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Menschlich? Himmlisch? Oder warum Engel stürzen …

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Ähnlich mag es sich mit den Geschichten aus den Apokryphen verhalten. Mit allen möglichen Schriftrollen aus vergangenen Zeiten, die eben das schöpferische Denken eines Einzelnen widerspiegeln. Und nur weil vielleicht zwei oder drei oder auch vier hochgeistig in Erscheinung getretene Individuen ähnliche Geschehnisse schriftlich verfasst haben, muss das doch noch lange kein Beweis für die Existenz sein, was zudem noch eine allgemeine Gültigkeit und als unantastbar zu gelten hat! Nö! Das geistige Gut eines Einzelnen, in Buchform veröffentlicht oder als Artikel in einer Zeitung oder online nachzulesen, hat heute keine solche Wirkung, dass alle gleich diesem Verfasser zu Füßen liegen und der Inhalt seiner Gedanken sich als Wahrheit manifestiert. Was also heute nicht funktioniert, hat aber damals geklappt? Wahrscheinlich sogar könnte das durchaus sein, da nur den „Gelehrten“ der Zugang zu Informationen vorbehalten war. Diese also ganz gezielt ihre Machtstellung, den Respekt, den sie hatten, ausnutzen und systematisch alle anderen beeinflussen konnten. In eben die Richtung, in der sie ihre Anhänger haben wollten – rein theoretisch! Dass es immer wieder Individuen gibt, die mit Macht nicht umgehen können, wissen wir.

Und doch ist es dem Menschen ein unbedingtes Bedürfnis gewesen, nicht alles so hinzunehmen, sondern infrage zu stellen und sich auszumalen, was denn wohl wäre, wenn dieses oder jenes passieren würde. Auf einer Legende beruhend, plötzlich Dinge oder Ideen zu einer These werden. Ihren eigenen Lauf nehmen. So mag es früher gewesen sein, so ist es heute aber ganz bestimmt, in manchen Fällen. Öfters, als man ahnt, werden Theorien entwickelt, nehmen Gestalt an und enden als Verschwörungstheorien, welche haften bleiben, irgendwie zumindest!

Allein die geistige Reise auf sich zu nehmen und sich den Engeln, den himmlischen Geschöpfen, zu widmen und ihnen etwas Negatives anzulasten, ist in sich ja schon ein Hinterfragen dessen, was man den Menschen doch als unantastbar vorgesetzt hat. An das sie uneingeschränkt zu glauben hatten. Den überirdischen Mächten sollte man doch eigentlich nichts nachsagen können. Die Vorstellung vom über uns thronenden Gott, der unfehlbar ist, wird auf diese Weise auseinandergenommen. Einem perfekten Wesen wird wohl kaum ein solcher Fehler unterlaufen sein, nur mal so. Aber schließlich musste es auch etwas geben, das Engel stürzen lassen könnte. Warum auch immer es nicht die Möglichkeit gab, etwas Überirdisches auch eben göttlich sein zu lassen. Dem eigentlich Perfekten etwas Scheiterndes andichten zu müssen, unbedingt, konnte Lotta nicht verstehen! Ist es denn wirklich so undenkbar, dass jene kosmischen Geschöpfe eben auch „himmlisch“ waren, also nicht menschlichen Charaktereigenschaften erliegen würden? Wenn Lotta das richtig überdachte, waren eben jene Gründe, für den Sturz eines Engels, die, dass er so reagierte, so dachte und so fühlte, wie es einem Menschen zuzutrauen wäre. Also stellt sich ja die Frage, inwieweit ein himmlisches Wesen denn tatsächlich auch „himmlisch“ ist?

Wenn nämlich das Streben nach Gottgleichheit oder auch der altbekannte „Stolz“ ein Grund war, um es sich mit Gottes Gunst zu verscherzen, dann waren das doch durchaus Eigenschaften, die so manchen Menschen charakterisierten. Ein weiterer Grund soll ja auch die Willensfreiheit gewesen sein.

Woher weiß man das eigentlich? Wie kommt man auf diese Idee? Kann ja nur sein, dass man „GOTT“ als solchen sehr gut kennt, irgendwie zumindest. Ist das nicht auf eine Art auch anmaßend? Gott als jemanden anzusehen, dem wirklich und tatsächlich Fehler unterlaufen? Und man diese als Mensch erkennt und zudem noch in klare Worte fassen kann? Wobei der eigene Wille ja auch für die Menschen nicht gut ist. Deswegen lieber gehorchen! Engel fallen schließlich auch, wenn sie selbst entscheiden! Geht gar nicht, richtig? Was für ein Blödsinn, aber nun gut. So berichtet man davon und dann stimmt das auch. Ja genau!

