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6.2 Individuelle Lektüre
ОглавлениеDie Untersuchung der Leseterminologie hat nur wenige, eindeutig identifizierbare individuell-indirekteRezeptionindividuell-indirekt Rezeptionssituationen,1 dafür aber eine sehr große Belegfülle individuell-direkteLektüreindividuell-direktr LeseszenenLese-szene hervorgebracht, vor deren Hintergrund das Bild einer vor allem durch gemeinschaftliche Leseevents gekennzeichneten BuchkulturBuch-kultur und einer Kultur, in der Menschen aus der OberschichtElite sich grundsätzlich von Lektoren hätten vorlesen lassen, als Übergeneralisierung zu werten ist.2 Insbesondere für die individuell-direkten Formen der Lektüre haben sich die unter 1.5 entwickelten differenzierten Kategorien zur Beschreibung der LeseweiseLese-weise als fruchtbar und in den Quellen nachweisbar erwiesen.
Die dichotome Unterscheidung zwischen vokalisierendemStimmeinsatzvokalisierend und nicht-vokalisierendemStimmeinsatznicht-vokalisierend Lesen durch die dritte Kategorie des subvokalisierendenStimmeinsatzsubvokalisierend Lesens, das in den Quellen explizit bezeugt ist,3 hat sich als sinnvoll herausgestellt und wird auch für die Interpretation der Quellen im nächsten Kapitel heuristischHeuristik wichtig werden. Die Untersuchung der Leseterminologie konnte in Ergänzung zu den zahlreichen Stellen, die nicht-vokalisierendes Lesen in der Antike belegen, noch zahlreiche weitere hinzufügen.4 Zusätzliche Evidenz für nicht-vokalisierende individuell-direkteLektüreindividuell-direkt Lektüre ergibt sich aus den zahlreichen herausgearbeiteten LesemetaphernMetapher und -metonymien – insbesondere aus denen, die z. B. auf die besondere GeschwindigkeitLese-geschwindigkeit5 oder den Grad der kognitivenkognitiv Aufmerksamkeit rekurrieren.6 So wird in den Quellen der Vorteil nicht-vokalisierender Lektüre im Hinblick auf die IntensitätAufmerksamkeitvertieft bzw. die bessere Konzentration thematisiert.7 Der GeschwindigkeitsvorteilLese-geschwindigkeit des subvokalisierenden und nicht-vokalisierenden Lesens bei der individuell-direkten Lektüre ist zunächst aus physiologischer Sicht evident.8 Aber insbesondere einige der Bewegungsmetaphern legen nahe, dass Geschwindigkeitsaspekte beim Lesen in der Antike eine Rolle gespielt haben (s. o. 3.7), z. T. wird die GeschwindigkeitLese-geschwindigkeit der Lektüre sogar explizit thematisiert.9
Aber auch alle Stellen, die funktionale, also suchende, selektiveUmfangselektiv und diskontinuierlicheKontinuitätdiskontinuierlich, intensiv-studierendeStudiumAufmerksamkeitvertieft, auf inhaltliche Aneignung oder EvaluationEvaluation (s. auch Korrektur)/KorrekturKorrektur (s. auch Evaluation) bedachte Zugriffe auf Texte nahelegen, sind durchaus nicht-vokalisierendStimmeinsatznicht-vokalisierend zu denken. Freilich kann in vielen Fällen subvokalisierendesStimmeinsatzsubvokalisierend Lesen ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Allerdings sollte die Relevanz der Frage, ob Leserinnen und LeserLeser bei solchen funktionalen Zugriffen auf die Texte nicht-vokalisierendStimmeinsatzvokalisierend oder subvokalisierend gelesen haben, auch nicht überbewertet werden.
