Читать книгу Fake Love - Jennifer Sucevic - Страница 10
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Reed
Emerson ist keine Jungfrau.
Es ist einfach nicht möglich.
Das Mädchen ist im letzten Jahr auf dem College und sieht absolut umwerfend aus. Seit der Highschool hatte sie mehrere Freunde. Vielleicht hat sie ihre Jungfräulichkeit nicht wie ich mit sechzehn verloren, aber irgendwann in den letzten Jahren garantiert.
Oder nicht?
Em und ich sind seit sieben Jahren beste Freunde. Ich würde es wissen, wenn sie noch Jungfrau wäre. Sie hätte mir so etwas anvertraut. Oder nicht?
Sie hat nie was gesagt.
Es ist ja nicht so, dass wir herumsitzen und Sexgeschichten austauschen. Eigentlich ist Sex das einzige Thema, über das wir nicht sprechen. Das Letzte, was ich hören möchte, ist, wie andere Jungs sie vögeln, und ich will sie ganz sicher nicht mit meinen Sexkapaden unterhalten.
Ich schüttele den Kopf, um die Gedanken an Em daraus zu vertreiben. Dann atme ich tief ein und verpasse Tyler einen weiteren Schlag. Blut spritzt aus seiner Nase und tropft auf sein rosa Polohemd.
Er ist ein verdammter Idiot, wenn er Emerson so blamiert.
Anstatt hierzubleiben und Tyler in den Arsch zu treten, beschließe ich, Em zu finden. Ich will sicher sein, dass sie okay ist. Tyler wird sich bestimmt nicht um sie kümmern. Er ist zu sehr damit beschäftigt, über seine Nase zu jammern. Em ist ihm scheißegal. Wahrscheinlich war sie das schon immer. Er wollte nur das eine von ihr und ich bin froh, dass er das nicht bekommen hat.
Verdammt, ich würde ihn am liebsten wieder schlagen.
Ein letztes Mal, nur für mich.
"Scheiße, Alter", jammert Tyler. Seine Stimme klingt nasal, er hält sich mit beiden Händen die Nase zu. Trotzdem tropft Blut auf den Boden. "Das war total unnötig."
"Stimmt!", knurre ich. "Ich würde gern mehr Schaden anrichten, aber du bist es nicht wert."
Ich schüttle meine Hand aus und blicke die Leute an, die sich in den Raum drängen. Sie machen Fotos mit ihren Handys. Morgen früh werden die Bilder überall auf Instagram und Snapchat zu sehen sein.
Ich bin froh, dass Em abgehauen ist und nicht da ist, um das mitzubekommen.
"Also, was den Blowie betrifft", lallt die betrunkene Blondine, die immer noch auf dem Bett sitzt.
Ich ignoriere sie, mache einen bedrohlichen Schritt auf Tyler zu und steche ihm einen Finger in die Brust. Er versteift sich, aber er weicht nicht zurück.
"Halte dich verdammt noch mal von Emerson fern. Sie will nichts mehr mit dir zu tun haben."
Trotz des Bluts, das ihm vom Gesicht tropft, sagt er spöttisch: "Das ist genau das, was du wolltest, oder, Philips? Wie lange hast du darauf gewartet, an ihr Höschen zu kommen? Ich schätze, jetzt hast du deine Chance, nicht wahr?"
Ich schubse ihn einen Schritt zurück. "Verpiss dich!"
"Wie auch immer."
Ich gebe ihm einen letzten Stoß, bevor ich den Raum verlasse und mich durch den engen Gang und die Treppe hinunter schiebe. Die Nachricht, dass eine Schlägerei ausgebrochen ist, hat sich auf der Party wie ein Lauffeuer verbreitet. Alle streben wie eine Rinderherde in den ersten Stock, um einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen.
Sobald ich den Treppenabsatz erreicht habe, bleibe ich stehen und suche die Menge nach Emersons dunklem Schopf ab. Panik erfüllt mich, als ich sie nicht finde. Ich hätte ihr sofort hinterherlaufen sollen, anstatt Tyler eine zu verpassen.
"Verdammt noch mal!" Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare und schaue zur Haustür. Wie ich Em kenne – und das tue ich – wird sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diese Party bringen wollen. Das kann ich ihr nicht mal verübeln. Ich wünschte nur, sie wäre nicht ohne mich gegangen. Sie sollte an einem Freitagabend um elf Uhr nicht allein herumlaufen. Die Southern ist ein ziemlich sicherer Campus, aber trotzdem passiert hin und wieder was.
Sobald ich auf den Bürgersteig trete, scanne ich die Straße und atme tief durch, als ich ihre vertraute Gestalt in Richtung ihres Wohnheims gehen sehe.
Gott sei Dank!
Ich brauche weniger als eine Minute, um sie einzuholen. Sogar in der Dunkelheit sehe ich, dass ihr Gesicht erhitzt ist und ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengezogen sind. Es sind keine Tränen in Sicht, was eine Erleichterung ist. Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann sind es Tränen. Sie geben mir das Gefühl, so hilflos wie ein neugeborenes Baby zu sein. Total nutzlos und unsicher, wie ich die Situation verbessern kann.
Ihre schwarzen High Heels baumeln von einer Hand, sie ignoriert mich, während ich neben ihr gehe und mein Tempo verlangsame. Jetzt, wo ich sie gefunden habe, herrscht in meinem Kopf vollkommene Leere. Was zum Teufel soll ich sagen?
Ein unbehagliches Schweigen breitet sich zwischen uns aus, ich räuspere mich, um es zu beenden. "Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nachts nicht allein herumlaufen sollst?" Ich mache eine Pause, bevor ich hinzufüge: "Das ist gefährlich."
Emerson schnaubt, bleibt aber nicht stehen. Wenn überhaupt, dann beschleunigt sie ihr Tempo, als wolle sie mich abschütteln, was nicht passieren wird. Em ist fast einen Fuß kleiner als ich und hat nicht annähernd so eine große Schrittlänge. Ich könnte sie noch im Schlaf überholen.
Der Klang ihres Atems erfüllt meine Ohren, bis ich nichts anderes mehr wahrnehme.
Ich zerbreche mir den Kopf, wie ich in das ganze Jungfrauengespräch einsteigen kann, aber mir fällt nichts ein. Wir sind beste Freunde. Em und ich können über fast alles reden. Also dürfte es nicht schwierig sein, über dieses Thema zu sprechen. Und doch zögere ich.
Es geht mich vielleicht nichts an, aber ich muss es wissen.
"Ist es wahr?" Ich halte inne, ihr Atem stockt. Es ist nur ein kleines Geräusch, aber in der Stille, die um uns herum herrscht, fühlt es sich ohrenbetäubend laut an. "Ist es wahr, was Tyler gesagt hat?"