Читать книгу P.E.M. Projekt Evolution Mensch - Jennifer Scheil - Страница 5

Überschrift 3

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John machte sich am nächsten Morgen gleich daran, den Unterstand zu reparieren. Das Holz dafür nahm er von einem Stapel Altholz und sägte sich aus Baumstämmen, die hier überall herum lagen, die passenden Bretter und Verbindungsstücke.

Jonas, der ihm zur Hand ging, beobachtete ihn und stellte fest, dass John sehr verbissen und still arbeitete. Was sonst gar nicht seine Art war. Jonas wunderte sich zwar und hätte auch gerne herausgefunden, worauf dieses Verhalten begründet war, doch schwieg er und störte John nicht in seinen Gedanken.

Samantha stand an ihrem Zimmerfenster und sah auf den Hof und ihr Herz schlug schneller als sie John sah. Sie wollte ihn heute zu der Stelle führen, wo sie ihn gefunden hatte. Tief durchatmend, straffte sie sich und raffte ihr hüftlanges Haar zu einem lockeren Zopf. Die Vorstellung mit ihm allein zu sein, behagte ihr gar nicht. Das flaue Gefühl im Magen ließ sich einfach nicht vertreiben. Sich umdrehend, warf sie sich einen Blick im Spiegel zu. Von Jonas hörte sie oft, dass sie schön sei. Das fand sie weniger. Die Augenfarbe zum Beispiel. Sie war auf den ersten Blick undefinierbar. Schaute man jedoch genauer hin, sah man, dass die einzelnen Abschnitte des Auges Umrandungen aufwiesen. Die Regenbogenhaut war am äußeren Rand von einem dunklen Grau-Blau. Dieses wurde zu einem Grau-Grün und um den schwarzen Mittelpunkt war ein sich strahlenförmig ausweitender, bernsteinfarbener Ring. In ihnen würde sich ihre Gabe offenbaren, sagte Jonas. Vielleicht war auch das der Grund, warum sie ihre Augen nicht mochte.

Das lange, in sanften Wellen schimmernde Haar, war kastanienbraun und das Einzige was sie an ihrem Körper anziehend fand. Sie zupfte das Kleid zurecht und betrachtete sich von allen Seiten. Sie war zwar schlank, doch fand sie ihre Beine und Po zu dick, auch ihr Bauch könnte etwas flacher sein. Weshalb sie meistens Kleider trug, die ihre Figur vorteilhafter zur Geltung brachten. In ihnen fühlte sie sich freier. Ihre Mutter fand diese Begründungen für ihren Kleidertick einfach lächerlich, gab ihr aber nach.

Vielleicht hatte sie ja auch Recht, doch Samantha bekam immer von ihren

Mitschülern zu hören sie sei dick. So oft und lange schon, dass sie es mittlerweile

selbst glaubte. So schön und gut gebaut wie Babette würde sie nie sein.

Denn weißen Stoff glatt streichend, verließ sie ihr Zimmer und begab sich in die

Küche. Wie jeden Morgen nahm sie sich das Müsli und ein Stück Obst. Sie setzte sich an den Tisch und begann zu Essen. Die Tasse Tee in den Händen haltend, sah sie zum Fenster. John war noch immer damit beschäftigt, Nägel in Bretter zu schlagen, die ihm Jonas festhielt. Doch außer den monotonen Hammerschlägen und dem Geräusch von aufeinander schlagendem Holz war nichts zu hören.

John wischte sich den Schweiß von der Stirn und richtete sich auf. Als sein Blick auf die Küche fiel, sah er, dass jemand am Tisch saß. Ohne dass er es genau erkennen konnte, wusste er, das Samantha dort ihr Frühstück einnahm. Woher er das wusste, war ihm nicht klar, doch irgendwie hatte dieses Gefühl etwas Beruhigendes an sich.

Sammy, mir ist nicht klar, was da gestern Abend passiert ist, aber was es auch war, es hat mir viel genommen und nur wenig gegeben. Er fand es absurd, doch sehnte er sich förmlich danach, ihr wieder so tief in die Augen zu sehen. Das Gefühl in ihnen zu ertrinken, war berauschend gewesen und das Verlangen nach mehr, war kaum zu zügeln. Es schmerzte fast mehr als die Wunden, die längst verheilt waren.

Jonas bemerkte, wohin Johns Blick wanderte und ahnte in welchen Bahnen seine Gedanken kreisten. „Jungchen, sag mal wie wäre es mit einer Pause? Die Arbeit läuft ja nicht weg und meine Knochen wollen nicht so wie sonst.“

„ Jonas, mit deinen dreiundsechzig Jahren bist du noch fixer als so manch ein dreißigjähriger. Aber wenn du meinst, mach eine Pause. Ich schaff es auch allein.“

Erschrocken wehrte Jonas ab. Das war nun wirklich nicht das, was er wollte. „John, seitdem du hier bist, hast du jeden Tag gearbeitet. Oh, ich find das durchaus gut. Es erleichtert mir viel. Doch solltest du dir mal Zeit für dich nehmen und entspannen. Mach mit Sammy doch einen schönen Spaziergang.“

Geistesabwesend, konnte John nur nicken. Samantha betrat gerade die Veranda und schaute, die Unterarme aufs Geländer gestützt, zu Tom hinüber. Der saß auf der Schaukel, die John aus einem alten Autoreifen und einem Brett gebastelt und mit dicken Seilen, an der großen Buche befestigt hatte. Jauchzend, versuchte Tom immer höher zu kommen. Domino sprang an der Schaukel hoch und tat ihrem Unbehagen, über das hohe Schaukeln laut und anhaltend kund.

Als Samanthas silberhelles Lachen zu ihm drang, durchfuhr es John heiß und

schnürte seinen Magen zu. So, als hätte er ein glühendes Eisen verschluckt. Wenn dieses Lachen doch nur einmal ihm gelten würde!

Mit einiger Verspätung wandte er sich Jonas zu. „Ja, das ist keine schlechte Idee!“ Um sein Lächeln zu verbergen, wandte sich Jonas seinem Werkzeug zu und verstaute es im Kasten. John beachtete ihn nicht. Er war bereits auf dem Weg zum Haus. Samantha erstarrte, als sie John auf sich zu kommen sah und bekam weiche Knie. „Guten Morgen, Samantha. Du siehst hinreißend aus!“ Sie spürte, wie sie errötete. Seiner Stimme war es anzuhören, dass er meinte, was er sagte. Noch nie wurde ihr von einem Mann- Jonas zählte nicht- ein Kompliment gemacht. Unsicher wie sie reagieren sollte, sagte sie leise. „Guten Morgen, John. Seid ihr zwei schon fertig für heute?“

„Ja. Denn Rest des Tages machen wir frei. Samantha, würdest du mir den Wald zeigen? In der ganzen Zeit, in der ich hier bin, war ich noch nicht weiter als bis zum großen Acker gekommen. Du hattest doch erzählt wie schön er sei und wie viele Tiere zu beobachten sind.“ Samantha drehte eine ihrer langen Strähnen, um die Finger. „Sicher, gern. Doch bitte wasche dich und ziehe dich um. So wie du riechst, nehmen die Tiere ja Reißaus.“

Kurz darauf bereute sie es schon, dass sie ihm geraten hatte, sich um zu ziehen. Er trug jetzt eine schwarze Jeans und ein dunkelblaues Shirt. Durch die enge Form, wurde sein guter Körperbau stark betont. Das noch feuchte Haar war zurückgekämmt und wirkte fast schwarz. Sein Anblick ließ ihr heiße Schauer über den Rücken laufen.

Sie nahm sich zusammen, schritt die Stufen hinab und bedeutete ihm zu folgen. Den Weg durch die Felder legten beide in Gedanken versunken zurück.

Am Abend zuvor hatte John das unbestimmte Gefühl gehabt, ihre Stimme in seinem Kopf zu hören. Sie war sehr leise, fast nur als Hauch, wahr zu nehmen gewesen. Er war davon überzeugt, einen kurzen Augenblick lang an etwas Wunderbarem teilgenommen zu haben. Etwas Besonderem. Und einen einzigartigen Augenblick lang, waren Samantha und er zu einer Einheit verschmolzen. Es war ein Gefühl gewesen, das Intensiver kaum sein konnte.

Als er plötzlich ihre Hand auf seinem Unterarm spürte war es, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Sich von ihr in die Hocke ziehen lassend, folgten

seine Augen ihrem ausgestreckten Arm. Den Punkt findend, gewahrte er am Waldrand eine flüchtige Bewegung.

Dann schnürte ein Fuchs aus dem Gestrüpp und huschte ins Feld. Dort wo er in den

Ähren untertauchte, bewegten sie sich leicht hin und her. Samantha erhob sich und zog John mit.

„Das war der alte Graubart. Ich glaub, er ist der älteste Fuchs in diesem Wald.

