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Erster Tierarzt-Besuch

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Ich säuberte die blutende, schwarze Knubbelnase und kühlte sie mit dem Waschlappen, was sie sich gern gefallen ließ. Dann wollte ich ihre Nägel schneiden, sie waschen und kämmen, sowie die Ohren bürsten, schnieke machen für den Tierarztbesuch, dass er nicht noch einiges anderes findet, sowie gewohnt. Dabei stellte ich jedoch fest, dass ich keine Übung beim Daumen schneiden hatte. Er war eingewachsen. Es wäre besser, dies der Fachkraft zu überlassen, wenn wir morgen Vormittag sowieso hingingen.

Ich föhnte ihr dreilagiges, dichtes Fell trocken und schnitt ein paar lange Fransen ab. Ihre Nase cremte ich mit einer Wundsalbe ein, die ich selbst benutzte. Dann sprang sie zurück ins Körbchen, fühlte sich wieder wohl, schüttelte ihr großes Kissen darin selber auf, und so wir legten uns beide schlafen. Ich staunte oft, wie synchron unsere Handlungen abliefen. Das war fast egal, worum es ging. Sie schnarchte ziemlich laut. wenn ich ihr zurief: „Bonny, Nachtruhe!“, hörte sie auf. Der eigentliche Grund dieses Besuchs war ihr eingewachsener Daumennagel, den ich trotz dieser neu gekauften Nagelschere nicht in den Griff bekam. Ich wollte Bonny nicht länger weh tun, ihr Bellen verstand ich als wirklichen Schmerz und ging mit ihr zum Tierarzt an der Ecke.

Unsere Kommunikation war herausragend. Bonny gab mir klipp und klar kund, was sie wollte. Außerdem war es Dezember zum Jahreswechsel, ja, ihre Impfung war fällig. Der europäische Hunde-Impfpass war ihrem Ex-Frauchen auf der langen S-Bahnfahrt abhanden gekommen, wie sie es mir am Telefon aufgebracht beteuerte. „Dort hatte sich ein dickes Weib neben mich gesetzt, dass die sehr volle Tüte mit Bonny‘ s Sachen umkippte. Ich meine, ihr Impfpass muss dabei herausgefallen sein, vielleicht unter ihren Sitz, dass ich ihn übersah.“ Sie bekräftigte die Aussage mit einem starken Ansturm am Nachmittag im Umsteigebahnhof. Weil ich diese Strecke gut kannte, glaubte ich ihr halbwegs, zu mindestens, dass sie geimpft war. Es ging spontanes Vertrauen von ihr aus, wenn ich auch glaube, dass sie mir was verschwieg. Min großes Fiasko beim Tierarzt hieß: die Todesspritze! Doppelter Herzklappenfehler lautete die Diagnose. Er hielt das Teleskop, das um seinen Hals baumelte, in die Hand, runzelte mitleidsvoll die Stirn und erklärte im ernstvollen Ton, sowie ein Priester mit Schulddruck, dass die Worte auch im Inneren des Frauchens der kleinen Patientin ankämen.

Er klärte mich auf, dass es zumeist durch eine Infektion im Welpen-Alter geschieht, noch vor der ersten Impfung, wenn sie bei der Mutter sind. Ich wusste, dass eine Nachbarin Püppi der Bäuerin gab. Püppi stammte nicht von der eigenen Hündin, demnach konnte sie es davor bekommen haben. „Es gibt Gott sei Dank Medikamente, die vielleicht die Lebenserwartung noch etwas hinausschieben könnte, entweder als Tropfen oder als Pillen, die man ihr mit ins Fressen gibt.“ Sie sollte in kurzer Zeit sterben, wenn sie nicht die verabreichten Medikamente, im Wert von fünf Euro täglich, bekommen würde. Ich fragte nach eventuellen Nebenwirkungen, wie die chemische Substanz über die Leber und Niere verarbeitet werden würde. Die Frage wurde nicht eindeutig beantwortet. Stattdessen betonten beide weiter, der Tierarzt und die Assistentin, dass mein kleiner Fress-Sack so schön pummelig sein müsste, wenn sie die Leckerli, das vom Menschen

Erbeutetes und eine tägliche Ration des vollen Napfes an Trockenfutter-Gemisch aus Getreide und Gemüse, sowie die Fleischbrocken mit Soße aus der Dose bekommen würde. Ich fragte ihn, ob es das nicht auch als homöopathisches Mittel gäbe auf der Naturbasis. „Da gibt es Vitamine, Mineralien, Spurenelemente als ein körperliches Stärkungsmittel!“ Die

Tinktur, die ich ihr als Nahrungsergänzung unter ihr Futter mischte, war

es dann, und suchte einen anderen Tierarzt auf, den ich konsultierte. Er bestätigte diese Diagnose mit Gelassenheit, die sich nicht in Todesnähe befand, und meinte, dass sie es ruhig mag. „Sie wollen mit ihr nicht zur Jagd gehen.“ „Das ist ein Hütehund, ein Klosterhund, kein Jagd-Hund!“ „Da sehen Sie mal. Ich würde auch vom Ausdauer-Sport abraten.“ „Sie mag kein Fahrrad. Sie muss nicht auf der Straße neben meinem Fahrrad herlaufen. Sie muss keine Schlitten ziehen, keine Kutsche und Karren.“

Er lachte. „Sie soll mich bei guter Laune halten und vor allem gesund!“ „Ich glaube, ihr passt beide hervorragend zusammen. Lasst euch keine Angst machen.“ Ich war heilfroh über den zweiten Tierarzt, wir gingen

das nächste Mal wegen Flöhe zu ihm; denn Bonny lebte knappe sieben Jahre weiter bei mir ohne irgendein chemisches Medikament.

Vielleicht gerade deshalb, die Vitamintropfen bekam sie und machte sie zum reinsten Zugpferd. Es waren Passanten auf der Straße, die nicht die Bemerkung unterdrücken konnten, von wegen, wie solch kleine Hündin mit ihren kurzen Beinchen mir immerzu vorne weg laufen konnte. „Dort kommt dein Frauchen kaum mit. Wie schaffst du das nur?“ „Sie hat vier Beine, ich nur zwei!“, war die Antwort. Dann sagten sie: „Wie du laufen kannst mit deinen Beinchen!“ Es freute mich, ich war stolz auf sie. Doch jaulte sie auf, als ihr aus Versehen auf die Zehen trat, weil sie mir vor die Füße lief. Voller Empörung schaute sie zu mir hoch: „Pass gefälligst auf!“

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