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Kapitel 3

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Claudine genoss die Fahrt aufs Meer hinaus. Der starke Wind wehte ihre langen, braunen Haare nach hinten und trieb ihr Tränen in die Augen. Dennoch blieb sie hier im Fahrtwind stehen und sah auf die langsamen Segelyachten, an der die schnelle Motoryacht vorbeifuhr. Nachdem sie ungefähr eine viertel Stunde lang im Wind gestanden hatte stieg sie zu Guy hinauf. Der Führerstand war durch eine Scheibe geschützt, hier stand man deutlich wärmer.

„Wo fahren wir denn hin?“, fragte Claudine Lebrun.

„Wir sind gerade dabei, an Guilvinec vorbeizufahren und werden in Kürze Penmarch erreichen.“

„Für mich sind das alles Spanische Dörfer. Ich weiß nicht einmal, wo Guilvinec überhaupt liegt, geschweige denn Penmarch.“

„Wir fahren, ganz grob gesagt, in Richtung Brest. Aber mein Ziel ist die Gegend südlich von Audierne. Dort gibt es sehr schöne, lange Sandstrände. Es ist ein wunderbares Gebiet zum Strandsegeln. Aber wir wollen ja nur ein wenig schwimmen und vielleicht sogar angeln. Auf dem Rückweg fahren wir an der Torche vorbei, ich mag den Strand und die Landschaft. Vom Schiff aus finde ich es am Schönsten.“ Guy de Moros sah Claudine Lebrun an.

„Kann man einfach so an den Strand fahren und dort schwimmen?“

„Nein, natürlich nicht. Wir brauchen schon noch etwas Wasser unter dem Boot. Wir werden natürlich im Meer unseren Anker werfen und draußen schwimmen. Da sind wir auch völlig ungestört.“

Die Yacht von Guy de Moros brachte es auf eine Geschwindigkeit von beinahe 31 Knoten. Sein Ziel lag etwa eine Stunde Fahrzeit entfernt. Als sie auf der Höhe von Palue de Gourinet waren, mit einem Abstand von bestimmt noch drei Kilometern zum Ufer, stellte Guy de Moros den Motor ab und ging nach vorne zum Bug der Yacht und ließ den Anker ins Wasser.

„So, jetzt können wir die Sonne und das Wasser genießen. Wenn man mit hoher Geschwindigkeit über das Wasser fährt wird es einem richtig kalt. Ich brauche dann immer wieder eine Aufwärmphase.“

„Wie wärmen Sie sich dann?“, fragte Claudine und sah Guy mit leuchtenden Augen an.

Guy de Moros stieg hinab zum hinteren Sonnendeck der Yacht und holte sich aus der Kabine ein großes Handtuch. Dann zog er sich seine Yachtschuhe aus und ließ die Hose fallen. Das T-Shirt zog er sich über den Kopf. Guy trug unter seiner Leinenhose bereits seine Badehose, so dass er nun mit seinem braungebrannten Körper vor Claudine stand, das Badetuch legte er auf die Liegefläche und sah zu Claudine auf.

„Genau so wärme ich mich auf. Wollen Sie sich nicht auch etwas aufwärmen. Ich habe Ihnen ja gesagt, sie sollen sich einen Badeanzug mitbringen.

Claudine sah Guy lange an. Dann begann sie, sich langsam auszuziehen. Guy sah, wie sie sich ihr Kleid von der Schulter streifte, und dass sie keinen Badeanzug darunter trug. Claudine stand nun mit einem BH und ihrem String vor ihm. Dann öffnete sie den BH und ließ ihn einfach fallen.

Guy sah ihre nackten Brüste, die, wie der restliche Körper auch, braun gebrannt waren. Claudine legte sich zu Guy auf die Liege und berührte mit ihrem Körper den seinen. Als sie ihm einen Kuss auf die Lippen gab, hatte Guy den Eindruck, noch nie mit einer anderen Frau hier gelegen zu haben. Sie liebten sich intensiv, und Claudine musste feststellen, dass Guy de Moros ein extrem guter Liebhaber war.

„Falls du es noch nicht mitbekommen haben solltest, ich heiße Claudine!“, sagte sie zu Guy. Bis vor einer halben Stunde hatten sie sich noch mit einem förmlichen Sie angesprochen.

Guy antwortete nicht, sondern nahm ihren Kopf in seine Hand und küsste sie leidenschaftlich.

„Ich muss dich wiedersehen!“, sagte er zu Claudine. Ich hoffe, dass du noch eine Weile in Loctudy bleibst.“

„Mein Urlaub hat gerade erst begonnen.“ Claudine stand auf, drehte sich um und sprang in das kühle Wasser. Auch Guy sprang ins Wasser und schwamm Claudine nach. Ihre Körper bedurften einer Abkühlung.

Die Zeit verging sehr rasch. Guy hatte einen Picknickkorb vorbereitet und eine Flasche Champagner in den Kühlschrank der Yacht gelegt. Die Flasche öffnete er, nachdem sie aus dem Wasser kamen und sich abgetrocknet hatten. Auf den Tisch in der Kabine stellte er Teller und die mitgebrachten Delikatessen, dann bat er Claudine herein und reichte ihr ein Glas Champagner.