Manchmal kommt er bis zu uns in den Garten. Domino mag ihn nicht besonders. Er findet immer ihre Verstecke und plündert sie!“

„Nun, da würde ich aber auch was dagegen haben, wenn mir meine Vorratskammer ausgeräumt wird!“

„Graubart geht ja noch. Schlimmer ist es, wenn uns Räuber einen Besuch abstattet. Dieser alte Kerl ist immer auf Streit aus. Und er hält sich auch nicht immer an die Regel, dass seine Art nur nachts unterwegs sein sollte. Einmal haben sich Domino und er so geprügelt, dass wir Beide zum Tierarzt fahren mussten.“

„Wer ist dieser Räuber?“

„Ein alter Dachs. Sein Bau ist hinterm Haus, circa dreihundert Meter in den Wald rein.“

„Räuber, Graubart. Wen gibt es da noch?“ Samantha sah zu ihm auf. Sie wollte sehen, ob er sich über sie lustig machte. Als sie sah, dass er es ernst meinte, lächelte sie.

Und John war es, als ginge erst jetzt die Sonne auf.

„Wenn wir Glück haben, werde ich dir all meine Freunde heute vorstellen können. Einige von ihnen sind zu scheu, als dass sie sich uns nähern würden. Doch werden sicher die Zwillinge Zorro und Balu, zu einem Plausch zu überreden sein.“ Lachend, lief Samantha vor und drehte sich im Kreis. Dabei streckte sie ihre Arme aus und der Luftzug bauschte ihr Kleid. Dann lief sie leichtfüßig zu einem schmalen Pfad, der sich durch den Wald schlängelte. John folgte ihr sofort. So wie sie da vor ihm über die Wurzeln und Unebenheiten zu schweben schien, hatte er das Gefühl, dass sie hier hergehörte. Hier in den Wald mit seinen Tieren und Pflanzen. Dass sie ein Teil von ihm war.

Nach einer Weile nahm sie John bei der Hand und zog ihn durch die dichte Vegetation. Vor ihnen suchte sich gurgelnd und plätschernd, ein schmaler Bach seinen Weg und mündete in einen kleinen See. Unfähig etwas zu sagen, blieb John am Ufer stehen und sein Blick schweifte über das sich ihm bietende Bild. Es war ein wundervoller Ort. Anhand der Farbe des Wassers und dem Zustand des Geländes konnte dieser Platz nicht vielen Menschen bekannt sein. Er wirkte so sauber und

unberührt, dass John sich schuldig fühlte, das Gras mit seinem Gewicht nieder zu drücken. Samantha war an einer felsigen Stelle in die Knie gesunken. So wie sie da saß, im Licht der Morgensonne, wirkte sie auf ihn wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Das Licht verfing sich in ihrem Haar und zauberte die schönsten Farbreflexe. Rot und Golden schimmerte es und machte dadurch denn Eindruck, als hätte sich die Sonne höchst persönlich in ihren Haaren zur Ruhe begeben.

Mit einem Wink forderte sie ihn auf, zu ihr zu kommen. Als er neben ihr stand, sah sie, mit diesen wunderschönen und unergründlichen Augen, zu ihm auf. Mit einer Hand, zog sie ihn zu sich herunter. Da bemerkte John eine Bewegung am anderen Ufer. Seine Augen weiteten sich als er zwei Waschbären erkannte, die, auf den Hinterbeinen aufgerichtet, zu ihnen herüber äugten. Leise vernahm er Samanthas Worte. „Das sind Zorro und Balu. Der fast schwarze, ist Zorro. Er ist der Draufgänger, während Balu am liebsten nur seine Ruhe haben möchte. Sie scheinen dich für nicht ganz ungefährlich zu halten.“

Still saß John neben ihr und sah wie sich die Bären unschlüssig auf und ab bewegten. Auf einmal überkam ihn der Wunsch, ihnen deutlich zu machen, dass er keine Gefahr für sie darstellte. Langsam, um die Tiere nicht zu verschrecken, pflückte er Brombeeren von dem Strauch, der ihm am nächsten war. Sie vor sich auf einen Stein legend, behielt er das andere Ufer im Auge. Dabei vermied er es, die Waschbären direkt anzusehen. – Anstarren, war unter Tieren, ein deutliches Zeichen für Aggression. - Der Duft der süßen Früchte, stieg Zorro in die Nase und er reckte sich so weit vor, wie er es wagen konnte ohne ins Wasser zu fallen. „Ja, komm schon. Hab keine Angst. Ein Waschbär wie du, der auch noch Zorro heißt, sollte doch etwas mutiger sein! Na komm, ich bin dein Freund. Ich tue dir nichts!“ Lockend, legte John noch ein paar Beeren dazu und zog sich ein Stück zurück.

Mutiger geworden, trippelte Zorro ein Stück vor und sprang auf einen Stein, der in

Ufernähe im Wasser lag. John bewegte sich nicht. Er saß wie zu einer Salzsäule erstarrt und beobachte die Annäherung unter gesenkten Lidern hervor.

Zorro, der bemerkte, dass sich nichts rührte und den die Früchte und die Gegenwart seiner Freundin lockten, hüpfte von Stein zu Stein auf das andere Ufer zu. Auf jedem Stein, hielt er inne und witterte zu ihnen hinüber. Wieder auf festem Grund, tat er vorsichtig einen Schritt nach dem anderen, bis er vor den Beeren anlangte.

Balu, der bemerkte, dass sein Bruder noch wohlauf war, folgte ebenfalls über die Steine springend und setzte sich kurz darauf neben ihn. John legte langsam seine rechte Hand auf seinen Oberschenkel und öffnete sie. In ihr lagen weitere

Beeren, deren Saft ihm durch die Finger ran.

Samantha hielt den Atem an, als sie sah, wie der schüchternen Balu sich zu der Hand vortastete und sich auf dem Oberschenkel abstützte. Schnell erhaschte er eine Beere und verspeiste sie hastig und laut schmatzend. Als er bemerkte, dass nichts passierte, wurde er mutiger. Er krabbelte John auf den Schoß, machte es sich bequem und verspeiste, auch noch die restlichen Beeren.

Zorro hingegen sprang Samantha auf den Schoß und kuschelte sich an sie. Sanft streichelte sie ihm, über sein schwarzbraunes Fell. Balu schleckte inzwischen den klebrigen Saft von Johns Hand. Der spreizte die Finger, damit der Waschbär besser heran kam. Die raue Zunge auf seiner Hand, den Pelz auf seinem nackten Arm, durchströmte John ein Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Der warme Tierkörper schmiegte sich fester, gegen seine harten Muskeln. Behutsam hob er die linke Hand und strich Balu über sein graubraunes Fell. Balu drückte sich gegen die, ihn liebkosende Hand und gab Laute von sich, die einem Schnurren sehr nahe kamen.

John glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Lächelnd kraulte er Balu unterm Kinn, was dieser mit einem zufriedenen Brummen quittierte. Aufsehend, begegnete John einem Blick aus unergründlichen Augen. Sie strahlten und wieder verfing er sich in ihnen. Doch bevor er in ihnen versinken konnte, löste Samantha ihren Blick und wandte sich den Waschbären zu.

„Wo wart ihr zwei Schlawiner, in den letzten Tagen? Habt ihr die Gegend wieder unsicher gemacht?“ Zorro sprang von ihrem Schoß auf einen Stein und richtete sich auf seinen Hinterpfoten auf. Mit Gesten und lautem Geschnatter saß er vor ihr. Es schien John, als erzähle er ihr alle Erlebnisse

der letzten Tage. Balu sprang plötzlich von Johns Schoß und setzte sich neben seinem Bruder. Beide schnatterten und brummten jetzt im Duett und irgendwie erinnerte es John nicht an ein Gespräch sondern an - Gesang. Die beiden Waschbären wiegten sich und schnatterten in einem fort bis Samantha lachend die Hände hob. „Ich danke euch beiden. Danke, es war wirklich sehr schön.“ Als die Waschbären verstummten, streichelte sie ihnen über die Köpfe. In einer fließenden Bewegung erhob sie sich und ließ ihren Blick zum Waldrand schweifen. John folgte ihrem

Beispiel und bemerkte einen Rothirsch, der witternd zu ihnen herüber spähte. „Wer

ist das, auch ein Freund?“ Lächelnd nickte Samantha. Ehrfürchtig senkte sie ihre Stimme, als sie ihm antwortete. „Das ist Chef. Er ist der stärkste Hirsch hier im Wald. Siehst du die weißen Streifen an seiner Hinterhand?“ Als John nickte fuhr sie fort. „Daran erkennen ihn auch die Jäger. Niemand schießt auf ihn, wenn er mal das Glück hat, ihn vor das Gewehr zu bekommen. Chef ist allerdings so schlau, dass er ihnen immer aus dem Weg geht. Er zeigt sich jetzt auch nur hier, weil ich bei dir bin. Das ist für ihn das Zeichen, dass ihm keine Gefahr droht.“

„Weshalb schießen ihn die Jäger nicht? Ich meine, seine Erscheinung ist imposant.“

„Ja, für viele wäre er eine willkommene Trophäe, doch respektieren die Jäger, als Einzige, mein Verhältnis zu ihm und den anderen Tieren. Oft pflege ich zusammen mit Großvater Tiere gesund.“ Setzte sie erklärend hinzu. „Manchmal bringen der Förster und auch mal die Jagdpächter kranke oder verwaiste Tiere zu uns.

