Читать книгу Fünf ungleiche Reiter - Jannis B. Ihrig - Страница 9
4. Kapitel – Erbarmungslose Wüste
ОглавлениеWesten der Sahara (Menschenreich)
Mitternacht des zweiten Tages nach dem Fall von Erlin
Das Erste, was Erwin fühlte, nachdem er zu sich kam, war Sand. Feiner, weicher Sand. Erwin lag auf dem Rücken und hatte mächtige Kopfschmerzen. Er versuchte langsam aufzustehen, was ihm auch gelang. Dann blickte er sich um. „Wo im Namen des Lichts bin ich?“ Egal wohin er blickte, er sah nur Sand und Sanddünen in der Nacht. Er hatte noch nie so viel Sand gesehen. Er überlegte, wo er sein konnte. Dann fand er eine Antwort, doch diese gefiel ihm nicht: In einer Wüste. Leanus hatte ihn schon immer viel über diese gefährliche Gegend erzählt. Leanus … Der Gedanke an seinen toten Meister schmerzte ihn. Doch was ihn im Moment noch mehr schmerzte und ihm eiskalt den Rücken herunter lief, war die Erkenntnis, dass es nur eine Wüste in Locondia gab: Das Menschenreich. Das Schicksal spielte ihm übel mit. ‚Was soll ich nur machen? Ich bin in der Wüste und laufe Gefahr zu verdursten oder getötet zu werden. Erlin ist erobert und mein Meister tot.‘, dachte Erwin verzweifelt. Er sah sich um und entdeckte einen Krater, der in der Mitte noch glühte. Erwin trat näher heran und rutschte beinahe aus, denn die Ränder waren aus Glas. Er konnte das Gleichgewicht gerade noch halten und sah sich nun an, was in der Mitte war. Erwin erkannte das blaue Ei. „Wie kommt das hierher?“, fragte er sich, während er es aufhob. Es fühlte sich warm an. Und es pulsierte. Erwin starrte es an. Er fühlte tatsächlich einen Herzschlag. „Hier lassen kann ich es nicht. Doch wie soll ich es am besten transportieren?“ Erwins Blick fiel auf den Sandboden. Wenig später war mit Lichtmagie weiße Sandseide gesponnen, sodass wiederum mit Magie ein Rucksack genäht werden konnte. Erwin verstaute das Ei und begann Richtung Norden, beziehungsweise wo er den Norden vermutete, zu ziehen.
Langsam kam die Sonne hervor und es wurde heiß. Erwin, der nichts zum Trinken hatte, war bereits nach einer Stunde in der Hitze der Hals ausgedörrt. Nur dank seines Sonnenhaares, welches das Licht von der Sonne einfing, bekam er noch genug Kraft für seine Schritte. Doch auch so würde er nicht mehr lange aushalten. ‚Ich … darf … nicht … aufgeben! Es … muss … doch … bald … eine … Oase … kommen‘, dachte er. Er sollte tatsächlich Recht behalten. Denn bald sah er am Horizont eine Palme. Wo Palmen sind, sind auch Oasen. Das hatte Leanus gesagt, als er über die Wüste sprach. Obwohl jetzt Hoffnung in Erwin aufkeimte, verließen ihn die Kräfte. Er versuchte noch einmal, seine Reserven zu nutzen, doch er hatte keine mehr. Er wurde ohnmächtig. Als er auf dem Boden aufschlug, wurde es schwarz vor seinen Augen. Er hörte nicht mehr das Knacken, das vom Ei kam.
Das erste, was Erwin spürte, als er wieder zu Bewusstsein kam, war Wasser im Gesicht. Er stemmte seinen Oberkörper hoch und stellte fest, dass er bei der Oase war. Bevor er sich fragen konnte, wie er hierher kam, hörte er ein Geräusch wie ein Gluckern. Sein Blick fiel auf den Teich der Oase. Da saß ein seltsames Wesen. Es sah von hinten aus wie ein hellgelber Tintenfisch, der auf vier seiner Tentakel lief. Insgesamt hatte es zehn davon. Es war etwas größer als Erwins Kopf. „Wer bist du denn?“ Erwin sah den Tintenfisch ungläubig an. Dieser glotze mit seinen untertassengroßen Augen zurück. „ … Und wie kam ich überhaupt hierher?“ Er sah sich um und entdeckte dann eine Schleifspur. Auf seinen Schultern waren kreisförmige Abdrücke, die von den Tentakeln des Kopffüßlers stammen könnten. Er sah den Tintenfisch erstaunt wieder an. „Du bist aber stark.“ Als hätte dieser Satz den Tintenfisch ermutigt, schmiegte er sich plötzlich sanft an Erwins Beine. „Und zutraulich auch“, sagte Erwin belustigt. Er stemmte sich hoch und überlegte einen Moment. „Eine Oase haben wir. Doch womit können wir Wasser transportieren?“