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Unerwarteter Besuch

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Wenige Wochen darauf erinnerte ich mich an die nette, ältere Dame, weil sich ein alter Bekannter wieder gemeldet hatte, der urplötzlich vor meiner Tür stand, ohne dass ich ihn richtig erkannt hatte und vorsichtig reagierte. Bonny merkte das natürlich auf Anhieb und legte sich vor die Eingangstür.

Wäre sie aufgegangen, hätte er sich dagegen geworfen, sie aufgeschlossen, aufgebrochen, schließlich war er der Erbauer des Hauses, ein Ingenieur, der diese Haustechnik kennen musste, dann wäre er sofort über meine Bonny gefallen. Er hatte selbst einen Berner Sennen und kannte sich mit Hunden aus, ihren eigenen Prinzipien, insbesondere, was Fremde anbelangt.

Manche schlagen lauthals an, andere springen den Eindringling an. Meine verhielt sich beinah unsichtbar und unhörbar, niemand hätte vermutet, dass sich hinter der Tür eine Hündin verbirgt. Sie ließ jeden hineinkommen und bellte nie, doch nicht mehr heraus. Ging die Tür auf, saß sie dahinter, dass es so schien, als sei keiner da. Doch in dem Moment, in dem derjenige die Tür geschlossen hätte, wäre sie auf die Bildfläche getreten, indem sie sich vor die Tür gelegt hätte, um ihn nicht mehr rausgehen zu lassen. Sie hätte ihn festgehalten, bis ich in Erscheinung getreten wäre, das andere hätte sie mir überlassen. „Ähm, Sie haben einen Hund?“, hörte ich ihn am Telefon fragen, weil er mich ins Restaurant einladen wollte. Ich merkte gleich, wie er Respekt hatte, den er nicht zugeben wollte. Alleine wäre er nicht auf die Idee gekommen, dass da jemand bei mir in der Wohnung ist. Etwas später fragte er weiter: „Ja, ist Ihr Hund gaststättentauglich?“ Ich wusste

es nicht, weil ich bis dahin mit ihr kein Rendevous bei Dritten erlebt hatte. Wir waren nur für uns.

Vor zwei Jahren hatte ich mich bis über beide Ohren in ihn verliebt. Nein, er wollte mir etwas Persönliches erklären, das am Telefon schwierig wäre. Ich hatte vor gut zwei Jahren seine Telefonnummer gewählt, als sich eine Frauenstimme mit anderem Namen meldete. Genau in dem Moment, in dem eine Verbindung hergestellt war, rief ein etwa vierjähriges Mädchen in den Hörer hinein,- laut und deutlich, ja, beinahe fordernd: „M A M A !“

Darauf verstummte ich, und auch die Frau mit dem anderen Namen wollte nichts weiter sagen.

Jetzt war er wieder am Telefon: „Ich muss nur noch an Sie denken!“ „Hm,- nach - zwei - Jah - ren!“ „Ich brauche wieder einen klaren Kopf!“ Jetzt war das Eis gebrochen und ich musste lachen. „Also gut, am 17. Dezember um 18 Uhr bei Tony, dem Italiener.“ Bonny schien dies ungehört mitbekommen zu haben. Sie peilte zu mir herüber, hatte ihr Kinn auf dem Körbchen-Rand abgelegt und sah mir mit dem „von unten nach oben Blick“ in die Augen.

Ich saß auf dem Teppichboden, mit dem Rücken an meinen Kleiderschrank gelehnt. Sie ruhte in entspannter Geste auf einem Kissen im Körbchen, das im Flur stand, direkt vor meiner Zimmertür. Sie war fast immer offen, mit dem Unterschied, ob ganz weit offen, halb offen oder angelehnt.

Aus ihren großen, dunkelbraunen Augen traf mich der eindringliche Blick: „Ich komme dahin mit!“ Hundefreunde amüsierten sich köstlich, wenn sie hörten, dass sie vor dem Kühlschrank schlief. „Dort müsste sie die schönsten Träume haben, wenn nicht, bekommt sie die noch.“ Es ging nicht anders, weil im Flur gleichzeitig die Küche war, eine zwei Meter lange Küchenzeile.

Da war alles weiß gefliest. Wenn Bonny aus dem Regen kam, durfte sie nicht mit Schmutz ins Zimmer, das mit hochwertigem Teppichboden ausgelegt war. Ich musste sie zuerst fein sauber machen, bevor sie mich in meinem Bereich besuchen kommen durfte. Die Regeln hatten wir von Anfang an

festgelegt. Ich war mir unschlüssig, ob ich sie zu dem Rendevous ins feine Restaurant mitnehmen sollte. Schließlich hatten wir noch keine Erfahrung darin. Steve, unserem spontanem Gastgeber, musste es sehr wichtig sein.

Jetzt fiel mir wieder die Hunde-Patin Jutta ein, als mögliche Lösung für einen Abend, rief ich bei ihr an. Erst meldete sich der Anrufbeantworter, dann bekam ich sie persönlich zu sprechen. Sie hätte es sich anders überlegt, nachdem sie mit ihrer Schwester darüber gesprochen hätte. Öfter

gibt es Situationen, denen sie vielleicht nicht mehr gewachsen ist, wenn da die großen Hunde kommen zum Schnuppern, das würde ihr Angst machen. Manche sporadischen Arztbesuche stellte sie ebenso dagegen. Somit war es eine höfliche Ablehnung. Es wurde mir klar, warum sich Bonny mich ausgesucht hatte, für mich wären dies all keine Gründe gewesen.

Nun mussten wir es darauf ankommen lassen. Sie hatte bei dem Telefonat ihre Ohren gehoben, die sonst wie zwei große Blätter von ihrem Kopf herabhingen. Vor ihrem Körbchen breitete sich eine zähflüssige Lache aus,

die ich als Gallensaft identifizierte, unübersehbar und gelb auf den weißen Fliesen.

Bonny hatte zurzeit jenes Telefonierens Gift und Galle gespuckt, um mir zu zeigen,

auf was für absurde Ideen ich käme, sie einfach wegzugeben, wenn ich mich mit jemandem traf. Es war doch klar, dass sie mitkäme, auch zum Schutz für mich, und natürlich aus reiner Neugierde. Wer war er eigentlich?

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