Chef fand ich eingewickelt in Stacheldraht und völlig entkräftet. Damals war er gerade drei Jahre alt gewesen. Zusammen mit Jonas habe ich ihn aufgepäppelt und wieder frei gelassen. Die weißen Streifen sind die Spuren dieser ersten Begegnung. Das Fell ist dort weiß nachgewachsen.“

„Wie alt ist er jetzt?“

„Zwölf!“

„Da warst du gerade zehn Jahre alt. Hattest du keine Angst, ich meine, ein verletztes Tier kann gefährlich werden. Mit diesen Geweihstangen kann er tiefe Wunden reißen!“

„Er, hätte mir nie etwas getan!“

Sich abwendend, schritt Samantha über die Wiese. Die Waschbären folgten immer dicht auf. John hörte ein Summen und war erstaunt, als er ausmachte woher es kam.

Samantha tanzte über die Wiese und summte eine ihm unbekannte Melodie. Dann –

sang sie.

Der glockenhelle Klang ihrer Stimme, zwang ihn in die Knie, verzauberte ihn.

Wenn du dich morgen fragst,

wozu sind wir auf der Welt?

Wenn du anfängst dich zu wundern,

wenn du wissen willst, was zählt.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Dann steh auf und geh!

Geh hinaus und sieh.

Die Welt ist voller Wunder,

du musst sie nur erkennen.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Das Lied hielt John gefangen. Ohne, dass er darauf Einfluss hatte, drang ihre Stimme tief in sein Herz und brachte dort eine verborgene Saite zum Klingen.

Die Tiere in dieser Welt,

die sie mit uns teilen müssen,

haben die gleichen Bedürfnisse wie wir.

Um zu leben, um zu sein.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Wenn du erkennst und verstehst,

dass du wie die Tiere bist.

Dann wird dein Herz sich öffnen,

wird es die Liebe finden.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Ein Rauschen erfüllte die Luft und ein großer Schatten verdunkelte den Himmel. Was John zu sehen bekam, als er aufsah, war so unwirklich, dass er es kaum glaubte. Eine riesige Schar Vögel, der unterschiedlichsten Arten, flog über ihn hinweg und umkreiste, laut trällernd Samantha und die Bären. Einige Vögel umflatterten sie weiter, während der Grossteil der Schar sich auf den umliegenden Büschen und Bäumen niederließ. Die Luft war erfüllt von Musik und Tanz.

Deine Seele schreit um Hilfe,

die Tiere dies verstehen.

Wenn die Menschen dich vergessen,

werden die Tiere mit dir gehen.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Glaub mir denn es existiert mehr als dies.

Öffne deine Sinne, dann wirst du erkennen.

Deine Seele wird heilen, das Licht erstrahlen.

Die Dunkelheit weicht und bricht.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Das strahlende, heilende Licht,

das verlieren wir nicht.

Es ist unsere Seele, unser Herz.

Es besiegt jeden Schmerz.

Mehr als dies, mehr als jetzt und mehr als hier.

Mehr als dies, mehr als sein und mehr als wir.

Wie Samantha da über die Wiese tanzte, umgeben von den verschiedensten Tieren, weckte sie in John eine Erinnerung. Ja es war, als sei die Fee von ihrem Wolf geglitten und dem Gemälde entstiegen, um hier zu tanzen.

John erhob sich und schritt wie hypnotisiert auf das Schauspiel zu. Als er sich näherte, flogen die Vögel zu den Bäumen und auch die Waschbären zogen sich zurück. Als er sich Samantha näherte, bemerkte John wie Chef mit den Hufen stampfend, sein mächtiges Geweih schüttelte. Dann drehte er sich um und verschwand im Wald.

Zurück blieben zwei junge Menschen, in denen eine Kraft zu erwachen begann. Diese Kraft, die sie eines Tages dazu befähigen würde, einen kleinen Teil der Welt

zu verändern und Mauern einzureißen.

John trat an Samantha heran und umfasste sie mit den Armen. Sie hatte noch immer ihre Augen geschlossen und stand hoch aufgerichtet da. Es schien ihm so, als würde sie auf etwas lauschen, was nur sie hören konnte. Ihr Haar umschmeichelte seinen Körper. Es strich, vom Wind getrieben, über seine Arme und in sein Gesicht. Sie fest an sich ziehend schmiegte er seinen Körper an ihren Rücken und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar um ihren Duft gierig einzusaugen. Es war ein betörender Duft, der ihn an Rosen und an einen Hauch von Sonne erinnerte. Er fand es unglaublich, wie weich ihr Haar war. Ihr Körper war so geschmeidig, so berauschend schön.

Die Welt um sich her vergessend, hatte sich Samantha ihren Gefühlen hingegeben. Hatte für einen kurzen Zeitraum zugelassen, dass ihre Gabe an die Oberfläche stieg.

Dass sie in die Welt hinaus strömte. Als der Rausch abebbte und sie ruhiger wurde, vernahm sie ein Klingen, wie von tausend winzigen Silberglocken.

Lauschend stand sie still und ein süßes Gefühl durchströmte sie, als sie an einen festen Körper gezogen wurde. Heiße Lippen pressten sich gegen ihren Hals.

Erschrocken fuhr sie herum und sah hinauf, in stahlgraue Augen.

„Es tut mir Leid, ich hätte das nicht tun sollen!“ Johns Stimme war sanft und entschuldigend, doch eine Spur zu rau. In seinen Augen gewahrte sie ein Funkeln, das sie erschauern ließ.

Enttäuscht nahm sie war, wie er seine Hände von ihr zurück zog und in der Unwissenheit, was er mit ihnen machen sollte, in die Hosentaschen steckte. „Es war nicht richtig. Doch ich werde wahnsinnig, wenn ich dich sehe und rieche. Wenn ich dir so nah bin, dich aber nicht berühren darf. Ich…“ Sich auf die Zehenspitzen stellend, unterbrach sie ihn durch einen scheuen Kuss auf den Mund. Aufstöhnend, schloss John seine Arme um sie und zog sie an sich. Als sich ihre Lippen fanden, durch lief sie ein Schauer. Samantha war es, als würde sie schweben. Von der

Leidenschaft seiner Küsse mit fort gerissen, gab sie sich ganz diesem berauschenden Gefühl hin. Sehnsüchtig erwiderte sie seine, immer mehr fordernden, Küsse. Dann war seine Zunge, plötzlich in ihrem Mund und forderte ihre, zu einem aufreizenden Duell. Sehnsuchtsvoll stöhnend, schmiegte sie sich fester in seine Umarmung und zog ihn weiter zu sich herunter. Dass sie plötzlich im Gras lag, nahm sie erstaunt und doch eher passiv wahr. Seine Hände waren überall. Sie strichen über ihren Hals, hinunter zu ihren Brüsten, verweilten dort einen Augenblick, nur um daraufhin

weiter zu ihrem Bauch zu wandern. Mit seinen Lippen zeichnete er glühende Spuren auf ihre Haut, die sie erschauern und die Welt um sie herum vollständig vergessen ließen. Johns Hände, mit denen er so unglaublich sanft und doch fest über ihren Körper glitt, sowie seine Lippen, die ihre Haut verbrannten, sprachen von einem unglaublichen Glück. Ein Glück, das noch vor ihnen lag. Es ließ sie in Vorfreude erschauern. Sie erstarrte, als sie seine Hand auf ihrem bloßen Schenkel spürte, wie sie dort höher glitt und an der Innenseite entlang ihren Weg fortsetzte.

Jäh war sie wieder in der Wirklichkeit, stieß sie seine Hand beiseite, sprang auf und zog sich von ihm zurück. „Bitte nicht. Lass mir Zeit! Ich habe noch nie… Es wäre…“ Ihr einen Finger auf die Lippen legend, unterbrach er das Gestammel und sah sie verständnisvoll aus seinen nun dunkel wirkenden Augen an. „Psst, es ist okay! Du hast ja Recht. Niemals werde ich dich gegen deinen Willen zu etwas zwingen. Nie werde ich zulassen dass dir Leid angetan wird.“ Sie in seine Arme ziehend, legte er ihren Kopf gegen seine Brust. Mit rauer Stimme, raunte er ihr sein Geständnis ins Ohr. „Sammy, ich liebe dich!“ Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Nie hatte sie sich, für besonders anziehend gehalten. Doch jetzt fühlte sie sich schön – verführerisch schön. „Ich liebe dich auch! Johnny, ich glaub ich träume. Das kann nicht Wirklichkeit sein! Kneif mich, bitte.“ John tat etwas weitaus köstlicheres als das. Ihr Kinn, sanft mit einem Finger anhebend tauchte sein Blick in ihren. Seine Gefühle spiegelten sich in seinen Augen wider. Sein Kuss war wie ein Versprechen. Als sie sich dann atemlos von einander lösten, sah er ihr lächelnd in die Augen. „Glaubst du es jetzt?“ Schmunzelnd, den Kopf leicht zur Seite geneigt sah, sie aus unergründlich schönen Augen, zu ihm auf. „Nein, so ganz noch nicht!“ Mit einem verschmitzen Lächeln, zog sie seinen Kopf zu sich hinunter und hauchte einen Kuss, so zart wie Gänseflaum, auf seine Lippen. Diese zarte und flüchtige Berührung, ließ ihn erschauern. Als sie ihn daraufhin wieder an sah und ihm dieses Lächeln schenkte,

das nur ihr eigen war, wusste er, dass er reicher nicht sein konnte. „Jetzt glaub ich es!“ Lachend löste sie sich von ihm und lief über die Wiese zum See. John lief ihr nach, holte sie ein und hob sie hoch. Wild mit den Beinen strampelnd, schimpfte sie mit ihm. Doch strahlten ihre Augen dabei, wie zwei Sterne, und straften ihre Worte Lügen. „Du großer Grobian, lass mich auf der Stelle wieder runter!“ John ignorierte sie und watete mit seiner geliebten Last bis zu den Oberschenkeln ins Wasser. „Wenn du nicht augenblicklich still bist, lasse ich dich fallen!“ Samantha schaute

zuerst hinunter und dann ihm mit erstaunten Augen ins Gesicht. „Das wagst du nicht!“

„Doch!“ Dabei hatte er einen Ausdruck, der sie an den alten Dachs erinnerte, wenn er kurz davor war, sich auf Domino zu werfen. Als er sie los ließ, klammerte sie sich hastig an seinen Hals und zog ihn mit sich. Prustend kam sie vor John wieder an die Oberfläche und watete ans Ufer. Dort wrang sie ihr Kleid und ihre Haare aus, während sie die Bemühungen von John beobachtete, sich aus seiner triefenden Lage zu befreien.

