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Fünfunddreissigstes Kapitel
ОглавлениеAls Elisabeth am nächsten Morgen erwachte, überfielen sie wieder dieselben quälenden Gedanken, mit denen sie am Abend eingeschlafen war. Ihr Staunen über das Vorgefallene hielt sie noch unvermindert gefangen, sie konnte an nichts anderes denken; und da sie auch nach dem Frühstück keine Lust verspürte, sich eine Beschäftigung vorzunehmen oder sich mit Charlotte zu unterhalten, beschloss sie, einen langen Spaziergang zu machen.
Ihre Lieblingsplätze im Park aufzusuchen, hinderte sie die Furcht, dass sie dort Darcy begegnen könne, und sie wählte deshalb einen Weg, der sie in eine entgegengesetzte Richtung führte. Sie behielt aber den Park zu ihrer Linken, und als sie an einem der Tore vorüberkam, blieb sie stehen, um hineinzuschauen. Als sie sich wieder umwandte, glaubte sie jemand zwischen den Bäumen zu erblicken und beschleunigte ihre Schritte aus Angst, es könne Darcy sein. Aber sie war bereits gesehen worden; sie hörte rasche Schritte hinter sich hereilen und dann auch eine Stimme, die ihren Namen rief. Obgleich sie die Stimme als die Darcys erkannte, drehte sie sich wieder nach dem Tor um, bei dem er gerade angelangt war. In der Hand hielt er einen Brief, den er ihr hinreichte, während er mit hochmütig gelassener Stimme sagte: »Ich bin schon eine Weile im Park umhergegangen in der Hoffnung, Sie anzutreffen. Würden Sie mir wohl die Ehre erweisen, diesen Brief zu lesen?«
Elisabeth nahm ihm das Schreiben ab, und Darcy ging nach einer kurzen Verbeugung wieder in den Park zurück.
Voller Neugierde, aber ohne viel Gutes von dem Schreiben zu erwarten, öffnete Elisabeth den Umschlag und entdeckte darin mit immer größer werdendem Erstaunen zwei engbeschriebene Bogen; auch ein Teil des Umschlages war noch beschrieben. Während sie ihren Weg fortsetzte, begann sie zu lesen. Der Brief lautete:
›Fürchten Sie nicht, mein gnädiges Fräulein, dass dieser Brief eine Wiederholung dessen enthält, was Ihnen gestern abend so großen Abscheu verursachte. Ich beabsichtige mit diesem Schreiben nicht, Sie weiter zu kränken oder mich zu demütigen, indem ich meinen Wünschen, die um unser beider willen möglichst bald vergessen sein mögen, erneut Ausdruck gebe. Die lästige Mühe des Schreibens wie des Lesens wäre uns erspart geblieben, hätte nicht mein Ehrgefühl mir das Schreiben befohlen. Ich muss Sie daher um Verzeihung bitten, dass ich Ihre Aufmerksamkeit noch einmal in Anspruch nehme. Ich weiß, Ihre Gefühle werden mir meine Bitte ungern erfüllen, aber Ihr Sinn für Gerechtigkeit wird Sie mich anhören lassen. Zwei Anschuldigungen brachten Sie gestern abend gegen mich vor, ebenso verschieden in ihrem Inhalt wie in der Schwere der behaupteten Vergehen. Erstens, dass ich Ihre Schwester und Bingley ohne Rücksicht auf ihre gegenseitige Neigung auseinandergebracht habe —, zweitens, dass ich unter Missachtung seiner rechtlichen Ansprüche und unter Missachtung auch jeder moralischen Verpflichtung und jeder Menschlichkeit Mr. Wickham um eine aussichtsreiche Zukunft gebracht haben soll. Einfach aus einer Laune heraus und ohne irgendeinen stichhaltigen Grund meinen Jugendfreund so geschädigt zu haben, einen jungen Menschen, dem sich ohne meine Unterstützung kaum eine nennenswerte Existenzmöglichkeit bot und der als Liebling meines Vaters erwarten durfte, dass man ihm weiterhalf — das wäre allerdings eine Gemeinheit niedrigster Art; ihr gegenüber könnte die Trennung zweier junger Menschen, deren