Читать книгу Das Leben ist bezaubernd, Emma - Jania Lesonto - Страница 5

Kapitel 3

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Die Boing 747 aus Rochester landete pünktlich um sieben Uhr und es war 9 Uhr 30, als Emma die Gepäckkontrolle und die Befragungen durch die Beamten des JFK Flughafens hinter sich hatte und den Terminal mit mörderischer Laune verliess. Nur weil einer der blönden Bombensuchhunde mit dem Schwanz gewedelt hatte, hiess es nicht das sie Drogen oder Waffen schmuggelte. Sie sah auf die überraschend wenigen Taxis vor dem gläsernen Terminal und schob ihren Gepäckwagen zum ersten in der Reihe. Ein Geschäftsmann rempelte sie beiseite und streckte gierig seine Hand nach dem Türgriff aus. Emma schlug mit der Faust auf die Finger des Mannes, der seine Hand wie vom Blitz getroffen vom Griff zog und erschrocken einen Satz nach hinten hüpfte. Er sah Emma an, als sei er einem Alien begegnet. Emma drehte sich zu ihm und was sie zu ihm sagte, stand im krassen Gegensatz zu ihrem freundlichen Gesicht. »Schubs mich noch einmal und du landest unter dem Taxi und nicht darin.«

Mit einem Gesicht, als hätte man ihn mit der Hand im Klingelbeutel seiner Kirchgemeinde erwischt murmelte er eine Entschuldigung und sah auf seine rote anschwellende Hand. Der Schmerz liess keinen Zweifel zu, dass er in den nächsten Tagen keine Verträge mit rechts unterschreiben würde. Er sah auf seine Hand und auf Emma, er schien nicht zu begreiffen wie sie ihm so wehtun konnte. Emma war nicht gebaut, wie eine Walküre. Sie war mit 1 Meter 65 klein. Ihr schwarzes Haar war zwar nicht abrasiert aber auch keine Mähne wie aus der Shampoowerbung. Es stand nach allen Seiten etwa 5 cm ab und wirkte wie ein Kompromiss aus einer Wahnsinnstat und Schönheitsempfinden. Ihr Training im Judoclub, ihr Vater hatte sie angemeldet da war sie fünf, hatte verhindert das sie mit überflüssigen Pfunden zu kämpfen hatte, sie mager und zäh wirkte. Das was ihrem herzförmigen Gesicht ihre Anmut verlieh waren die großen schwarzen Augen. Der Geschäftsmann presste seine Aktentasche an die Brust und schlich zum Taxi ganz am Ende der Schlange.

Emma öffnete den Kofferraum und hob ihre Koffer hinein und knallte den Kofferraumdeckel hinunter und setzte sich auf den Rücksitz und schlug die Beine übereinander. Willkommen in New York dachte sie und es war kein glücklicher Gedanke. Der Fahrer drehte sich nach hinten. In seinem Mund bewegte sich ein Kaugummi mit monotonem Gleichklang von links nach rechts.

»Wohin soll’s gehen?«, fragte er und stellte das Radio leiser.

Emma nannte ihm die Adresse in Brooklyn und der Chauffeur legte den Gang ein und scherte in den Verkehr ein.

»Wie war ihr Flug. Sie sehen ziemlich gestresst aus. Also in die Roadman Lane soll es gehen, ist nur ein Katzensprung. Von wo kommen Sie? Sie sind verdammt blass, Miss. Liegt bestimmt an der Höhenluft, wenn sie mich fragen.«

»Ich komme aus Virginia und es war ein Scheissflug, zufrieden?«

»Oh daher.«

Emma verzog ihr Gesicht, der Fahrer stellte Fragen als sei er Reporter. Er bewegte wie ein schlechter Bauchredner kaum den Mund. Diese verdammten Yankees und ihr Drang nach small Talk! Im Flugzeug aus Rochester hatte ein Baptist neben ihr gesessen und sie mit Jesus und Maria Geschichten vollgelabbert. Am Ende hatte sie es nicht mehr ausgehalten und sich mit einer Flasche Rotwein auf das Chlo verzogen. Es waren die winzigen Flaschen, die die Stewerdessen umsonst verteilten und Emma hatte sich die Taschen damit vollgestopft. Als die Stewerdess gerade nicht hingesehen hatte, weil ein Idiot in der Mittelreihe seinen Sitz nicht verstellt bekam und versuchte seinen Sitz mit Gewalt zu verstellen, indem er sich, als hätte er einen Anfall mit aller Kraft gegen die Lehne warf.