Ans Ufer watend, wrang er so gut wie möglich sein T-Shirt aus. „Du bist eine gerissene, kleine Hexe!“ Seine Augen weideten sich dabei an dem Bild, das sie ihm bot. Das Kleid hing triefend und dadurch schwer, an ihr herab, und offenbarte ihm

eine verführerische Aussicht auf ihren Körper, der sich unter dem weißen Stoff nun

deutlich abzeichnete. Er spürte, wie er hart wurde und sein Verlangen nach ihr entfachte aufs Neue. Doch als sie die Arme vor der Brust verschränkte und ihm so den Blick auf ihren Busen verwehrte, hob er den Blick und begegnete ihren Augen.

Was er in ihnen sah, jagte Schauer des Entsetzens durch seinen Körper.

Ihr Blick war hart und eisig. Er strahlte eine Kälte aus, die ihn Innerlich frösteln ließ. Ihre ganze Haltung hatte sich versteift. War in Abwehrstellung. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. „Sammy, was hast du, was ist los?“ Vorsichtig trat er an sie heran und wollte sie schützend in seine Arme schließen als sie diese beiseite schlug. Ihr Blick ging ihm durch Mark und Bein. Als sie dann sprach, lag in ihrer Stimme aufgestauter Hass. „Nenne mich nie wieder Hexe! Niemals! Ich bin keine Hexe!“ John war fassungslos. Dann nahm er einen Funken in ihren Augen wahr. Einen Funken der Angst. Angst vor etwas, was nicht greifbar war. Ihre Augen sahen durch ihn hindurch.

Das Gefühl sie vor allen Gefahren beschützen zu wollen, war so übermächtig, dass er sie ihre Abwehrhaltung ignorierend an sich zog. Sie war kalt, steif und irgendwie

wirkte sie wie eine große Puppe.

In sich zusammen sackend, schluchzte sie an seiner Schulter und ihre Hände krallten sich in sein Shirt. „Papa, bitte. Ich bin keine Hexe! Bitte, tu mir nicht mehr weh.“ Tief schnitten diese Worte in sein Herz. Oh, Sammy was hat er dir nur angetan? Was ist damals passiert? „Sammy, Baby. Es ist gut. Er ist nicht hier, was er auch immer getan hat, es ist vorbei!“ Sanft und doch eindringlich, drang seine Stimme zu

ihr durch. Wie sehr wollte sie sich erklären. Sich bei ihm für ihr Verhalten

entschuldigen. Es fehlte ihr die Kraft dafür. Sie konnte sich nur an ihn klammern - und in der Geborgenheit seiner Arme endlich weinen! In all den Jahren hatte sie ihre Gefühle verschlossen. Hatte sich nie erlaubt zu weinen. Dass der Verlust der Vaterliebe sie schmerzte sie innerlich zerriss erfuhr nie jemand.

Es war nicht mehr möglich. Die Mauer, die sie so mühsam errichtet hatte, war am Abend zuvor eingerissen. Jetzt stürzte sie ein und hielt die Scham und den Schmerz nicht mehr zurück. Sie ließ die Angst heraus!

John hielt sie fest und streichelte ihr über den Rücken. Er wartete. Als sie sich dann schließlich etwas beruhigte, geleitete er sie zu einem Baumstamm und drückte sie sanft nieder. In ihren Augen glänzten noch immer Tränen, als sie ihren Blick hob und in seine Augen sah.

„Geht es wieder?“

„Ja, ich denke schon!“ Schniefend wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. „Es tut mir Leid, dass ich dich beschimpft habe. Ich hatte kein Recht, dich den Hass spüren zu lassen, den ein anderer herauf beschworen hat.“ Sie an sich ziehend schüttelte John den Kopf. „Nein, Schatz! Dich trifft keine Schuld!“

„Johnny!“ In diesem einen Wort lag so viel Schmerz und Angst, dass es ihn schauderte. Was hatte sie durchleiden müssen?

Und dann brach es aus ihr heraus. Sie erzählte von der Liebe eines kleinen Mädchens, zu ihrem Vater. Erzählte von dem Besuch im Tierpark und ihrem Erlebnis mit den Delphinen. Nichts ließ sie aus! Nicht den Wunsch nach Verständnis, für ihre Abneigung gegenüber Delphinarien. Auch nicht den Vertrauensbruch als ihr Vater sie von sich stieß. Die Angst und Scham, die sie verspürt hatte, als er sie schlug und als Hexe beschimpfte. Die langen Jahre der Erniedrigung und Schläge, die sie und auch ihre Mutter, erleiden mussten. Sowie das Lästern ihrer Mitmenschen, das von Geschichten herrührte, die sich ihr Vater zurecht gelegt hatte.

John unterbrach sie nicht ein einziges Mal. Still wie ein Fels in der Brandung saß er neben ihr und hielt sie schützend im Arm. Wenn sie stockte, streichelte er ihr ermutigend über den Rücken und gab ihr so das Gefühl der Sicherheit, das sie so dringend brauchte. Nach dem sie geendet hatte, sah sie zu ihm auf. Die Angst in ihren Augen war so greifbar, dass es ihm einen schmerzhaften Stich versetzte.

Wovor sie solche Angst verspürte, war nur zu ersichtlich. - Sie hatte Angst, er könne sie zurückstoßen, wie einst ihr Vater!

„Oh Sammy, es tut mir unendlich Leid. Doch dass dein Vater das Geschenk, was ihm mit dir gemacht wurde, nicht erkannte, sondern deine Gabe fürchtete, macht ihn zu einem bedauernswerten Menschen. Was du besitzt, ist etwas Wunderbares, ja Magisches. Es ist ein Teil von dir. Du solltest es nicht verteufeln, nur weil ein Mensch, auch wenn er dein Vater war, dies aus Unwissenheit getan hat! Werte dich niemals so ab!

Du hast die Fähigkeit dich mit Tieren auf einer Ebene zu verständigen, von der andere Menschen nur träumen können. Selbst die großen Meister in der Tierdressur und auch diejenigen, die einen Teil der Kommunikation mit Tieren erfassen konnten, würden vor Neid erblassen.

Auch wenn du sie leugnest, die Gabe ist da. Sie offenbart sich in deinen

wunderschönen Augen, in deiner Art Dinge zu betrachten und in Öl einzufangen. Sie strahlt aus dir heraus, so dass alle deine Tierfreunde sie spüren und dich umwerben. Ja, selbst ich konnte sie spüren. Gestern Abend als unsere Augen sich fanden, hörte ich deine Stimme. Sie war nur schwach und kaum verständlich gewesen, doch sie war da. Heute, als du sangst, da war sie fast greifbar. Es zwang mich in die Knie und trieb mir Tränen in die Augen.

Etwas so Wundervolles ist kein Fluch, sondern ein Segen! Wenn du das begreifen lernst und sie als einen Teil von dir akzeptierst, stehen dir Möglichkeiten offen, die ich nicht ermessen kann! Sammy ich liebe dich! Das mache ich nicht von irgendwelchen Hirngespinsten abhängig, die Menschen haben, die dieses Geschenk mit ihrem Verstand nicht erfassen können!“

Samantha durchfuhr es heiß. Dass John jedes Wort genau so meinte wie er es sagte, wusste sie. Das Gefühl des Glücks, das sie durchfuhr, hielt sie fest. Was seine Worte bedeuteten, wurde ihr schlagartig klar. „Du hast mich gehört!?“

„Ja, mein Herz. Ich hörte dich und hätte diesen Moment gern für ewig, währen lassen!“

„Ich habe dich ebenfalls gehört. Dein Versprechen und dieses Gefühl, das ich da noch nicht einordnen konnte.“ Unfähig etwas zu sagen, schloss John sie noch fester in die Arme und gab ihr einen Kuss, den sie mit Hingabe erwiderte.

****

„Professor Markes!“ Victor Markes sah auf, als ein keuchender Soldat vor ihm stehen blieb. Nach Atem ringend bat er Markes ein Stück beiseite. Markes war ungeduldig, doch er musste Ruhe bewahren. Er wusste, dass der Mann ihm nicht antworten konnte, wenn er mit Atemnot zu kämpfen hatte. „Ich habe ihn gefunden!“ Markes atmete innerlich auf. Endlich hatten sie das wandelnde Ärgernis ausfindig gemacht. Was jetzt noch wichtig war, war heraus zu finden, woran er sich erinnerte und ob er sich den örtlichen Behörden anvertraut hatte.

