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Erlebnisgeschichte: Eric, ein Maler, wird ein glücklicher Mensch

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Eric, den ich in Irland kennen lernen durfte, war einer dieser Menschen, an die ich mich sehr gern erinnere. Eric war das Paradebeispiel für ein irdisches Lebewesen, welches in vollkommener Harmonie mit sich und seiner Umwelt lebte. Er war ein Maler und beeindruckend kreativ. Seine Bilder gefielen mir, sie sprachen mein tiefes Inneres an, meine Seele. Eric lebte inmitten einer hügeligen und grünen Landschaft, so wie wir uns Irland vorstellen, wenn wir daran denken. Ein sattes Grün der Wiesen erfreut das Auge des Betrachters. Größere und kleine Felsen verteilen sich in den unendlichen Weiten der herrlichen vegetativen Landschaft. Enge Wege führen zu hohen Klippen, und wenn man von einem geeigneten Standpunkt aus den Blick schweifen lässt, spürt man die immer etwas feuchte, aber angenehme Meeresluft, und das Meer selbst, das sich immer in Bewegung befindet. Man spürt den frischen östlichen Wind und hört das gewaltige Rauschen des aufgewühlten Meeres, welches sich an den Klippen mit einem wahren Stakkato entfaltet. Immer wieder sehen erwartungsvolle Augen solide gebaute Steinunterkünfte, die meist mit grauen Mauersteinen errichtet wurden und um welche ältere, gräuliche, nicht wirklich dichte Zäune herumgezogen wurden. Aus dem Schornstein steigt weißer Rauch empor, dennoch wird kein neuer Papst gewählt. Es riecht nach frisch geschlagenem Holz, dessen Geruch der seidige Wind direkt in die Nase zu wehen scheint. Man zieht die Regenjacke hoch und genießt den überwältigenden Anblick über Stunden, verliert sich einfach in der Zeit und fühlt sich pudelwohl...

Eric war der typische Spätaussteiger. Sein Ziel war immer gewesen, mit seinen Bildern ein berühmter Maler zu werden, dem man weltweit große Beachtung schenken würde. Er erzählte mir, während dem wir genüsslich warmen Tee und süßen dunklen Kuchen verzehrten, dass er schon über 30 Jahre lang malte und seine ganze Energie in sein Vorhaben, seinen persönlichen Traum, investierte. Es half ihm leider wenig. Eigene Ausstellungen in Deutschland, USA, England, der Schweiz und Kanada waren alles, was er in 30 Jahren Lebensarbeitszeit zu Tage fördern konnte. Sein eigentliches Leben vergaß er dabei zu realisieren. Daheim war er so gut wie nie und wenn, dann malte er in seinem Atelier. Oft mehr als 15 Stunden an nur einem Tag. Sein Stil war impressionistisch. Er glaubte fest dran, dass dieser Stil ihn zu einem reichen Mann machen würde. Seine Familie sah ihn kaum noch, und noch heute fragt er sich, wie und wann er die Zeit wohl gefunden haben muss, seine Kinder zu zeugen. „Sie sind einfach an mir vorbei erwachsen geworden“, sagte er mir einmal.