Zuneigung auf einer nur ein paar Wochen alten Bekanntschaft beruht, gar keinen Vergleich aushalten. Aber ich hoffe, nachdem Sie diesen Brief gelesen haben, werde ich in Zukunft von all den Beschuldigungen verschont bleiben, mit denen Sie mich gestern so freigebig in beiden Fällen bedachten. Wenn ich bisweilen in dieser Erklärung offen über Gefühle sprechen muss, die den Ihrigen zuwider sind, so kann ich dazu nur sagen: es tut mir leid. Aber was sein muss, muss sein — und weitere Entschuldigungen sind daher überflüssig. Ich war noch nicht lange auf Netherfield, als ich, wie alle übrigen auch, bemerkte, dass Bingley Ihre älteste Schwester jedem anderen jungen Mädchen vorzog. Aber erst am Abend des Balles kam mir der Gedanke, sein Gefühl könne ernsthafter Natur sein: ich hatte ihn zu oft schon verliebt gesehen. Während ich mit Ihnen tanzte, erfuhr ich zufälligerweise aus Sir William Lucas’ Bemerkungen, dass Bingleys Aufmerksamkeit gegenüber Ihrer Schwester schon allgemein Anlass zu Vermutungen und Gerüchten über seine bevorstehende Verlobung mit ihr gegeben hatte. Er sprach davon wie von einer feststehenden Tatsache, nur den genauen Zeitpunkt vermochte er noch nicht anzugeben. Von dem Augenblick an beobachtete ich meinen Freund noch schärfer und musste die Entdeckung machen, dass die Art, in der er Ihrer Schwester den Hof machte, tatsächlich ein viel tieferes Gefühl, als ich es vermutet hatte, erkennen ließ. Auch Ihre Schwester ließ ich jetzt nicht mehr aus den Augen. Ihre Miene und ihr Benehmen waren heiter und liebenswürdig wie stets, verrieten aber keine größere Zuneigung, und ich glaubte, nach diesem Abend die Gewissheit erlangt zu haben, dass seine Aufmerksamkeiten ihr wohl Freude machten, dass sie aber mit keinem dem seinen ähnlichen Gefühl sie herausforderte. Falls Sie sich nun nicht geirrt haben, dann muss der Irrtum bei mir liegen; da Sie Ihre Schwester genauer kennen, kann natürlich das letztere wahrscheinlicher sein. Wenn das der Fall ist, wenn ich mich so geirrt haben sollte, dann ist Ihr Zorn auf mich nicht unberechtigt. Aber ich scheue mich nicht, noch einmal zu behaupten, dass die gleichbleibende Gelassenheit im Ausdruck und in der Haltung Ihrer Schwester auch dem besten Menschenkenner die Überzeugung verliehen hätte, dass sie bei aller Liebenswürdigkeit doch eine kühle Natur und von Bingleys Werbung im Grunde ihres Herzens unberührt geblieben sein müsse. Dass ich persönlich wünschte, er möge ihr gleichgültig sein, das gehört nicht hierher; meine Schlüsse und Entscheidungen haben mit meinen Wünschen und Befürchtungen nicht das Geringste zu tun. Ich glaubte also nicht, dass er ihr gleichgültig sei, weil ich das wünschte, sondern ich war davon nach dem, was ich gesehen hatte, ganz nüchtern und sachlich überzeugt. Meine Einwände gegen eine Heirat waren nicht nur diejenigen, die in meinem eigenen Fall nur von der Leidenschaft meiner Gefühle überrannt werden konnten — für meinen Freund konnte schließlich die niedrigere Herkunft kein so großes Hindernis sein wie für mich. Aber es gab noch andere Gründe, die ich zu vergessen wünschte, die ich aber hier aufzählen muss: die Verwandtschaft Ihrer Mutter war, wenn auch gerade kein Vorzug, so doch in meinen Augen nicht halb so bedenklich wie der auffällige Mangel an guten Manieren, an Schicklichkeitsgefühl und Takt, den Ihre Mutter und Ihre drei jüngeren Schwestern fortwährend und Ihr Vater gelegentlich bewiesen. Verzeihen Sie, es schmerzt mich, Sie kränken zu müssen. Aber lassen Sie es sich zum Trost