„Auf dich!“, sagte er, als er ihr zuprostete.

„Danke für diesen wunderschönen Tag!“, antwortete Claudine und nippte an dem Glas.

Es war so gegen 14 Uhr, als Guy sich wieder anzog und zu Claudine sagte, dass sie sich leider wieder auf den Rückweg machen müssen.

„Wenn wir noch an Land kommen wollen, müssen wir kurz nach drei am Anleger sein.“

Als sie das Boot kurz nach 15 Uhr verließen und zu Guys Auto gingen, gab er Claudine seine Visitenkarte.

„Du kannst mich morgen anrufen, dann hole ich dich wieder ab, und wir unternehmen etwas zusammen, einverstanden?“

Claudine sah Guy mit einem zustimmenden Lächeln an.

„Ich freue mich!“, sagte sie, nahm seine Visitenkarte und steckte sie in ihr Portemonnaie.

Sie stiegen in sein Auto, und Guy fuhr zu ihrem Hotel, der Domaine du Dourdy.

„Du kannst mich gleich hier an der Einfahrt aussteigen lassen, Guy, ich muss noch etwas zu Fuß gehen, um nicht sofort wieder die Luft eines abgeschlossenen Raumes atmen zu müssen, nach dieser herrlichen Fahrt übers Meer.“

Guy hielt vor der Einfahrt zur Domaine an und ließ Claudine aussteigen. Sie verabschiedete sich mit einem zarten Kuss auf seine Wange, dann verließ sie ihn.

Guy de Moros wendete seinen Wagen und fuhr jetzt nach Quimper, um seiner Tochter bei dem Aufbau ihres Schrankes zu helfen.


Marie-Julie kam kurz nach 20 Uhr aus Quimper zurück. Als sie in den Hof der Villa fuhr fiel ihr auf, dass der Mercedes ihres Mannes noch vor der Garage stand und dass das Verdeck des Wagens geöffnet war. Da fiel ihr die morgendliche Begegnung wieder ein. Marie-Julie stieg aus, nahm die Handtasche vom Beifahrersitz und ging zur Haustür.

Noch bevor sie aufschließen konnte, öffnete Guy ihr die Türe und begrüßte sie mit einem Kuss.

„Ich habe einen herrlichen Tag auf dem Meer verbracht, habe aber leider nichts gefangen. Die Fische haben meine Angel heute nicht gemocht!“

„Guten Abend, Schatz, du hast nichts gefangen? Vielleicht hast du die falschen Köder gekauft? Ich habe dich auf der D2 gesehen.“

„Du hast mich gesehen? Aber ich bin doch gar nicht weggefahren. Ich bin doch sofort aufs Boot gegangen.“ Guy fühlte sich unsicher und wusste nicht, was Marie-Julie gesehen hatte. Sie konnte doch nicht gesehen haben, dass er Claudine abgeholt hatte, da war sie doch schon längst auf dem Weg nach Quimper gewesen.

„Ich hatte meine Handtasche vergessen und musste nochmals zurückkommen. Das Boot lag noch an der Anlegestelle, und dein Wagen war nicht da. Auf der D2, vor dem Rond Point, kam mir dann ein SLK entgegen, und ich hatte das Gefühl, dich darin gesehen zu haben. Allerdings war noch eine Frau in deiner Begleitung.“

„Da musst du dich getäuscht haben. Ich habe nur schnell beim Carrefour getankt, und eine Frau hat mich auch nicht begleitet. Danach bin ich aufs Boot gegangen und bis kurz vor Audierne gefahren.“

Marie-Julie beließ es dabei, es gab für sie keinen Grund Guy zu misstrauen.


Es war kurz vor 17 Uhr, als Patricia Faucon, mit ihrem kleinen Renault Clio, vor das Haus von André Salaun fuhr und ausstieg.

„Hallo André, du bist schon zuhause?“

„Ja, mein Schatz, ich war erstaunt, dich nicht anzutreffen als ich nach Hause kam.“

„Ich war in Quimper und habe ein wenig die Auslagen der Geschäfte angesehen. Von Zeit zu Zeit muss ich einfach etwas anderes sehen.“

„Aber selbstverständlich. Ich bin ja so froh, dass du dich endlich zu einer Heirat durchgerungen hast. Du hast von einem alten Problem gesprochen am Morgen, das du noch klären müsstest, hast du es schon klären können, um was handelt es sich denn?“

„Ach, das ist nicht so einfach, André, ich weiß nicht richtig, wie ich es dir sagen soll. Ich habe ein größeres Problem in Nantes. Ich kann dir im Augenblick nicht im Einzelnen sagen worum es geht, nur so viel, dass ich einem Kredithai die Summe von 180.000 Euro zurückbezahlen muss, ansonsten sorgt er dafür, dass ich ins Gefängnis komme.“

„Was sollst du zurückbezahlen? 180.000 Euro? Wofür?“

„Das ist eine lange Geschichte, aber er hat ein Gerichtsverfahren angestrebt, und ich weiß seit vorgestern, dass er das Verfahren gewonnen hat. Mir bleiben jetzt nur noch wenige Tage, bevor ich verhaftet werden soll. Aber ich habe das Geld nicht.“

André Salaun sah Patricia liebevoll an. Sie war für ihn absolut die richtige Frau, das stand fest, und damit war sein Entschluss auch sehr schnell gefasst.

