Читать книгу Fünf ungleiche Reiter - Jannis B. Ihrig - Страница 5

Prolog

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Vor langer Zeit herrschte auf dem Kontinent Locondia Frieden. Alle Völker waren unter einer Flagge vereint und wurden von einem gewählten Rat geführt. Man nannte diese Vereinigung „Bund der Fünfe“, denn es gab fünf Hauptvölker.

Da waren zum einen die Elfen, die im Inneren von Locondia herrschten. Sie nannten ihr Land „Grüne Ebene“, was daran lag, dass das Innere des Kontinents flach und von prächtigen Wäldern bewachsen war. Von den anderen Völkern wurde es schlicht Elfenland oder Zentrum genannt. Im hohen Norden lebten die Zwerge, die in den eiskalten Gegenden der Berge wertvolle Rohstoffe für ganz Locondia ans Tageslicht brachten.

Im Westen herrschten die grünhäutigen Orks. Diese kriegerischen Wesen waren stets rätselhaft. Sie lebten schon von Anbeginn der Zeit in ihren Mooren. und unternahmen nur ab und zu kleine Raubzüge in die Grenzstädte der Elfen und Zwerge, ohne hierbei zu einer ernsthaften Bedrohung zu werden. Diese Überfälle waren auch die einzigen Kontakte, sodass man kaum etwas über die Orks wusste. Deshalb kursierten die unglaublichsten Gerüchte: Der eine behauptete, sie wären die Geschöpfe eines wahnsinnigen Magiers, der andere sagte, sie wären Moorgeister und der Dritte glaubte wiederum, dass sie so etwas wie riesige Ameisen wären, überhaupt kein Bewusstsein hätten und nur nach den Befehlen einer riesigen Orkkönigin handeln würden. Als der Bund gegründet wurde, hörten die Überfälle auf. Niemand aber wollte in die Moore gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Die Gerüchte über schreckliche Moormonster schreckten jeden ab. Es war aber auch unnötig: Eines Tages erschien ein orkischer Diplomat am Hof des Königs, welcher die Kontinentalsprache beherrschte. Zwar mit einem schrecklichen Dialekt, der jeden einzelnen der Elfen, die diese Sprache für alle Völker des Bundes entwickelt hatten, fast in den Wahnsinn treiben konnte. Man war sich nicht sicher, ob es an der Form des Orkkiefers oder an mangelnder Intelligenz lag. Der König und seine Berater kamen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus, als der Ork die Bitte seines Volkes vortrug: Die Orks wollten dem Bund beitreten. Sieben Tage lang beriet sich der König mit seinen Beratern. Am achten Tag gab er seinen Segen und hieß die Orks im Bund willkommen. Nach dem Eintritt wagten sich auch Abenteurer und Entdecker in die Moore. So konnte man etwas mehr über die Orks erfahren. Trotzdem gehörten die Orks zu den Völkern, die noch viele Geheimnisse hatten.

Im Süden des Kontinents befanden sich gewaltige Urwälder, die Heimatstätte der Tarborianer, aufrechtgehender Echsen. Ein Volk, das sehr stark mit dem Dschungelgott zusammenhing, der angeblich im Inneren der Urwälder lebte. Einen Beweis für seine Existenz gab es nicht, allerdings war es eine glaubwürdige Erklärung für die gewaltigen Kräfte der tarborianischen Schamanen. Sie konnten nicht nur hervorragend mit Heilkräutern und -pflanzen umgehen, sondern auch die Fauna und Flora für ihre Zwecke manipulieren. Einer Legende nach hatte ein Schamane vor langer Zeit eine Flutwelle aufgehalten, indem er Bäume eines Waldes dazu brachte, sich zu einem Damm aufzutürmen. Zwar hatten andere Schamanen so etwas nicht geschafft, dennoch sind sie hoch angesehen in der tarborianischen Gesellschaft.

