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Sechsundzwanzigstes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

Mrs. Gardiner warnte Elisabeth bei der ersten Gelegenheit in freundschaftlicher Offenheit: »Du bist ein viel zu vernünftiges Mädchen, Lizzy, um dich nun gleich richtig zu verlieben, bloß, weil du davor gewarnt worden bist. Daher kann ich auch ganz offen mit dir sprechen. Ich bitte dich ernstlich, sei auf deiner Hut! Lass dich und auch ihn nicht auf etwas ein, was bei euer beider Vermögenslosigkeit einfach eine Unklugheit wäre. Ich will nichts gegen ihn sagen; im Gegenteil, ich finde, er ist ein sehr netter junger Mann, und wenn er etwas eigenes Vermögen besäße, würde ich meinen, du könntest keine bessere Wahl treffen. Aber wie der Fall nun einmal liegt, lass deine Gefühle nicht mit dir durchgehen. Du hast einen klaren Kopf, und wir hoffen alle, dass du ihn zu gebrauchen verstehen wirst. Dein Vater verlässt sich blind auf deine Klugheit und auf dein Taktgefühl; du darfst deinen Vater nicht enttäuschen!«

»Liebe Tante, das klingt ja sehr feierlich!«

»Jawohl, und ich hoffe, du verstehst, wie ernst es gemeint ist.«

»Gut, du brauchst dich nicht zu beunruhigen. Ich werde auf mich selbst und auf Mr. Wickham achtgeben; er soll sich nicht verlieben, wenn ich es verhindern kann.«

»Lizzy, jetzt sprichst du nicht im Ernst!«

»Entschuldige, Tante. Ich will versuchen, mich klarer auszudrücken. Also, im Augenblick bin ich nicht in Mr. Wickham verliebt; nein, das kann ich ehrlich behaupten. Aber er ist tatsächlich der netteste Mann, den ich je getroffen habe. Wenn er wirklich eine Neigung zu mir fassen sollte — wirklich, ich glaube, es wäre besser, wenn er es nicht täte. Ich verstehe, wie unklug das wäre! Oh, dieser ekelhafte Mr. Darcy! — Vaters Vertrauen ist eine große Ehre für mich, und ich wäre wirklich sehr traurig, wenn ich es verlieren würde. Aber mein Vater schätzt Mr. Darcy sehr — kurz, liebe Tante, es täte mir leid, wenn irgend jemand von euch durch meine Schuld betrübt würde. Aber da es ja jeden Tag vorkommt, dass junge Leute, die sich mögen, sich durch das Fehlen eines Vermögens nicht davon abhalten lassen, sich zu verloben, wie sollte ich es dir da versprechen, weiser zu handeln, wenn die Versuchung an mich herantritt? Und wie soll ich es wissen, ob es überhaupt weise ist, ihr zu widerstehen? Alles, was ich dir daher versprechen kann, ist, nichts Übereiltes zu tun. Ich werde nicht länger glauben, dass ich die einzige bin, die seine Gedanken beschäftigt, und wenn wir zusammen sind, werde ich alle heimlichen Herzenswünsche zu unterdrücken versuchen. Kurz, ich werde mein Bestes tun!«

»Es wäre vielleicht gut, wenn du ihn nicht so oft auffordern würdest, nach Longbourn zu kommen; wenigstens solltest du deine Mutter nicht noch daran erinnern, ihn mit einzuladen!«

»Wie zum Beispiel neulich erst«, meinte Elisabeth mit einem schuldbewussten Lächeln. »Sehr wahr; ich will mich bemühen, es nicht wieder zu tun. Aber denke ja nicht, dass er immer so häufig bei uns ist. Er ist letzte Woche nur deinetwegen so oft eingeladen worden. Du weisst doch, Mutter ist der Auffassung, dass ihre Gäste nie ohne Gesellschaft sein dürfen. Aber auf Ehrenwort, ich will versuchen, nur immer das Klügste zu tun. Bist du nun zufrieden?«

Ihre Tante war wirklich zufrieden, und nachdem Elisabeth ihr für ihren freundschaftlichen Rat gedankt hatte, trennten sie sich in bestem Einvernehmen.

Mr. Collins kehrte bald nach der Abreise Janes und der Gardiners nach Hertfordshire zurück. Da er aber dieses Mal bei den Lucas wohnte, hatte Mrs. Bennet keinen Grund, sich über ihn zu beklagen. Seine Hochzeit stand jetzt so dicht bevor, dass selbst Mrs. Bennet sie als eine unvermeidliche Tatsache anzusehen begann; sie gab sogar bisweilen in gottergebenem Ton ihrem Wunsche Ausdruck, dass ›sie hoffentlich recht glücklich werden würden‹.

