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Heilung als Prozess
ОглавлениеEs kann vorkommen, dass sich der Klient bereits während der Sitzung oder in den darauf folgenden Tagen schlechter fühlt. Dies ist bei vielen Therapieformen so und wird in der Regel als Heilungskrise bezeichnet; Jimmy Scott bevorzugt jedoch die Bezeichnung Heilungsprozess. Nach seiner Auffassung impliziert das Wort Krise etwas Negatives, während jedoch tatsächlich etwas sehr Positives vor sich geht. Ich stelle gerne den Vergleich mit dem Frühjahrsputz an, denn im Lauf des Heilungsprozesses muss das Energiesystem in der Regel eine Menge Schmutz beseitigen. Dies kann dazu führen, dass sich bereits bestehende Symptome noch verschlimmern, dass Grippe- oder Erkältungssymptome, Kopfschmerzen, ungewöhnliche Darmbewegungen und übel riechender Schweiß auftreten.
Maggie Dewis, HK-Anwenderin in Colchester, arbeitete mit einem dreijährigen Jungen. Seine Mutter war selbst erst 15 Jahre alt und lebte bei einer Pflegefamilie. Sie weigerte sich bis kurz vor der Geburt, ihre Schwangerschaft zur Kenntnis zu nehmen. Das Kind kam vier Wochen zu früh zur Welt. Die Mutter gab es sofort zur Adoption frei und der Junge war drei Monate alt, als eine Familie für ihn gefunden war. In der Folgezeit begann seine neue Familie sich wegen seiner Entwicklung Sorgen zu machen und er wurde einer Reihe von Fachleuten vorgestellt: einem Spezialisten für Sprachentwicklung, einem Psychologen und einem Kinderarzt. Man befürchtete, das Kind könne unter einer Aufmerksamkeitsstörung oder sogar unter einer Persönlichkeitsstörung leiden. Am Ende der ersten Sitzung bereitete Maggie die Eltern darauf vor, dass innerhalb der nächsten sieben Tage eine Reaktion auf die Sitzung zu erwarten sei. Später berichtete die Mutter: „Die Reaktion war sehr tief greifend: … (Er) war ein ganzes Wochenende lang unmöglich, schwierig und unglücklich. Wir konnten überhaupt nichts mit ihm anfangen!“ Nach diesem Wochenende beruhigte er sich und die Eltern und Betreuer stellten eine allgemeine Verbesserung fest. Zwei Monate später sah Maggie den Jungen wieder. Seine Mutter berichtete, dass er seit der ersten Sitzung wahre Entwicklungsschübe oder Entwicklungssprünge gemachte habe. Er zeigte mehr Selbstvertrauen, ging mehr aus sich heraus, fand Gefallen am Umgang mit anderen Menschen und kommunizierte so, wie es seinem Alter entsprach.
Im Verlauf des Heilungsprozesses kann es also vorkommen, dass es dem Klienten nach einer Sitzung schlechter zu gehen scheint, für den Anwender ist es daher äußerst wichtig, dass er in der Lage ist, zwischen einem gesunden Heilungsprozess und einem Verfahren, das keine Wirkung zeigt, zu unterscheiden. Dies ist in der Regel nicht besonders schwierig. Handelt es sich nämlich um einen Heilungsprozess, so wird der Klient auf die Nachfrage des Anwenders in der Lage sein, gewisse Unterschiede zwischen der Situation vor und nach der Sitzung zu beschreiben. So könnte der Klient zum Beispiel berichten, dass er normalerweise immer auch seinen Geruchsinn verliere, wenn sich seine Nebenhöhlen bei einer Erkältung entzündeten; dass es sich dieses Mal jedoch anders verhalte, oder: dass er sich im Grunde trotz starker Schmerzen sehr wohl und voller Energie fühle. Ein weiterer Hinweis ist, dass ein Heilungsprozess meist nicht länger als fünf Tage dauert. Verschlimmern sich die Symptome über diesen Zeitraum hinaus weiter, wird der Anwender den Klienten erneut zu sehen wünschen, um mit Hilfe des Muskeltests den Grund dafür herauszufinden.