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Kapitel 3

Tageslicht streifte Yoshs Wange. Er blinzelte, sah feine Staubpartikel durchs Zimmer tanzen und schloss die Augen wieder. Stattdessen verlegte er sich aufs Lauschen.

Es waren Menschen im Haus.

Eine Erinnerung wollte an die Oberfläche. Yosh drängte sie zurück. Stattdessen hielt er die Vorstellung fest.

Menschen im Haus. So wie früher.

Die kleine Villa in Bergedorf. Die mit der Wendeltreppe, die Fenja so geliebt hatte. Spontane Treffs waren an der Tagesordnung. Ein Promo-Abend, ein langer Drehtag oder auch einfach so. Fenja hatte nie einen Grund gebraucht.

Am Morgen danach stieg Yosh dann über schlafende Körper und lauter einzelne Schuhe hinweg und arbeitete sich auf diese Weise bis zur Küche vor. Dort schallte ihm ein »Guten Morgen!« entgegen. Mehrstimmig. Manchmal auch mehrsprachig. Am Tisch saßen Schauspielkolleginnen, Freunde, Bekannte, Bekannte von Bekannten, Visagisten, Regie-Assistentinnen, Drehbuchautoren und solche, die irgendetwas davon einmal werden wollten. Alle rückten ein Stück zusammen, jemand reichte Yosh einen Kaffee. Milch sei leider aus.

Es war einfach nie genug Milch im Haus.

»Du bist also der Pianist? Ist ja abgefahren.«

In der Wahrnehmung anderer blieb Yosh immer der Pianist. Auch nach der Hochzeit.

»Und wie ist das so? Als Pianist?«

»Abgefahren«, sagte Yosh.

Fenja rettete ihn für gewöhnlich. Sobald sie aufstand, umschwirrten sie alle. Fenja verteilte ihre Aufmerksamkeit großzügig, aber nie wahllos. Yosh saß mittendrin und beobachtete die Szene, als sei es ein Stück auf der Bühne. Irgendwann zog er sich an den Steinway zurück und begann seine täglichen Übungen. Ein Teil der Besucher folgte ihm immer. Sie setzten sich im Halbkreis auf den Teppich, in respektvollem Abstand zum Flügel und ermahnten sich gegenseitig zur Stille.

»Stören wir?«

»Nein«, sagte Yosh, ohne von der Tastatur aufzusehen. Jetzt hörten die Leute dem zu, was er zu sagen hatte.

Auch heute roch es nach Party und dem allgegenwärtigen Chaos danach.

Yosh setzte sich auf und sank gleich wieder hin, das Licht stach ihm in die Augen, sein Magen rumorte. Er hatte auf der Ledercouch gelegen, zugedeckt mit der Tagesdecke. Auf dem zweiten Sofa lag noch jemand. Ein Schwall rotblonder Haare lugte unter der Decke hervor, und ein Gesicht voller Sommersprossen.

Yosh streckte die Hand aus.

»Nicht«, sagte eine Frauenstimme. »Sie kann endlich mal wieder richtig durchschlafen.«

Er zog die Hand zurück.

»Guten Morgen übrigens.« Die Frau stand am Bücherregal und drehte sich jetzt zu Yosh um. Sie war groß und hager, das graue Haar fiel ihr dicht und ein wenig gelockt über den halben Rücken.

Yosh erwartete halb, dass sie einen Kaffee hervorzauberte. Die Milch ist alle. Die Milch war immer alle.

»Entschuldige …« Yosh ordnete seine Gedanken, doch das Bild hatte Lücken. »Wer …?«

»Nicole.« Sie zeigte auf das Mädchen. »Das ist Izzie.«

»Yosh.«

»Ich weiß.« Sie hielt eine CD hoch. Gespenster. Composed by Leon Yoshio Maibach. Yosh lächelte in Hemdsärmeln vom Cover. Das Foto war schon älter und überaus vorteilhaft, eines von Vincents kleinen Meisterwerken. Aber Yosh sah sich selbst einigermaßen ähnlich.