Der Wille also, den Gott den Engeln eingeräumt hat, war schuld. Weil der eine oder andere von ihnen damit nicht umgehen konnte, angeblich, und sich gegen Gott gestellt, bzw. sich auf seine eigene, geistige Reise begeben haben soll (könnte auch so manchem Mensch von Nachteil sein, nur mal so!). Eine Reise, die nicht mehr im Sinne des Herrn war. Die Konsequenz daraus, wie es niedergeschrieben steht, war dann die, dass Gott einige von ihnen schlicht und ergreifend zu Menschen gemacht hat. Sie degradiert hat. Wie passend aber auch, wenn ich menschlich empfinde und mich so verhalte, dann auch zum Menschen zu werden. Naja gut, schlimmer geht es allerdings auch, nämlich dann, wenn man zum Dämon umprogrammiert wurde. Was ja noch viel ärger ist, genau genommen. Weil aus dem Himmel vertrieben zu werden, ist an sich ja schon gruselig, aber dann auch nach als Dämon enden zu müssen, ist etwas wirklich Furchtbares! Nach Origenes, einem christlichen Kirchenvater, der im Ende des 2. bis Anfang des 3. Jahrhunderts gelebt hat, soll ihnen aber durch erworbene Tugend als Mensch und ein Leben, das gottgefällig ist, die Chance gegeben worden sein, wieder an ihren alten Platz zurückzukehren. Das ist ja mal was. Spricht ja für die Güte des Herrn. Also nicht in jedem Fall ist er so streng, dass er einem entgleisten Wesen nach entsprechender Läuterung eine Rückkehr in den Himmel grundsätzlich verweigern würde. Es sei denn, man hat als göttliches Wesen Sex mit menschlichen Frauen, dann ist alles vorbei – ausgespielt!

Interessanterweise soll ja auch so etwas wie eine Weigerung, den Menschen Respekt zu zollen, ein Grund für die Verweisung aus dem Himmel gewesen sein, zum Sturz von Engeln geführt haben. Also all die Engel, die nicht einsahen, dass sie den Menschen dienlich sein sollten, wo sie doch selbst aus höherer Materie bestanden als eben der Mensch. Was für eine Vorstellung! Lotta fand das schon ziemlich heftig. Sich über solche Sachen Gedanken zu machen, war das eine, es aber dann auch noch schriftlich zu fixieren und damit der Nachwelt als etwas zu hinterlassen, das tatsächlich so war, und von dieser zudem nicht mal hinterfragt wurde, war schon nicht ohne. Dass ein Geschöpf, dessen Aufgabe es war, den Menschen zur Seite zu stehen, sich zu erhaben gefühlt haben könnte, um dem nachzukommen, ist eine mutige Aussage! Genau genommen gilt hier Gleiches, wie zuvor schon bei der Willensfrage. Wie kommt ein Mensch dazu, einen Engel als so überheblich darzustellen? Und dieser dann noch von Gott bestraft wurde, weil er dem niederen Wesen „Mensch“ nicht dienen will?

Arroganz gibt es also auch schon was länger und ist sogar eine Eigenschaft, die im Himmel vorkommt. Solange, bis man ertappt wird. Das würde sich Lotta für so manchen Menschen wünschen, dass die Überheblichkeit so schnell, sang und klanglos, ausradiert werden könnte. Aber wir sind ja auch auf der Erde. Da gelten eben andere Regeln, verständlicherweise.

Obwohl ich als Mensch auch ein kleines bisschen Arroganz an den Tag lege, mit einer solchen Darstellung eines Engels, der bestraft wird, weil er mir nicht zur Seite stehen will. Wer sieht sich denn in dieser These als wirklich übergeordnet stehend an? Tja - ganz und gar nicht so einfach zu beantworten!

Was aber heißt das für uns Menschen? Wenn Gott schon die Engel so deutlich bestraft, weil sie sich ihm widersetzten, was hat er dann für uns geplant, wenn wir nicht gehorchen? Ist diese Angst zu schüren, vor etwas, dass uns treffen könnte, deswegen so wichtig, damit wir uns ja geschlossen halten? Die Furcht, dass das, was uns zweifelsohne treffen wird, von ungeahntem Ausmaß sein muss, erzwingt garantiert ein untertäniges Gebaren der Menschen. Gegenüber Gott, aber auch und ganz besonders, seinen Vertretern auf Erden gegenüber, weil die müssen es ja wissen, schließlich haben die alle alte Schriften studiert! Überflüssig zu sagen, wie Lotta das findet!


LOTTA und das Böse dieser Welt

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