man besser nicht sähe. Sie tun uns leid. Tun sie uns leid? Wir sind froh, dass wir nicht blind sind, und nicht kalt im Herzen.

Manchen Angelegenheiten sollte man lieber nicht auf den Grund gehen. Die Herzen mancher Wesen sind eine einzige, erschreckende Ödnis. Bei anderen ist es der Geist. Bei manchen beides. Doch wo Wärme und Licht fehlen, da hat sich die Boshaftigkeit breitgemacht.

Weniger ist häufig mehr und vieles klärt sich hinterher. Deswegen Augen auf und rein ins Gewühl, folge dem Herzen und dem Gefühl. Ja, ein Reim. Solche Dinge passieren. Im gleichen Takt unserer Herzen schlägt die letzte Stunde der Blindheit. Schließlich sind wir unterwegs zu uns selbst. Unsere Herzen leiden. So verzweifelt wir sind, so trotzig sind wir auch. Wir sollten aufgeben, aber wir wollen es nicht. Neue Perspektiven mit klarem Blick erkennen, mit reinem Herzen beurteilen, mit wachem Verstand verfolgen – das wäre es. Wenn es doch so einfach wäre. Am Horizont wirst Du immer weitere Geheimnisse finden. Deine Reise wird niemals enden. Auch im Angesicht der Gefahr, der düsteren, harten Realität, müssen Träume jederzeit erlaubt sein. Ohne Träume stirbt das Herz. Auf den Scherben des Leids aber, auf den Entbehrungen der Plage, und auf den Wunden des Verzichts wächst eine stolze Pflanze namens Zuneigung.

Atem schöpfen über den Dächern. Schon im nächsten Moment müssen wir wieder springen. Wie kann man das Leben langweilig finden? Nur der verödete Geist und das lieblose Herz langweilen sich. Kümmern wir uns besser um unsere tiefste Quelle, unseren Kern. Es ist kein rosafarbenes Kitschsymbol. Es ist die Programmierung. Du bist es. Und ich.

Die letzten Farben

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