gereichen, dass die Art, wie Sie und Ihre ältere Schwester sich benahmen, unter diesen Umständen besonders angenehm auffiel und Ihnen beiden das beste Zeugnis ausstellte. Ich möchte nur noch sagen, dass meine Erfahrungen und Beobachtungen an jenem Abend meinen Entschluss festigten, meinen Freund vor einer Verbindung zu bewahren, die ich für höchst unerwünscht halten musste. Wie Sie sich erinnern werden, verließ er am nächsten Tag Netherfield in der Absicht, bald zurückzukehren. Ich muss jetzt die Rolle, die ich spielte, erklären. Seine Schwestern waren ebenso beunruhigt wie ich; wir entdeckten bald die Übereinstimmung unserer Ansichten und beschlossen, keine Zeit zu verlieren und ihm nach London zu folgen. Als wir dort waren, sprach ich offen mit Bingley über die Nachteile und Gefahren seiner Wahl; ich berichtete ihm von meinen Beobachtungen und machte ihm die ernstlichsten Vorhalte. Aber, wenn ich dadurch auch vielleicht seine Entscheidung hätte verzögern können, schließlich wäre es doch zu der Heirat gekommen, wenn ich ihm nicht auch noch von meiner Überzeugung gesprochen hätte, dass Ihre Schwester seinen Gefühlen gleichgültig gegenüberstehe. Er hatte bisher gemeint, sie erwidere seine Neigung aufrichtig, wenn auch vielleicht nicht mit der gleichen Stärke. Bingley besitzt eine große natürliche Bescheidenheit, die ihn fast in allem meinem Urteil vertrauen lässt. Ihn zu überzeugen, dass er sich geirrt hatte, war also nicht schwer, und ihn davon abzuhalten, nach Netherfield zurückzukehren, nachdem er einmal überzeugt war, dazu bedurfte es kaum noch eines weiteren Wortes. Für alles, was ich bis dahin getan hatte, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Nur, dass ich mich dann später dazu herbeiließ, insofern unaufrichtig zu handeln, als ich ihm die Anwesenheit Ihrer Schwester in London verschwieg, das könnte einen Vorwurf rechtfertigen. Ich wusste von ihrer Ankunft so gut wie seine Schwestern; es ist auch möglich, dass er ihr damals schon ohne Gefahr hätte begegnen können, aber darauf wollte ich es nicht ankommen lassen. Diese Heimlichkeit war möglicherweise meiner nicht würdig, aber es ist nun einmal geschehen, und es ist zu seinem Besten geschehen. Darüber bleibt jetzt also nichts weiter zu sagen, und ich glaube nicht, dass meine Handlungsweise einer besonderen Entschuldigung bedarf. Wenn ich die Gefühle Ihrer Schwester verletzt habe, dann habe ich es unwissentlich und unbeabsichtigt getan; ich bin nach wie vor überzeugt, dass ich nur getan habe, was getan werden musste. Was nun Ihren zweiten, gewichtigeren Vorwurf betrifft, ich hätte Wickham ein Unrecht zugefügt, so kann ich ihn nur dadurch zurückweisen, dass ich Ihnen die ganze Geschichte seiner Verbindung mit meiner Familie darlege. Die Einzelheiten seiner Anschuldigungen kenne ich nicht; aber für die Wahrheit meines nun folgenden Berichts kann ich mehr als einen glaubwürdigen Zeugen beibringen. Wickham ist der Sohn eines sehr ordentlichen Mannes, der einige Jahre lang den ganzen Pemberleyschen Besitz verwaltete. Mein Vater wollte ihm natürlich seine treuen Dienste vergelten und wandte daher seine ganze große Güte dem Sohn George, seinem Patenkind, zu. Er ließ ihn die Schule besuchen und gab ihm später die Möglichkeit, in Cambridge zu studieren; ohne seine Hilfe hätte Wickham niemals seine vornehme Erziehung erhalten, da sein eigener Vater sich durch die Verschwendungssucht seiner Frau ständig in Geldnot befand. Mein Vater schätzte nicht nur die Gesellschaft dieses jungen Menschen, er