Читать книгу Kurdische Märchen und Volkserzählungen - Jemal Nebez - Страница 12
ОглавлениеDa raunte der Geist ihm "Auf Wiedersehen!" zu und verschwand.
Die Prinzessin war auf der Stelle geheilt. Allenthalben brach großer Jubel aus, und man tanzte vor Glück und Freude sieben Tage und sieben Nächte lang.
Der König gab dem Schäfer die Prinzessin zur Frau, und sie wurden sehr glücklich miteinander.
Einige Zeit später erkrankte die Tochter eines Nachbarkönigs, der ebenfalls nur eine, über alles geliebte Tochter besaß. Auch ihr war der Geist erschienen, nachdem er auf der Flucht vor Gule in dieses Land gekommen war. Ihr Vater, der von dem berühmten Arzt gehört hatte, sandte seine Minister mit einem kostbaren Geschenk zum Nachbarkönig und ließ bitten, der Herr Schwiegersohn möge doch versuchen, seine Tochter zu heilen, wie er seine eigene gesund gemacht habe.
Der König sprach zu dem Schäfer: "Bitte geh und behandle seine Tochter! Sie sind unsere Nachbarn. Es wäre sehr vorteilhaft für uns, diese Gelegenheit für die Gründung einer dauerhaften Freundschaft zu nutzen."
Der Schäfer antwortete: "Verzeiht, königlicher Vater! Ich bin für diese Dinge nicht geeignet, ich bitt' Euch, lasst mich damit zufrieden!" Der Schäfer redete viel, aber der König wollte wenig hören und bestand darauf, dass sein Schwiegersohn unbedingt gehen sollte.
Der arme Schäfer ging gesenkten Hauptes heim und schrieb sein Testament. Dann nahm er seinen Beutel und machte sich auf den Weg zum Palast des Nachbarkönigs. Als er in das Gemach des Mädchens eintrat, erblickte er den Geist, der drohend grollte: "Oh du erbärmlicher Wicht! Habe ich dich nicht gewarnt, dass es dein Leben kosten würde, wenn du ein zweites Mal als Arzt aufträtest? Wie konntest du es wagen, hierher zu kommen?" "Verzeiht, Herr!" sagte der Schäfer demütig. "Ich bin nicht gekommen, das Mädchen zu heilen." - "Warum also dann?", schnaubte der Geist. "Ich bin gekommen", antwortete der Schäfer ruhig, "um meinem Herrn zu sagen, dass Gule vor der Türe steht!" Als der Geist diesen Namen hörte, schnaufte er ängstlich: "Wo ist sie? Um Gottes willen! Nur das nicht!" So sprach er und eilte blitzschnell von dannen.
Der Schäfer seufzte tief: "O du meine Güte! Wer hätte das gedacht, dass der bloße Name dieser bösen Frau genügen würde, einen wilden und furchtlosen Geist in die Flucht zu schlagen!"
Und er war sehr froh, dass er beide losgeworden war.