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Redestil
ОглавлениеObgleich es keine bekannten Aufnahmen von Stills Stimme und keine lebenden Osteopathen oder Familienglieder mehr gibt, die sich an sie erinnern könnten, ist es wichtig, Stills Redestil Beachtung zu schenken, denn der Still-Biograf Booth (1905) sowie Freunde und Studenten von Still sind lebendige Aufzeichnungen von vielem, was er gesagt hat. So meinte etwa W. J. Conner D.O.: „Er redete jeden Tag zu uns. Doch viel davon rauschte gewöhnlich so hoch über meinen Kopf hinweg, dass ich nur den Klang hörte.“407 Conner, der Still seit 1874 kannte, veröffentlichte The Mechanics of Labor Taught by Andrew Taylor Still408, eine Publikation, die noch vor einigen Jahren (2002) als Unterrichtsmaterial in einem Kurs am Canadian College of Osteopathy diente (Canadian College of Osteopathy, 2002). Sowohl in der Autobiography als auch in JO-Artikeln finden sich Drucke und Neudrucke Still’scher Reden oder Ansprachen. Ein Zeitgenosse bemerkte über Stills rednerisches Auftreten: „Seine Darlegungen strotzen von scharfsinnigen, prägnanten und schlagenden Argumenten. Er hielt seine Zuhörer in Bann.“409
Andrew Taylor Still war schwer zu verstehen. In der ersten Still-Biografie schrieb E. R. Booth, über Stills Redestill:
„Die Überfülle solcher Gedanken in seinem Verstand … verleiht seinen Vorträgen, aber auch seiner Konversation oft ein mystisches Flair, etwas Übernatürliches. Seine Ideen entwickeln sich schneller, als er sie ausdrücken konnte. Seine tiefsten Gedanken bilden sich in seinem Verstand häufig mit derartiger Geschwindigkeit und werden in so schneller Folge artikuliert, dass der Hörer beim Versuch ihnen zu folgen ganz benommen wird und sich vielleicht fragt, ob diesen Äußerungen wirklich ein zusammenhängendes Prinzip zugrunde liegt.“ 410
Im ersten Moment erinnert Stills Sprach-Stil an Harry Ward Beecher (1813–1887), einen amerikanischer Theologen, der im ganzen Land für seine Predigten, seine gefühlsbetonte Redeweise und seine unorthodoxe Theologie berühmt war. Still kannte Beecher und andere Theologen, missbilligte aber deren hohe Einkünfte.411 Das Predigen des Evangeliums erlebte Still wohl erstmals in den 1830er-Jahren in den methodistischen Zeltlagern seines Vaters. Wanderprediger im Grenzland benutzten die damals dort übliche Umgangssprache, um Resonanz beim Publikum zu finden.412 Sie bewegten sich auf der geistigen Ebene ihrer Zuhörer und sprachen in Metaphern und Gleichnissen, „um ihr wirres Haar zu durchdringen und in ihren Intellekten haften zu bleiben“.413
Da viele von Stills Reden als Kapitel in seinen Büchern und als Aufsätze in Zeitschriften, insbesondere im JO, gedruckt worden sind, sollte man sich stets daran erinnern, dass sie selbst für diejenigen, die Still gut kannten, schwer zu verstehen waren.