„Berichten sie, Soldat!“ Der gebieterische Ton ließ den Soldaten zusammenzucken. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnen können, seine Befehle von einem Zivilisten entgegen zu nehmen. „Ich habe Informationen und Hinweise überprüft und ihn ausfindig machen können. Er wohnt bei einer Familie Brand, die hier in der Nähe ein Haus besitzt. Als er heute Morgen zusammen mit der jungen Samantha Brand, in den Wald ging, bin ich ihnen gefolgt. Auf einer versteckten Wiese konnte ich sie

belauschen.“

„Ja und? Was hat das jetzt mit unserer Situation zu tun? Haben sie herausgefunden, ob er sich an uns erinnert?“ Sichtlich bedrängt, fuhr der Soldat nervös über sein Aufnahmegerät, das er am Gürtel trug. Er entfernte das Headset und, hielt es Markes hin. Seine Hände zitterten merklich, als er den Wiedergabeknopf drückte. „Das sollten sie selber hören!“ Stirn runzelnd, nahm Markes das Headset entgegen. Den Visualschirm aktivierend, weiteten sich Markes Augen, als er Zeuge des Tanzes und des darauf folgenden Gesprächs wurde. Dieses Mädchen musste ihm gehören. Vielleicht, war sie die Antwort, nach der er sein Leben lang gesucht hatte!

„Er hat sich übrigens noch bei keiner Behörde gemeldet und auch noch keinen Kontakt zu seinen Leuten gesucht!“ Markes sah irritiert zu dem Soldaten auf. -Wie er es hasste klein zu sein. „Wie, war das?“

„John Heart hat sein Gedächtnis nicht wiedererlangt. Er kann uns dem zufolge nicht gefährlich werden.“

„Sorgen sie dafür, dass er von der hiesigen Polizei festgenommen wird. Ich will ihn

aus dem Weg haben, wenn ich das Mädchen hole!“

„Wie meinen sie das? Wollten sie ihn nicht aus dem Weg räumen, da er mit seinem Wissen ihr Projekt gefährden könnte?“

Mit einer Handbewegung, wischte Markes den Einwand beiseite. „Er läuft uns nicht weg. Er weiß nicht mehr, was er weiß und ist vorerst keine ernst zu nehmende Bedrohung.“ Mit einem Blick, der das Blut in den Adern gefrieren und den Soldaten zurück weichen ließ, besiegelte er Samanthas Schicksal. „Ich will dieses Mädchen! Sie gehört mir! Sorgen sie dafür, dass sie zu meiner Abreise in die Staaten reisefertig ist! Ich wünsche keinerlei Spuren! Auf Schlamperei reagiere ich äußerst gereizt. Wenn sie verstehen, was ich meine?“ Schluckend nickte der Soldat, bevor er sich besann und salutierte.

Markes entließ ihn und begab sich wieder ins Zelt zurück. Er fand es durchaus beruhigend zu wissen, dass John Heart für ihn im Moment keine Gefahr darstellte. Was ihn besonders freute, war, dass er diesem Heart Leid zufügen konnte und gleichzeitig seine Interessen wahren konnte. Die Aufzeichnung noch einmal abspielend, betrachtete er dieses göttliche Geschöpf.

Dieses Mädchen, dass der Schlüssel zu seinen Fragen sein konnte. Schon bald, würde er sie in seinem Labor haben und dann würde es sich zeigen, ob er mit seiner

Vermutung richtig lag. In Vorfreude darauf bekam er schwitzige Hände. Diese Erregung hatte er schon lange nicht mehr verspürt. Das Gefühl in seinen Lenden, brach sich pulsierend Bahn und durchflutete ihn. Ja, er musste dieses schöne Geschöpf besitzen. Wenn sie dann erst mal seinen Gesetzen gehorchte und besser gemacht worden war, würde er sie zu seiner Gespielin machen. Mit ihr, würde er den neuen besseren Menschen erschaffen und die Welt beherrschen!

Von dem ihnen drohenden Schicksal nichts wissend, wanderten John und Samantha Hand in Hand durch den Wald. Mittlerweile vermochte John den Wald ein Stückweit mit Samanthas Augen, zu betrachten.

So näherten sie sich der Stelle, an der Samantha ihn gefunden hatte. Auf der Lichtung angekommen, sahen sich beide aufmerksam um und blieben neben der Kastanie stehen. John betrachtete alles ganz genau. Sich niederkniend untersuchte er den Boden. Er hoffte nicht, etwas zu finden, nicht nach der langen

Zeit. Doch verspürte er den Wunsch, mehr zu erfahren.

Samantha stand etwas abseits und rang die Hände. Die Angst ihn zu verlieren, schnürte ihr den Hals zu. Sollte er hier das Erinnerungsvermögen an sein früheres Leben wieder erlangen, wusste sie, dass sie ihn verlieren würde. Er würde nicht bei ihr bleiben können.

John vertiefte sich in die ihn umgebenden Eindrücke und versuchte ein zusammenhängendes Bild zu erstellen. Es gelang ihm nicht! Einzelne Bilder

schossen ihm durch den Kopf. Bilder von Männern in Soldatenuniformen und mit schweren Waffen. Bilder von Männern in weißen Kitteln und das Bild einer Akte brannten sich ein. Auf dem Aktendeckel stand: P.E.M. Top secret!

Doch die Bedeutung dieser Bilder entzog sich weiterhin hartnäckig seinem Wissen. Seufzend, fuhr er sich übers Gesicht. Samantha trat an ihn heran und ließ sich neben ihm ins Gras sinken. Tröstend legte sie ihm, eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon, du wirst sehen! Die Erinnerungen kommen schneller als du denkst.“

„Sammy, es ist nur so, dass ich das unbestimmte Gefühl habe, dass es Menschenleben kostet, wenn ich mich nicht daran erinnern kann, warum ich hier in Deutschland bin und weshalb du mich hier gefunden hast. Verstehst du? Dieses Gefühl, macht mich noch fertig!“ Samantha hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Lippen. „Wenn es dich beruhigt, werden wir noch mal Dr. Schmidt anrufen und ihn bitten, sich noch einmal mit deinen Fall zu befassen.“ Sie an sich ziehend, um somit ihre folternden Lippen und Finger zu bändigen, nickte er. „Das wäre wahrscheinlich das Beste! Gut, lass uns gehen.“ Er zog sie mit sich hoch und legte ihr einen Arm um die Schulter. Die Angst, die er in ihren Augen gesehen hatte, konnte er nur zu gut nachempfinden. Es ging ihm nicht anders, wenn er diese Bilder vor sich sah und das Gefühl einer drohenden Gefahr ihn überwältigte.

Still und sich selbst genug gingen sie durch den Wald, zurück zum Haus. Nicht ahnend, dass sie von mehreren Augenpaaren beobachtet wurden.

Jonas kochte vor Wut. Es passte ihm gar nicht, dass da diese zwei Männer von der Kripo im Wohnzimmer saßen und einen Haftbefehl für John dabei hatten. Die Hoffnung, dass sie einem Irrtum aufgesessen waren, hatte sich schnell in Luft aufgelöst. Sie besaßen ein Foto und entscheidende Informationen, die alle Zweifel aus dem Weg räumten. Angeblich sei John schon von mehreren Behörden gesucht worden. Wegen Einbruch und mehrfachen Mordes stünde er auf der Fahndungsliste. Einfach

lächerlich! John mochte ein Geheimnis haben, aber ein Mörder war er nicht. Erst recht kein Serienkiller! Bis jetzt hatte Jonas sich immer auf seine Menschenkenntnis verlassen können. Und seine Alarmglocken schrillten, wenn er diesem

Sonderbeamten in die Augen sah. Dieser sei extra aus den USA angereist, um sicher zu stellen, dass John auch überführt wird.

Die können sagen was sie wollen, aber diesem Smith, würde ich eher einen Mord

zu trauen als John. Nein, der Junge ist in Ordnung. Irgendetwas läuft hier total verkehrt!

Jonas spielte sogar einen Augenblick mit dem Gedanken, diesen drei ungebetenen Besuchern Rizinusöl in den Tee zu rühren, besann sich dann aber eines Besseren. Dadurch würde er es auch nicht verhindern können, dass seinem Schmetterling das Herz gebrochen wurde. Dominos Grollen lenkte ihn einen Augenblick ab und veranlasste ihn nachzusehen, was sie so aufregte.

Smith stand in der Wohnzimmertür und wagte nicht, sich zu rühren. Geifernd und zähnefletschend, hielt ihn Domino auf Distanz. Sollte er es wagen, nur noch einen Schritt weiter zu gehen, würde er Bekanntschaft mit ihren Zähnen machen. Der

Geruch, der von ihm ausging, war nur für ihre feine Nase zu erspüren. Dieser Mensch roch nach Schmerz, Blut und Tod. Sie wusste, dass dieser Mensch für ihr Rudel eine tödliche Gefahr darstellte und wollte verhindern, dass er sich außerhalb des Wohnzimmers bewegte. Wenn es nach ihr gegangen wäre, wäre dieser Mensch nie bis ins Haus gekommen, doch wurde diese Entscheidung ja nicht ihr überlassen. Und wenn Jonas meinte, er dürfe sich im Wohnraum aufhalten, gut. Doch woanders würde sie ihn nicht hingehen lassen. Niemals!

