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Kapitel 7 – Scheidung meiner Elternteilern
ОглавлениеVeränderung/ 1993 bis 1997
Nach der Vergewaltigung veränderte sich alles in meinem Leben. Meine Eltern stritten sich jede Nacht, wie immer. Irgendwann dachte ich, dass das normal sei und in jeder Familie so ist. Mein Vater schlug wiedermal meine Mutter. Ich lag im Bett und hörte sie wieder schreien.
Ich war es leid, mich wieder auf die Treppe zu setzen, ich blieb einfach liege und weinte mich in den Schlaf. Am nächsten Morgen sah ich was mein Vater mit meiner Mutter angestellt hatte. Auf Arbeit wurde sie auch schon schief angeschaut. Man nahm ihr das einfach nicht mehr ab, dass sie die Treppe runtergefallen sein soll. Ich sagte zu meiner Mutter, dass ich das nicht mehr mitmache, sie soll sich von Vati trennen, irgendwann würde er sie Tod prügeln.
(Noch was anderes, ich habe mit 14 meine erste Periode bekommen und dachte, dass ich jetzt sterben muss. Ein Glück, es ist zu Hause passiert und nicht so wie bei manch anderen in der Schule. Ich ging auf Toilette und blutete einfach. Natürlich erschrak ich, ich ging zu meiner Mutti und weinte. Mutti sagte ich:“Ich verblute!“Ja ich weiß, heute muss auch ich darüber grinsen. Meine Mutter erklärte mir was da jetzt mit mir passiert. Sie meinte:“Du bekommst deine Regel jetzt jeden Monat, bis du 50 bist!“Ich sagte:“Bis ich 50 bin?““Oh mein Gott, das steh ich nicht durch!“ Nun heute bin ich 30 und ich stehe es immer noch Monat für Monat durch)
Meine Mutter sagte zu mir:“Aber Jacky, ich kann mich doch nicht so einfach von deinem Vater trennen, weißt du was dann los ist!?“ Ich sagte ihr: „Mutti, ich komme mit dir!“ Meine Mutter fing an hinter meines Vaters Rücken, nach einer Wohnung, in Forst für uns beide zu suchen. Ich ging ja noch zur Schule und wollte die 10 Klasse dort beenden und nicht nochmal in eine andere Klasse wechseln. Diese Umzieherei hatte ich satt.
In der Schule war ich ein Außenseiter, man verspottete mich, ich hatte auch einen Spitznamen…ich hieß Schrubber, weil ich zerzaustestes Haar hatte, naja Naturlocken eben, die lassen sich schlecht bändigen. Mittlerweile war ich 15 Jahre und die Klasse war nicht nett zu mir. Ich bin aber selbst schuld dran gewesen.
Ich habe gelogen um im Mittelpunkt zu stehen. Ich wollte gemocht werden also erfand ich die Lüge, dass ich Sex mit dem Nachbarsjungen Sven hatte und nun Schwanger sei. (Ich schüttel gerade meinen Kopf, weil ich so blöd war und es mir bis heute nicht verzeihen kann, dass ich gelogen hatte)
Naja, das ging dann soweit, dass ich es schaffte nicht nur meine Klasse gegen mich aufzuhetzen, sondern auch die gesamte Schule. In der Unterrichtsstunde bekam ich heimlich einige Zettel zugeworfen, auf denen stand immer dasselbe, nur mit anderen Namen: „Wenn du wirklich Schwanger bist, beweise es ansonsten Schuldest du mir 100 DM“. Gruß… Das ging immer weiter, bis die ganze Schule Geld wollte. Ich dachte, scheiße, wie komme ich da jetzt raus?
Da war der erste Gedanke mir das Leben zu nehmen, um vor dieser Sache zu flüchten. Meinen Eltern konnte ich nix sagen, die würden mich windelweich schlagen. Ich wohnte ja immer noch zu Hause bei meinen Eltern, meine Mutter hatte sich noch nicht getrennt. Eines Tages kaufte ich nun einen Schwangerschaftstest, ich wusste ja, dass ich nicht Schwanger bin, aber die Klasse nicht. Nach dem Sportunterricht sollte ich den Test machen, alle Klassenkameraden warteten vor der Eingangstür. Ich konnte nicht flüchten. Also mußte ich da jetzt durch. Also ging ich aufs Klo und füllte Wasser in das Ding und wartete…Es passierte ja nix. Ich ging die Treppe runter zur Ausgangstür wo die ganze Klasse wartete. Ich wusste nicht was jetzt kommt, es konnte nix gutes bedeuten. Also stellte ich mich vor allen hin und sagt: „Ich habe gelogen, ich bin nicht Schwanger12 Daraufhin habe ich von jeden aus meiner Klasse eine rein gekriegt. Aber ich stand nach jeder Ohrfeige wieder auf.
Das Problem war ja damit nicht beendet, jetzt ging es erst richtig los.
Als ich zu Haus angekommen bin, ging ich in mein Zimmer und schlug mir meine Hand mit Absicht blau. Ich fing schon bei Zeiten an mich selbst zu Verletzen…dazu später mehr.
