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~ Die Schlauheit der Frauen ~

Ein kurdischer Geistlicher hatte mit den Frauen viele schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb beschloss er, ein dickes Buch über ihre Schlauheit zu schreiben. Er machte sich auf und ritt von einer Stadt zur anderen und von einem Dorf zum anderen, um sich Erzählungen über die Frauen anzuhören und Stoff für sein Buch zu sammeln.

So kam er auch in eine Stadt, wo die Frau eines reichen Kaufmanns lebte, der sein Plan, ein solches Buch zu schreiben, zu Ohren gekommen war. Sie schickte nach ihm und lud ihn ein, sie zu besuchen. Als der Malla am Nachmittag desselben Tages zu ihr kam, empfing sie ihn mit erlesener Höflichkeit und erkundigte sich scheinheilig: "Malla, habt Ihr schon etwas über die Schlauheit der Frauen in Erfahrung gebracht und aufgeschrieben?"

Der Geistliche warf sich in die Brust und prahlte: "Allah schütze Euch! Was sagt Ihr da, liebe Frau! Es gibt nichts mehr, was ich ihnen nicht schon aufgeschrieben hätte!" Die Frau bat ihn, ihr doch einige Erzählungen vorzulesen, worum er sich auch nicht lange bitten ließ. Sie hörte ihm mit großer Aufmerksamkeit zu. Am Schluss lobte sie ihn eifrig und sprach: "Es ist wirklich so, wie Ihr sagt! Ihr habt nichts vergessen. Ihr seid ein kluger Mann. Und da Ihr so gebildet seid, habt Ihr bestimmt auch eine schöne Schrift. Deshalb möchte ich Euch um etwas bitten."

Der Geistliche fühlte sich geschmeichelt: "Ich habe in der Tat eine sehr schöne Handschrift! Was befehlt Ihr?" - "Ich bin leider Gottes des Schreibens und Lesens unkundig. Und mein Bruder wohnt in einer anderen Stadt. Wollt Ihr ihm, um Gottes Lohn, ein paar Zeilen schreiben?" - "Bei meinen Augen!", antwortete der Malla bereitwillig. Die Frau schlug vor, dass er am folgenden Tag zum Mittagessen kommen solle, danach könne er den Brief schreiben. Der Malla war hocherfreut, bedankte sich und sagte: "Allah sei mit Euch bis morgen!"

Am Abend kehrte der Kaufmann nach Hause zurück, und nach kurzer Zeit brach die Frau einen kleinen Streit vom Zaun. Sie behauptete, er sei schrecklich vergesslich, was er heftig bestritt. Das ging so ein Weilchen hin und her, und schließlich beschlossen sie, eine Probe zu machen und die Wette "Talamischkena"(1) einzugehen. Der Kaufmann sagte: "Wenn ich verliere, sollst du von mir ein schönes Kleid bekommen!"

Am nächsten Morgen ging der Kaufmann wie jeden Tag ins Geschäft. Die Frau indessen machte sich daran, ein Huhn zu braten und kochte einen Topf Pilaw. Pünktlich zur Mittagszeit erschien der Geistliche zum Essen. Die Frau hieß ihn herzlich willkommen und bat ihn, schon immer mit dem Brief anzufangen, während sie das Essen fertigmache. Sie schilderte ihm, was er schreiben solle und ging dann aus dem Zimmer. Kaum war sie draußen, winkte sie heimlich das Kind des Nachbarn heran und bat es: "Lauf schnell zu meinem Mann und sag ihm, es sei etwas sehr Unangenehmes geschehen. Er soll so schnell wie ein Pfeil nach Haus kommen!" Das Kind rannte los, und die Frau trat wieder ins Zimmer und setzte sich neben den Malla. Sie waren mitten in der schönsten Unterhaltung, als es laut und heftig an die Tür klopfte. "Wer ist da?" rief die Frau. "Ich bin es", antwortete der Mann. "Mach schnell auf!"

Die Frau tat zu Tode erschrocken, schlug sich an die Brust und fing an zu jammern: "Du lieber Gott, jetzt ist mein Mann gekommen! Gott allein weiß, wie rasend eifersüchtig er ist. Er verliert schon den Kopf, wenn er mich mit einem Knaben sieht. Euch wird er bestimmt mit einem Dolch zu Leibe gehen!" - "Um Gottes Willen!", stammelte der Malla zitternd. "Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber es wäre eine große Schande für mich und auch für meine Familie, wenn ich unter solchen Umständen umkäme! Bitte, denkt Euch schnell etwas aus!"