Für einen Moment wünschte sich Jonas, dass sein ungebetener Gast das Wagnis eingehen und einen Schritt weiter setzen würde. Doch war das ein irrwitziger Gedanke. Sollte Domino ihn tatsächlich anfallen, würde sie kurz darauf tot sein. Diese Leute würden nie durchgehen lassen, dass ein gewöhnlicher Hund, einen von ihnen beißt. Somit ging er zu der Hündin und strich beruhigend über ihr Fell. „Sie sollten im Wohnzimmer bleiben. Domino hat es nicht gern, wenn Fremde hier herumschnüffeln. Noch dazu, ohne Durchsuchungsbefehl!“ Die Spitze, entging Smith nicht und sein Blick wurde noch finsterer, als er sich abwandte und wieder in den Sessel setzte. Jonas stellte das Tablett mit Tassen und Tee auf den Tisch. Im Begriff sich zu entfernen, wurde er von dem jüngeren der Kripobeamten zurückgepfiffen.

„Herr Brand, dieses Hinhalten hat nun wirklich lang genug gedauert. Holen sie jetzt Mr. Heart! Sonst werden wir das tun!“

„Ich kann niemanden holen, wenn niemand da ist! Und da sie nur im Besitz eines dubiosen Haftbefehls sind, werden sie sich nicht aus diesem Raum entfernen, sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, dass sie eine Durchsuchung durchführen. Mir

ist der Amtsweg noch gut genug geläufig, als dass ich sie ohne Anzeige gehen lassen würde!“

„Jonas bitte!“ Beschwichtigend hob der ältere der beiden Beamten seine Hand. „Es liegt nicht in unserem Interesse, dir oder deiner Familie Scherereien zu machen.“ Wütend, funkelte Jonas ihn an. „Mark, glaubst du wirklich allen ernstes an das, was du da gerade vom Stapel lässt? Du tauchst hier in Begleitung deines Kollegen und dieses suspekten Mannes auf, hältst mir einen Haftbefehl unter die Nase für einen Mann, dem ich mein Leben anvertrauen würde und der zu meinem Freund geworden ist und sagst, dass du keine Scherereien machen willst? Das ist lächerlich!“

Mr. Smith sprang wie von der Tarantel gestochen auf und baute sich drohend vor Jonas auf. „Sie, das ist Beamtenbeleidigung. Das wird ein Nachspiel haben!“

„Setzen sie sich, Smith! Bevor ich nachhelfe!“ Die gebieterische Stimme von Mark Hartmann zwang Smith in seinen Sitz zurück. „Jonas ich kann verstehen, dass du aufgebracht bist, doch liegen ernst zu nehmende Anschuldigungen, gegen John Heart vor. Da du selber sagtest, dass er bei seinem Unfall das Gedächtnis verloren hat, solltest du die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er nicht so harmlos ist, wie er scheint!“ Verzweifelt und mit seinem Latein am Ende strich sich Jonas durch sein zerzaustes Haar. Wenn er noch was zu sagen hätte, würde diese Farce hier, gar nicht stattfinden. Es war zum Heulen! „Mark, wie lange kennen wir uns jetzt schon, dreißig Jahre?“ „Es sind zweiunddreißig Jahre. Aber worauf willst du hinaus?“ „Ja, es war vor zweiunddreißig Jahren, als du in unsere Abteilung kamst. Damals wurdest du zu meinem ersten und einzigen Partner. Immer konnten wir uns auf einander verlassen und haben uns blind vertraut!“

„Das ist richtig, aber was hat das mit dieser Situation zu tun?“

„Hat uns meine Intuition und meine Menschenkenntnis je getrogen, war sie je falsch?“

„Nein, aber ich verstehe nicht…“

Sich dicht zu seinem Freund und ehemaligen Kollegen herunterbeugend, flüsterte Jonas ihm ins Ohr. Smith quittierte dies mit einem missbilligenden Blick. „Mark, mir gefällt die Sache nicht. Ganz und gar nicht! Da ist etwas faul. Es stinkt gewaltig und der Auslöser dieses Gestanks, ist dieser Mr. Smith. Er war es doch, der euch auf den Jungen angesetzt hat, nicht wahr!?“

„Das ist richtig! Seine Beweise sind aber sehr erdrückend und er hat auch dieses Foto

mitgebracht. Tut mir Leid, aber es sieht wirklich nicht gut aus!“

„Mark, ich bitte dich nur um eins! Gehe der Sache nach. Der Junge ist in Ordnung und Sammy liebt ihn!“ Kommissar Hartmann bekam große Augen. Er begann zu verstehen. „Jonas ich verspreche dir, dass ich diese Geschichte überprüfen werde! Mehr kann ich jedoch nicht für euch tun!“

„Danke!“

Ein fröhliches Lachen drang zu ihnen, das Jonas ins Herz schnitt. Denn es bedeutete, dass Samantha und John wieder da waren. Dieses Lachen verriet ihm aber auch, dass sie sich endlich gefunden hatten. Nur um sich gleich wieder zu verlieren! Jonas rang nach Luft und sah zur Tür, als das Geräusch der zufallenden Haustür zu hören war. Domino fiepte leise. Mit ihrem feinen Gespür, bemerkte sie

die veränderte Stimmung von Jonas und wusste, dass das nichts Angenehmes zur Folge haben konnte.

Fröhlich und Arm in Arm betraten die beiden das Wohnzimmer, wo sie wie vom Donner gerührt stehen blieben. Samanthas Blick flog zwischen ihrem Großvater und den anderen Männern hin und her und sie bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Sie kannte Mark Hartmann, er war ihr Patenonkel und Vertrauter. Doch dass er heute nicht Privat gekommen war, wusste sie so sicher, als würde es ihm auf der Stirn geschrieben stehen. Der dunkelhäutige Mann im schwarzen Anzug, der im Sessel saß, verursachte bei ihr ein schmerzhaftes Ziehen. Der Geruch von Gefahr haftete ihm so intensiv an, dass ihr schlecht wurde. Sich an John krallend sah sie erst Kommissar Hartmann und dann Jonas aus ängstlichen Augen fragend an.

Auch John wurde sichtlich nervös. Diese ganze Situation gefiel ihm in keinster Weise. Und das Gesicht des Mannes in Schwarz, löste in ihm ein Gefühl des Erkennens aus. Wenn er doch nur wüsste, woher ihm diese gehässig grinsende Visage bekannt vorkam! Das Gefühl einer drohenden Gefahr ließ ihn erschauern. Schützend zog er Samantha fester in seine Arme. „Jonas, was hat das zu bedeuten, wer sind diese Männer?“ Johns Stimme klang gefasster, als er innerlich in Wirklichkeit war und Jonas behagte es nicht, derjenige zu sein, der es ihnen sagen musste. Doch sollte es so behutsam wie möglich sein. Samantha zuliebe! „Sammy, es tut mir leid!“

„Was?“ Alarmiert sah sie zu Jonas hinüber. Kommissar Hartmann erhob sich und trat an John heran. In seiner Hand blinkten Handschellen!

„Mr. John Heart. Ich verhafte sie hiermit wegen des dringenden Tatverdachts des Einbruchs und mehrfachen Mordes!“ Während er John die Handschellen anlegte, fuhr er fort. „Sie haben das Recht auf einen Anwalt! Sie haben das Recht zu schweigen! Wenn sie dies nicht in Anspruch nehmen, kann und wird alles was sie sagen, vor Gericht gegen sie verwendet werden!“ Samantha stand da und hatte das Gefühl in ein großes Loch zu fallen. Der Boden tat sich unter ihren Füßen auf und verschlang sie. Das konnte nicht wahr sein! Das war alles nur ein Alptraum! Sammy wach auf! Wach auf! Doch es war kein Traum. Vor ihr stand ihr Patenonkel und verhaftete ihr Leben. Verzweifelt warf sie sich dazwischen und hing Hartmann im Arm. „Onkel Mark! Bitte! Das muss ein fürchterlicher Irrtum sein! Das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein. Er ist kein Mörder! Bitte!“ Es schmerzte Mark sehr, seine Patentochter so aufgelöst zu sehen. Nichts lag ihm ferner als ihr Leid zu verursachen. Er fühlte sich mies und nahm sich vor, alles auf den Kopf zu stellen, um die Unschuld dieses Mannes zu beweisen.

„Sagtest du nicht immer, ein Mensch ist erst dann schuldig, wenn seine Schuld bewiesen ist?“

„Mehrfacher Mord ist eine schwerwiegende Anklage. Ich muss ihn mitnehmen. Das ist meine Pflicht!“

„Opa!“ Gequält und weinend wandte sie sich an den einzigen Hoffnungsschimmer, den sie noch hatte. Doch Jonas schüttelte nur traurig den Kopf.