In Bezug auf die Frage nach dem StimmeinsatzStimmeinsatz ist zusammenfassend darauf hinzuweisen, dass bei unmarkiertem Gebrauch der HauptleseverbenHauptleseverb (ἀναγιγνώσκωἀναγιγνώσκω und ἐντυγχάνωἐντυγχάνω sowie legolego) ohne Signale im Kontext keine sicheren Rückschlüsse bezüglich der Vokalisierung bei individuell-direkteLektüreindividuell-direktr Lektüre möglich sind. Vokalisierung war bei der individuell-direkten Lektüre keine Notwendigkeit um Texte, geschriebenSchriftGeschriebenes in scriptio continuaSchriftscriptio continua, verstehenVerstehen zu können (s.o. 4). Die Fähigkeit, nicht-vokalisierendStimmeinsatznicht-vokalisierend lesen zu können, spiegelt sich im Bewusstsein für die innere LesestimmeStimmeinnere (inner reading voice) und das innere OhrOhr, das prominent in spätantiken Quellen reflektiert wird,10 aber auch schon vorher explizit belegt ist11 und sich insbesondere in der usuellen Verwendung von ἀκούωἀκούω als LeseterminusLese-terminus spiegelt (s. o. 3.2).
Vokalisierung bei der individuell-direkteLektüreindividuell-direktn Lektüre – freilich in den Quellen bezeugt – ist dagegen mit spezifischen Funktionen verknüpft: v. a. Lesen als ästhetischesästhetischer Genuss/Vergnügen Klangerlebnis,12 aber auch medizinischeMedizin13 und andere therapeutische bzw. psychagogisch-kathartische Funktionen.14 Gerade die zuletzt genannten Aspekte erscheinen im Hinblick auf meditativ-geistliche religiöse LesepraktikenLese-praxis, die in spätantiken christlichen (auch monastischen) Kontexten zu vermuten sind, interessant und einer vertiefenden Untersuchung wert zu sein.
Als zusätzliche Beschreibungskategorien haben sich auch bewährt, – in Bezug auf die Linearität des Textes – auf die LesefrequenzFrequenz (iterativLektüreMehrfach-Frequenziterativ/singulärFrequenzsingulär) sowie die KontinuitätKontinuität (sequentiellKontinuitätsequentiell/diskontinuierlichKontinuitätdiskontinuierlich) und den Umfang (vollständigUmfangvollständig/selektivUmfangselektiv) der Lektüre zu achten. Freilich lassen nicht alle LeseszenenLese-szene in der antiken Literatur eine dezidierte Untersuchung im Hinblick auf all diese Kategorien zu.15 An zahlreichen der untersuchten Leseszenen, in denen Lesen metaphorischMetapher oder metonymischMetonymie konzeptualisiert ist, hat sich aber deutlich gezeigt, dass es sich bei den Kategorien nicht um moderne Konzepte handelt, die dem Quellenbefund „übergestülpt“ werden. Vielmehr lassen sich mit den Kategorien Aspekte der Vielfalt antiker LesepraxisLese-praxis beschreiben, deren Wahrnehmung sich z. T. in der Leseterminologie kondensiert hat, z. T. explizit beschrieben wird, z.T. impliziert ist. Dies lässt sich noch einmal daran verdeutlichen, dass sich viele Lexeme bzw. Konzepte auf die Vollständigkeit eines Leseaktes beziehen (v. a. διαναγιγνώσκωδιαναγιγνώσκω, ἐξαναγιγνώσκωἐξαναγιγνώσκω, perlegoperlego, ad extremum/ad umblicium revolvorevolvo). Dies korrespondiert umgekehrt mit Klagen bzw. der Befürchtung von AutorenAutor/Verfasser, dass auch in der Antike BücherBuch nicht vollständig gelesen wurden oder Passagen übersprungen wurden.
