Читать книгу Babel - Jan de Leeuw - Страница 4

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Wie ein schwarzes Messer glitt die Limousine durch den Verkehr. Die Insassen, geborgen in ihrer voll klimatisierten Welt, achteten kaum auf das Leben, das sich schwitzend durch die Straßen schob. Sie hatten andere Dinge im Kopf. Heute war ein freudiger Tag. Abraham Babel, der Patriarch, war gerade aus dem Krankenhaus entlassen werden. Er musste es ruhig angehen lassen, hatte die Herzattacke allerdings insgesamt gut überstanden. Seine Frau war stumm vor Glück. Denn sie hatte nicht nur ihren Mann wieder, sondern auch ihren verlorenen Sohn, ihren Joseph, der nach jahrelanger Verbannung wieder daheim war und jetzt neben ihr saß. Der kritische Zustand seines Vaters hatte ihn aus Afrika zurückgeholt, und er war nicht allein gekommen. Zwischen ihrer Schwiegertochter und einem Mann vom Sicherheitsdienst saß Alice, die Enkeltochter, die sie erst letzte Woche zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war dankbar, dass ihr das nach all den Jahren des Hoffens vergönnt war. Der Tod hatte sie schon im Maul gehabt und doch wieder ausgespuckt. Heute war alles ein Wunder.

Als das Auto brüsk stoppte, drehte sich ihr Mann irritiert zu dem Fahrer um. Was war das Hindernis? Ein Unfall, der die ganze Straße blockierte? Er fluchte. Sie legte ihm ihre Hand aufs Knie. Was hatten die Ärzte gesagt? Er durfte sich nicht aufregen. Ihr Sohn lächelte bloß. Ihre Enkelin schaute durch die Panzerglasscheiben auf die für Neuankömmlinge so beeindruckende Stadt.

Eine Frau in einem Regenmantel und mit einem Kind auf dem Arm – eine der vielen hundert Bettelnden, die die Stadt zählte – kam auf sie zu. Breit lächelnd blieb sie neben dem Wagen stehen. Joseph öffnete das Seitenfenster. Sein Vater protestierte, doch es war schon zu spät. Die Frau, noch immer mit ihrem Lächeln auf den Lippen, warf das Kind durchs Fenster zu ihnen herein. Ihr Mantel öffnete sich. Sie sahen jetzt alle die um ihren Leib gebundenen Sprengkörper. Auch das Kind war voll davon.

Die Sicherheitsleute reagierten zu spät.

«Schießt! So schießt doch!», rief ihr Mann.

Das Letzte, was sie sah, war der ungläubige Blick auf dem Gesicht ihres Sohnes.

Babel

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