Am Donnerstag sollte die Trauung stattfinden, und am Mittwoch machte Charlotte ihren Abschiedsbesuch. Als sie sich zum Gehen anschickte, folgte Elisabeth ihrer Freundin aus dem Zimmer. Sie schämte sich der wenig freundlichen und nur mit Widerstreben vorgebrachten Glückwünsche ihrer Mutter; sie war selbst aufrichtig gerührt. Als sie die Treppen hinuntergingen, sagte Charlotte:

»Ich verlasse mich darauf, Lizzy, oft von dir zu hören.«

»Das verspreche ich dir!«

»Und ich habe noch eine Bitte: willst du mich nicht einmal bald besuchen kommen?«

»Wir werden uns doch öfter hier oder bei deinen Eltern treffen.«

»Ich werde so bald nicht von Hunsford wegkommen können. Versprich mir doch, mich dort zu besuchen!«

Elisabeth konnte diese Bitte nicht abschlagen, obwohl sie sich wenig Freude von einem derartigen Besuch versprach.

»Vater und meine Schwester Maria wollen im März kommen«, fügte Charlotte hinzu, »ich würde mich freuen, wenn du dich ihnen dann anschließen könntest. Aufrichtig gesagt, Lizzy, du wirst mir nicht weniger willkommen sein.«

Die Trauung wurde vollzogen; das junge Paar brach unmittelbar nach der Feier nach Kent auf, und jedermann hatte über die Hochzeit so viel zu sagen und zu hören, wie es eben bei solchen Anlässen üblich ist. Elisabeth erhielt bald einen Brief von ihrer Freundin, und der schriftliche Gedankenaustausch zwischen ihnen wurde dann so rege, wie der mündliche es früher gewesen war; dass er sich ebenso offen und rückhaltlos gestaltete, war natürlich unmöglich. Elisabeth konnte nie das Gefühl loswerden, dass ein Element der Entfremdung zwischen sie getreten sei, und wenn sie auch fest entschlossen war, ihre Briefe nicht seltener werden zu lassen, so geschah das doch mehr um dessentwillen, was gewesen, als darum, was heute war. Charlottes erste Briefe wurden mit einem gewissen Eifer geöffnet. Die Neugierde war ja auch nur allzu begreiflich; man wollte doch hören, was sie zu ihrem neuen Heim sagte, wie sie über Lady Catherine urteilte und wie weit sie in den Beteuerungen ihres Glückes zu gehen wagte. Elisabeth fand, dass Charlotte sich über alles genau so ausließ, wie sie es von ihr erwartet hatte. Die Briefe klangen vergnügt und zufrieden; sie schien viele Annehmlichkeiten zu genießen und erwähnte nur Dinge, über die sie sich lobend äußern konnte. Das Haus, die Einrichtung, die Umgebung, alles war so richtig nach ihrem Geschmack, und Lady Catherine hatte sie sehr freundlich und wohlwollend empfangen. Kurz, die Briefe wiederholten Mr. Collins’ Beschreibung von Hunsford, nur gemildert durch Charlottes maßvollere Ausdrucksweise. Elisabeth musste sich also bis zu ihrem eigenen Besuch bei der Freundin gedulden, wollte sie etwas über die Schattenseiten von Hunsford in Erfahrung bringen.

Jane hatte ihrer Schwester nur kurz von ihrer Reise und der guten Ankunft in London berichtet; Elisabeth hoffte, dass der nächste Brief bereits etwas über die Bingleys enthalten werde. Die Ungeduld, mit der sie diesen zweiten Brief erwartete, wurde so gut gelohnt, wie Ungeduld es gewöhnlich wird: Jane war schon eine Woche in London und hatte Caroline weder gesehen, noch etwas von ihr gehört. Sie erklärte es sich jedoch so, dass ihr letztes Schreiben an ihre Freundin von Longbourn verloren gegangen sein musste.