»Eine ansehnliche Diskographie.« Nicole fuhr die CD-Hüllen mit dem Finger nach. »Und ein wirklich gutes Hauskonzert, gestern.«

»Danke.«

»Dein Publikum solltest du noch mal überdenken.«

»Ja ...« Yosh blinzelte. »Da waren doch noch andere?«

»Draußen. Sie räumen das Auto aus.«

»Und du? Sollst du auf mich aufpassen?«

Sie lächelte. »Sagen wir, ich bin von schwerer Arbeit entbunden.« Sie klopfte auf ihren Oberschenkel, und jetzt bemerkte Yosh, dass sie beim Gehen ihr Bein nachzog. »Kaputter Knöchel. Die Autotür. Die Kleine ist übrigens oben.«

»Kiyomi?« Yosh sah sich unwillkürlich um.

»Ah, so heißt sie.«

»Sie ist meine Schwester. Stiefschwester«, setzte er etwas verspätet hinzu.

»Verstehe.« Nicoles Blick verriet, dass sie wirklich verstand, und zwar alles. »Und der Junge?«

»Hannes.«

»Ihr kennt euch?«

»Eigentlich kenne ich eher seine Mutter. Sie hat den Gasthof, drüben in Verborn.«

»Er sagte, ihr wärt hier zu viert.«

»Schon lange nicht mehr.«

Nicole ließ sich neben ihm auf dem Sofa nieder, ging in den Schneidersitz und betrachtete ihn aufmerksam, so als suche sie in seinem Gesicht nach etwas Bestimmtem. Ihre Augen waren hart, doch umringt von Lachfalten. Die Wangenknochen standen hervor, genau wie ihre Schlüsselbeine; sie sah aus wie jemand, der viel Gewicht in kurzer Zeit verloren hatte. Tanktop und Jeans saßen locker. An der rechten Wade trug sie einen Verband.

»Autotür?« Yosh hob die Brauen.

Nicole schnaubte amüsiert. »Natürlich. Das ist genau das, was ein Gebissener sagen würde, stimmtʼs?« Sie löste den Knoten, schob das Hosenbein hoch und den Verband herunter. Blaulila Haut kam zum Vorschein. »Siehst du? Kein Biss.«

Yosh sog trotzdem scharf die Luft ein.

»Es sieht schlimmer aus, als es ist.« Sie schob Verband und Jeans an ihren Platz zurück. »Und du?«

»Wie bitte?«

Nicole deutete auf den kleinen Spiegel. Kiyomi hatte ihn neben dem Lehnstuhl liegen lassen. Weiße Krümel und eine blutige Schliere bezeugten die letzten zwei Lines ihres Lebens.

»Du scheinst mir auch nicht völlig intakt«, sagte Nicole.

Der dumpfe Schmerz hinter Yoshs Stirn wurde zu einem sanften, regelmäßigen Pochen. Mit jedem Herzschlag schwoll es an. Schmerz war Leben. Leben war gut.

Oder?

Das Mädchen bewegte sich unruhig im Schlaf, drehte sich auf den Rücken, murmelte, lag dann wieder still.

Yosh wand sich unter den Decken und Nicoles Blick hervor. »Ich sollte mal nach Kiyomi sehen.«

»Yosh?« Er war schon fast an der Tür, als Nicole ihn zurückrief. »Manchmal reicht eine Kleinigkeit. Ein Telefonanruf. Oder die Türklingel. Es bewahrt die Leute vor einem großen Fehler.« Sie lächelte. »Wir sind gerade rechtzeitig aufgetaucht, meinst du nicht?«

»Fühlt euch wie zu Hause.« Yosh ging eilig aus dem Raum. Im Flur hielt er inne und kehrte noch einmal ins Wohnzimmer zurück. »Es gibt eine Regel in diesem Haus. Niemand rührt meinen Flügel an. Niemand.«

Nicole hob die Brauen. »Ist das dein Ernst?«

»Natürlich. Über den Steinway mache ich keine Witze.«

Marah und Simon betraten den Raum kurz danach.

»Und?«, fragte Marah.

Nicole stand vom Sofa auf, verzog das Gesicht, als der Schmerz kam. Sie atmete tief durch. »Er ist okay.«

»Ist das deine fachliche Einschätzung?«, fragte Simon. »Und die gründet sich worauf genau?«

Nicole ging zum Bücherregal zurück, suchte es mit den Augen ab und zog ein schmales Bändchen heraus.

Ernest Hemingway. Der alte Mann und das Meer.

»Wer Hemingway liest, kann kein schlechter Mensch sein.«

»Großartige Diagnose.« Simon klang entnervt.