Mit Angst ging ich am nächsten Tag in die Schule, denn ich schuldete ja der gesamten Schule Geld. Ich glaube, es waren weit aus mehr als ein paar Tausend DM. (Seit dem weiß ich, Lügen haben kurze Beine)
Nach Schulschluss standen einige Klassenkameraden vor der Ausgangstür und ließen mich nicht durch, sie schubsten mich und stießen mich zu Boden, nahmen mir meine Sachen auseinander, bespuckten mich und traten auf mich ein. Ich rappelte mich auf und rannte zu meinem Fahrrad, das nicht mehr fahrtauglich war, denn man hatte mir meine Reifen durchgeschnitten, also hieß es 5 Kilometer laufen. Noch immer sagte ich meinen Eltern nichts von all dem. Der Druck der auf mir lastete war enorm. Wie ich das durchstehen konnte, ist mir bis heute ein Rätzel. Als ich zu Hause ankam, standen schon zwei Mitschüler vor meiner Tür, meine Mutter öffnete. Sie sagten:“Wir wollen das Geld von Jaqueline haben!“ „Was für Geld?“sagte meine Mutter. „Na Jaqueline hat doch erzählt, dass sie Schwanger wäre und wenn sie es nicht ist gibt sie uns Geld, weil sie gelogen hat“! Meine Mutter außer sich vor Wut sagte:“Ihr geht jetzt nach Hause und du mein Fräulein, du kommst sofort rein“!
Als mein Vater nach Hause kam, erzählte meine Mutter ihm alles. In dieser Nacht wurde ich so verprügelt, dass ich wirklich nicht mehr sitzen konnte.
Mit schmerzen ging ich nächsten Tag in die Schule, man hat mich nie wieder darauf angesprochen, aber man hat mich jeden Tag angespuckt bis zur zehnten Klasse.
1997 war das Ende der Schule in Sicht und wir mussten uns einen Praktikumsplatz besorgen Ich habe mich für OBI entschieden, weil ich was Praktisches machen wollte. Mittlerweile zogen meine Mutter und ich in eine Wohnung. An das kleinere Zimmer musste ich mich erst mal gewöhnen. Aber es war ok. Bloß weg von meinem Vater. Wir mussten uns erst mal neu orientieren, da die Wohnung ziemlich klein war, naja, es ist schon eine Umstellung, von Haus zu Wohnung. Aber es war ok.
Bei OBI absolvierte ich ein 4 Wöchiges Praktikum mit gut. Es gibt dazu nicht viel zu sagen, ich musste Fliesen wischen, Paletten hin und her fahren.
Ausräumen und Schreibarbeiten erledigen. Jeden Tag was neues. Ich bin nicht dafür gemacht, den ganzen Tag im Büro zu sitzen.
Eines Tages kam meine Mutti nach Hause und sagte ich soll doch bitte eine Annonce in die Zeitung setzen, weil sie einen Mann suchte. Das hab ich auch gemacht und nach ein paar Wochen kam sie mit einem Sack voller Briefe nach Hause. Es war schön sie wieder strahlen zu sehen. Wir haben die halbe Nacht zusammen gesessen und uns die Bewerber für meine Mutti angeschaut. Man, ich sage dir, da waren Typen dabei…Sie suchte sich , ich glaub 4 oder 5 aus und verabredete sich jede Woche mit einem Mann. Einer war sogar dabei, mit ihm ist sie heute verheiratet. Also, Zeitungsannoncen können funktionieren.
Der Tag der Abschluss Feier kam und ich dachte mir, dass ich nicht versetzt werden würde, aber ich wurde versetzt. Die Feier war echt schön, keiner der mich kränkte, oder bespuckte. Meine Mutti war mit ihrem neuen Freund bei der Feier, ich mochte ihn. Er war nett und wir verstanden uns von Anfang an gut. Wir feierten bis, ich glaub es war bis früh halb drei.
Ich kann mich an einiges aus meinem Leben nicht mehr vollständig erinnern, manches ist sogar so aus meinem Gedächtnis raus, dass wenn meine Mutti mir was erzählt, was sie und ich zusammen erlebt haben, dann sagt sie immer:“ Kannst du dich nicht mehr dran erinnern?“ Und ich steh dann immer da und sage:“Nein, das ist mir neu!“ Als ob es nicht mir passierte, sondern jemand anderes!
Also weiter geht`s…
Meine Mutter fuhr immer öfter zu ihrem neuen Freund, nach Spremberg, wo ich dann nach einigen Monaten hinzog. Wieder ein Umzug, aber es war ein schöner.
Mit meinem Vater hatte ich auch noch Kontakt. Wenn ich bei ihm war und wir über Mutti sprachen sagte er immer:“Geh doch zu deiner blöden Mutter!“ Und wenn ich mit Mutti über ihn sprach sagte sie:“Geh doch zu deinem blöden Vater!“ Ich habe sogar versucht die beiden wieder zusammenzubringen. Da war nix mehr zu machen.
Der Zug war abgefahren.
Also, ich zog nun nach Spremberg. Da ich noch keine Ausbildungsstelle hatte, half ich auf dem Hof mit. Da gab`s echt eine Menge zu tun. Ich habe sogar gelernt, wie man Umgräbt und Kartoffeln erntet, wie man Heu macht und wie ein Schwein geschlachtet wird.