Im Osten lebten die wohl seltsamsten Wesen ganz Locondias: die Menschen. Sie tauchten vor langer Zeit einfach in der Wüste des Ostens auf und besaßen Technologien, von denen die Zwerge mit ihrer praktischen Runenmagie nur träumen konnten. Viel wusste man nicht über sie, denn die Menschen ließen keine Nichtmenschen in ihr Land hinein und die Diplomaten waren die einzigen Menschen, denen man außerhalb des Menschengebietes, begegnen konnte. Berichten zufolge, trugen diese Diplomaten seltsame Kleidung: Sie wäre glatt und schwarz und würde von den Diplomaten schlicht Smoking genannt werden. Diese Kleidung sei ohne Schmuck, außer einem blau-grünen Kreis auf der linken Seite der Brust. Auf Nachfragen soll einer der Diplomaten geantwortet haben, dies sei eine Abbildung seiner Heimatwelt. Diese Antwort warf aber nur weitere Fragen auf, auf welche der Diplomat keine Antwort geben wollte. Auch wenn sich die Menschen völlig isolierten, schafften es einige über die schwer bewachte Grenze und konnten davon berichten: Die Menschen würden metallische Dämonen erschaffen, die innen hohl seien, denn sie hätten mit eigenen Augen gesehen, wie sie aus den Dämonen ein- und ausstiegen. Ein anderer wiederum behauptete steif und fest, die Menschen würden Kanäle mit Hilfe von Dämonen auf Rädern, die ein riesiges Maul besäßen, erschaffen. Das wäre eine Erklärung gewesen, wie die Menschen in der gnadenlosen Wüste überleben konnten, die sich über ihr ganzes Land erstreckte. Dann gab es noch das Gerücht von Feuer speienden Armbrüsten und Schwertern. Was wahr oder nur kompletter Unsinn war, wusste aber niemand. Weil die Menschen aber nie Krieg gegen die anderen Völker führten und sogar großzügige Geschenke in Form von Rohstoffen verteilten, interessierte sich auch niemand dafür.

Als die Elfen und die Zwerge den Bund gegründet hatten, beschlossen sie, ihre gemeinsame Zeitrechnung von Null neu anzufangen. Das übernahmen auch die drei anderen Völker, die in kurzer Zeit in den Bund eintraten. Der Bund und mit ihm der Frieden währte über zweihundert Jahre. Das Bundsystem war folgendermaßen aufgebaut: Jedes der fünf Reiche verwaltete sich selbst. Wie sein Staatssystem aufgebaut war, entschied jedes Reich für sich. Das Zwergenreich zum Beispiel unterteilte sich in mehrere kleine Gebiete, von denen jedes von einem Clan verwaltet wurde. Jeder Clan schwor dem Zwergenkönig, der das ganze Reich regierte, die Treue. Der Königstitel wurde im mächtigsten Clan aller Clane, dem Goldener-Hammer-Clan, weitervererbt. Der König erbte auch von seinem Vorgänger den Goldenen Hammer, welchem der Clan seinen Namen verdankte.

Das Reich der Orks soll so ähnlich aufgebaut gewesen sein: Anstelle der Clans herrschten hier die Stämme. Jeder Stamm hatte einen Häuptling, den stärksten Ork des ganzen Stammes, welcher mit den anderen Häuptlingen den Rat der Häuptlinge bildete. Sie regelten zusammen Angelegenheiten, die die gesamte Orkheit betrafen.

Die Elfen besaßen einen König, der nicht nur die gesamte Grüne Ebene beherrschte, sondern auch den Bund führte.

Die Tarborianer überließen ihrem Gott das Herrschen und waren zugegebenermaßen recht gut damit verfahren.

Von den Menschen wusste man es nicht. Gerüchte sagten, sie nannten ihre Staatsform Demokratie. Darunter konnte sich aber keiner etwas vorstellen.

Der Bund selbst wurde von einem Rat aus den fünf Vertretern der Völker verwaltet. Die Orks und die Tarborianer entsandten jeweils einen Schamanen, die Zwerge einen Runenmagier und die Elfen wurden von ihrem König vertreten, da der Sitz des Rates sich in Erlin befand. Die Menschen sandten einen Diplomaten.

Wie jede glorreiche Zeit ging auch diese einmal zu Ende. Im Jahr 213 der neuen Zeitrechnung begann der Zerfall. Lange Zeit wusste man überhaupt nicht, was genau geschehen war. Man wusste nur, dass auf einmal in ganz Locondia Konflikte ausbrachen.

Im Elfenreich gewann eine anfangs kleine Sekte, die sich mit dunkler Magie und durch Bündnisse mit Dämonen Macht erworben hatte, an Einfluss, sodass sie mehrere Städte kontrollierten. Doch das reichte ihnen nicht. Es kam zum Krieg. Es war ein Krieg, der das Elfenland in zwei Reiche teilte: das Reich der Elfen und das Reich der Schattenelfen. Die Schattenelfen waren kaum noch Elfen: Sie sahen zwar noch wie solche aus, jedoch hatte die dunkle Magie und die Dämonen sie verdorben. Die Schattenelfen besaßen zwar Spitzohren und glatte Haut, jedoch war diese rabenschwarz und die Augen glühten rot. Auch wenn es unter den Schattenelfen viele Schönheiten gab, erkannte man sofort das Böse in ihnen, wenn man einen von ihnen sah.

