Читать книгу Fünf ungleiche Reiter - Jannis B. Ihrig - Страница 15
10. Kapitel – Das freche Ei
ОглавлениеDie Große Einöde
Morgen des vierten Tages nach dem Fall von Erlin
Schimascha fluchte. Und wie. Sie hatte geplant, im Nordosten aus dem Dschungel herauszukommen. Doch die Einöde vor ihr belehrte sie eines Besseren. „Kein Zweifel, das ist die Große Einöde. Wie konnte ich mich nur so verlaufen?“
„Vielleicht hast du keinen Orientierungssinn?“ Schimascha sprang, wie von einer Pisakmücke gestochen, erschreckt auf und sah sich um. „Wer spricht da?“
„Ich!“ Schimascha war noch verwirrter. „Zeig dich, damit ich dich sehen kann.“ Dann hatte sie einen Geistesblitz. Sie hob das Ei auf Augenhöhe und fragte: „Du steckst da drin, richtig?“ Sie spürte eine zustimmende Bewegung im Ei: „Ja, und ich bin dein zukünftiger Kampfgefährte.“
„Was meinst du damit?“, wollte Schimascha wissen, doch das Ei antwortete nur: „Alles zu seiner Zeit.“
Schimascha marschierte zügig durch die Einöde, bis sie das große steinerne Tor sah. Davor war eine ganze, kleine Armee der Tarborianer stationiert, welche die Grenze bewachte. Kein Wunder, schließlich führte sie geradezu ins Orkreich. Als Schimascha sich näherte, kam der Kommandant der Wache, erkennbar an seiner weißen Edelholzrüstung, auf sie zu, verbeugte sich und grüßte: „Willkommen, mächtige Schamanin! Wohin des Weges?“
„Nach Norden, Soldat.“ Der Kommandant sah sie fragend an. „Der Norden ist groß. Es geht mich ja nichts an, könnte ich vielleicht trotzdem ein genaueres Ziel erfahren?“ Schimascha schüttelte den Kopf. „Ich weiß es selber noch nicht genau. Der Dschungelgott hat mich auf eine Mission geschickt, von der ich noch nichts Exaktes weiß.“ Der Kommandant dachte erst einen Moment nach, dann sagte er schließlich: „Nun gut. Dann wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen.“
„Danke, möge der Dschungelgott schützend über Sie und Ihre Kameraden wachen.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schritt durch das mächtige, steinerne Tor.
Lange nachdem Schimascha das Tor hinter sich gelassen hatte, meldete sich das Ei wieder: „Du, Schimascha?“
„Was ist?“
„Ich wollte fragen, ob du mir einen Namen geben würdest.“ Schimascha war überrascht und dachte über diese Bitte nach, bevor sie antwortete: „Noch nicht, solange du nicht geschlüpft bist. Ich weiß schließlich noch nicht, was du bist. Oder kannst du es mir verraten?“
„Könnte schon“, antwortete das Ei. „Doch ich will dir die Überraschung nicht verderben.“