Die Frau blickte angstvoll im Zimmer umher: "Es gibt nur eine Rettung! Geht da in den Schrank und verhaltet Euch ganz still. Aber Ihr dürft auch nur ganz leise atmen!" Der Malla stand auf und versteckte sich, so schnell er konnte, in dem Schrank. Die Frau brachte ein Schloss daran an und steckte den Schlüssel in die Tasche. Dann lief sie rasch und öffnete die Tür.

Der Mann stürzte aufgeregt herein: "Um Himmelswillen, was ist geschehen? Sag's doch schnell!" - "Was kann Schlimmeres geschehen als dies?" klagte die Frau laut, "Ach Gott wie soll ich meine Ehre zurückerhalten? Bist du mein Mann oder ein Zuhälter?" Der Mann starrte sie entgeistert an, dann schüttelte er sie an den Schultern: "Was ist los? Nun sag's schon endlich, sonst platze ich auf der Stelle!"

"Also gestern kam ein Malla zu mir, der vorgab, ein Buch über die Schlauheit der Frauen schreiben zu wollen. Ich hatte Mitleid mit ihm und schenkte ihm ein bisschen Geld. Aber er besaß die Frechheit, heute wiederzukommen. Und er ist mir bis in mein Zimmer gefolgt. Ich bekam es mit der Angst, denn er ist ein starker Kerl, und ich merkte, dass er nichts Gutes im Schilde führte. Deshalb wollte ich davonlaufen. Aber er packte mich stürmisch, riss sich den Turban vom Kopf, schleuderte ihn in die Ecke und warf mich zu Boden. ... er hat dabei alle meine Unterröcke zerrissen!" schluchzte die Frau. "Ich habe laut geschrien, und das Kind unseres Nachbarn hörte es zum Glück und lief gleich zu Dir. Du musst mich rächen, wenn die Haare deines Schnurrbartes die Haare eines Mannes sind! Sonst bin ich nicht länger Deine Frau!"

Der Mann riss grimmig den Dolch aus dem Gürtel und brüllte, vor Wut zitternd: "Wo steckt das Schwein?" - "Als du an die Türe klopftest, ließ er von mir ab und versteckte sich in dem Schrank dort. Ich hängte schnell ein Schloss davor und sperrte zu!" - "Wo ist der Schlüssel? Her damit!"

Die Frau hielt ihm den Schlüssel hin. Als der Mann das Schloss öffnen wollte, packte sie seine Hand und lachte aus vollem Halse: "Ha, ha, ha! Habe ich gewonnen oder nicht? Du hast den Schlüssel von mir genommen, ohne zu sagen, dass du dich erinnerst, und du musst mir ein schönes Kleid schenken!" Der Mann warf den Schlüssel in die Ecke und starrte sie an: "Soll das heißen, Du hast dieses Theater nur gemacht, um die Wette zu gewinnen?"

"Ja, ja, was denkst du denn sonst? Ich habe dir ja gleich gesagt, dass ich gewinnen werde!" - "Ist das eine Art und Weise? Was hast du mir angetan! Ich könnte in tausend Stücke zerspringen!" - "Komm", sagte sie zärtlich, "sei nicht böse, ich habe etwas Gutes für dich gekocht. Wir essen zusammen, und dann gehst du wieder an deine Arbeit!" - "Lieber esse ich Gift!", rief der Mann mit zornrotem Kopf und verließ hastig das Haus.

Darauf sperrte die Frau den Schrank auf. Dort kauerte der Malla ganz blass und von Angstschweiß bedeckt in der Ecke. "Kommt heraus, Malla, damit wir unser Mittagessen in Ruhe verspeisen können! Ich habe nämlich etwas Gutes für Euch gekocht." - "Bei der Barmherzigkeit Allahs", stotterte dieser. "Bitte öffnet mir die Tür! Ich kann jetzt nichts essen."

Die Frau versuchte vergeblich, ihn zum Bleiben zu bewegen. "Lieber Malla, es tut mir leid, dass ich Euch erzürnt habe. Bitte, betet nicht, dass ich bestraft werden möge! Auch hätte ich noch eine Bitte an Euch!", sagte die Frau. "Macht schnell", drängte der Malla. "Ich will ganz schnell gehen!" Unverzüglich trug sie ihm ihre Bitte vor: "Schreibt diese Geschichte auch in Euer Buch!"

Da rief der Geistliche erschrocken aus: "Widerrufung! Ich widerrufe und werde mich daran halten. Ich werde nichts mehr über die Frauen schreiben. Mögen sie allesamt mit ihrer Schlauheit in den Trichter der Mühle fallen!"


Kurdische Märchen und Volkserzählungen

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