hatte auch eine sehr hohe Meinung von ihm, und in der Erwartung, dass er den Beruf eines Geistlichen ergreifen werde, fasste er den Entschluss, ihn auch hierin zu unterstützen. Es ist schon sehr viele Jahre her, dass ich begann, mir eine eigene und ganz andere Meinung über meinen Jugendfreund zu bilden. Die Falschheit und die Unbeständigkeit seines Charakters, die er vor seinem väterlichen Freund geschickt zu verbergen verstand, konnten natürlich nicht auch vor seinem besten Freund geheimgehalten werden, der fast ständig mit ihm zusammen war und ihn in unbewachten und unbeherrschten Augenblicken zu sehen bekam. Ich muss Ihnen jetzt wieder einen Schmerz bereiten; wie groß er ist, weiß ich allerdings nicht. Aber welcher Natur auch die Gefühle sein mögen, die Wickham in Ihnen geweckt hat, sie werden mich nicht davon abhalten können, Ihnen seinen wahren Charakter zu enthüllen; im Gegenteil, sie sind ein Grund mehr, es zu tun. Mein guter Vater starb vor etwa fünf Jahren, und seine Liebe zu Wickham war bis zuletzt so unerschüttert geblieben, dass er mir auftrug, für seine Zukunft und sein Fortkommen in seinem Beruf auf jede Weise zu sorgen und ihm, falls er die Priesterweihe erhielte, die Pfarre in einer unserer Gemeinden zu übertragen, sobald sie frei würde. Außerdem sollte er gleichzeitig eine Summe von eintausend Pfund erhalten. Wickhams Vater überlebte den meinen nicht lange, und ein halbes Jahr darauf teilte Wickham mir mit, dass er sich doch nicht der geistlichen, sondern der juristischen Laufbahn zuwenden wolle; er hoffe, ich würde es nicht unbescheiden finden, wenn er eine größere sofortige Zahlung erbäte, da er ja nun nicht mehr Nutznießer der Pfarre werden könne. Er fügte hinzu, dass für sein Studium der Rechte eintausend Pfund kaum ausreichen würden, wie ich wohl einsehen werde. Ich wollte seiner Aufrichtigkeit mehr glauben, als ich ihr wirklich vertraute. Aber wie dem auch sein mochte, ich war gern bereit, auf seine Forderung einzugehen; denn ich wusste, Geistlicher wäre er niemals geworden. Die Angelegenheit war also bald geregelt. Er verzichtete auf jeden Anspruch auf die Pfarre, falls er jemals wieder zum geistlichen Beruf zurückkehren sollte, und nahm dafür dreitausend Pfund entgegen. Damit schien jede Verbindung zwischen uns gelöst. Ich hielt zu wenig von ihm, um ihn nach Pemberley oder zu mir in die Stadt einzuladen. Er hielt sich, glaube ich, zumeist in London auf. Von Studium war natürlich kaum die Rede; er benutzte seine Freiheit zu einem Leben voller Müßiggang und Vergnügungen. Drei Jahre lang hörte ich nichts weiter von ihm. Aber als dann die Pfarre frei wurde, die ihm ursprünglich zugedacht war, schrieb er mir und forderte mich auf, ihn dort einzusetzen. Er versicherte mir — und ich glaubte ihm dies gern —, dass er in sehr dürftigen Umständen lebe. Er habe das Studium der Rechte als aussichtslos aufgegeben und wünsche jetzt trotz allem, Pfarrer zu werden; die Berechtigung zu seiner Forderung stehe wohl außer Zweifel, da ich ja für niemand anders zu sorgen habe und unmöglich den letzten Wunsch meines verehrten Vaters vergessen haben könne. — Sie werden mir schwerlich einen Vorwurf daraus machen dürfen, dass ich mich weigerte, seiner Aufforderung nachzukommen, und mir auch jede Wiederholung verbat. Seine Wut war ebenso groß wie seine Notlage; und ich bin sicher, dass er mich seinen Freunden gegenüber nicht weniger heftig beschimpfte als in seinen Briefen an mich selbst. Danach brach ich jede Beziehung zu ihm ab. Wie und wo