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Kapitel 6

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Als die beiden Kommissare Yves Taridec verlassen hatten, trat Marcel Kerlac aus dem Arbeitszimmer von Taridec und ging auf ihn zu.

„Gut, dass die beiden mich nicht mit dir gesehen haben. Ich habe keine Lust mit der Polizei zu sprechen.“

„Das ist auch ganz in meinem Sinne, Marcel. Bleib du schön im Hintergrund. Jetzt, da de Rochefort tot ist, wäre es ein denkbar schlechter Augenblick für dein Erscheinen. Du hast ja nichts mit seinem Ableben zu tun, Marcel?“

„Wo denkst du hin! Ich habe ihn ja noch nicht einmal getroffen. Es ist ja nicht mehr dazu gekommen. Er ist am Samstagabend nicht zu unserer Verabredung erschienen und so bin ich unverrichteter Dinge wieder gegangen.“

„Es wäre besser wenn er noch lebte. Wir könnten seine Dienste gut gebrauchen. Mit seinen Kontakten wäre das Projekt schneller vorangekommen. Ich wäre sogar bereit gewesen, für seine Ernennung zum PS Kandidaten zu werben, wenn er mir nur eine Zusage zum Projekt gegeben hätte. Aber am Samstag in der Ville Close ist er stur bei seiner Aussage geblieben, dass er zuerst gewählt werden müsse, bevor er etwas versprechen würde.

Maëlik Decroaz hat mich enttäuscht. Ich bin schon der Meinung gewesen, dass er etwas kooperativer wäre, wenn man ihm zu einem Abgeordnetensitz verhilft. Jetzt meint er wohl, dass er meiner Hilfe nicht mehr bedarf, um erneut zu kandidieren. Der wird sich noch wundern.“

„Ich habe vorhin gehört, dass du zu den beiden Kommissaren gesagt hast, dass du de Rochefort die Unterstützung verweigert hast bei eurem Treffen. Gerade eben hast du gesagt, dass du ihn unterstützt hast. Was stimmt denn jetzt?“

„Ich musste de Rochefort erst einmal eine Abfuhr erteilen. Ich konnte doch nicht akzeptieren, dass er mich warten ließ mit seiner Zusage. Außerdem wollte ich immer den Eindruck erwecken, als ob die Herren Politiker mich herumkriegen konnten. Meiner Erfahrung nach waren sie dann der Meinung, dass sie mich lenken konnten. Sie merkten selten, dass ich sie in meine Richtung dirigierte.“

„Aber wer hat de Rochefort umgebracht? Wir waren es ja nicht.“

„Noch einmal, du hast wirklich nicht deine Hand im Spiel, Marcel?“

„Ich schwöre es dir, ich habe nichts damit zu tun.“

„Ich auch nicht. Gut, wir müssen jetzt völlig neu an die Sache herangehen. Decroaz verweigert uns ja Unterstützung, der muss auf jeden Fall durch einen anderen Kandidaten ersetzt werden. Wir brauchen ganz schnell einen guten und bekannten Mann aus der Region. Der muss aber auch bereit sein, unser Vorhaben zu unterstützen.“

„Yves, mit einem Mann kann ich nicht dienen, aber wie wäre es mit einer Frau?“

„An wen denkst du?“ Taridec sah seinen Geschäftsführer an.

„Nun, ich denke an Monique Grosselle. Die Frau ist bestens bekannt in Concarneau und ist bei den letzten Wahlen, bei denen sie zum ersten Mal angetreten ist, sofort in den Gemeinderat gewählt worden. Wenn man der Frau anbietet, unter bestimmten Voraussetzungen als Kandidatin der PS ins Parlament einziehen zu können, dann glaube ich, dass sie nicht nein sagt.“

„Monique Grosselle, hmmm, Monique Grosselle, die Idee ist gar nicht so schlecht. Die Frau lebt alleine und hat eine Tochter, um die sie sich kümmern muss. Die könnte etwas mehr Geld gut gebrauchen. Bekannt ist sie in der ganzen Region, seitdem sie sich für die Mitarbeiter der Firma Souxel eingesetzt hat, damals als sie in Konkurs gegangen ist. Immerhin hat sie es geschafft, von den 2000 bedrohten Arbeitsplätzen über die Hälfte zu erhalten. Die PS wird ihre Zustimmung bestimmt nicht verweigern. Gute Idee, Marcel.“

Yves Taridec war wieder deutlich besserer Laune. Er musste sich sofort um die Frau kümmern. Bis zur offiziellen Kandidatenkür waren es nur noch wenige Tage. Yves fand die Idee so gut, dass er jetzt schon sicher war, dass sein Vorschlag erfolgreich sein würde. Maëlik Decroaz würde es nicht schaffen. Mit Yves Taridec konnte man nicht einfach so umgehen.