Der Fahrer kratzte sich den Kopf und sah kurz in den Spiegel. Unerwartete geografische Erkenntniss blitzte in seinen Augen. »Also von da, irgendwo neben Texas stimmt‘s? Und sie machen Urlaub oder sind zum shoppen hier?«

Emma kniff die Augen zusammen, wie leicht es ihr jetzt moralisch fiele den geschwätzigen Kerl mit einem Hadaka-Jime Würgegriff für immer zum Schweigen zu bringen. Sie blickte aus dem Taxifenster auf den immer kleiner werdenen Flughafen.

»Also sie sind aus Texas? Und was bringt sie her?«

»Ich bin einfach hier.«

»Na sowas, also Urlaub. Dabei sehen sie so aus, als kommen sie zum shopping.« Der Fahrer nahm eine Visitenkarte vom Amaturenbrett und reichte sie nach hinten. »Wenn sie Klamotten brauchen. Mein Schwager hat den besten Second Hand Laden in ganz New York. Sagen sie ihm Louis schickt sie und er macht ihnen einen guten Preis. Ich meine man muss ja nicht unbedingt gleich sehen das sie aus Texas sind.«

Jeans, T-shirt und ein Hemd. Was gab es daran auszusetzen? Sie fuhren nun im Schneckentempo auf der Brooklyn Bridge und dann durch Straßen die nach dem Zustand ihrer Verwahrlosung nummeriert werden sollten. Ein Schwarm Straßenhändler bot gefälschte Markenartikel, wie Sonnenbrillen und Handtaschen an. Sie bogen in eine Gegend die mit Straße um Straße erfreulicher anzusehen war, bis das Taxi schließlich in der Roadman Lane hielt.

***

»Wie gehts dir, Darling?«, zwitscherte Roberts Freundin Charlee und klang, als übe sie für die Rolle des Sonnenscheinchs. Er schloss seine Augen und sah sie so klar vor sich, das er Migräne bekam. Sie benahm sich schon am Morgen, als sei sie der Stargast auf der Party die Steven Spielberg schmiss. Charlee war seiner Meinung nach das Zeichen das er sein Privatleben komplett verpfuscht hatte. Nach der zukünftigen Trennung, es war leider schwierig umgesetzt, wenn man eine berühmte Freundin hatte, würde er nie wieder eine Schauspielerin anfassen. Robert setzte sich auf und suchte unter dem Bett nach seinen Hausschuhen. Er sah an sich hinunter, er hatte Lust das war deutlich zu sehen und Charlees Stimme klang verführerisch.

»Warum rufst du an. Bist du in der Nähe und willst mir helfen die Lacken zu zerwühlen.«

»Ich bin mit deiner Mum in Tribeca und wir haben gerade an dich denken müssen.« Sie kicherte. »Du wirst es nicht glauben, aber der neue Barista im Christines sieht fast aus wie du. Deine Mum hat sich die Augen gerieben und ihn gefragt ob er unehelich geboren ist.«

Im Hintergrund hörte er Gläser klirren und seine Mutter lachen. Charlie stand auf und ging das Handy ans Ohr gepresst hinunter in die Küche.

»Habe ich dich etwa aufgeweckt?«

»Nein, ich wollte gerade unter die Dusche und ein paar Meilen im Prospect Park drehen und dann zum Training.« Er lächelte, Charlee sah fantastisch aus und machte etwas dafür. Sie war schlank und hatte die längsten Beine die sich jemals um seine Hüften geschlungen hatten.

»Bob sagte es mitten auf dem Set. Ist das zu glauben?«

Robert öffnete seinen 3000 Dollar teuren Kühlschrank der Eiswürfel in verschiedenen Härtegraden herstellen konnte und holte ein in Plastik verschweißtes Sandwich heraus. Verdammt wer war Bob? »Wirklich?«

Charlee plapperte immer noch und Robert sah aus dem Fenster seiner großen Küche, die mit allen möglichen elektrischen Geräten ausgestattet war.

»Das sagte deine Mum, vorhin. Ist sie nicht allerköstlich. Wäre ich ein Mann würde ich sie mir schnappen.«

Er hätte den Wasserhärteregulierer und den Induktionsherd mehr zu schätzen gewusst, könnte er nur was damit anfangen. Er hatte schon oft daran gedacht einen Kochkurs zu besuchen, aber das wäre in seiner Freizeit und die war ihm zu schade.

