Читать книгу Das Leben ist bezaubernd, Emma - Jania Lesonto - Страница 3

Kapitel 1

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»Mist! Du lässt sie rausfallen du Idiot. Weißt du nicht, wie man einen Patienten auf eine Trage schnallt? Wenn sie sich was bricht, ist das deine Schuld.«

Ja. Sie Emma Bernstein träumte, schwarzweiss und sehr laut. Nur wenn sie träumte, warum musste sie sich dann konzentrieren, um die furchtbaren Stimmen zu überhören. Sie kannte den Traum in- und auswendig, und: »Mist du lässt sie fallen«, gehörte nicht in den Ablauf. Ihr Vater riss jeden Moment das Lenkrad nach links und trat mit aller Kraft auf das Bremspedal. Sie sah sich und ihre Eltern, sie war der Schatten der beobachtete. Vielleicht stimmte es, kurz vor dem Unfall hatte sie ein komisches Gefühl gehabt, als befinde sich etwas vertraues hinter ihr. Sie hatte natürlich nicht darauf geachtet, sie wollte schnell nach Hause. Ihre Mum hatte ihre kleinen Füße gegen das Amaturenbrett gelegt und lackierte sich die Nägel und redete von ihrer Arbeit. Dad verstellte den Radiosender auf der Suche nach etwas anderem als die Nachrichten. Gleich würde er sich zu ihr umdrehen und sagen: »Pink Floyd, das sind die Bruce Lee der Musik.« Und wärend Emma sich fragen wird wer Pink Floyd ist, würde ein blauer Mercedes mit aufgeblendetem Fernlicht, wie aus dem Nichts auf der falschen Straßenseite auftauchen und das Auto rammen.

»Verdammt halt sie gefälligst etwas schräger, sonst stecken wir mit ihr im Treppenhaus fest. Verflucht warum ist es so eng hier? Hi du ... .«

»Wie, wer ich?«

Die Stimme gehörte eindeutig Elizabeth, ihrer Mitbewohnerin. Sie hatte Emmas Freund Joshua immer schöne Augen gemacht und zu allem gelacht was er sagte. Joshua war nicht besonders witzig, aber er war lieb. Das war jetzt egal, Joshua war mausetot. Sie war Antidornröschen, bei ihrer Geburt war eine böse Fee erschienen und hatte auf der Babyparty einen Fluch hinterlassen. Alle Menschen die sie liebte fielen in einen Hundertjährigen Schlaf. Aber warum träumte sie ausgerechnet von Elizabeth? Sie standen sich nicht besonders nahe. Nein sie waren in einen ständigen lächelnd und falscher Freundlichkeit ausgefochteten Konkurenzkampf verstrickt, um die besten Noten, den besten Freund. Elizabeth war Cheerleader, Emma Star des Judoteams ihres Colleges. Nicht das es eine populärere Sportart als Basketball war. Joshua war Captain des College Baskettballteams gewesen und ihr Fan.

»Ja du Gaffer, verschwinde von der Treppe. Hast du keine Augen im Kopf. Wir kommen nicht an dir vorbei. Verflucht! Welcher verdammte Idiot bei der Bauaufsicht hat das genehmigt, der Treppenflur ist keine eins fünzig.«

Sie würde sich nicht ablenken lassen, es war nur eine seltsame Variation ihres Traumes. Andere schliefen und erfuhren von Traumstimmen die Lottozahlen, sie etwas über Idioten bei der Bauaufsicht von Rochester. Aber jeder Moment schlug sie mit der Stirn gegen die Kopfstütze und dann seitlich gegen Glas. Nur der blaue Mercedes war immer noch nicht da. Wenn es kam, dann splitterte Glas, Metall knirschte und verbog und alles hatte plötzlich keine Bedeutung mehr. Nur ab uns zu hörte sie dann ein Geräusch, als zerbeisse ein Hund Knochen und das entsetzliche Stöhnen ihrer Mutter, das über Stunden nicht enden würde. Dann würde sie immer wieder Dunkelheit umfangen, angenehme Finsternis. Emma Bernstein, gerade 19 Jahre geworden träumte und sie wusste es. Immerhin war es der Traum der seit neun Jahren regelmäßig wiederkam. Aber es kam nicht die Dunkelheit, wie sonst. Sie spürte einen Druck auf den Lidern und Blitze flackerten vor ihrem rechten und linkem Auge auf. Das Dröhnen in ihrem Kopf wurde dumpf und das alles gehörte nicht dazu.

»Miss, wieviele Finger siehst du?«

Schon wieder die Stimme. Emma empfand den Tod, selbst im Traum, als laut und hecktisch. Sirenen heulten und eine andere Stimme schrie wilde Anweisungen.