»Tante hat morgen Besorgungen in dem Teil der Stadt zu erledigen«, fuhr der Brief fort, »und ich werde die Gelegenheit benutzen, in Grosvenor Street einen Besuch zu machen.«

Gleich nach dem Besuch schrieb sie wieder:

»Ich hatte den Eindruck, dass Caroline nicht so gut aufgelegt war wie sonst, aber sie freute sich sehr, mich zu sehen, und machte mir Vorwürfe, ihr von meinem Kommen nichts verraten zu haben. Siehst du, ich hatte recht: sie hat meinen Brief gar nicht erhalten. Natürlich erkundigte ich mich nach ihrem Bruder. Es geht ihm gut, aber er sei so viel mit Darcy zusammen, dass man ihn kaum je zu Gesicht bekäme. Sie erzählte noch, dass sie Miss Darcy zum Essen erwarte. Ich wünschte, ich könnte sie einmal treffen. Lange konnte ich mich nicht aufhalten, da Caroline und Mrs. Hurst ausgehen wollten. Ich werde sie aber wohl bald wiedersehen.«

Elisabeth schüttelte den Kopf über diese Zeilen. Sie war fester denn je davon überzeugt, dass nur ein Zufall Mr. Bingley von der Anwesenheit ihrer Schwester Kunde geben konnte.

Vier Wochen vergingen, und Jane bekam ihn nicht ein einziges Mal zu sehen; auch Caroline ließ sich nicht blicken. Jane gab sich redlich Mühe, sich einzureden, dass nichts dahinterstecke, aber sogar ihr war es unmöglich, Carolines Unhöflichkeit zu übersehen. Nachdem sie vierzehn Tage lang jeden Morgen in Erwartung ihrer Freundin zu Hause geblieben war und jeden Abend neue Entschuldigungen für ihr Ausbleiben erfunden hatte, kam endlich der langersehnte Besuch. Aber der Besuch war sehr kurz, und mehr noch, Caroline war auffallend kühl, und so hatte Jane keine Möglichkeit, sich noch länger selbst zu täuschen. Der Brief, den sie aus diesem Anlass an Elisabeth schrieb, brachte das deutlich zum Ausdruck.

»Meine liebe Lizzy wird bestimmt nicht triumphieren, wenn sie erfährt, dass ich mich in meinem Glauben an Carolines Freundschaft schrecklich getäuscht habe. Aber halte mich nicht für eigensinnig, liebe Schwester, wenn ich immer noch daran festhalte, dass ich, ihrem Benehmen nach zu schließen, ebenso viel Grund zum Vertrauen hatte wie du zu deinem Misstrauen. Ich weiß zwar gar nicht, warum sie meine Freundschaft gesucht hat, aber ich weiß, dass ich mich unter denselben Umständen wieder täuschen lassen würde. Caroline erwiderte meinen Besuch erst gestern und bis dahin — kein Wort, keine Zeile! Und als sie dann kam, war es offenbar, dass sie es ungern tat. Sie entschuldigte sich mit irgendeiner nichtssagenden Floskel, nicht früher gekommen zu sein, ließ nicht ein Wort darüber fallen, ob sie mich wiedersehen wollte, und war überhaupt so von Grund aus verändert, dass ich nach ihrem Weggang den festen Entschluss fasste, die Freundschaft mit ihr nicht weiter fortzusetzen. Schade, aber ich kann sie nicht von jeder Schuld freisprechen. Es war unrecht von ihr, mich zuerst so mit Aufmerksamkeiten zu überschütten und auszuzeichnen, denn ich kann ganz bestimmt versichern, dass die ersten Schritte zu unserer näheren Bekanntschaft von ihr gemacht wurden. Aber sie tut mir auch wieder leid, denn sie muss es selbst fühlen, dass sie nicht richtig gehandelt hat, und ich bin überzeugt, dass sie alles nur aus Sorge um ihren Bruder getan hat. Ich brauche ja nicht deutlicher über diesen Punkt zu schreiben. Wir wissen ja, dass ihre Besorgnis unbegründet ist, doch wenn sie sie nun einmal hat, dann erklärt das ja leicht ihr Betragen gegen mich. Und bei der Liebe, die sie mit Recht für ihren Bruder empfindet, kann man ihre Besorgnis eigentlich nur natürlich finden. Aber es wundert mich, dass sie immer noch so besorgt erscheint; denn wenn er mich wirklich gern hätte, wären wir schon lange, lange zusammengekommen. Er weiß ja nun, dass ich hier bin. Caroline erwähnte so etwas, aber trotzdem habe ich immer das Gefühl, dass sie versucht, sich einzureden, ihr Bruder habe eine Neigung für Miss Darcy. Ich verstehe das alles nicht. Scheute ich mich nicht davor, ungerecht zu erscheinen, so würde ich sagen, dass diese ganze Angelegenheit sehr stark nach Unaufrichtigkeit aussieht. Aber ich will versuchen, jeden schmerzlichen Gedanken von mir zu weisen und nur an das zu denken, was mich froh und glücklich macht, an deine Liebe und an die unveränderte Herzlichkeit meiner lieben Tante und meines Onkels. Schreib mir bald wieder einmal. Caroline sagte übrigens etwas davon, dass er nie wieder nach Netherfield zurückkehren werde und dass er das Haus aufgeben wolle, aber sie wusste nichts Gewisses darüber. Vielleicht ist es besser, noch nichts davon zu erwähnen. — Es freute mich sehr, so gute Nachrichten von unseren Freunden in Hunsford zu erhalten. Es wäre doch sehr nett, wenn du sie mit Sir William und Maria besuchtest. Deine dich liebende Schwester Jane.«