„Chef, brauchst du mich noch? Ich habe noch eine Menge Arbeit zu erledigen. Am Abend kommt die neue Lieferung aus Oradea. Du weißt schon, aus Rumänien.“

„Nein, ich brauche dich nicht mehr, es ist schon in Ordnung, ich kümmere mich um Grosselle. Du sorgst dafür, dass die Mädchen ordentlich arbeiten.“

Marcel Kerlac betrieb einen Privatclub in Penvélet, am Odet, der auf seinen Namen eingetragen war. Der wahre Besitzer war Taridec. Das schlossartige Anwesen, weitab von der Hauptstraße und in einem 4 Hektar großen, parkähnlichen Garten gelegen, mit einer eigenen Anlegestelle am Odet war prädestiniert für die Aufgabe die es inne hatte. Die Besucher benötigten absolute Diskretion. Genau die bekamen sie auch in diesem Club. Dafür waren die Gäste bereit tief in die Tasche zu greifen. Nach außen war Taridec ein bekannter und anerkannter Immobilienhändler. Sein Geld verdiente er in Wirklichkeit aber damit, dass er den betuchten Leuten aus Paris und den anderen Städten Frankreichs, sein Anwesen für das Ausleben ihrer perversen Lüste zur Verfügung stellte. Hier konnten diese Herren ihre Partys feiern. Marcel Kerlac kümmerte sich um die entsprechenden Damen. Meistens kamen die Damen aus den östlichen EU-Staaten, wie Rumänien oder Bulgarien. Frauen aus der Ukraine oder aus Russland waren schon lange nicht mehr dabei. Es waren zu viele Probleme entstanden mit der Einreise. Taridec hatte es nicht nötig, auf Menschenhandel zu setzen. Die Frauen kamen freiwillig hierher, auch wenn seine Lieferanten etwas Druck ausüben mussten, um die Frauen an ihre einmal gegebenen Zusagen zu erinnern.

Kerlac war genau der richtige Mann für diese Art von Aufgaben.

Es gab allerdings in letzter Zeit immer öfter die Frage nach jüngeren Frauen. Kerlac verstand schon was die verschiedenen Männer wollten. Aber das Alter der Frauen durfte nicht unter 16 Jahren liegen. Lediglich für einen ganz besonderen Gast hatte man eine Ausnahme gemacht und ihm insgesamt vier Kinder besorgt. Taridec brauchte den Mann, um sein Kasino-Projekt durchzubekommen. Obwohl es mehr als heikel gewesen war, hatte er Kerlac gebeten, für Maëlik Decroaz die Mädchen zu besorgen.

Vielleicht lag hier der Grund, warum Decroaz die Pläne von Taridec nicht mehr unterstützen wollte. Taridec weigerte sich seit einiger Zeit, ihm weiterhin so junge Mädchen zu besorgen. Es war die ersten drei Male gutgegangen. Niemand hatte eine Anzeige erstattet. Beim letzten Mädchen kam es dann zu einem Zwischenfall, weil die Kleine zu früh erwacht war. Sie konnten von Glück reden, dass ihre Aussage als unglaubwürdig abgetan worden war. Aber jetzt erschien es Taridec einfach zu gefährlich, diese Perversität weiterhin zu unterstützen.

Seither war Decroaz der Meinung, dass es nicht vertretbar sei, ein Kasino zu befürworten. Öffentlich brachte er sogar moralische Bedenken ins Spiel, hinsichtlich der Gefährdung der Jugend.

Taridec hoffte, dass Grosselle ihn besser unterstützen würde. Von Decroaz hatte er nichts zu befürchten. Beide saßen sie im selben Boot. Decroaz als Täter und Taridec als Lieferant. Er war sicher, dass Decroaz nichts gegen ihn unternehmen konnte, auch wenn er ihm seine Unterstützung jetzt entzog.

Yves Taridec konzentrierte sich bereits ganz auf die Frage, wie er Madame Grosselle dazu bringen konnte gegen Decroaz zu kandidieren. Die Partei erwartete natürlich eine gewisse Loyalität gegenüber den bekannten Bewerbern.


Tod in der Ville Close

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