Satirisch thematisiert bei Mart.Martial 14,2: „Beenden kannst du dies Büchlein an jeder beliebigen Stelle: Das ganze Werk ist nur in jeweils zwei Versen verfaßt. Fragst du, weshalb ich die Überschriften dazuschrieb, dann will ich’s erklären: Damit du, wenn’s dir so lieber ist, nur die Überschriften zu lesen brauchst“ (Üb. BARIÉ/SCHINDLER); Mart. 2,6,1–4: „Ach geh’ doch, dränge du mich, meine BüchleinBuch herauszugeben! Kaum hast du zwei Seiten gelesen (lectis vix tibi paginis duabus), da schielst du schon, Severus, auf das letzte Blatt und verziehst den Mund zu anhaltendem Gähnen“ (Üb. DIES.); Ov.Ovidius, P. Naso met. 9,575: jemand liest einen BriefBrief nur zur Hälfte (lecta sibi parte); Plin. ep.Plinius der Jüngere 7,9,9 verweist auf eine LesestrategieLese-strategie, dass man etwas nur so weit zu lesen brauchte, bis man das Argument verstandenVerstehen habe; Dion. Hal.Dionysios von Halikarnassos comp. 4 klagt über den schlechten Stil von Büchern, die man nicht von vorne bis hinten lesen könne. Ähnlich Mart. 4,49, der den Schwulst von Flaccus aufs Korn nimmt und schreibt: „Meine Büchlein sind frei von jeglichem Schwulst, meine Muse plustert sich nicht in tragischer Robe auf. ‚Aber das andere loben, bewundern und beten alle an!‘ Zugegeben, sie loben’s, doch meine Gedichte lesen sie“ (Üb. BARIÉ/SCHINDLER); GelliusGellius, Aulus bittet seine LeserLeser darum, „das, was ihnen beim Lesen als längst nicht mehr fremd vorkommt, nicht gleich als Gewöhnliches und allgemein Bekanntes unbeachtet zu übergehen“ (Gell. praef. 14; Üb. WEISS). Auch wenn Galen darauf hinweist, dass ein Freund sein „ganzes BuchBuch“ (ὅλον τὸ βιβλίονβιβλίον) gelesen habe, geht er davon aus, dass seine Bücher nicht unbedingt vollständigUmfangvollständig gelesen worden sind (Gal.Galenos san. tuend. ed. KÜHN 6, p. 450).16
In diesem Zusammenhang sind außerdem die Hinweise zur expliziten Konzeption eines BuchesBuch für diskontinuierlichKontinuitätdiskontinuierlich-selektiveUmfangselektiv Zugriffe zu nennen.17 Insgesamt zeigt dies wie auch die Vielfalt der in den LesemetaphernMetapher und LesemetonymienMetonymie zum Ausdruck kommenden Zugriffsweisen, dass das RollenformatRolle (scroll) keine sequentielleKontinuitätsequentiell (und vollständigeUmfangvollständig) Lektüre determinierte. Diese Belege zeigen eindrücklich, dass in der Antike so etwas wie „Schreibtischarbeit“, also das vergleichende und parallele LesenLesenvergleichend mehrerer Schriften, nur vermutlich ohne Schreibtisch, möglich war und praktiziert wurde. Darauf wird unter 9.3 zurückzukommen sein.
Im Hinblick auf die LesesituationLese-situation individueller Lektüre sind zusätzlich folgende Aspekte festzuhalten: Sowohl ununterbrochene18 als auch für Denk-, ExzerptExzerpt- und SchreibpausenLese-pausen/-unterbrechung,19 aber auch für Gespräche20 unterbrochene individuell-direkteLektüreindividuell-direkt Lektüre lässt sich in den Quellen nachweisen. Eine Kuriosität im Hinblick auf Schreibpausen bildet ein „LesezeichenLese-zeichen“ aus PergamentPergament (5. Jh.), auf dem in drei Zeilen geschriebenSchriftGeschriebenes steht:
