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Mehr Vorbilder, weniger Vorurteile
ОглавлениеDie Autorinnen
Sind alle Fussballerinnen lesbisch? Nein, natürlich nicht. Es ist nur eines von tausend Vorurteilen. Aber was ist schlimm oder besonders daran, wenn eine Fussballerin Frauen liebt? Lesbische Spitzenathletinnen gibt es in allen Sportarten; auch dort, wo sie niemand vermutet. Doch ganz so selbstverständlich, wie man meinen könnte, ist diese Tatsache nach wie vor nicht. Dazu kommt, dass der jeweilige Umgang mit Homosexualität je nach Sport, aber auch Alter und Elternhaus der Frauen unterschiedlich ist. Das hat uns interessiert. Zu fünft haben wir uns auf Spurensuche begeben.
Unser erstes gemeinsames Treffen als Autorinnenquintett fand Anfang 2017 im Bahnhofbuffet Olten statt. Einige kannten sich bereits, andere lernten sich erst dort kennen. Doch die Idee, gemeinsam ein Buch über lesbische Vorbilder im Spitzensport zu schreiben, verband uns rasch. Aus einem Flämmchen wurde ein Feuer. Aus unserer Leidenschaft ein Projekt. Und wir wuchsen schnell zu einem Team zusammen.
Zu Beginn mussten wir die Sportlerinnen erst finden. Unsere grossen Netzwerke waren dabei sehr hilfreich. Aber nicht selten kam es zu diffizilen Anfragen per Mail oder Telefon, bei denen wir mit viel Fingerspitzengefühl erfragen mussten, ob das Gegenüber überhaupt der Zielgruppe angehört. Durch die Suche sind wir auf viele weitere spannende Athletinnen gestossen, sodass wir mehrere Bücher mit ihren Geschichten hätten füllen können.
Wir sind eine Gruppe von Journalistinnen, Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen, jede mit ergänzenden und unterschiedlichen Fähigkeiten. Gemeinsam arbeiteten wir an der Entstehung dieses Buches und waren oft übermütig, manchmal stark gefordert, meistens effizient und zwischendurch übermüdet. Wenn eine nicht mehr konnte, halfen die anderen aus. Jede konnte ihre individuellen Stärken einbringen und hat somit zu einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre beigetragen. In unseren Sitzungen diskutierten wir intensiv über Inhalte. Gleichzeitig lachten wir viel und lernten uns auch persönlich immer besser kennen. Es entstanden Freundschaften.
Wir alle haben einen sportlichen Hintergrund. Uns allen haben weibliche Vorbilder im Sport gefehlt – auch lesbische Vorbilder. Mit diesem Porträtbuch soll es für kommende Generationen anders sein. Doch nicht nur junge Sportlerinnen sprechen wir mit diesem Projekt an, sondern alle, die sich für mehr als nur Normbiografien interessieren. Nur wenn lesbische Frauen im Sport wahrgenommen werden, können sie zu Vorbildern werden. Wenn dieses Buch nur schon einer Person Mut macht oder jemanden sensibilisiert, dann haben wir unser Ziel erreicht.
Noch immer gibt es viele Sportlerinnen, die sich nicht outen. Aus Angst vor negativen Reaktionen innerhalb der Familie oder des Sportklubs, aber auch, um Sponsoren nicht zu verlieren. Andere gehen mit ihrer Homosexualität offen um. Wir möchten mit diesem Buch aufzeigen, wie vielfältig die Biografien lesbischer Athletinnen sind. Jede Frau hat ihre eigene Geschichte, mit ihren schönen und schwierigen Momenten. Unser grosser Dank gilt jenen mutigen Sportlerinnen, die uns ihr Vertrauen geschenkt und uns in sehr persönlichen Interviews aus ihrem Leben erzählt haben, uns einen nahen und intimen Einblick gewährt haben. Hie und da flossen Tränen, weil das Erlebte auch Jahre später noch schmerzhaft sein kann. Das uns entgegengebrachte Vertrauen hat uns berührt und beeindruckt.
Dieses Buch ist eine Herzensangelegenheit, geschrieben und erarbeitet mit viel Leidenschaft und Freude. Dies wünschen wir nun auch Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser – viel Freude bei der Lektüre.
Auf dass wir alle mehr Vorbilder haben – und weniger Vorurteile!