»Pupillenreaktion verlangsamt.«

Sie sah den Tunnel, aus goldenem Licht und war enttäuscht.

»Puls fällt. Adrenalin 200 Milligram. Mache die Paddel bereit 150 Joule.«

Am Ende dieses eher bescheidenen Eingangs zur anderen Welt sah sie keinen einzigen Menschen. Nicht ihre Eltern, nicht einmal ihre Bekannten waren erschienen, oder die Haustiere. Hamster, Goldfische und Vögel. Vieleicht waren die Fische immer noch sauer darüber, einfach im WC heruntergespült worden zu sein. Aber der Hamster sollte sich nicht so anstellen, wie sollte denn eine sechsjährige wissen, das sich ein Hamster zu tode fressen kann? Außerdem hatte der eine schöne Beerdigung bekommen, mit Sarg aus einer Kleenexschachtel und einer Stelle unter dem Apfelbaum im Garten. Ihr Bruder Richard hatte aus Eisstielen ein Kreuz gemacht. Und Mum und Dad hatten sich schwarze Sachen angezogen. Dad hatte auch eine wunderschöne Grabrede für Peanuts gehalten. »Asche zu Asche, Staub zu Staub.«

Sie hatte dann angefangen zu weinen und ihr Vater sah hilfesuchend zu ihrer Mum die die Augen verdrehte. Dad räusperte sich. »Peanuts dein Leben war lang du wurdest ein Methusalem unter den Hamstern. Obwohl ich im Augenblick nicht sicher bin, wie alt ein Hamster werden kann. Nun bist du durch den Tunnel gelaufen und im Hamsterparadies, das exakt aussieht wie das Himmelwolkenreich der Glücksbärchis.«

Komisch das ihr die Geschichte wieder einfiel, sie war sech gewesen. Der Tunnel war zweifellos dagewesen, erst der Druck auf ihren Lidern und dann das Leuchten, klein und mickrig. Sie hätte zumindest einen Willkommensgruß ihrer Eltern erwartet.

»Ich werde ihre Familie verständigen und ich hoffe das du sie nicht hopsgehen lässt. Die sehen mich dann immer an als hätte ich das verbockt und nicht du.«

»Ich verbocke hier gar nichts, du verbockst es, wenn du der Kleinen nicht endlich Mal den Schuß Adrenalin verpasst.«

»Muss ich etwa mitkommen und Papiere unterschreiben, im Moment passt es mir echt nicht.« Das war wieder die Stimme von Elizabeth. »Ja ich habe den Notarzt gerufen, gleich ich erzähl die alles. Vielleicht muss ich bei der Polizei aussagen. Nein lohnt sich nicht jetzt noch zu Benjamins Party zu gehen, echt langweilige Typen.«

Wie glücklich Elizabeth in ihrem Traum klang. Sie war es immer nur, wenn sie irgendwo im Mittelpunkt stand, oder vor der Schminkspiegel saß und sich zurechtmachte. Das war eine Art von außerkörperlicher Erfahrung nur das sich das innerkörperlich abspielte. Der blaue Mercedes war auch nicht erschienen, dafür sah sie jetzt Joshuas liebes, unscheinbares Gesicht der auf dem Basketballplatz Körbe warf. Wie konnte sie sich in ihn verlieben, ehrlich gesagt war der schlacksige Junge nicht ihr Typ. Aber als er rot im Gesicht, vor ihr stand und intensiv auf seine Füße starrte und sie ins Finnegean einlud, hatte es Klick gemacht. Als sei ein Pfeil von der Sehne geschnellt. Joshua sollte mit ihnen im Auto sitzen, und auf den betrunkenen Fahrer warten, aber soweit war es in ihrem Traum noch nicht, der hatte seinen roten Faden verloren. Sie hatte das Gefühl schlafen zu müssen, was unlogisch war denn sie schlief bereits.


Emma sah sich um, allmählich gewannen die Umrisse scharfe Konturen und die Details traten deutlich in ihr Bewusstsein. Die Zimmerwände waren weiß und mit Blumendrucken behängt. Auf dem Nachttisch standen Blumen in einer Plastikvase. Ein EKG Gerät piepte und Sie war an einen Tropf angeschlossen. Sie hob etwas den Kopf und blinzelte, ihre Augen tränten. Sie trug einen grünen Patientenkittel, sie lag also in einem Krankenhaus, nur wie sie dahinkam wusste sie nicht gleich. Das Letzte an was sie sich erinnerte war der Anruf von Joshuas Mutter das ihr Sohn einen Autounfall hatte. Das Joshua tot sei. Dann kaufte sie sich ein Sixpack Bier und schmuggelte es in ihr Zimmer ins College am Pförtner vorbei. Sie setzte sich vor den Schminckspiegel ihrer Mitbewohnerin, nahm eine Schere und begann Bier zu trinken und sich ihr langes Haar abzuschneiden. Strähne um Strähne bis ihr Kopf einem Stoppelfeld glich. Emma drehte den Kopf, eine Ärztin stand neben ihrem Bett und sah auf ein Klemmbrett.