er lebte, wusste ich nicht. Aber im letzten Sommer tauchte er wieder auf. Ich muss jetzt etwas erwähnen, woran ich mich höchst ungern wieder erinnere und worüber ich niemals zu einem anderen Menschen gesprochen hätte, wenn nicht die Umstände es mich jetzt tun hießen. Ich glaube, es bedarf keiner weiteren Worte, um Ihrer Verschwiegenheit versichert zu sein. Meine um zehn Jahre jüngere Schwester war nach dem Tode meines Vaters meiner Obhut anvertraut; zusammen mit meinem Vetter Fitzwilliam übernahm ich die Vormundschaft über sie. Vor einem Jahr verließ sie die Schule, und in London richteten wir eine Wohnung für sie ein. Im Sommer fuhr sie jedoch mit der Dame, die zugleich ihre Erzieherin und Haushälterin war, zur Erholung aufs Land. Wickham folgte ihnen dorthin, und zwar mit einem festen Plan; denn wir mussten später erfahren, dass er sich mit der Erzieherin verabredet hatte, in deren Charakter wir uns so grausam getäuscht sahen: Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, sich Georgiana zu nähern, und da ihr zutrauliches Herz sich noch all der Freundlichkeiten erinnerte, die er ihr als Kind erwiesen hatte, fiel es ihm nicht schwer, ihr einzureden, sie sei in ihn verliebt; so willigte sie in eine Entführung ein. Ihre einzige Entschuldigung ist, dass sie damals erst fünfzehn Jahre alt war, und es freut mich, dass ich alles noch rechtzeitig aus ihrem eigenen Munde erfuhr. Ich besuchte sie unerwartet wenige Tage vor der geplanten Entführung, und meine Schwester gestand mir alles ein. Sie konnte es nicht übers Herz bringen, mir einen Kummer zu bereiten, da sie mich von jeher fast wie ihren Vater betrachtet hatte. Sie können sich meine Gefühle denken. Aus Rücksicht auf meine Schwester musste ich alles geheimhalten. Ich schrieb Wickham, und er verließ sofort die Gegend. Zweifellos hatte er es bei dieser Schuftigkeit hauptsächlich auf die dreißigtausend Pfund meiner Schwester abgesehen, aber ebenso zweifellos hoffte er, sich auf diese Weise an mir rächen zu können. Seine Rache wäre wahrlich vollkommen gelungen! Dieses, mein gnädiges Fräulein, ist also mein wahrheitsgetreuer Bericht über die beiden Fälle, die wir nun beide kennen. Falls Sie mich nicht einen Lügner nennen wollen, hoffe ich, dass Sie mich in Zukunft von dem Vorwurf der Grausamkeit gegen Wickham freisprechen werden. Ich weiß nicht, auf welche Weise und mit welcher Lüge er Sie für sich gewinnen konnte, aber sein Erfolg ist deshalb nicht so erstaunlich, weil Sie ja von seiner Vergangenheit nichts gehört hatten. Ihn zu durchschauen war Ihnen kaum möglich, und ihn zu verdächtigen lag Ihrer Natur nicht. Sie werden sich aber mit Recht wundern, warum ich Ihnen dies alles nicht schon gestern abend erzählt habe. Ich hatte mich indessen nicht genügend in der Gewalt, um zu wissen, was ich sagen durfte und was nicht. Für die Wahrheit alles dessen, was ich hier berichtet habe, kann Ihnen Oberst Fitzwilliam bürgen, der auf Grund der Freundschaft, die uns beide verbindet, und dann auch durch die Tatsache, dass er zusammen mit mir Verwalter des Familienvermögens und Vormund meiner Schwester ist, über alle Einzelheiten so gut Bescheid weiß wie ich selbst. Wenn Ihr Abscheu vor mir meine Versicherung wertlos macht, dann kann Sie wenigstens nicht das gleiche Gefühl der Abneigung an seinen Worten zweifeln lassen. Und um Ihnen Gelegenheit zu geben, ihn zu befragen, will ich versuchen, Ihnen diesen Brief noch heute morgen zu übermitteln. — Ich möchte nur noch hinzufügen: Gott segne Sie. Fitzwilliam Darcy‹