Lies und notiere die Hauptpunkte/markiere die Kapitel (ἀγάγνωθιἀναγιγνώσκω αὐτό, σημείωσον τὰ κεφάλαια; P.Köln 2 114; Üb. KOENEN).21
Angesichts der dreieckigen Form22 wäre es tatsächlich denkbar, dass es dafür vorgesehen war, in einen KodexKodex zwischen die Seiten gesteckt zu werden. Die unterbrochene Lektüre ist ein vielfach bezeugtes Motiv in der antiken LeseikonographieLese-ikonographie.23 In dieser Hinsicht besonders instruktiv sind außerdem solche Stellen, an denen der LeserLeser zur ergänzenden Imagination, also zur kognitivenkognitiv Weiterverarbeitung, aufgerufen wird, der AutorAutor/Verfasser also gleichsam zu einer LesepauseLese-pausen/-unterbrechung auffordert. Diese Stellen sind auch in solcher Hinsicht aufschlussreich, als sie ein Nachweis sind für die Reflexion der aktiven Rolle antiker Leserinnen und Leser bei der SinnkonstitutionSinnkonstitution im Leseprozess. Exemplarisch sei hier auf folgenden Satz bei KallimachosKallimachos verwiesen, in dem er nicht nur auf die Möglichkeit zur Unterbrechung hinweist,24 sondern auch die Möglichkeit des Abbruchs der Lektüre formuliert: „[The reader] can imagine [this] for himself, and thus cut down the length of the song (αὐτὸς ἐπιφράσσαιτο, τάμοι δ’ ἄπο μῆκος ἀοιδῇ·). But all that he answered to the questions, I will relate“ (fr. 57,1 f = SH 264,1 f; Üb. BING).25 Ein Bewusstsein für die aktive Beteiligung des Lesers bei der Sinnkonstitution im Leseprozess findet sich in zahlreichen Quellen, z. T. wird sie auch sehr explizit thematisiert,26 wodurch die Anwendbarkeit rezeptionsästhetischerRezeptionsästhetik Theorien auf antike Texte auch historisch legitimierbar erscheint.
Als bevorzugte Haltungen beim Lesen ist sowohl die sitzende,27 die liegendeHaltungliegen28 (v. a. das Motiv der Abendlektüre vor dem Schlafen)29 als auch die stehende30 Position in den Quellen zu finden. Gelesen wurde zu verschiedenen Tageszeiten, wobei für BibliothekenBibliothek v. a. der Morgen als Lesezeit belegt ist,31 die Nachtstudien (lucubratiolucubratio) finden sich als Topos der gelehrten Existenz, die Quellen lassen keinerlei generalisierbare Aussagen zu. Die Orte, an denen in der Antike gelesen wurde, sind ebenfalls vielfältig. Neben der Bibliothek (s. o. passim), dem privatenÖffentlichkeitnicht-öffentlich/privat (s. o. passim) und auch dem öffentlichenÖffentlichkeitöffentlich32 Raum ist das Motiv des Lesens in der NaturNatur33 und vor allem das Motiv des Lesens auf der ReiseReise (z.B. auf dem Schiff oder auf dem WagenWagen)34 in den Quellen zu finden.
In Bezug auf Ziele und Funktionen individueller Lektüre ist – über das oben zu funktionalen Zugriffen Gesagte hinausgehend – besonders auf folgende Aspekte hinzuweisen. Lesen zu Studien- und Lernzwecken ist sehr häufig in den Quellen zu finden und kommt insbesondere in der TerminologieLese-terminologie zum Ausdruck, die Lesen als Suchen konzeptualisiert (s. o. 3.6). Individuell-direkte Lektüre, aber noch vielmehr SchreibenSchreiben/Abschreiben von Texten, wurde in der Antike dem auditivenauditiv Kanal bezüglich des AuswendiglernensAuswendiglernen, z.B. für den Vortrag von RedenRede, aber auch allgemein für die rhetorische Bildung, vorgezogen.