Die ruhige und sanfte Stimme von John riss sie herum. „Sammy, Schatz. Bitte, tue dir nicht noch mehr weh. Der Kommissar macht nur seine Arbeit. Ich bin sicher, dass sich das alles aufklären wird!“

„Aber..“ Beschwichtigend hob John seine gefesselten Hände und legte ihr einen Finger auf den Mund. „Vertrau mir, mein Engel! Ich liebe dich!“ Unter Tränen, stellte sie sich auf die Zehen und küsste ihn mit zitternden Lippen. „Ich liebe dich auch! Du bist mein Leben! Oh, Johnny!“ Aufschluchzend fiel sie in seine Arme, die er über sie legte. So, dass er sie trotz Fesseln umarmen konnte. Räuspernd trat Kommissar Hartmann an sie heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen gehen!“ Heftig den Kopf schüttelnd klammerte sich Samantha an John fest. Sie wollte ihn nicht loslassen. Sie spürte, dass sie ihn dann nie wieder sehen würde.

Hilfe suchend sah John zu Jonas hinüber. Innerlich zerriss alles in ihm, bei dem Gedanken sie los zulassen und zu gehen. Die Gegenwart des schwarz gekleideten

Mannes verstärkte nur das Gefühl, dass etwas falsch lief. Er wusste intuitiv, dass er Samantha, sollte er erst einmal im Streifenwagen sitzen, so schnell nicht wieder sehen würde. Er wusste aber auch, dass eine Weigerung das Verkehrteste war, was er machen konnte.

Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Was Jonas in Johns Augen sah, versetzte ihm einen Stich. In ihnen lagen Schmerz, Trauer und die Suche nach Hilfe. Jonas verstand. Er trat an Samantha heran und nahm sie, als Johns Arme sie frei gaben, bei den Schultern um sie mit sanfter Gewalt von John weg und in seine eigenen Arme zu ziehen. Ihre Hände glitten an Johns Armen entlang und fassten nach seinen Händen. Einen kurzen Augenblick lang hielten sie sich fest, bevor sie gewaltsam getrennt wurden. Zwischen Kommissar Hartmann und seinem jungen Kollegen verließ John das Haus.

Domino winselte und konnte nicht begreifen, was hier geschah. John beugte sich kurz zu ihr hinunter und kraulte ihren Kopf. „Achte gut auf dein Frauchen!“ Da wurde er auch schon weitergestoßen und schritt unaufhaltsam auf den Wagen zu, der ihm, als er mit Samantha kam, nicht aufgefallen war. Er stand gut versteckt zwischen Büschen und dem alten Kadett. Wahrscheinlich hatte der Kommissar angenommen er würde fliehen, sobald er das Auto sehen würde. -Was er höchstwahrscheinlich auch getan hätte.

Am Wagen angekommen hörte John seinen Namen. Er drehte sich um und sah wie Tom aus dem Wagen seiner Mutter sprang und auf ihn zurannte. „Einen Augenblick bitte!“ Kommissar Hartmann nickte. Er gab seinem Gefangenen gerne noch ein paar Minuten. Er war mit der ganzen Situation sowieso nicht zufrieden. Sie gefiel ihm einfach nicht!

Nach Luft ringend, blieb Tom vor John stehen. Woraufhin sich dieser in die Hocke sinken ließ. „John was ist los? Warum nimmt dich Onkel Mark mit? Du bist doch lieb!“

„Tommy, ich verspreche dir, dass das in Ordnung geht. Dein Onkel nimmt mich nur mit, weil er einige Fragen hat, die er hier nicht stellen kann! Wenn sich alles

aufgeklärt hat, komme ich zurück. Das verspreche ich dir!“ Aufschluchzend warf sich Tom ihm an den Hals. „Ich hab dich lieb!“ In Johns Augen glänzten unterdrückte Tränen als er den Jungen sanft von sich schob. „Tommy, versprichst du mir auf Sammy aufzupassen? Ich habe sie sehr lieb und möchte nicht, dass sie lange traurig ist.“

„Versprochen!“

„Guter Junge!“ Lächelnd erhob er sich und sah noch ein letztes Mal zum Haus hinüber. Er sah Samantha kraftlos in Jonas Armen liegen. Ihre Schultern bebten.

Je weiter sie sich von dem alten Fachwerkhaus entfernten, umso größer wurde Johns Schmerz. Er hoffte, dass Samantha in sein Zimmer gehen und den Brief finden würde. Es würde ihr helfen, mit ihrem Schmerz fertig zu werden. Dabei hatte er ihr geschworen, ihr nie Leid anzutun. Er hatte es nicht einhalten können. Er hatte ihr sein Geschenk persönlich geben wollen. Jetzt konnte er es nicht mehr! Wenn er sich doch nur eher an die Kontaktadresse erinnert hätte. Dann wäre das hier vielleicht nie passiert. Aber so!?

„Wenn wir auf dem Präsidium sind, müsste ich dringend telefonieren!“

Hass erfüllte Augen trafen ihn. Die schneidende Stimme von Smith brachte Kälte

ins Innere des Wagens. „Kommt ja überhaupt nicht in Frage!“

„Mr. Smith!“ Die Stimme des Kommissars duldete keinen Widerspruch. „Wer hier Anrufe tätigen darf und wer nicht, bestimme immer noch ich! Wenn sie ein Problem damit haben, bitte! Sie können sich gerne eine der Zellen aussuchen. Sie sind nur Gast. Vergessen sie das ja nicht!“ Sichtlich unzufrieden lehnte sich Smith zurück. Die weitere Fahrt über schwieg er eisern.

****

Samantha war, kaum dass der Wagen außer Sichtweite war, ins Haus gestürzt und hatte sich in Johns Zimmer eingeschlossen. Auf seinem Bett liegend, ließ sie ihrem Schmerz und ihrer Wut freien Lauf. Schluchzend krallte sie sich in das Shirt, das er am Morgen getragen hatte. Das Shirt, das sie ihn gebeten hatte auszuziehen, weil es verschwitzt war. Nun war der Geruch von diesem Shirt ihr einziger Trost. Seinen Geruch in sich einsaugend, sah sie sein Gesicht vor sich. Hörte wie seine Stimme ihr versprach, ihr kein Leid anzutun. „Du verdammter Lügner!“

Es tat gut, ihn anzuschreien, ihre Wut heraus zu lassen und doch überfiel sie Scham. Er konnte ja nichts dafür, dass er verhaftet wurde. Er war das Opfer eines schrecklichen Irrtums! Morgen würde er vor ihr stehen und sie würden sich lange küssen und darüber lachen können. Daran klammerte sie sich mit ganzer Kraft.

Aus dem Augenwinkel, bemerkte sie einen weißen Umschlag. Er stand auf dem kleinen Tisch am Fenster und trug ihren Namen. Eilig erhob sie sich und trat zum Tisch. Als sie den Umschlag mit zitternden Fingern öffnete, glitt etwas heraus und

landete direkt auf ihrer Handfläche. Ungläubig blickte sie auf eine silberne Kette mit einem ebenfalls silbernen Anhänger. Er war herzförmig und kunstvoll verziert. Schwer schluckend betrachtete sie den in der Mitte eingelassenen Stein und die Lichtreflexe, die er verursachte.

Ein blutroter Rubin, in Herzform geschnitten!

Der Rubin war, neben dem Topas, ihr Lieblingsstein. Er stand für Liebe, Leidenschaft und feuriges Temperament. Den Anhänger drehend, fand sie eine Inschrift auf der Rückseite und erneut stiegen ihr Tränen in die Augen als sie die Worte lass.

IN LIEBE! FÜR IMMER! JOHN

Sie küsste den Rubin und legte sich die Kette um. Danach griff sie mit

zitternden Händen wieder nach dem Umschlag. Der Brief war auf weißem Papier mit Kugelschreiber geschrieben. Es fiel ihr schwer, die Worte, die dort standen, durch den Tränenschleier zu entziffern.

Geliebte Samantha,

wenn du diese Zeilen liest, werde ich wahrscheinlich nicht mehr da sein. Ich muss dir gestehen, dass mir meine Identität schon seit längerer Zeit bekannt ist. Doch glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich erst den Grund für mein Hiersein herausfinden wollte, bevor ich es dir sage. Nun ist es dafür wahrscheinlich zu spät.

Mein Name ist John Wilhelm Heart, ich bin 24 Jahre alt und wohne in New Palm Beach, Florida. Dort arbeite ich zusammen mit meinem Freund Nick Fontaine bei einer Organisation, deren Namen ich dir nicht nennen darf.

Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich im Auftrag dieser Organisation in

Deutschland war. Wie dieser Auftrag aussah, weiß ich leider noch nicht. Euch und vor allem dich, im Unwissen zu lassen war nicht leicht. Doch geschah es zu eurer Sicherheit.

Sammy, es ist nicht besonders toll, dir auf diesem Weg meine Gefühle für dich zu gestehen.

Doch weiß ich nicht, ob ich es, wenn du diesen Brief liest, schon getan habe.

Ich liebe dich!!!

Das Rubinherz soll dir dies jeden Tag sagen, bis ich es wieder selbst tun kann!

Mein Herz gehört auf ewig dir!

In Liebe

John Heart,

der sein Herz in Deutschland lässt!

Immer und immer wieder, lass Samantha den Brief, bis sie ihn auswendig kannte. Ihre Tränen zogen feuchte Spuren über das Papier. Was seine Worte bedeuteten,

schmerzte sie sehr.

Er hat schon eine geraume Zeit lang gewusst, wer er war und was noch wichtiger war, dass er hier in einem Auftrag gehandelt hatte. Er hatte Gefahr mitgebracht. Er hätte es ihr sagen müssen!

