Читать книгу Handbuch Niederländisch - Jelle Stegeman - Страница 71

3.4.3.1. Einheimische Wörter

Оглавление

Zu den aus dem Indogermanischen beziehungsweise Germanischen stammenden sogenannten einheimischen Wörtern (vgl. 2.4.3.1.) zählen laut Van der Sijs u.a. verschiedene Bezeichnungen für Verwandte, so broeder, (‚Bruder‘), anl. belegt als Dat. Plur. bruothron (ahd. bruoder) und anl. muoder (ahd. muoter, ‚Mutter‘), sowie mehrere Wörter für Körperteile, beispielsweise anl. arm (ahd. ar[a]m, ‚Arm‘). Weiter gehören zu dieser Klasse Andeutungen für Wetterverhältnisse, so anl. regan (ahd. regan, ‚Regen‘), für Himmelskörper, so anl. sunna (ahd. sunna, ‚Sonne‘), für Landschaft und Natur, so anl. weitha (ahd. weida, ‚Weide‘) oder anl. buok (ahd. buohha, ‚Buche‘), belegt in Ortsnamen wie Buokholte (siehe 4.3.5.1.) und für Bezeichnungen von Tieren beziehungsweise tierischen Erzeugnissen wie anl. kuo (ahd. kuo, ‚Kuh‘) und anl. miluk (ahd. miluh, ‚Milch‘). Zum einheimischen Teil des niederländischen Lexikons zählen ebenfalls allgemeinere Wörter für Eigenschaften wie anl. ald (ahd. alt, ‚alt‘) oder das anl. Adv. lango (ahd. lang, ‚lang‘), sodann Zahlwörter, so anl. thri mit unterschiedlichen Flexionen wie Dat. tren (ahd. drī, drīo, driu, ‚drei‘), und schliesslich Verben, die elementare Handlungen des Menschen ausdrücken wie anl. etan (ahd. ezzan‚ ‚essen‘) so in az (‚ich ass‘), anl. fragon (ahd. frāgēn, frāgōn, ‚fragen‘) oder auch ndl. zijn (‚sein‘), das drei einheimische Verben zijn, wezen und bennen einschliesst und vermutlich auf drei idg. Wurzeln zurückgeht, nämlich *h1es- mit anl. Bildungen wie sind (‚sind‘), *bhueh2- mit anl. Entsprechungen wie bin (‚bin‘) und *h2ues- mit anl. Formen wie wesan (‚wesen‘, in der Bedeutung von ‚sein‘). Schliesslich rechnet man auch zum Teil jüngere germanische Wörter mit grammatikalischen Funktionen wie Pronomina, Präpositionen und Artikel zum Grundwortschatz.

Naturgemäss sind die ältesten Stufen des Niederländischen mitunter von diesen einheimischen Wörtern geprägt. Allerdings lassen sich nicht alle Wörter des Grundwortschatzes als indogermanische oder germanische Erbwörter einstufen, so ist der Ursprung von anl. etan (‚essen‘) zwar indogermanisch, anl. drinkan (‚trinken‘) gilt hingegen als Substratwort, anl. fuot (ahd. fuoz, ‚Fuss‘) hat einen indogermanischen Ursprung, anl. ande (ahd. hant, ‚Hand‘) hingegen ist wohl als germanisch einzustufen, dürfte aber aus einer Substratsprache stammen, und mnl. sole (‚Sohle‘) ist ein lateinisches Lehnwort. Die Zahl der einheimischen Wörter in den altniederländischen Texten stieg dann bis auf über 700 an, das bedeutet über 90 % des überlieferten altniederländischen Wortschatzes. Mit welchen Zahlen in nicht-überlieferten Texten und gesprochener Sprache in altniederländischer Zeit zu rechnen ist, lässt sich nicht einschätzen. In Texten aus jüngerer Zeit kommen mehr Lehnwörter vor, Erweiterungen des niederländischen Lexikons im Laufe der Jahrhunderte hatten zur Folge, dass der Anteil einheimischer Wörter verhältnismässig abnahm und auf schätzungsweise ein Viertel des gesamten Wortschatzes zurückging. Der Anteil der Substrat- und Lehnwörter des niederländischen Wortschatzes dürfte somit beachtlich sein (vgl. 3.4.3.3.).

Sodann sollten germanische Wortbildungsverfahren in den sich herausbildenden Sprachen weiter produktiv sein, so auch im Altniederländischen. So kommen Zusammensetzungen aus zwei Substantiven im frühesten Niederländischen vor, wie Van der Sijs darlegt, so anl. manslag (‚Totschlag‘). Neben diesen häufig vorkommenden Bildungen finden sich in den ältesten Quellen auch Beispiele anderer, im Germanischen bekannter Wortbildungsverfahren, wie die folgenden, willkürlich gewählten Belege zeigen. So ist anl. misdāt (‚Verbrechen‘) aus dem Präfix mis (‚schlecht‘, ‚falsch‘) und dem Substantiv dāt (‚Tat‘) gebildet, das anl. junkfrouwa (‚junge Frau‘, ‚Mädchen‘), belegt im Akk. Plur. jungfrouwan, setzt sich aus Adjektiv und Substantiv zusammen, schliesslich stellt uuitherstandne (‚Widerstand‘) als substantiviertes Präsens eine Ableitung eines Verbes, nämlich witherstān (‚widerstehen‘, ‚Widerstand bieten‘) dar. Daneben sollten neue Möglichkeiten entstehen, um Wörter zu bilden, die im Germanischen nicht produktiv waren, beispielsweise mit einem Verb oder nomen actionis als erstem Teil, so drinkewater (‚Trinkwasser‘) im anl. Namen Simoni Drinkewater.

Handbuch Niederländisch

Подняться наверх