»Wie geht es ihnen Miss Bernstein? Sie sind aus dem Koma aufgewacht. Sie hatten Glück, gute Gene. Sie sind robust wie ein Nashorn.« Die Ärztin betrachtete ihre Patientin und dachte an die erschreckend vielen Verletzungen die ihr Körper aufwies. Narben und verheilte Brüche. Ihre Patientin schien entweder eine sehr gewalttätige Beziehung zu führen, oder einen sehr riskanten Extremsport zu betreiben. Die Röntgenaufnahmen hatten vier verheilte Brüche an den Knochen der rechten Hand gezeigt. Das waren Verletzungen die Schläger sich nach einer Kneipenprügelei behandeln liessen. Als sei sie vor Jahren in einen Messerkampf verwickelt gewesen, zog sich eine gut verheilte 20 Zentimeter lange Narbe ihre rechte Hüfte bis zum Oberschenkel entlang. Ihrer Meinung nach waren es keine gewöhnlichen Verletzungen, sondern sie wiesen interessante Charackeristika auf, die sie aus reinem Interesse Fotografiert hatte. Gangrituale schieden aus, die Patientin war auf dem Rochester Emmerads College und dort gab es keine Gangs.

»Wie geht es dir?«

Emma las mit einiger Mühe den, auf der Brusttasche des Kittels eingestickten Namen ihrer Ärztin. Zumindest trug die Frau ein Stethoskop um den Hals und hatte das Klemmbrett in der Hand. Sie steckte es zurück in einen Korb am Fußende des Bettes und ließ den Kugelschreiber in ihrer Kitteltasche verschwinden. Emma öffnete den Mund brachte aber nur ein Krächzen zustande. Hatte man ihr die Mandeln rausgenommen?

Dr. Brown lächelte aufmunternd und sah von Emma zu den Blumen auf dem Nachttisch. »Sind die nicht herrlich?«

Emma sah auf den verschwenderischen Blumenstrauss. Sie ignorierte den Schmerz in ihrer Kehle. »Von wem sind die?«

Das Gesicht Doktor Browns bekam einen mädchenhaften Ausdruck. »Von ihrem Bruder. Er hat auf dem Flur geschlafen bis sie über den Berg waren.« Sie drückte Emma das eiskalte Stethoskop auf die Brust, setzte sich neben sie und lauschte. »Wissen sie warum sie hier sind? Sie haben versucht sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen.«

Eine Schwester überprüfte den Sitz des Infusionsschlauchs und lächelte Emma an. »Du hast Riesenglück gehabt, du Dummkopf. Deine Mitbewohnerin ist früher von der Party nach Hause gekommen, weil die so furchtbar öde war. Sie hat dich gefunden und sofort den Notarzt angerufen.«

»An was kannst du dich erinnern. Leider bist du den Sanitätern beim Transport aus der Trage gefallen und mit deinem Kopf auf den Boden geschlagen.«

»Ah, deshalb tut mein Kopf tut weh. Ich kann mich an einen Tunnel aus Licht erinnern, der ziemlich enttäuschend ist. Kaum heller als eine billige Taschenlampe. Und niemand hat auf mich gewartet, kein einziger Mensch. War gestern nicht der Superbowl, meine Eltern lassen sich den selbst im Himmel nicht entgehen.«

»Der Superbowl war vor über zwei Wochen«, erklärte Doktor Brown. »Aber du erinnerst dich an deine Eltern und das sie Footballfans waren, das ist sehr sehr gut.« Sie sah zur Schwester und der Blick war skeptischer als ihre Worte von eben. »Ach ja ihr Bruder wartet draussen.«

»Richard?« Sie bekam ein schlechtes Gewissen. »Mist er wird mir bestimmt Vorhaltungen machen, weil ich etwas länger als üblich geschlafen habe.«

Richard machte ihr keine Vorhaltungen. Er sagte, sie ziehe zu ihm. Das mit dem alleine Leben auf dem College, könne sie die nächsten zwanzig Jahre vergessen.


Das Leben ist bezaubernd, Emma

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