Marah unterdrückte ein Lächeln.

Nicole behielt das Buch in der Hand. »Der Junge aus dem Wald macht mir Sorgen. Aber den komischen Klaviermann, den mögen wir. Stimmtʼs, Izzie?«

Ein rotblonder Schopf kam unter der Decke hervor. Izzie blinzelte, lächelte und nickte.

»War ja klar.« Simon wandte sich ab.

Kiyomi stand am Fenster und schaute durch einen Spalt zwischen den Gardinen. Sie hatte Kopfhörer in den Ohren. Die 90er-Musik lief. Kiyomi drehte sich trotzdem um, als Yosh ins Zimmer kam. »Ich dachte, ich hätte das geträumt.«

Sie hatte eine blaue Jeansjacke an. Die gehörte nicht ihr. Hannes. Der hatte so eine Jacke getragen. Er hatte sie Kiyomi wohl überlassen. Nicht, dass das nötig gewesen wäre.

Yosh schaute über Kiyomis Schulter. Draußen machten sich der Mann und die Frau an ihrem Auto zu schaffen, einem Subaru Kombi mit einigen Kratzern und Dellen. Auf dem Kies stand ein Wasserkanister, der schwer aussah. Sie griffen gleichzeitig danach und sahen einander an.

Der Mann ließ zuerst los. Er war brünett und keine eins siebzig.

Die Frau war ein kleines Stück größer, dünn; sie hatte ein schmales Gesicht und einen mausbraunen Zopf. Beide waren ungefähr in Yoshs Alter, er etwas älter, sie etwas jünger.

Marah. Der Name tauchte in Yoshs Bewusstsein auf. Die Frau hieß Marah.

Als hätte sie seinen Blick gespürt, sah sie hoch. Kiyomi duckte sich sofort, wich vom Fenster zurück und warf sich aufs Bett.

Yosh und Marah sahen einander an. Sie nickte, er nickte. Der Mann schlug den Kofferraum zu und sah ebenfalls zu ihm hinauf. Yosh zog die Gardine vor.

Kiyomi hockte auf dem Bett und presste sich ein Kissen vor die Brust.

»Bleiben die jetzt?«

»Sieht so aus.«

Sie zog einen Schmollmund. Die Haare fielen ihr in dicken, fettig glänzenden Strähnen vor die Augen. Sie hob den Kopf, streckte die Hand aus. Yosh griff danach. Sie lächelte, ihr Arm ruckte, Yosh gab nach und ließ sich zu ihr auf die Decke fallen. Sie spielte mit seinen Fingern.

»Erzähl mir das Märchen vom Gespensterschrank.«

»Nicht jetzt.«

Sie brummte unzufrieden.

»Kiyomi«, begann er, »wegen gestern …«

Sie legte die Finger an die Lippen.

Die Luft im Zimmer war stickig, Yosh wollte das Fenster öffnen, konnte sich aber nicht aufraffen.

»Die Jacke«, sagte er.

»Steht sie mir nicht?«

»Sie stinkt.«

»Findest du?«

Am Deckenbalken kroch eine Fliege entlang. Yosh wollte ihre Flugbahn vorausahnen, doch das Insekt blieb einfach sitzen. Kiyomi strich über Yoshs Kragen, dann über die Haut darunter; sie lachte leise, als sich die Härchen dort aufstellten. Sie öffnete den ersten Hemdknopf, dann den zweiten. Yosh ließ es zu, unsicher, wie weit es gehen würde. Er wusste nie, wie weit es mit Kiyomi gehen würde. Die Fliege saß da wie festgewachsen.

Sie schob die Hand unter den Stoff, tastete über seinen Rippenbogen. Ihr Blick hing im Nirgendwo. »Hannes war schon mal hier.«

»Was?« Yosh packte ihr Handgelenk. »Wann denn?«

»Ich weiß es nicht. In meinem Traum.« Kiyomi entwand sich seinem Griff, lächelte, küsste ihn aufs Ohrläppchen. »Jedenfalls dachte ich, ich hätte geträumt.«

****

Es hatte geregnet in Kiyomis Traum. Lauter, heftiger Dauerregen. Er trommelte auf das Dach, gurgelte in den Rinnen und hüllte die Welt in ein sanftes Rauschen.

Yosh schlief. Er schlief meistens, wenn Kiyomi träumte. Weil er beim Schlafen so hübsch war.