Ein leises, verhaltenes Klopfen drang in ihre Gedanken. Als Samantha die Tür öffnete, stand sie ihrer Mutter gegenüber. In deren Augen spiegelte sich Angst und Sorge. Doch es war auch der Funken von Ich- hab- es- ja -gewusst in ihnen zu finden. Diesen Funken gewahrend, war Samantha versucht, die Tür einfach wieder zu zuschlagen. Gut gemeinte Ratschläge konnte sie im Moment nicht gebrauchen. Anna entging die Reaktion ihrer Tochter nicht. „Darf ich rein kommen?“ Nickend gab Samantha den Eingang frei und gewährte ihrer Mutter somit Einlass. Sich aufs Bett setzend griff sie nach dem T-Shirt und überließ es ihrer Mutter, sich selbst einen Platz zu suchen. „Sammy, es tut mir unendlich leid! Wirklich, doch ich habe mit so etwas gerechnet. Früher oder später mussten Polizisten hier auftauchen!“

„Dein selbstgefälliges Mitleid kannst du dir schenken! Wie du ja eben selber zugegeben hast, hast du in John schon immer einen gefährlichen Menschen gesehen. Es ist dir doch nur Recht, dass er jetzt weg ist!“ Die Stimme war schneidend kalt. Das hatte sie jetzt völlig falsch angefangen! Die Situation jetzt noch zu retten, war nicht einfach. „Samantha, bitte! So war das nicht gemeint, ich …“

„Doch, genau so hast du es gemeint!“ Wütend funkelnde Augen taxierten Anna. Samanthas unnachgiebiger Blick, lies Annas Augen nicht los. „Das ich endlich mein Glück finde und die Liebe in mein Leben getreten ist, kommt dir doch in die Quere! Glaubst du etwa im Ernst, mir ist nicht aufgefallen, wie du mich gestern Abend

angesehen hast? Diesen Blick kenne ich zu gut, als dass ich ihn vergessen könnte!“ Annas Augen weiteten sich. Flehend, hob sie ihre Hände. „Sammy, Schatz! Was dein Vater dir und auch mir angetan hat, ist schrecklich. Doch es ist vorbei und hat nichts mit meinen Gefühlen für dich und erst recht nichts mit der gegenwärtigen Situation zu tun! Ich liebe dich doch!“

Der Ausdruck in Samanthas Augen ließ Anna schlucken. Zum ersten Mal, hatte sie Angst vor ihrer Tochter!

Die Angst in den Augen ihrer Mutter tat Samantha weh. Waren wirklich John und ihr Großvater die einzigen Menschen, die sie so liebten wie sie war? „Du liebst nicht mich! Du liebst das Bild, das du dir so schön zurecht gelegt hast! Du hast jetzt Angst, weil du begreifst, dass ich mehr bin, als diese Wunschvorstellung. Damals, als ich mich entschlossen hatte, dir nichts von dem Vorfall zu erzählen, da habe ich geweint. Geweint, weil ich damals schon wusste, dass du mich genauso ablehnen würdest, wie mein Erzeuger! Und wie Recht ich damit hatte, sehe ich ja heute.“

„Samantha! Erkläre es mir doch! Wie soll ich dich verstehen, wenn ich nichts von all dem weiß? Ich bin doch deine Mutter!“

„ Und Karlo war mein Vater! Dieser Umstand hat ihn jedoch nicht davon abgehalten, mich, seine Tochter zu verdammen. Wenn es noch Scheiterhaufen gegeben hätte, hätte er mich damals eigenhändig als Hexe verbrannt! Und da erwartest du allen Ernstes, dass ich diesen Ausdruck in deinen Augen, diese plötzliche Distanz, einfach übersehe? Das ich so tue, als sei alles in bester Ordnung?“ Samantha umschloss den Rubin mit ihren Fingern und das Glühen in ihren Augen verstärkte sich. Alles wurde ihr genommen. Ihr Vater, ihre Liebe, ihr Leben! Und ihre Mutter war dabei, sich ebenfalls von ihr zurück zu ziehen. Der aufgestaute Hass, ihre unbändige Wut, ließen sich kaum noch unterdrücken. Der Schmerz überrollte sie! Ihre Gabe schrie!

Erst als Jonas mit einem Aufschrei ins Zimmer stürzte, sie bei den Schultern packte und schüttelte, kam sie wieder zu sich. Das Glühen erlosch und hinterließ eine beängstigende Leere. Sie spürte die schwieligen Hände ihres Großvaters auf ihren Schultern und hörte, wie aus weiter Ferne, seine Stimme. „Sammy, es ist gut. Es wird alles wieder gut!“ Die Augen schließend sank sie in seine Arme.

Anna sackte in sich zusammen. Erst als Samantha die Augen geschlossen hatte, war sie in der Lage gewesen zu blinzeln. Eine große Leere machte sich in ihr breit, sie schien alles zu verschlucken. Fast sehnte sie sich danach, wieder in Samanthas

Augen zu versinken. Und allmählich fingen Puzzelteile an, sich zusammen zu fügen. Sie ergaben noch kein klares Bild, doch bekam sie eine ungefähre Vorstellung von dem, was Samantha war und dass sie erst im Begriff stand ihre Fähigkeiten zu entfalten. Scham überkam sie. Sie, die immer von bedingungsloser Liebe sprach und sie als das einzig Wahre ansah, war selber nicht in der Lage ihre Tochter so zu lieben. Wie Samantha darunter gelitten hatte, konnte sie nur erahnen. Sie erhob sich und bedeutete Jonas, dass sie tauschen wollte.

Jonas sah seiner Tochter erst in die Augen, bevor er bereit war, das Kleinod in seinen Armen frei zu geben. Nachdem sie die Plätze getauscht hatten, gab Anna ihrem Vater mit den Augen ein Zeichen. Dieser verstand und verließ das Zimmer.

„Mama, es tut mir leid! Es war nicht richtig von mir, dir Vorwürfe zu machen.“ Sachte ihren Finger auf Samanthas Lippen legend, schüttelte Anna dem Kopf. „Nein! Die Schuld liegt nicht bei dir! Mein Unvermögen, zu erkennen, was für ein bemerkenswerter Mensch du bist, ist schuld an dem Ganzen! Ich bin deine Mutter! In dir fließt das Blut der Brands! Der Familie, die seit Anbeginn diese Gabe in sich trägt. Es soll sogar eine junge Frau gegeben haben, die in der Lage war, wilde Tiere allein mit ihrer Willenskraft zu zähmen und sie von den Siedlungen fern zu halten. Sie wurde damals allerdings als Hexe verbrannt. Die Menschen waren nicht in der Lage gewesen, diesen Schatz zu erkennen und zu wahren. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich wohl nicht besser bin als sie! Wenn ich noch Zweifel in Bezug auf deine Gabe hatte so hast du sie heute ausgeräumt. Sie war in deinen Augen so übermächtig, dass ich sie nicht übersehen konnte.“

„Mam, ich glaub, ich muss dir etwas erzählen!“ Und so erzählte Samantha zum zweiten Mal an diesem Tag ihr Erlebnis mit den Delphinen.

Anna hörte still und ohne Samantha zu unterbrechen zu. Die Schuldgefühle wurden stärker und waren nur zu berechtigt. Was Samantha ihr schilderte, war kaum zu

Glauben und doch sie wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Ein unbändiger Zorn

erfüllte sie. Auf Karlo und vor allem auf sich selbst.

Damals hätte sie alles für Karlo getan und hatte mit ihren Gefühlen, nie hinterm Berg gehalten. Wie war es da weiter verwunderlich, das Samantha der Gedanke gekommen war, sie, Anna, könnte ihre eigene Tochter verstoßen.

„Sammy, was auch immer gewesen ist, das ist vorbei! Glaub mir, wenn ich dir sage, wie sehr ich mich ohrfeigen könnte dafür, dass ich blind war. Ich kann nicht

erwarten, dass du mir verzeihst, dass ich deinen Gefühlen nicht vertraute und John als Gefahr ansah! Doch dieses Gefühl habe ich immer noch. In Johns Schatten lauert etwas. Es hat nichts mit ihm direkt zu tun.“ Samantha lächelte ihre Mutter an und strich ihr über das schwarzbraune Haar. „Das Gefühl habe ich auch. Es war übermächtig, als Onkel Mark mit diesem seltsamen Mann in Schwarz hier aufkreuzte. Er bringt die Gefahr. John kann nichts dafür. Ich liebe ihn! Und er liebt mich! Er liebt mich so wie ich bin und war nicht abgestoßen oder angewidert, als ich ihm das Gleiche anvertraute wie soeben dir.“ Ihre Hände legten sich auf ihr Herz. „Er schenkte mir sein Herz und mein Herz geht mit ihm! Diese Kette gibt mir das Gefühl, er ist da und wacht über mich!“

In diesem Moment entdeckte Anna das Rubinherz und las die Inschrift auf seiner Rückseite. Ihr wurde bewusst, wie viel John für Samantha empfand. „Morgen fahren wir in die Stadt. Wollen doch mal sehen, ob wir ein Besuchsrecht bekommen können!“ Mit strahlenden Augen fiel Samantha ihrer Mutter um den Hals.

P.E.M. Projekt Evolution Mensch

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