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9. Stadtratte und Landratte

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Stadträttlein lud einst zum Feste

Und zu Tisch, auf hoch und fein

Fette Ortolanenreste,

Landrättlein gar höflich ein.

Auf dem türk'schen fein gewebten

Teppich stand das Mahl bereit,

Und die beiden Freunde lebten

Lustig und in Herrlichkeit.

Man genoß in vollen Zügen,

Köstlich mundete der Schmaus;

Plötzlich mitten im Vergnügen

Wurden sie gestört – O Graus!

Klang es nicht, als ob was krachte?

Hei! wie Stadträttlein in Hast

Gleich sich aus dem Staube machte!

Schleunigst folgt ihm nach der Gast.

Blinder Lärm nur war's. Es wandern

Beide wieder in den Saal,

Und Stadträttlein spricht zum andern:

»Setzen jetzt wir fort das Mahl!«

»»Danke sehr!«« spricht jenes »»Morgen

Komm zu mir aufs Land hinaus.

Kann dir freilich nicht besorgen

Dort so königlichen Schmaus.

Einfach nur, doch unbeneidet,

Voller Sicherheit bewußt,

Speis' ich dort. Pfui solcher Lust,

Die durch Furcht mir wird verleidet!««

La Fontaines Fabeln

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