Der Mond leuchtete ins Zimmer, das Fenster warf einen hellen Schatten auf den Boden, Regentropfen bildeten Rinnsale und Muster. Kiyomi suchte Gesichter. Das tat sie oft, wenn die Zeit sich ausdehnte wie Kaugummi. Sie suchte Gesichter und fand sie auch. In der Tischmaserung, in der Tapete und auf dem Parkett. Kleine Gespenstergesichter. Sie versteckten sich überall.

Der Regen floss stetig weiter, dann war da ein neues Geräusch. Klopfen und Schreie hinter der Tür.

Kiyomi hatte keine Angst. Es war bloß ein neues Traumgesicht.

Doch heute war etwas anders.

Kiyomi stand auf, leise, um Yosh nicht zu stören. Er war zwar auch hübsch, wenn er wach war, doch dann wurde es immer so kompliziert.

Die Treppe knarrte. Ein lustiges Detail, denn sie knarrte genau an der Stelle, an der auch die echte Treppe ein Knarzen erzeugte, auf der dritten Stufe von oben. Das fand Kiyomi toll.

Das Klopfen kam von der Haustür. Natürlich von dort und Kiyomi wusste auch, was dahinter lag. Sie hatte die Tür geöffnet. Ein einziges Mal.

Vincent. Er war voller Blut, sein Hals aufgerissen, die rechte Wange hing als roter Fleischlappen herab und gab den Blick auf Zähne und Zunge frei. Überall wimmelten Maden.

»Bitte«, sagte der tote Vincent. »Lass mich rein.«

Kiyomi hatte die Tür wieder zugemacht. Der Anblick war einfach so scheußlich gewesen.

Am Ende der Treppe stolperte Kiyomi. Noch so ein lustiges Detail. Sie war genauso berauscht und betrunken, genauso unsicher auf den Füßen wie am Abend zuvor. Nackt, träge tappte sie durch den Flur, langsamer jetzt. Wahrscheinlich würde es auch wehtun, wenn sie hinfiele.

Da war ein Wimmern, hinter der Tür. Das war nicht Vincent. Der klopfte und schrie und bettelte und machte dabei einen Höllenlärm. Dieser Besucher war leiser und viel, viel verzweifelter.

Kiyomi torkelte zum Fenster und schob ihr Gesicht ganz nah an das Glas. Von dort aus konnte man die Vordertreppe sehen.

Draußen stand Hannes. Er war durchnässt und er weinte, das war nicht nur Regen in seinem Gesicht. Er schrie nach Yosh und nach Senta und sogar nach Vero, dabei war die doch gar nicht hier. Vero kam nie in Kiyomis Träumen vor. Das wusste Hannes wohl nicht.

Dann rief Hannes auch nach ihr. Kiyomis Kehle kribbelte vor Freude. Sie klopfte ans Fenster. Es wurde ein leises Klatschen daraus und auch nur mit der flachen Hand. Ihr Körper gehorchte ihr in diesem Traum wirklich absolut nicht.

Hannes fuhr herum. Er starrte sie mit solchem Grauen an, dass Kiyomi selbst erschrak. Versteckte sich etwas hinter ihr? Sie sah sich um, doch da waren nur der lange leere Flur, die Treppe und die Dunkelheit.

Als sie sich wieder umdrehte, war Hannes fort. Kiyomi schob sich noch weiter ans Fenster, so dicht, dass das Glas von ihrem Atem beschlug. Draußen rauschte nur der Regen. Es gab rein gar nichts zu sehen.

****

Hannes vergewisserte sich, dass die Tür wirklich geschlossen war. Dann sortierte er, was ihm geblieben war.

Der Schraubenzieher, herausgezogen aus dem Zombieschädel, weil wiederverwendbar. Das Werkzeug. Der Schädel nicht.

Noch einmal von vorn.

Schraubenzieher. Gürtel. Autoschlüssel. Drei Knöpfe. Sportpistole vom Schießstand, Kleinkaliber .22. Vier Patronen.

Eine Weile betrachtete er den erbärmlich kleinen Haufen und sah sich anschließend im Zimmer um. Zwei Betten, Kissen und Decken. Nicht bezogen. Nachttischchen. Lampe. Hannes drückte auf den Schalter, aus reiner Gewohnheit. Nichts passierte.

