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3.4.2.6. Modus und Tempus
ОглавлениеDie altniederländischen Verben, die Gegenwart, Vergangenheit oder Zukunft bezeichnen können, kommen im Indikativ, Konjunktiv und Imperativ vor. Sie umfassen zwei Klassen, eine starke und eine schwache, die sich im Germanischen herausgebildet hatten, vgl. 2.4.1.5., 2.4.2.1. und 2.4.2.2. Die starken Verben kennen im Präteritum und im Partizip Ablaut, die schwachen Verben bilden die entsprechenden Formen in der Regel mit dem Dentalsuffix -d-, gelegentlich nach stimmlosem Konsonant auch mit -t-. Sodann gibt es im Altniederländischen Reste besonderer Verbalbildungen, wozu die Präteritopräsentia zu rechnen sind.
Durch die geringe Zahl der überlieferten altniederländischen Texte lassen sich Ablaut sowie Konjugation nur lückenhaft an Hand von Beispielen belegen, rekonstruierte Formen ergänzen unten die betreffenden Paradigmen. Es sind aufgrund des Ablautes die folgenden
In den ältesten Texten tritt wohl durch den Einfluss östlicher Schreibtraditionen in den starken Verben durch die -i-Endung noch Umlaut beziehungsweise ein e-i-Wechsel in der 2. und 3. Pers. Ind. Sing. auf, ebenso in der 1. Pers. Sing. in Verben mit e im Stamm. So kennt geuan (‚geben‘) Formen wie giuo in Ich giuo thich suleche doctores (‚ich gebe Dir solche Lehrmeister‘ LWR 18, 5), giuon in thie ich nogh thir giuon (‚die ich Dir noch gebe‘ LWR 54, 13) und giued in ande giued mir (‚und [er] gibt mir‘ LWR 32, 6) neben geuen in Ande an godes minne geuen (‚Und dass [sie] aus Liebe zu Gott [weg-]geben‘ MRB a, 370). Die Blockierung des Umlautfaktors im Westen des Deltas, die als besonderes Merkmal des Niederländischen zu begreifen ist, verhinderte allerdings, dass sich solche Umlautalternanzen in der Morphologie durchsetzten (vgl. 3.2.).
Anfänglich kommt auch Imperativ Sing. mit Vokalwechsel vor, vgl. gif in Got duom thin cunig gif (‚Gott, gib dem König Dein Urteil‘ WPS h, 71, 2). Hingegen kennt der Konjunktiv, mit e-Flexion, im Präsens keinen Vokalwechsel, vgl. geue in that ik geue geheita mina (‚dass ich Dir mein Gelübde gebe‘ WPS h, 60, 9).
Die Konjugation der starken Verben lässt sich am Beispiel des häufig in der Literatur zitierten Verbes gevan (‚geben‘) schematisch wie in den unten stehenden Paradigmen zusammenfassen:
Die Herausbildung der schwachen Verben im Germanischen hatte im Altniederländischen zu Präteritumformen mit -i- und mit -o- geführt, vgl. das ursprünglich kurzsilbige generida (‚rettete‘) in in generida sela mina (‚und rettete meine Seele‘ WPS h, 56, 5) und das zu den Verben auf -on gehörende thioda (= thinoda) in thioda (‚diente‘ WPS 17, 45), die verschiedenen Formen kamen aber vermischt vor. Die Konjugation schwacher Verben lässt sich anhand von belegten Formen des langsilbigen Verbes geloufen (‚glauben‘) und Rekonstruktionen wie folgt zusammenfassen:
Zu den Resten besonderer Verbalbildungen gehören die Präteritopräsentia, deren starke Perfekta Präsensbedeutung erhalten hatten, in der 2. Pers. Sing. die alte t-Endung kennen und ein neues schwaches Präteritum bildeten, so das Verb uuitton (‚wissen‘):
Zu dieser Klasse gehören die folgenden Verben, die verschiedene Ablautreihen kennen:
*unnan (‚gönnen‘), vgl. ann (‚ich gönne‘, RIB)
*kunnan (‚können‘), vgl. kan (‚kann‘), cunnon (‚können‘)
*durran (‚wagen‘, ‚dürfen‘), vgl. ich dar (‚ich wage es‘), durren (‚dürfen‘)
*sullan (‚sollen‘), vgl. thu scalt (‚du sollst‘), sie scolden (‚sie sollten‘)
*mugan (‚vermögen‘, ‚können‘), vgl. mahc (‚ich kann‘), sie mugan (‚sie können‘), mohte (‚konnte‘)
*muotan (‚Gelegenheit haben‘, ‚können‘), vgl. ich muoz (‚ich kann‘), se mozon (‚sie können‘)
Semantisch bedingt hatte das Verb *willen (‚wollen‘) Formen des Optativs mit -i-Suffix entwickelt, in der Folge entstanden aus der e-Wurzel Formen mit -i-; überliefert sind Formen wie:
Zu den langsilbigen Verben ohne stammbildendes Element gehören sin (‚sein‘), gan (‚gehen‘), stan (‚stehen‘) und duen (‚tun‘). Im Präsens kennen sie die folgende Konjugation:
Im Präteritum kennen Verben wie duen Reduplikation, vgl.