Die Tätigkeit eines RhapsodenRhapsode im klassischen Athen war mit dem Besitz großer Mengen an SchriftmedienLese-medium verbunden (vgl. Xen.Xenophon mem. 10). Rhapsoden waren also für den Vortrag von epischen Texten auf das schriftmediengebundene AuswendiglernenAuswendiglernen angewiesen. Zum Zusammenhängen von Lesen und Auswendiglernen vgl. exempl. Plut.Plutarch de glor. Ath. 3 (mor. 347e). S. außerdem Cic.Cicero, Marcus Tullius de orat. 1,33,149–34,159, wo das Auswendiglernen mediengestützt im „stillenLautstärkestill Kämmerlein“ passiert. S. dort v.a. weiterführend den Hinweis auf mnemotechnische Techniken in Cic. de orat. 1,34,157. Prägnant formuliert Quintilian: „Wer aber auswendiglernt durch das VorlesenRezeptionkollektiv-indirekt eines anderen, […] kommt langsamer voran, weil der Sinneseindruck der AugenAugen stärker haftet als derjenige der OhrenOhr (acrior est oculorum quam aurium sensus)“ (Quint.Quintilian inst. or. 11,2,34);35 bezeichnend ist auch sein Hinweis auf das Eintragen von Merkzeichen (notae) in dem auswendigzulernenden Text in inst. or. 11,2,28; in Quint. inst. or. 11,2,32 verweist er explizit darauf, dass man auf der Grundlage des selbstgeschriebenen Textes auswendiglernen sollte, denn dann stehe dem Sprecher der Text vor Augen (velut oculis intuetur intuetur non paginas modo, sed versus prope ipsos) und er spreche so, als läse er (cum dicit similis legenti). S. außerdem Quint. inst. or. 10,1,19 (s. o. 3.9); Lact.Lactantius inst. 3,25,9 (s. o. 4.2).36 Zur kognitivenkognitiv Herausforderung des Auswendiglernens vgl. Dion Chrys. or. 18,19.37
Es überrascht in diesem Zusammenhang nicht, dass die Defizite bzw. die geringe BehaltensleistungAuswendiglernen beim reinen Hörverstehen in den Quellen reflektiert werden.38 Entsprechend wurde die Fähigkeit des als illiteratLiteralität/Illiteralität geltenden Mönchs Antonius,39 die Heilige SchriftHeilige Schrift(en) nur durch das Hören auswendig behalten zu haben (memoriter audiendoaudio tenuisse), als etwas Besonderes hervorgehoben.40 Außerdem wird in den Quellen die Notwendigkeit der mehrfachen individuellen Lektüre für ein aussagekräftiges ästhetischesästhetischer Genuss/Vergnügen Urteil thematisiert.41 Iterative Lektüre wird in den Quellen sodann auch mit dem Steigern starker emotionaler Regungen in Verbindung gebracht.42 Eine besondere Form individueller Lektüre ist mit dem Ziel der EvaluationEvaluation (s. auch Korrektur) bzw. KorrekturKorrektur (s. auch Evaluation) eines Textes verknüpft.43 Es finden sich in den Quellen z.B. Formen des prüfenden Lesens, die dazu dienen, den pseudepigraphenPseudepigraphie Charakter einer Schrift festzustellen44 oder das Konzept des gegenseitigen Lesens von Manuskripten mit Einfügung von handschriftlichen Kommentaren, Korrekturbemerkungen oder sogar redaktionellenRedaktion/redaktionell Überarbeitungen.45 Eine weitere Form des Zusammenhangs zwischen Lesen und SchreibenSchreiben in Bezug auf Lektüre zu Aneignungszwecken findet sich in der ebenfalls in der Antike weit verbreiteten Praxis LesefrüchteLese-frucht schriftlich festzuhalten also zu exzerpierenExzerpt.46 Die Exzerpte hatten entweder die Funktion der Gedächtnisunterstützung47 oder wurden direkt mit dem Ziel angefertigt, Texte bzw. ZitateZitat oder einzelne Gedanken für die eigene TextproduktionTextproduktion festzuhalten.48 Ferner ist auch bezeugt, dass beim Lesen direkt in den HandschriftenHandschrift/Manuskript gearbeitet wurde.49 Zudem finden sich Belege dafür, dass auch zu UnterhaltungszweckenUnterhaltung und zum Zeitvertreib50 gelesen wurde und dass auch in der Antike LeserLeser LeseerlebnisseLese-erlebnis haben konnten, welche die kognitionspsychologischeKognitionswissenschaften LeseforschungLese-forschung Immersion nennt.51 Diesbezüglich ist zuletzt auf eine bei Lukian beschriebene Szene hingewiesen, der das individuell-direkteLektüreindividuell-direkt Lesen in einem BuchBuch als Möglichkeit betrachtet, sich einer sozialen Situation der Exklusion, insb. in emotionaler Hinsicht, zu entziehen.52