Die Zimmer sahen überall gleich aus, ungenutzte Gästezimmer, eingerichtet im Landhausstil, freundlich und langweilig, mit Kunstdrucken an den Wänden. Die Betten standen bereit für Menschen, die nie wieder kommen würden. Es gab kaum Staub. Senta hatte penible Ordnung gehalten.

Hannes sortierte seine Sachen wieder zusammen, in umgekehrter Reihenfolge diesmal. Die Pistole schob er ins Nachtschränkchen, in die obere Schublade. Ein schlechtes Versteck, doch für den Moment musste das reichen.

Er stand auf, ging im Zimmer auf und ab, maß die Größe des Zimmers mit Schritten aus, verrechnete sich, fing wieder von vorne an.

Mauern. Türen. Ein Bett mit Matratze.

Gürtel, Knöpfe, drei Stück, Pistole, Schraubenzieher.

Etwas fehlte.

Hannes stürmte aus dem Zimmer, lief über den Flur und riss sämtliche Türen auf, bis er fand, was er suchte.

»Ich will meine Jacke zurück.«

Maibach und Kiyomi schreckten vom Bett hoch. Das Zimmer sah aus wie das von Hannes, ein Gästezimmer wie alle anderen. Allerdings gab es hier ein Doppelbett, und auf dem Boden standen dutzende leere Weinflaschen. Es roch nach Konserven und Essig und Schweiß.

Maibachs Hemd war bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. Er setzte sich auf und versuchte gleichzeitig, die Hemdhälften übereinander zu schlagen. Dabei zog er ein Gesicht wie ein Reh im Scheinwerferlicht, kurz bevor es überfahren wurde.

Hannes betrat den Raum ohne Zögern. »Und Senta? Wo ist sie?«

Maibach schüttelte den Kopf.

Hannes nickte. Im Grunde hatte er es schon gewusst.

»Vincent auch«, sagte Maibach.

»Nach dem hab ich nicht gefragt.«

Maibach nickte.

»Und Vero?« Hannes schaute an Maibach vorbei. Das erneute Kopfschütteln sah er trotzdem.

»Sie war in Hamburg. Ich glaube nicht …« Maibach brach ab.

»Verborn gibt es nicht mehr.« Hannes sprach schnell, er wollte den Fragen zuvorzukommen. Sonst würde auch alles andere wiederkommen. »Es ist nichts mehr da. Falls es Sie interessiert.« Drei Sätze. Hannes war völlig erschöpft. Hatte er Maibach gerade gesiezt?

»Tut mir leid.« Maibach hielt immer noch die beiden Hemdhälften fest.

»Ach ja? Um wen genau?«

Maibach schwieg. Kiyomi rückte dichter an ihn heran und schmiegte den Kopf an seine Halsbeuge. Maibach zog sie zerstreut an sich. »Hannes? Wenn wir dich reingelassen hätten«, er zögerte, »hätte das etwas geändert? Für … irgendjemanden?«

»Außer für mich, meinen Sie?«

Maibach senkte den Blick. »Entschuldige, Hannes. Kiyomi hat dich gesehen, aber …«

»Ich habe sie auch gesehen. Ich dachte, sie wäre eine von denen.«

Hannes wäre so gern noch einmal wütend geworden. Doch da war kein Gefühl mehr. Gar nichts. Das Haus ekelte ihn plötzlich an. Dieses Zimmer. Der Geruch nach Essig, Schweiß und Sex, all das stieß ihn ab. Sogar der Wald war ihm lieber. Da wusste man wenigstens, woran man war.

Stoff raschelte. Kiyomi streifte sich die Jacke ab und hielt sie Hannes hin. Er nahm ihre Brüste zur Kenntnis. »Danke.«

Kiyomi sagte etwas.

»Was?«, fragte Hannes.

»Sie sagt–« Maibach stockte, sah Kiyomi an.

»Was hat sie gesagt?«, bohrte Hannes nach.

Maibach schluckte, sein Adamsapfel bewegte sich. »Sie sagte, du riechst noch Tod.«

Hannes lachte auf. »Tun wir doch alle.«

Hannes setzte sich hin, wo er gerade noch gestanden hatte, hockte sich vor dem Bett auf den Boden, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hinauf.

Dort oben saß eine Fliege. Fliegen mochten Verwesungsgestank.

Zombie Zone Germany: Elegie

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