„Ich gebe dir das Geld, aber wir werden den Prozess erneut aufrollen. Ich habe einen guten Anwalt.“

„Nein, ich kann das Geld von dir nicht annehmen, ich kann es dir ja nicht wieder zurückerstatten. Außerdem möchte ich unsere Ehe nicht mit einem solchen Problem beginnen.“ Patricia Faucon sah André in die Augen.

„Doch, du kannst das Geld von mir annehmen. Wir werden uns dadurch nicht ruinieren.“

André Salaun erklärte ihr, dass er das Geld, sofort am nächsten Morgen, an diesen Herrn überweisen würde.

„Das Geld muss ich ihm bar übergeben, ich habe keine Kontonummer von ihm.“

„Das ist zwar seltsam, aber dann gebe ich dir das Geld eben in bar.“

„Bist du wirklich sicher, dass du mir helfen möchtest? Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen.“

„Aber natürlich, mein Schatz, ich möchte, dass du meine Frau wirst und dass du glücklich werden kannst mit mir.“ André sah Patricia an und streichelte ihr zart übers Haar.

Als André das Zimmer verlassen hatte, hellte sich ihr Gesicht auf, und die düsteren Wolken schienen vorübergezogen zu sein.

André Salaun telefonierte umgehend mit der Crédit Agricole in Riec-sur-Belon und bat um die Bereitstellung von 180.000 Euro für den nächsten Tag. In den kleinen Filialen waren die Bestände an Bargeld nicht so hoch. Das Geld musste in der Regel ein paar Tage im Voraus bestellt werden. Für André Salaun wurde eine Ausnahme gemacht, und das Geld wurde für den nächsten Morgen bereitgestellt.

Am nächsten Morgen fuhr André sofort zu seiner Bank, die keinen Kilometer von seinem Haus entfernt lag, und ließ sich den Betrag auszahlen. Es gab keinerlei Probleme.

André fuhr zurück und gab das Geld seiner zukünftigen Frau.

Patricia strahlte über das ganze Gesicht und umarmte ihn herzlichst. Dann sagte sie ihm, dass sie sich sofort auf den Weg machen und ihre Schulden begleichen würde. Als André anbot, sie zu begleiten meinte sie nur, dass sie das alleine erledigen müsse.

Ich habe mir ein paar Kleinigkeiten eingepackt. Vielleicht bleibe ich bei meinen Eltern für eine Nacht, aber es ist nicht sicher.

Ohne Argwohn ließ André seine zukünftige Frau fahren.


Guy de Moros war wie an jedem Tag gemeinsam mit seiner Frau aufgestanden. Marie-Julie war wie gewöhnlich nach dem Frühstück in die Boutique gefahren. Guy hatte sich danach mit einer Tasse Kaffee in den Garten unter die große Kastanie gesetzt und angefangen zu schreiben. Die Worte schienen ihm zuzufliegen, und die Seiten füllten sich wie von Zauberhand. Claudine Lebrun war ubiquitär in seinen Gedanken, wo er auch hinsah, ständig tauchte sie vor seinem Auge auf.

Mehrfach schon hatte er auf die Uhr gesehen und auf einen Anruf von ihr gewartet. Sie hatte sich noch nicht gemeldet. Guy wollte nicht aufdringlich erscheinen und entschied sich, nicht im Hotel anzurufen, sondern auf ihren Anruf zu warten. Wenn sie sich nicht bis zum Mittag meldete, dann würde er im Hotel anrufen und sich mit Claudine Lebrun verbinden lassen. Er war schon kurz davor, die Nummer des Hotels zu wählen, als sein Telefon klingelte.

„De Moros“, meldete er sich.

„Hallo Guy, hier ist Claudine, störe ich?“

„Hallo Claudine, du störst überhaupt nicht, ich habe schon auf deinen Anruf gewartet. Soll ich dich am Hotel abholen? Wir könnten einen kleinen Ausflug unternehmen, ich habe eine ganz gute Idee.“

„Guy, es geht leider heute ganz schlecht. Ich habe ein Rendezvous mit einer alten Freundin. Das haben wir bereits vor einigen Tagen verabredet. Wir werden uns am Nachmittag in Quimper treffen und etwas bummeln gehen. Ich habe es gestern vergessen zu erwähnen. Aber wie wäre es mit Morgen, sagen wir gegen zehn Uhr?“

„Ja, gerne, ich freue mich darauf!“ Guy legte auf und war hoch erfreut, dass er sie wenigstens am nächsten Tag wiedersehen würde. Die erste Enttäuschung war schnell verflogen. Er nahm seine Arbeit wieder auf und widmete sich dem neuen Roman. Noch drei oder vier ergiebige Tage, dann wäre sein nächstes Buch beendet.


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