Der Brief stimmte Elisabeth traurig; aber wenigstens hatte sie nun die Gewissheit, dass ihre Schwester sich jetzt nicht mehr länger durch Caroline täuschen lassen werde. Was Mr. Bingley betraf, so mussten nunmehr alle Hoffnungen begraben werden. Jane selbst würde nicht einmal wünschen können, die Beziehungen wieder aufzunehmen, nachdem jetzt sein Charakter auch in ihren Augen so gelitten hatte. Elisabeth hatte nur das einzige Verlangen, er möchte als gerechte Strafe diese Miss Darcy wirklich heiraten, da sie auf Grund von Wickhams Bericht der festen Überzeugung war, dass diese junge Dame ihm oft Anlass geben werde zu bereuen, was er sich verscherzt hatte.

Mrs. Gardiner erinnerte Elisabeth gelegentlich an das Versprechen, das sie ihr gegeben hatte, und bat um einen Bericht. Und Elisabeth schrieb einen Brief, der ihrer Tante mehr Freude bereitete als ihr selbst. Wickhams vermeintliche Zuneigung hatte sich inzwischen abgekühlt, seine Aufmerksamkeiten gehörten der Vergangenheit an; eine andere erregte jetzt seine Bewunderung. Elisabeth war offen genug gegen sich selbst, um sich diese Tatsache einzugestehen, und sie konnte darüber schreiben, ohne ernstlichen Kummer dabei zu verspüren. Ihr Herz hatte an ihren Gefühlen kaum Teil gehabt, und ihre Eitelkeit beruhigte sich bei dem Gedanken, dass sie bestimmt seine Wahl gewesen wäre, wenn seine Vermögenslage das zugelassen hätte. Eine unerwartete Erbschaft von zehntausend Pfund stellte den Hauptreiz der jungen Dame dar, der jetzt seine Ritterdienste galten. Aber Elisabeth erlaubte es sich, in diesem Fall weniger kritisch zu sein als ihrer Freundin Charlotte gegenüber, und sie trug es in ihrem Inneren Wickham nicht nach, dass er seinerseits den Wunsch nach Unabhängigkeit verspürte. Im Gegenteil, das war doch die natürlichste Sache von der Welt, und solange sie glauben konnte, dass es ihm nicht leicht gefallen war, sie aufzugeben, ließ sie seine Handlungsweise als höchst vernünftig gelten und konnte ihm in aller Aufrichtigkeit Glück wünschen.

Alles dieses wurde Mrs. Gardiner mitgeteilt; und der Brief schloss folgendermaßen: »Ich weiß jetzt genau, meine liebste Tante, dass ich nicht sehr verliebt gewesen sein kann. Denn hätte wirklich jenes erhebende und reine Gefühl von mir Besitz genommen, dann würde ich heute seinen Namen verabscheuen und ihm alles erdenkliche Schlechte wünschen. Aber so wie es ist, fühle ich mich immer noch gut Freund mit ihm und habe sogar nichts gegen Miss King. Ich könnte sie nicht hassen, selbst wenn ich es versuchte; ich bin im Gegenteil überzeugt, dass sie ein sehr nettes junges Mädchen ist. Liebe kann es also bei mir nicht gewesen sein. Gewiss, es wäre allen meinen Freunden sehr viel lieber, wenn ich ihn ›wahnsinnig‹ geliebt hätte, aber ich kann nicht behaupten, dass ich meinen gegenwärtigen gleichmütigen Zustand bedaure. Der Preis für Mitleid kann sehr hoch sein. Kitty und Lydia nehmen sich seine Wankelmütigkeit viel mehr zu Herzen als ich. Sie sind beide noch zu jung, um die demütigende Erfahrung gemacht zu haben, dass auch die stattlichsten jungen Männer, ebenso wie die weniger stattlichen, von irgend etwas leben müssen.«

Stolz und Vorurteil & Emma

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