Der Bürgerkrieg erreichte seinen Höhepunkt, als die Schattenelfen im Jahr 307 Erlin, die Hauptstadt in der Mitte des Elfenreiches, belagerten. Die Hauptstadt konnte zwar gerade noch so verteidigt werden, jedoch verlangte der Sieg einen hohen Preis: Einer Gruppe Meuchelmörder der Schattenelfen war es gelungen, während der letzen Schlacht um Erlin die gesamte Königsfamilie bis auf die beiden Prinzen Maximilian und Monarchius auszulöschen. Nach diesem Kampf verlor der Krieg an Härte, denn beide Seiten hatten großen Mengen an Soldaten und Material verloren. So herrschten am Ende die Lichtelfen, wie sie von nun an genannt wurden, im Westen, während den Verrätern der Osten gehörte. Die Stadt Erlin lag genau auf der Grenze beider Reiche.

Im Zwergenreich verschwand der Goldene Hammer. Daraufhin wollten viele der Clans den Verlust an Ansehen des Goldenen-Hammer-Clans ausnutzen, um selber zu herrschen. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen, bis am Ende das Reich in vier Teile zerfiel. Diese vier recht großen Reiche stellten Anspruch auf den Thron, was auch ihre Namen zeigten. Im Norden befand sich das Reich des Bronzenen, im Westen das des Heiligen, im Osten das des Himmlischen und schließlich im Süden das des Silbernen Hammers. Nach mehreren blutigen Jahren endeten die Kämpfe, doch das Zwergenreich war zerfallen und eine Neuvereinigung war nicht in Sichtweite, vor allem weil der Goldener-Hammer-Clan während des Krieges ausgelöscht wurde.

Als dritter großer Konflikt in der kurzen Zeit entflammte der Krieg zwischen Orks und Tarborianern: Die Orks fielen plötzlich in den Dschungel der Tarborianer ein, was zu blutigen Kämpfe führte. Große Teile des Dschungels im Nordwesten wurden von den Orks vollständig abgebrannt, um leichter Nachschub an die Frontlinie bringen zu können. Dieses Gebiet nannte man später die „Große Einöde“. Die Tarborianer konnten mit Hilfe der Magie ihrer Schamanen den Vormarsch der Orks aufhalten. Nach dem Krieg errichteten die größten Schamanen einen unüberwindbaren Steinwall um den verbliebenen Dschungel, welcher das Tarborianerreich vom Rest der Welt abschotten sollte.

Was im Reich der Menschen geschah, weiß man nicht. Es musste aber katastrophale Ausmaße gehabt haben, denn die Menschen isolierten sich komplett vom Rest der Welt. Die Grenzen wurden verstärkt und jedes Wesen, dass sich auf hundert Schritt der Grenze näherte, wurde ohne Ausnahme getötet.

Im Jahr 321 beruhigte sich die Lage nach dem hundertjährigen Kontinentalkrieg: Die Elfen und Schattenelfen schlossen einen Waffenstillstand, nachdem beide Seiten sich so sehr in diesem Krieg aufgerieben hatten, dass ihre Existenz in Gefahr war.

Die vier Zwergenreiche schlossen sich zu einem lockeren Staatenbund zusammen. Jedoch gab es keine Vergebung unter den Zwergen und es herrschten immer noch Terror und Hass in den Bergen des Nordens. Ein zweiter Bürgerkrieg schien nicht unwahrscheinlich.

Die Tarborianer wagten sich wieder heraus aus ihrer Isolation und bauten mächtige und schwer bewachte Tore in den Steinwall, um den Handel zu ermöglichen.

Die Orks im Westen waren nach wie vor offen für Besucher der anderen Reiche, doch wehe ein Tarborianer näherte sich einem Orkdorf. Er würde nicht lange leben.

Die Menschen blieben weiterhin isoliert.

Es herrschte zwar ein brüchiger Frieden, doch der alte Glanz des Bundes wurde nicht wiederhergestellt.

Doch endet unsere Geschichte nicht hier.

Sie fängt erst an.

Fünf ungleiche Reiter

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