Dies bedauerte er sein ganzes Leben lang. Er habe einfach zu viel Zeit in sein Lebensprojekt investiert, quasi vergeudet. Sein Leben war ein einziges auf und ab. Mal hatte er Geld, dann wieder nicht. Ausstellungen bezahlte er aus seinen Verdiensten, in der Hoffnung, sein Geld auch wieder durch gute Verkäufe seiner Werke zurück zu bekommen. Dem war nicht immer so: Oft musste er finanzielle Niederlagen verarbeiten, weil sein Plan nicht aufging. Heute meint er dazu, dass seine Vorhaben aus betriebswirtschaftlicher Sicht als brachiales Chaos zu werten waren. Als er beinahe 60 Jahre alt geworden war, erkrankte er, war schwach und depressiv, sah kein Sinn mehr im Leben. Sogar seine Enkelkinder sah er kaum, ihm fehlte die Zeit dazu; oder er war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um mit seinen Enkelkindern einen Freizeitpark besuchen zu können. So konnte es nicht weitgehen. Er war von einem katastrophalen Kollaps nicht weit entfernt. Um diesen zu vermeiden, packte er alle seine Bilder in einen Lastwagen und steuerte einen großen Flohmarkt an. Für nur 10 englische Pfund verkaufte er jedes von ihm gemalte Bild. An diesem Tag wurde er, zum ersten Mal in seinem Leben, alle Bilder los, er hätte sogar noch mehr verkaufen können, aber mehr als die 960 Bilder hatte er nicht... Mit dem erworbenen kleinen Reichtum tauchte er einfach ab. Er wollte dieses oberflächliche „Schickimiki“ Leben, in der kalten Gefühlswelt des Kapitalismus, nicht einen Tag länger ertragen müssen, sagte er mir. Er verabschiedete sich von allen im Schnellverfahren und nahm gefasst zur Kenntnis, dass man es ihm gar nicht mal übel nahm, dass er seine Koffer packte. Seinen bisherigen treuen Lebensbegleiter, einen Hund, nahm er mit, nicht mehr und nicht weniger.

Erst viele Monate später wurde ihm klar, dass er in seinem Leben, an seinem Leben, seinem universellen Bestimmungsort, vorbei gelebt hatte. Er war nicht wirklich glücklich gewesen, vertraute den falschen Beratern und im privaten Bereich war leider kein Seelenpartner vorhanden, der ihm Mut zusprach und ihn verstand. Einer mit dem man wirklich alles teilen konnte. Seine Ideologien, die Liebe, den Spaß, den Frust, eben das ganze Leben. Heute ist das anders. In Irland fand er eine neue Liebe, die auf ihn vertrauter Umgebung ein Leben lang gewartet hatte. Er weiß, dass er nicht der größte Künstler, aber für sich selbst das größte Individuum ist. Er lebt davon, dass hin und wieder Touristen zu ihm kommen und tatsächlich seine Bilder kaufen. Aber die meiste Zeit verbringt er mit seiner Brianna. Sie hat sein Leben um vieles bereichert. Beide ergänzten sich in völliger seelischer Harmonie, obwohl der Altersunterschied prekär war, jedenfalls, wenn man die altbackenen Ansichten, der angeblich modernen Menschen zu Rate zieht, die auch im einundzwanzigsten Jahrhundert oftmals genauso irritiert wie vor 100 Jahren auf ein Paar mit beträchtlichem Altersunterschied reagieren. Das Alter eines jeden Lebewesens entscheidet ganz bestimmt nicht über das glückliche Zusammensein der Geschlechter; dies ist ein klassischer Trugschluss. Mag sein, dass es unvermeidbar ist, dass zwei nicht ähnlich gereifte Personen, sich voneinander optisch etwas unterscheiden. Im Geist tun sie das nicht. Um es auf den Punkt zu bringen: In Wahrheit treffen sich in aufkommenden Beziehungen immer zwei Seelen, die möglicherweise zu irgendeinem Zeitpunkt in materialistischer Weise verbunden waren.

Aber dies ist wieder ein völlig neues Kapitel, ein weiteres Buch, welches noch zu schreiben ist. Ich lernte Brianna nur kurz kennen. Der Moment reichte mir, um die Erkenntnis zu gewinnen, dass die Beziehung, die sie zu Eric pflegte, alles überstehen würde, jeden noch so heftigen Sturm und jede abgedroschene Moral. „Weißt du“, sagte Eric mir, als es Zeit war für mich zu gehen: „Ich und Brianna verstehen uns ohne Worte, wir müssten nicht einmal sprechen können, um uns zu innerlich zu lieben und das ist mir mehr wert als alles andere auf der Welt“.


Das Geheimnis des unendlichen Glücks

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