»Hörst du mir zu?«

»Natürlich Charlee, das sagte also Mum.« Er war kein Koch bis auf Rühr- und Spiegelei brachte er nichts essbares zustande. Außer es war verpackt und konnte in eine Mikrowelle geschoben werden. Er hatte Hunger und obwohl seine Idee mit einem Sandwichvorrat gut war, hing ihm Pastrami zum Hals heraus. Er würde das nächste Mal auf Abwechslung achten. 20 XXL Sandwichs reichten auch keine Woche, wie er angenommen hatte. In spätestens 60 Minuten musste er los, das erste Training begann immer in aller Herrgottsfrühe um elf Uhr vormittags. Nachdem er und ein Paar Freunde aus dem Team durch die Clubs in Tribeca gezogen waren, wäre selbst der Abend noch zu früh für ihn. Er biss in sein Sandwich mit einem Gesicht, als müsse er es aus Pflicht. Er betrachtete es nachdenklich.

»Charlee, kann sich ein Geschmack über Nacht verändern?«

»Nein, oder? Ich weiss es nicht, wieso?«

»Ach nur so.« Er hätte schwören können das die Sandwichs gestern noch fatastisch waren. Seine Eltern wohnten mit ihren zwei immer gutgefüllten Kühlschränken nur drei Häuser weiter, aber er war immer noch zu verkatert, um auf normaler Basis zu kommunizieren und seine Schwester war empfindlich, wenn er sich nicht einmal den Anschein gab ihr zuzuhören. Er sah wie ein Taxi auf der anderen Straßenseite hielt und jemand ausstieg. Sein Blick wurde scharf, er fokusierte sich, als berechnete er die Flugbahn eines Footballs.

»Willst du nicht am Abend mit mir und deiner Mum in die van Gogh Austellung?«

War das die Schwester vom Kerl gegenüber? Er hatte Rose erzählt das sie nach ein paar Problemen auf dem College zu ihm ziehe. Das Mädchen das aus dem Taxi stieg trug eine kurze Jeans und ein weißes Hemd das am Bauch zusammengeknotet war und sie sah nicht so aus, als schleppe sie eine Tonne Probleme mit sich herum.

»Robert!«

»Was, van Gogh nein danke.«

Nein das Mädchen wirkte wie ein süßes immer vergnügtes, naives Ding, das man mit einem kleinen Geschenk, wie einer Kette zum jubeln bringen kann. Sie wirkte trotz ihrer kurzen Haare und dem Tatoo auf dem Hals süß. Himmel, er kniff die Augen zusammen.

»Warum, es wird toll werden.«

Wie kam der Sonnenschein dazu sich den Schnitter mit der Sense in den Knochenfingern auf ihren Hals zu stechen? Robert lächelte und sein Puls begann in erhöhtem Tempo zu schlagen. Er war topfit, er reagierte beim Anblick von hübschen Frauen mit erweiterten Pupillen und erhöhtem Herzschlag. Und sie war es, mit ihr müsste er nicht unbedingt in eines dieser angesagten Restaurants oder vor Stars wimmelden Clubs, wie mit Charlee. Geschweige in eine van Gogh Austellung. Er war weder van Gogh noch der Klimt Typ, er stand auf die Fotos im Playboy und auf die Graffitis von David Choe. Er gratulierte sich. Er war ein verdammter Glückspilz, dass die Schwester von Richard Bernstein nicht nur hübsch war, sondern in einem Alter, wo er keine Probleme mit der Polizei bekam, wenn er mit ihr schlief. Wie alt war sie nocheinmal 19 oder 20 Jahre? Seine Mutter ein Art von menschlichem Gerüchte und Informationsstaubsauger, hatte das vor kurzem erwähnt.

»Charlee wir telefonieren später«, sagte er und legte mitten in deren Satz auf.

Das Mädchen stand nun auf der Straße und sah sich unsicher um. Ihre großen schwarzen Augen flitzten über die Häuser der Straße, als zählte sie die Gebäude. Er verstand es, die Häuser sahen sich alle einander sehr ähnlich. Roter Backstein, große Schiebfenster und rote Schieferdächer. Ihr ratloser Blick streifte ihn hinter seinem Fenster. Er wusste, wann er die moralische Verpflichtung zu helfen hatte. Robert schlüpfte in sein T-Shirt, nachdem er ihr auf seiner Heiße-Frauen-Liste glatte Acht Punkte gegeben hatte. Er verliess sein Haus, lief mit einem breiten Lächeln im Gesicht über die Straße auf das Taxi zu, als hätte er sie freudig erwartet. Es würde ein toller Tag, der Himmel war klar und freundlich und es roch nach saftigem Gras.

Sie stand tief über den Kofferraum des Taxis gebeugt und wuchtete mit beiden Armen einen schweren Koffer heraus und liess ihn mit einem Ächzen auf die Straße plumpsen. Er stellte sich neben sie. Das Mädchen trat nach hinten und sah ihn mit großen Augen an. Er hob den anderen Koffer mit einem Arm, spielend leicht heraus und stellte ihn lächelnd neben den anderen Koffer ab. »Hi ich bin Robert Allan, ich wohne euch gegenüber.« Er streckte seine Hände nach ihrem Gepäck aus, um es ins Haus zu tragen. Aber anstatt ihm für seine ritterliche Geste mit einem Lächeln zu belohnen, wie es alle normalen Frauen taten, sah sie ihn an, mit ihren unglaublich großen, schwarzen Augen, dem blassen Gesicht und der Stupsnase.

Das Taxi fuhr davon und er und sie standen sich, wie Cowboys kurz vor einem Shootout gegenüber.

»Warum? Willst du in meinen Koffern schnüffeln, oder damit verduften?«

Robert liess die Arme fallen und hörte sein Lächeln wie Glas zerspringen. Er blinzelte sie ungläubig an. »Wie?«

»Glaubst du ich lass einem Fremden meine Koffer tragen der damit jederzeit verduften könnte. Oder das ich so dämlich bin und einen zwielichtigen Kerl ins Haus lasse? Ich will nicht beklaut und nicht vergewaltigt werden, also danke schön, nein.«

So fühlt man sich also, wenn man im Regen stehengelassen wird, dachte Robert. Der zum ersten Mal in seinem Leben die Erfahrung machte nicht sofort gemocht zu werden. Hatte sie was mit den Augen. Er war das, was man im Lexikon unter dem Eintrag: gutausehender und netter Mann, beschrieben fand.

Sie liess ihn stehen und schleifte einen Koffer über die Straße, und beobachtete ihn und den anderen Koffer misstrauisch. Sie wuchtete das schwere Gepäck die Terassenstufen hoch und trat nach dem Koffer, als könnte der was dafür, dass sie ihn ohne Verstand vollgestopft hatte. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und kam zurück zu ihm. Robert stand immer noch seltsam hypnotisiert vor dem roten Koffer, als müsse er ihn bewachen.

Sie legte den Kopf schief, »Was ist? Hast du was vergessen.«

Robert schüttelte den Kopf. »Ich wollte dir wirklich nur mit den Koffern helfen!«

»Danke«, sagte sie kalt.

Das klang feindlich aus ihrem Mund. Nicht so wie es hätte klingen sollen. Wenn man zu ihm danke sagte, dann mit Wärme in der Stimme und oft mit einem Unterton, der ihn aufforderte ein Gespräch zu beginnen. Die Begegnung nicht einfach enden zu lassen, ohne nicht wenigstens nach der Telefonnummer gefragt zu haben. Aber hier, nichts. »Gern geschehen«, schimpfte Robert und drehte sich um und holte seine Trainingstasche aus seinem Haus. Er feuerte die Tasche auf den Beifahrersitz und knallte die Autotür wütend zu.Warum hatte sie so eine miese Laune? Hatte Rose sich verhört und Richards Schwester hatte keine Probleme auf dem College, sondern mit der Polizei?

Das Mädchen saß nun auf der Stufe und betrachtete den roten Koffer auf dem Rasen des Vorgartens. Sie lächelte. Einen Moment wusste er nicht wie er das interpretieren sollte, war das eine Geste der Entschuldigung oder lachte sie ihn aus?

Emma machte sich nicht lustig über ihn, sie dachte. Manche Menschen waren ihr auf Anhieb sympathisch und dieser Mann gehörte dazu. Kaum hatte sie in seine lächelnden Augen gesehen schlug ihr Herz etwas schneller. Sie musste sich an ihre Regeln halten. Sie zeigte niemals das sie jemanden mochte und sie mied gutaussehende, nette Männer. Denn sie war Gift für sie.


Das Leben ist bezaubernd, Emma

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